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Hermann Wißmann

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Hermann Wißmann (*4. September 1853 in Frankfurt an der Oder†1905) war ein deutscher Afrikaforscher.

Wißmann trat nach einer Ausbildung iin einem Kadettenkorps 1873 als Fähnrich in ein mecklenburgisches Infanterieregiment ein und wurde 1874 Leutnant in demselben.

Mit dem Afrikaforscher Paul Pogge näher bekannt geworden, bereitete er sich seit 1880 zu einer Reise nach Afrika vor und wurde 1881 im Dienste der Afrikanischen Gesellschaft nach Afrika entsandt.

Mit Pogge verließ er 1881 Loanda, gelangte über Malansche nach Kimbundo und nach Überschreitung des Kassai in das Gebiet der Tuschilange am Lulua. Von dort kamen sie zum Mukambasee, dessen wahre Ausdehnung bestimmt wurde, dann zu den kunstfertigen Bassongo ,passierten den Lubilasch oder Sankuru und setzten nach Erreichung des angeschwollenen Luubu die Reise in Booten zum Lualaba fort. In Nyangwe trennten sich die Forscher, Pogge kehrte nach der Westküste zurück, Wißmann aber ging ostwärts weiter und erreichte in Begleitung des Sklavenhändlers Tippu Tip die Osküste Afrikas am 15. November bei Saadani.

Er kehrte dann über Sansibar und Ägypten nach Deutschland zurück. Nun gewann ihn der König Leopold von Belgien zu einer Forschungsreise in das südliche Kongobecken. Am 16. November 1883 verließ er, begleitet von den Leutnants Brüdern Müller und Francois und Dr. Ludwig Wolf, Hamburg, um zunächst in Malange seine Expedition zu organisieren, was ihm durch die Übernahme von Pogges sämtlichen Leuten schnell gelang, so dass er am l7. Juli 1884 aufbrechen konnte.
Er stellte die verfallene Station Lu-buku wieder her und gründete am Lulua unter 5° 57' südlicher Breite und 22 20' östlicher Länge von Greenwich die Station Luluaburg. Während für die Talfahrt auf dem Lulua gerüstet wurde, entsandte er Leutnant Francois ostwärts zum Häuptling Mona Tende dnd Wolf auf eine Exkursion nach Norden. Die Fahrt wurde 28. Mai angetreten auf den zu diesem Zweck erbauten zehn großen Kähnen und zehn Kanus der Eingeborenen, welche außer Wißmann, Francois, H. Müller (Fr. Müller war inzwischen gestorben) und Wolf 48 Träger und 150 Baluba trugen

Am 5. Juni wurde der Zusammenfluß mit dem Kassai erreicht, am 16. Juni die Mündung des Sankuru passiert. Vom 24. Juni an hatte die Expedition eine Reihe von erbitterten Kämpfen zu bestehen, bis sie am 9. Juli Kwamouth und am 16. Juli nach 50tägiger Fahrt Léopoldville erreichte.
Die längst vermutete Zugehörigkeit des Kassai zum Kongogebiet war damit festgestellt. Wißmann begab sich darauf zu Erholung nach Madeira, kehrte aber nach kurzem Aufenthalt zum Kongo zurück, um die Erforschung des Gebiets im Nordosten des Lulua wieder aufzunehmen. Nachdem er einen vergeblichen Vorstoß in das Gebiet der feindseligen Baluba am Buschimanei, einem Zufluss des Lubilasch, gemacht hatte, ging er nordostwärts und überschritt den Sankuru. Er musse aber vor dem dichten und sumpfigen Urwald zurückweichen und sich südwärts wenden und gelangte über Nyangwe, den Tanganjika und Nyassa auf einer neuen Route nach Mosambik und von dort über Sansibar und Ägypten nach Europa.

Nachdem Wißmann den Winter 1887-88 in Madeira zu seiner Erholung zugebracht und dort seine Reisen bearbeitet hatte, ging er im Auftrag des belgischen Königs nach Ägypten und kehrte darauf nach Deutschtand zurück, um eine hier geplante Expedition zum Entsatz Emin Paschas(Eduard Schnitzer) zu übernehmen. Inzwischen waren ernste Unruhen in Deutsch-Ostafrika ausgebrochen, so dass sich das Deutsche Reich entschloss, einzugreifen, um den deutschen Besitzzustand zu retten, und Emin Pascha zu unterstützen.

Der Reichskanzler Otto von Bismarck berief Wißmann, welcher die Beförderung zum Hauptmann erhielt, zum Reichskommissar, der Reichstag bewilligte eine Summe von 2 Millionen Mark, 21 deutsche Offiziere, Ärzte und Beamte sowie 40 Unteroffiziere wurden für den Dienst in Afrika angeworben und aus Somali, Zulu und Sudanesen eine Kolonialtruppe gebildet. Zur Beförderung seiner Truppen von einem Küstenplatz zum andern und zur Verbindung der Küstenplätze untereinander wurden fünf Dampfer angekauft. Das bei Sansibar stationierte deutsche Kreuzergeschwader leistete bei den sofort eröffneten Operationen gegen die Aufständischen wirksame Hilfe. Am 8. Mai 1889 wurde das befestigte Lager des Rebellenführers Buschiri bei Bagamojo erstürmt. In schneller Folge wurden sodann Saadani, Pangani und Tanga genommen, wobei sich in jedem Fall der Widerstand der Eingeborenen geringer zeigte.

Wißmann verstarb im Jahre 1905.

Seine Reisen beschrieb er in den Werken:

"Im Innern Afrikas. Die Erforschung des Kassai" (mit Wolf, Francois und H. Müller, Leipz. 1888)

"Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost", 1880-83 ausgeführt von Paul Pogge und H. W. (Berl. 1889).



Quelle: Meyers Konservationslexikon von 1888