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Schmetterlingsessel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Butterfly Model M198 aus dem Jahre 1959

Der Butterfly Chair (deutsch: Schmetterlingstuhl), auch Fledermausstuhl, Hardoy Chair oder BFK-Chair genannt, gehört zu den Design-Klassikern des 20. Jahrhunderts. Er besteht aus Vollmetall-Schlaufen mit vier fest verschweißten Kreuzungspunkten und einem Bezug, der mit Laschen an den Biegungen des Rahmens befestigt und somit austauschbar ist. Der Stuhl ist leicht und stapelbar konzipiert. Seinen Namen verdankt der organischen Silhouette, die an den Flügelschlag eines Schmetterlings erinnert.

Geschichte

Biobüffel-Leder Hardoy Butterfly Chair
Hardoy Butterfly Chair aus dem Jahre 2017 von Manufakturplus. Husse aus biologischem Büffelleder.

Der Schmetterlingsstuhl wurde 1938 im Architekturbüro „Austral“ in Buenos Aires entworfen. Die auch oft angetroffene Bezeichnung BKF Chair setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der Namen der drei am Entwurf beteiligten Architekten Antonio Bonet, Juan Kurchan und Jorge Ferrari-Hardoy. Ferrari-Hardoy ist später von Bonet und Kurchan als eigentlicher Urheber des Stuhls anerkannt worden. Alle drei hatten 1937 im Architekturbüro Le Corbusiers in Paris praktiziert und waren in Argentinien als Stadtplaner tätig. Im Rahmen des dritten „Salon de Artistas Decoradores“, einer Einrichtungsmesse in Buenos Aires, wurde der „Butterfly Chair“ 1940 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Seit 1941 ist der Hardoy Butterfly Chair Teil der ständigen Ausstellung des New Yorker Museum of Modern Art (MoMA). Dort ist einer der drei Protagonisten ausgestellt. Das zweite Original befindet sich in Frank Lloyd Wrights berühmten Fallingwater-Haus. Der Verbleib des dritten Exemplars ist bis heute ungeklärt. Bereits 1947 erwarb das Ehepaar Florence und Hans Knoll die Lizenz zur Herstellung des Stuhls. Daraufhin avancierte der Hardoy Butterfly Chair in den 1950er Jahren zu einer echten Stil-Ikone seiner Zeit. Allein im Raum Los Angeles soll er bis zu 3.000 Mal pro Woche verkauft worden sein. Mit dem Erfolg kamen jedoch auch immer mehr Kopien des Stuhls in minderwertiger Qualität auf den Markt. Hans Knoll versuchte daraufhin, sich gerichtlich die alleinigen Produktionsrechte zu sichern und scheiterte. Das Gericht entschied, dass der Stuhl direkt auf dem patentierten Faltstuhl „Tripolina“ des englischen Erfinders Joseph Fenby von 1877 beruhte. Bonet, Kuchan uns Hardoy hatten ihrerseits versäumt, die Weiterentwicklung des „Tripolina“-Stuhls rechtlich zu schützen. Daraufhin stellte Knoll die Produktion des Hardoy Butterfly Chairs bereits nach nur drei Jahren wieder ein. Fortan verzerrte eine Flut billiger Imitate durch veränderte Maße und minderwertige Materialien die klassische Schönheit des Stuhls. Er verkam zum gestalterischen Allgemeingut[1]. Auch Abwandlungen des Chairs, wie das Zweisitzer-Sofa der argentinischen Designerin Barbara Gimenez Weinbaum, kamen auf den Markt. Es wurde 2013 mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet[2]. Neben Herstellern wie Oxdenmarq oder Cuero fertigt Weinbaum seit 2012 in Leipzig auch den einsitzigen BFK Butterfly Chair. Bereits seit 1999 verfolgt der Möbel- und Lederspezialist Mirko Endter mit seinem Unternehmen Manufakturplus das Ziel, den Design-Klassiker Hardoy Butterfly Chair wieder in der ihm gebührenden Qualität zu anzubieten und setzt dabei seit 2006 auf eine Fertigung in Handarbeit, hochwertige Materialien und eine vollstufige Herstellung Made in Germany[3].  Seit 2010 produziert Manufakturplus den Klassiker auch mit nachhaltigem Biobüffel-Leder.

Trivia

Die Konstruktion des Schmetterlingstuhls geht auf den vom englischen Ingenieur Joseph Beverly Fenby im 19. Jahrhundert entworfenen Sessel „Tripolina“ zurück. Er vereinte Leder mit Metall, was die Verschmelzung von Kunsthandwerk und industrieller Fertigung propagieren sollte.

Einzelnachweise

  1. Stuhl "Butterfly / Hardoy". In: Schöner Wohnen. (schoener-wohnen.de [abgerufen am 11. Dezember 2017]).
  2. Winkler Medien Verlag News:. In: Winkler Medien Verlag. (winkler-online.de [abgerufen am 11. Dezember 2017]).
  3. Schaun, Jeanette: Das Buch der Klassiker die 500 besten Möbel und Wohnaccessoires. Hrsg.: Schöner Wohnen. Callwey, [München] 2011, ISBN 978-3-7667-1918-8 (worldcat.org).