Emin Pascha
Eduard Schnitzer (28. März 1840 in Oppeln) †1892 Kongogebiet) war ein unter dem Namen Emin Pascha bekannter Afrikaforscher.
Schnitzler, Sohn eines jüdischen Kaufmanns, zog nach dessen Tode mit seiner Mutter nach Neiße zog. Nach dem Besuch des dortigen Gymnasiums , studierte er in Breslau, Berlin und Königsberg Medizin und begab sich danach in die Türkei. In Antivari wurde er Hafen- und Distriktsarzt und beteiligte sich als Militärarzt an einer Expedition nach Syrien und Arabien.
1871 folgte er einem Ruf des Gouverneurs Ismail Pascha, den er zuerst nach Trapezunt und Erzerum und später ins Exil folgte. Nach Ismail Paschas Wiedereinsetzung in sein Amt begleitete er ihn nach Janina und blieb dort bis zu dessen Tod im Jahre 1873.
Schnitzer heiratete darauf die Witwe Ismail Paschas, eine Griechin. Inzwischen war er nicht nur des Französischen, Englischen, Italienischen, verschiedener slawischer Idiome, des Türkischen, Arabischen und Persischen vollständig mächtig geworden, er hatte sich auch die orientalischen Sitten und Gebräuche so angeeignet, dass niemand ihm den westeuropäischen Ursprung anmerkte.
Nach kurzem Besuch der Heimat 1875 begab sich Schnitzer nach Ägypten, folgte 1876 Gordon Pascha in den Sudan und wurde als Emin Efendi zum Chefarzt ernannt. Er ging mit Gordon zum Ukerewesee und untersuchte den Somerset (Victoria-Nil), fuhr 1877 von Lado über Dusile abermals den Nil hinauf bis Magungo am Mwutansee und begab sich dann über Masindi nach Mruli und zwischen dem Kafurfluss und dem Ibrahim Pascha See durch Unyoro südwärts bis zu Mtesas Residenz Rubagha unweit des Ukerewe.
Darauf zum Bei befördert und 1878 zum Gouverneur in den Äquatorialprovinzen ernannt, ging er von Rubagha zum Ukerewesee und über Mruli und Fauvera wieder nach Magungo. In Unyoro erfuhr er, dass der von Stanley entdeckte Beatricegolf nicht, wie jener glaubte, zum Mwutan gehöre, sondern zu einem südlichern Seebecken.
1879 unternahm er eine Reise nach dem vorher noch nie besuchten westlichen Uferland des Mwutan, 1880 besuchte er das Makrakaland. 1881 wurden die Gebiete von Rohl und Amadi], Teile der Niam-Niam-Länder und ganz Monbuttu zu seiner Provinz hinzugefügt.
Schnitzer war unermüdlich tätig, diese Gebiete zu organisieren und die angrenzenden noch unbekannten Landschaften zu erforschen, als der Aufstand des Mahdi und die Vernichtung der ägyptischen Herrschaft in den nördlich von seiner Provinz gelegenen Bezirken ihn plötzlich völlig von aller Verbindung mit seiner Regierung abschnitt und ihn in eine äußerst gefährdete Lage brachte.
Da sich zu derselben Zeit W. Junker und Casati bei Schnitzer befanden, wurde auf Veranlassung des in Petersburg ansässigen Bruders von Casati durch Vermittelung Bastians 1886 der Massaiforscher Fischer an der Spitze einer Expedition abgesandt, um sie zu befreien.
Doch war es unmöglich, vom Herrscher von Uganda die Erlaubnis zum Durchzug zu erlangen, und Fischer musste umkehren. Junker gelangte trotzdem glücklich an die Küste, Schnitzer aber blieb auf seinem Posten in Wadelai.
Nun organisierte man in England auf Anregung Felkins eine Expedition, an deren Spitze Stanley gestellt wurde, die über Sansibar (zur Anwerbung von Trägern) zum Kongo ging. Wohl noch nie war eine so bedeutende und so sorgfältig ausgerüstete Expedition ausgezogen. Stanley hatte unter sich 9 Europäer, 61 Sudanesen, 13 Somali und 620 Sansibariten, führte 50 Esel und außer vortrefflichen Gewehren auch eine Maximkanone mit sich. Auch wusste Stanley den arabischen Händler Tippu-Tip zu gewinnen, der den Posten eines Gouverneurs am oberen Kongo annahm.
Inzwischen war Schnitzer durch Junker von Uganda aus reichlich mit Vorräten versorgt worden. Stanley ging in Dampfern des Kongostaats den Kongo aufwärts bis zum Aruwimi, an welchem aufwärts er nun die Landreise antrat. Schnitzer setzte inzwischen seine Forschungsreisen fort und unternahm eine Expedition zur Untersuchung des Kakibbi, des südlichen Zuflusses des Albert Nyanza; er erklärte auch, als die Nachricht von einer abgesandten Entsatzexpedition bei ihm anlangte, ganz entschieden, seinen Posten nicht verlassen zu wollen und hoffte, die Ordnung in seiner Provinz selbst aufrecht erhalten zu können.
Da aber von Stanley bis Ende 1888 keine Nachrichten nach Europa gelangten, auch Berichte von einer Eroberung der Provinz Schnitzers, der inzwischen von der ägyptischen Regierung zum Pascha ernannt worden war, und seiner Gefangennahme durch den Mahdi nach Europa gelangten, so begann man von verschiedenen Seiten Hilfsexpeditionen auszurüsten. Von Amerika brach Leutnant Shufeldt auf, von England sollte eine Expedition unter Leutnant Swaine ausgehen, von Deutschland wollte man eine Vorhut unter Wißmann absenden, während die Leitung der Hauptexpedition Peters übernehmen sollte. Zu diesem Zweck wurden überall in Deutschland Sammlungen durchgeführt.
Inzwischen brach in dem von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in Verwaltung genommenen Küstenstrich ein lange vorbereiteter, von den dortigen arabischen Sklavenhändlern organisierter Aufstand aus, welcher zur Räumung fast sämtlicher Stationen führte. Dennoch beschloß man deutscherseits, von der Absendung einer Hilfsexpedition nicht abzustehen, und da Wißmann die Stellung eines Reichskommissars für Ostafrika annahm, so wurde Peters mit der alleinigen Leitung der Expedition betraut.
Schitzer wurde 1892 im Kongogebiet ermordet.
Vgl. "Emin Pascha. Eine Sammlung von Reisebriefen und Berichten" (hrsg. von Schweinfurth und Ratzel, Leipz. 1888).
Quelle: Meyers Konversationslexikon von 1888
Vorlage:Meyers
ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890