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Kölsch (Bier)

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Ein Kranz Kölsch
Frisch gezapftes Kölsch

Kölsch ist ein helles obergäriges Vollbier mit einer durchschnittlichen Stammwürze von 11,3 %. Welches Bier sich Kölsch nennen darf, regelt die Kölsch-Konvention.

Regionale Spezialität

1997 wurde Kölsch, als bisher einzige Bierspezialität, von der EU in den Kreis der geschützten regionalen Spezialitäten aufgenommen und genießt damit eine geschützte Herkunftbezeichnung wie z. B. Champagner oder Cognac.

Kölsch-Kultur

Kölsch wird aus der Kölner Stange, einem länglichen und schlanken, relativ dünnwandigen Glas mit einem Inhalt von traditionell 0,2 Liter getrunken. Allerdings setzen sich mittlerweile gerade in der Außengastronomie auch größere Stangen mit 0,3 oder 0,4 Litern Inhalt durch. In besonders traditionellen Kneipen trifft man auch auf das halbe Kölsch, das in einer Stange mit nur 0,1 Litern Inhalt, dem Stößchen, serviert wird.

In Brauhäusern wird das Kölsch vom Köbes gebracht. Hierzu verwendet er seit Ende des 19. Jahrhunderts auch den Kranz (siehe Bild) - ein Behältnis für bis zu 24 Stangen mit einem Tragegriff in der Mitte. Vom Fass gezapft wird das Kölsch vom Zappes. In besonders traditionsbewussten Gasthausbrauereien gelangen dabei auch heute noch die ansonsten eher selten gewordenen Holzfässer zum Einsatz, aus denen dann ohne die heute üblichen mit Druckgas betriebenen Zapfanlagen wie früher nur mit einem zuvor eingeschlagenen Zapfhahn gezapft wird, weshalb das Bier bisweilen weniger spritzig als heute allgemein erwartet ausfallen kann.

Ein 10 Liter großes Fass mit Kölsch wird als Pittermännchen bezeichnet und erfreut sich zusammen mit den überall erhältlichen Zapfgarnituren bei privaten Feiern großer Beliebtheit.

Wie die meisten, insbesondere die komplexen obergärigen Biere entwickelt das Kölsch seine volle geschmackliche Vielfalt erst ab einer gewissen Temperatur, weshalb es niemals "eiskalt", sondern bei wenigstens acht, besser zehn Grad genossen werden sollte.

Herstellung

Kölsch wird von den meisten Brauereien nach dem Deutschen Reinheitsgebot von 1516 gebraut, nach welchen lediglich Gerstenmalz, Hopfen und Wasser enthalten sein sollen. Einige Brauer setzen auch einen kleinen Anteil Weizenmalz zu.

Der Hopfen für das Kölsch stammt z. T. vom Niederrhein, aus der Gegend von Kerpen und Düren, genauso wie aus der Hallertau.

Während die meisten obergärigen Biere bei Temperaturen um 20 °C vergoren werden, geschieht dies bei den meisten Kölschbrauereien deutlich kühler, bei etwa 14 - 16 °C.

Verwandte Biere

Kölsch ist ein naher Verwandter des ebenfalls obergärig, jedoch (meist, aber nicht immer) unter Verwendung dunklerer Malze und (wiederum: meist) wesentlich herberem, weiter nördlich am Niederrhein hergestellten Altbiers (kurz Alt). Eher scherzhaft-freundlich bekriegen sich Kölner und Düsseldorfer immer wieder gerne, wenn es darum geht, welche Stadt das "wahre Bier" erfunden habe. So bestellen Düsseldorfer in Kölner Kneipen ebenso gerne ein Alt, wie Kölner in Düsseldorfer Gaststätten nach einem Kölsch rufen, was jedoch beides nur in den seltensten Fällen zu ernsthaften Auseinandersetzungen führt.

Ein dem Kölsch ebenfalls nahe verwandtes obergäriges Bier wurde bis in die jüngste Zeit in Aachen gebraut, am bekanntesten war die 1989 geschlossene Brauerei Degraa. In Bonn, das nicht zu den Gemeinden der Kölsch-Konvention zählt, wird das Bönnsch hergestellt und ausgeschenkt.

Der "Vorgänger": Wieß (Weiß)

Wieß ist der Vorgänger des heutigen Kölsch. Es wird ebenfalls obergärig gebraut, ist aber im Gegensatz zum Kölsch unfiltriert und naturtrüb. Die Filtration des Bieres wurde erst mit der Industriealisierung des Brauprozesses möglich. Es erinnert an Weizen, wie beim Kölsch wird allerdings Gerste als Getreide verwendet.

Wieß wird nicht aus Stangen getrunken, sondern aus Gläsern, die zwischen 0,3 und 0,5 Liter fassen.

Heute findet man Wieß wieder in einigen Kölner Brauhäusern (Dom, Peters, Hellers, Braustelle, Weißbräu), aber auch in der Neußer Gegend.

Kölsch-Marken

Kronkorken "Zunftkölsch"

Die Vielfalt der Kölschmarken ist nur schwer zu überschauen. Von ursprünglich ca. 100 Kölschmarken existierten 2005 noch etwa 30, wobei einige erst in den letzten zwei Jahrzehnten auf den Markt kamen. Das bedeutet aber nicht, dass es auch noch so viele Kölsch-Brauereien gibt. Die europaweite Konzentration der Brauereiwirtschaft ging auch an Köln nicht vorbei, sodass es außer einigen kleineren Brauhäusern - teilweise auch noch mit klassischen Hausbrauereien - Großbrauereien gibt, die mehrere Kölsch-Sorten herstellen.

Einige Kölschmarken werden als Lohnbräu bei anderen Brauereien hergestellt.

Dabei teilen sich die "großen Drei"

zusammen etwa 60 Prozent des Kölsch-Marktes.


Siehe auch: Deutsches Bier

Literatur

  • Rick, Detlef und Fröhlich, Janus, Kölsch Kultur, Emons Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89705-377-2
  • Wenn Blicke trinken könnten. Die ersten 14 Jahre der Früh Kölsch-Kampagne, Emons Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89705-410-8