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Heavy-Metal-Umlaut

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Unter einem Heavy-Metal-Umlaut (auch englisch: röck döts) versteht man Umlaute im Namen einer (Metal-)Band. Umlaute und andere diakritische Zeichen geben dem (meist englischsprachigen) Bandnamen ein fremdartiges Erscheinungsbild, man spricht sogar von "Germanischer Härte". In die Aussprache des Namens fließt der Umlaut nicht mit ein.

Entwicklung

Im Jahre 1969 veröffentlichte die deutsche Krautrock-Band Amon Düül ihr erstes Album. Allerdings ist die Verwendung von Umlauten hier durchaus noch relevant für die Aussprache: Amon steht für den ägyptischen Sonnengott, Düül ist eine türkische Sagengestalt.

Der willkürliche Umlaut in der Rockmusik wurde 1970 durch Blue Öyster Cult eingeführt. Man streitet sich zwar, ob der Gitarrist Allen Lanier oder der Produzent und Manager Sandy Pearlman die Idee hatte, aber man ist sich einig, damit die wagnerianischen Aspekte der Musik beschreiben zu wollen.

Motörhead und Mötley Crüe sollten die nächsten sein. Der Umlaut in Motörhead war eine Schöpfung des Grafikers, der das Cover für ihr erstes Album anfertigte: "Weil es einfach böse aussieht." (Lemmy Kilmister, Sänger und Bassist). Am Gebrauch hielt man fest. Angeblich stammen die Umlaute bei Mötley Crüe von deren Lieblingsgetränk Löwenbräu.

Die Umlautmanie wurde durch die US-Metaller Lääz Rockit fortgesetzt. Bei dieser doppelten Variante werden die beiden Trema-Punkte als zusätzlicher Clou einzeln auf das Doppel-a verteilt, so dass sich die Schreibweise "Lååz Rockit" ergibt. Weil sich diese Neukreation im allgemeinen Schriftgebrauch aber kaum darstellen lässt, verwendet die Band den Umlaut in der Regel nur in ihrem offiziellen Logo. Dasselbe Problem gilt für Queensrÿche, die den Buchstaben y mit zwei Punkten versahen. Underground Zerø dehnten das Sprachspiel auf die skandinavischen Sprachen aus, aus dem spanischen Raum kennt man das Beispiel Mägo de Oz.

Die Scherz-Band Spın̈al Tap setzten die Umlautzeichen über das N, einen Konsonanten. Diese ungewöhnliche Konstruktion findet sich bisher nur in der Sprache Jacaltec in Guatemala, und die Schreiber des Drehbuchs zum Film This is Spın̈al Tap haben davon vermutlich nichts gewusst.

Sprachen mit Umlauten

Viele Sprachen, die sich der Diakritika bedienen (z.B. Deutsch, Schwedisch, Türkisch, ...), beschreiben damit bestimmte Laute und verleihen den Wörtern nicht etwa einen emphatischen oder gar bösen Charakter. In vielen Sprachen wird ein hinterer Vokal durch Pünktchen zu einem vorderen Vokal (o->ö, ...), was dem Laien sogar als weicherer Klang vorkommen mag, so daß die bösgemeinten Umlaute wie eine Verniedlichung wirken können.

Auch besteht hier die Gefahr, dass die Umlaute in die Aussprache einfließen, wie die dadurch etwas verwirrten Mötley Crüe auf einer Deutschland-Tournee feststellten, als das Publikum "Mötley Crüe" skandierte, aber eben so, wie wenn man es auf Deutsch lesen würde.

Der Heavy-Metal-Umlaut in der Popularliteratur

Vor allem englischsprachige Autoren verwenden in Szene-bezogenen Werken gerne diese fremdartigen Zeichen. In den Comic-Strips von Berkeley Breathed gibt es die Band Deathtöngue, die Songs wie "Let's run over Lionel Richie with a tank" zum Besten gibt.

Die Novelle Zodiac von Neal Stephenson beschreibt auch die fiktive Band Pöyzen Böyzen, die eine Person im Buch als "nicht so schlecht für eine Band mit zwei Umlauten" beschreibt.

1997 brachte die Satire-Zeitschrift The Onion einen Artikel mit dem Titel "Ünited Stätes Toughens Image With Umlauts" heraus. In dem Artikel geht es darum, dass eine Initiative im Kongress den Vorschlag einbrachte, mit den Umlauten im Namen würde eine quasi-metallische Härte dargestellt.

Der Journalist und Autor Steve Almond nannte sein Buch "Spandex and umlaut circuit", in dem er 2002 den Touralltag im Metal-Business beschrieb.

Der Rock-Kritiker Chuck Klostermann untertitelte 2003 sein Buch "Fargo Rock City" mit "A Heavy Metal Odyssee in Rural Nörth Daköta".

Weitere Bands mit diakritischen Zeichen im Namen

Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, viele in Europa unbekannte Bands wurden aus der englischen Wikipedia übernommen.

  • Die Metal-Band Fates Warning nannte ihr erstes Album "Night on Bröcken". Damit war der Hexenberg in Deutschland gemeint, der Umlaut diente der Coolness.
  • Die Grindcore-Band Assück aus Florida
  • Die New Yorker Glamrockgruppe Toilet Böys, deren Sänger Guy als Transvestit auftritt.
  • The Crüxshadows, eine Gothic-Band, ebenfalls aus Florida
  • Die australische Black- und Thrash Metal-Combo Deströyer 666
  • Die kalifornische Hardcoreband Circle Jerks brachten 1986 die LP "Wönderful", eine Heavy-Metal-Parodie heraus, auf der sie Lieder wie "American Heavy Metal Weekend" zum Besten geben.
  • Die Ärzte verwenden seit Erscheinen des Albums "Geräusch" drei Punkte über dem A, was aber von Fans auch als Parodie auf den Heavy-Metal-Umlaut angesehen wird. Auf manchen Merchandising-Artikeln wurden die drei Punkte durch Abbildungen der Köpfe der drei Bandmitglieder ersetzt.
  • King Køng, eine Punkband unter Beteiligung von Jan Vetter „Farin Urlaub“, wurde eigentlich "King Kong" gesprochen, was diverse Moderatoren allerdings nicht störte.
  • Hüsker Dü aus Minneapolis, eine Vorreiter-Gruppe der Punk- und Alternative-Szene. Sie peppten eine dänische Floskel (ungefähr "Erinnerst Du Dich") mit Umlauten auf. Einen ähnlichen Namen trägt die Punkband Schüssler Dü.
  • Die französische Zeuhl-Band Magma verwendet in ihren Texten eine Phantasiesprache, "kobaïanisch", welche dann zu entsprechenden Album- und Songtiteln führt, wie z.B. Mekanïk Destruktïw Kommandöh und Köhntarkösz.
  • Es gab auch eine West-Berliner Punkband der 80er Jahre namens Mekanïk Destruktïw Kommandöh
  • Die aus der Gegend um Toronto kommende Folk-Pop-Band Moxy Früvous
  • Die New Yorker Punkband Leftöver Crack, kurz LöC.
  • Die Mitglieder der Band Mudvayne nennen sich Chüd, Güüg, R-üd und Spüg.
  • Die spanische Band Mägo de Oz
  • Die Kanadier Voivod mit ihren Alben "RRRÖÖÖAAARRR" und "Dimension Hätröss" (Der Bandname wird stellenweise auch mit einem ï geschrieben - was allerdings durch den frankophonen Hintergrund der Band zu erklären ist und die richtige Aussprache des Bandnamens im Französischen gewährleisten soll). Auch einzelne Songtitel, etwa "Chaosmöngers", sind mit Umlaut versehen.
  • Die amerikanischen Thrash-Metaller Wehrmacht veröffentlichten 1989 ein Album mit dem Titel "Biermächt" (ein drei Jahre zuvor erschienenes Demo hatte noch "Beermacht" geheißen...).
  • Die englischen Space-Rock-Pioniere Hawkwind schrieben hinten auf ihr Album "In Search Of Space" (1971): "Technicäns Öf Spåce Ship Eårth This Is Yöür Cäptåin Speäking Yöür øåptåin Is Deäd".
  • Die finnische Punk-Band Ümlaut
  • Die deutsche Progressive Metal-Band Andy Belåq, deren Name sich durch gezielte Falschschreibung vom Zahnpflegeprodukt Blendax Anti-Belag ableitet
  • Die amerikanische Punk-Band "Mäd Cäddies" benutzen Heavy-Metal-Umlaute bei ihrer neuesten CD. Hier wird das "ä" in beiden Fallen allerdings auch so ausgesprochen.
  • Die Band Children of Umlaut aus San Francisco hat sinnigerweise keinen Umlaut im Namen.
  • Märtini Brös
  • Die Grindcore-Band Desücka aus Stuttgart
  • Die deutsche Noisecore-Formation Lønd Lørd’s Ønd aus Ludwigshafen nahm nicht die deutschen, sondern das skandinavische Ø in ihren Namen auf, den sie aus dem Englischen heraus entlehnte.
  • Maxïmo Park aus Newcastle, Nordengland.
  • Blöod Düster aus Australien
  • Die Death/Black Metal Bands Hypnös und Törr aus Tschechien
  • Die Niederländische Alternativ-Band Tröckener Keks
  • Die spanische Power Metal Band Vhäldemar
  • Die amerikanische Band Green Jellÿ, hatten Mitte der 90er mit "Three little Pigs" einen Hit auf den Musiksendern, siehe auch: VH-1 - Bio.
  • Die amerikanische Punk-Band Descendents schrieben den Titel "Hurtin Crue" auf einigen Veröffentlichungen (z.B. auf dem Album Somery) auch mit Umlauten: "Hürtin Crüe".
  • Zwei von acht richtigen Schreibweisen der Diskordianer Die Epheser werden mit Umlaut geschrieben.
  • Die US-amerikanische Trash-Glamour-Pop-Rock-Band Morningwood hat einen Song namens "Nü Rock" in ihrem Repertoire.