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Kenia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Jamhuri ya Kenya (Kisuaheli)
Republic of Kenya (engl.)
Republik Kenia
Flagge Kenias Wappen Kenias
(Details) (Details)
Wahlspruch: Harambee
(Kisuaheli, „Lass uns zusammenarbeiten“)
Amtssprache Swahili, Englisch
Hauptstadt Nairobi
Staatsform Präsidialrepublik
Präsident Mwai Kibaki
Fläche 582.646 km²
Einwohnerzahl 33,829,590 (Stand Juli 2005)
Bevölkerungsdichte 55 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 618 US-$ (2006)
Unabhängigkeit von Großbritannien am 12. Dezember 1963
Währung Kenia-Schilling (KES)
Zeitzone UTC+3
Nationalhymne Ee Mungu Nguvu Yetu
Kfz-Kennzeichen EAK
Internet-TLD .ke
Vorwahl +254
Karte Afrika, Kenia hervorgehoben
Karte Afrika, Kenia hervorgehoben
Karte von Kenia

Kenia (Aussprache: [ˈkeːni̯a]; Swahili, engl.: Kenya [ˈkɛnjə, ˈkiːnjə]) ist ein Staat in Ostafrika. Er grenzt an den Sudan, Äthiopien, Somalia, Tansania, Uganda und den Indischen Ozean.

Nationalfeiertag ist der 12. Dezember.

Das Land Kenia

Geographie

Straße im Tsavo East National Park

Zentral-Kenia wird vom Rift Valley, einem Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs, durchzogen. Die höchste Erhebung befindet sich mit 5.199 m im Mount-Kenya-Massiv, der tiefste Punkt liegt bei 0 m an der 480 km langen Küste des Indischen Ozeans; dort sind teilweise Korallenbänke vorgelagert. Die längsten Flüsse des Landes sind: Tana, Athi und Kerio.

Verwaltungsgliederung

Der Staat gliedert sich in die sieben Provinzen und einen Distrikt:

Städte

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005):

Siehe auch: Liste der Städte in Kenia

Nationalparks

Kenia besitzt eine Vielzahl an Nationalparks, die ein wichtiges Standbein für den Tourismus darstellen. Der bekannteste und größte Nationalpark Kenias ist die Massai Mara, der nördliche Ausläufer der Serengeti. Hier findet man besonders in den Monaten Juli und August einen großen Tierreichtum, bedingt durch die atemberaubenden Herdenwanderungen, bei denen meist der gesamte Horizont mit abertausenden Gnus, Zebras, Antilopen, Büffeln und Impalas übersät ist. Kleinere bedeutende Nationalparks sind Tsavo Ost und West, Amboseli, Kimana und Meru. Ebenso sehenswert ist der Nationalpark in Nairobi, ein kleineres tierreiches Reservat inmitten der Hauptstadt. Wohl nirgends sonst kann man Giraffen und Elefanten so dicht vor einer Großstadtskyline beobachten.

Bevölkerung

Große Volksgruppen

Kenia nimmt mit etwa 33 Millionen Einwohnern (2005) Rang 36 unter allen Ländern der Erde ein. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei etwa 47 Jahren.

Das Land wird von verschiedenen

An der Küste gibt es wegen der Kontakte über See arabische, indische bis hin zu chinesischen Gruppen und Einmischungen.

Aus der jüngeren Geschichte (Kolonialzeit) sind natürlich auch Europäer vorwiegend englischer Herkunft zu finden.

Völker, Sprachen und Dialekte

Die wichtigsten Sprachen von insgesamt 52 Volksguppen (die Linguisten führen ganz genau 61 Sprachvarianten incl. indischer Dialekte auf):

  • Gikuyu Sprache der größten Volksgruppe, um Nairobi (41%); berühmte Kikuyus: Jomo Kenyatta, Mwai Kibaki, Wangari Muta Maathai und Ngugi wa Thiong'o.
  • Luhya Sprache der gleichnamigen zweitgrößten Volksgruppe (14%) im Westen um Kakamega (Provinzhauptstadt) umfassend aus mehreren Sprachen z.B. Bukusu, Maragoli, Tiriki.
  • Luo, die Sprache der drittgrößten Ethnie (13%), wird am Viktoriasee um Kisumu gesprochen. Berühmte Luos: Oginga Odinga und Tom Mboya.
  • Kalenjin ist eine mehrere Sprachen umfassende Sprachgruppe (11%), z. B. das Tugen, die Sprache der Ethnie, aus der der zweite Präsident Daniel arap Moi entstammt. Die meisten der kenianischen "Wunderläufer" sind Kalenjin, besonders aus der Ethnie der Nandis.
  • Kamba, dem Kikuyu verwandt, wird von 11% der Bevölkerung östlich des Mount Kenya gesprochen.
  • Die Sprache der Maas(s)ai und verwandter Völker wie die Samburu oder Njemps ist das Maa.
  • Englisch ist die offizielle Amtssprache und weit verbreitet.
  • Swahili oder Kisuaheli, ist die zweite Amtssprache Kenias; es wird an der Küste um Mombasa z.B. bei den Giriamas gesprochen. Gleichzeitig ist Kisuaheli die lingua franca Ostafrikas. In Kenia ist es die vor allem auf dem Land am meisten gesprochene Sprache. Die bekanntesten Wörter aus dem Kisuaheli sind bei uns wohl jambo (Gruß), safari (Reise), simba (Löwe) oder hakuna matata (kein Problem). Auch malaika (mein Engel) - ein kenianischer Popsong - dürfte z.B. durch Miriam Makebas Song bekannt sein.
  • Indische Dialekte der "Asians" genannten Inder im Land.
  • Sheng ist die Jugendsprache.

Religion

Über 70 % der Bevölkerung sind Christen: (davon 51 % Anhänger der über 200 verschiedenen afrikanischen Kirchen und Protestanten. 20 % der Gesamtbevölkerung sind Katholiken). Mindestens 10 % werden Anhängern traditioneller afrikanischer Religionen zugerechnet. Daneben gibt es über 20 % Muslime der sunnitischen Richtung (vor allem an der Küste).

Mungiki-Sekte

Die traditionalistische und stark antiwestliche Mungiki-Sekte hat sich ab etwa 1985 Jahren meist unter den jungen und verarmten Kikuyu besonders in den Slums von Kenia als Massenbewegung schnell verbreitet.


Beschneidung

2002 wurde in Kenia mit dem “Childrens Act” eine moderne Kinderschutzgesetzgebung verankert. Hiernach ist die Genitalbeschneidung an unter 16-Jährigen gesetzlich verboten und wird in Artikel 14 unter Strafe gestellt. Es ist nicht bekannt, ob dieser Artikel vor Gericht schon einmal zur Anwendung kam.

Die kenianische Regierung hat im Übrigen einen “Nationalen Aktionsplan zur Abschaffung der Genitalbeschneidung von 1999 bis 2019” aufgestellt. Dieser Plan deutet schon darauf hin, dass die weibliche Bescheidung - wie sie z.B. wieder von der Mungiki-Sekte praktiziert wird, noch nicht überall erfolgreich verhindert werden kann.

Die männliche Beschneidung wird - je nach Ethnie durchaus unterschiedlich - praktiziert.

Geschichte

siehe Geschichte Kenias

Politik

siehe Politik Kenias

Aktuelle Politik

Wegen Korruptionsvorwürfen wurden 2005/06 zehn Minister entlassen oder traten wegen größerer Finanzskandale (Anglo-Leasing-Skandal und Goldenberg-Skandal) selbst zurück. Die aus mangelnder Loyalität zur Regierung von Präsident Kibaki 2006 entlassenen Minister waren: Raila Odinga, Kalonzo Musyoka, Najib Balala, Anyang' Nyon'go, William ole Ntimama und Frau Jebii Kilimo. Die selbst zurücktraten waren Erziehungsminister George Saitoti, Kiraitu Murungi, David Mwiraria und Chris Murungaru.

Am 22. März 2006 trat das (nach der für die Regierung gescheiterten Volksabstimmung über die neue Verfassung) von Präsident Kibaki beurlaubte Parlament zur neunten Periode zusammen. Kibaki äußerte sich zur neuen Verfassung und positiv zum Kampf gegen die Korruption. Er bejahte die Pressefreiheit (hier bezog er sich auf den "Sturm auf den Standard", siehe weiter unten), mahnte die Presse aber gleichzeitig zur Verantwortung.

Diese schwierigen und ernsthaften Bemühungen und Entwicklungen zu einem demokratischen Staat werden im Westen kaum wahrgenommen. Aids, Armut, Katastrophen und Korruption überlagern dieses sprießende und selbstbewusste bürgerschaftliche Engagement zumeist.


Sturm auf die Medien

Im März 2006 kam es zu einem recht mysteriösen Überfall einer Spezialeinheit der Polizei auf die Tageszeitung The Standard und deren Fernsehsender KTN. Bei der Polizeiaktion liefen die üblichen Überwachungskameras weiter. Die Spezialeinheit hatte stümperhaft vergessen, die Kameras auszuschalten oder wenigstens die Videos zu beschlagnahmen. Diese Bilder wurden am nächsten Tag im Fernsehen gesendet und konnten weltweit von der Website des Standard heruntergeladen werden. Jedermann konnte eine spektakuläre Polizeiaktion fast live miterleben, bei der sich die Polizisten völlig unbeobachtet glaubten.

Die Attacke wurde von einer Schnellen Eingreiftruppe namens „Kanga Squad“ durchgeführt, die von Offizieren der Geheimpolizei (CID) und der paramilitärischen Einheit General Service Unit (GSU) befehligt wurden. Die Kanga Squad waren mit AK 47- und G3-Gewehren bewaffnet. Der Überfall erfolgte simultan auf die Büros des Standard bzw. der KTN-Senderäume im I&M Bank Tower in der Innenstadt von Nairobi. Gleichzeitig wurden die Druckanlagen im Industriegebiet in der Likoni Road stillgelegt und Stapel frisch gedruckter Zeitungen in Brand gesetzt. In den Büros wurde Equipment wie Computer und Unterlagen beschlagnahmt. Die TV-Sendung wurde sofort unterbrochen.

Die Begründung für die Attacke gab der Justizminister später: Verdacht auf staatsfeindliche Aktivitäten. Die Zeitung hatte zuvor nämlich ausgeplaudert, dass sich Kibaki mit Kalonzo Musyoka, einem seiner stärksten politischen Gegner heimlich im Präsidentenpalais getroffen haben sollte. Die Opposition opponierte.

Am 12. Mai 2006 ereignete sich ein ähnlicher Überfall auf Radio „Hope FM“, eine christliche Station der Nairobi Pentecostal Church in der Valley Road, bei der bewaffnete Gangster die Senderäume stürmten, einen Wachmann erschossen und zwei weitere Menschen verletzten. Dann setzten sie Benzin in den Räumen in Brand. Das Feuer konnte gelöscht werden, aber das Radio konnte erst nach 10 Stunden wieder auf Sendung gehen.

Die Nachforschungen der Polizei konzentrierten sich auf bedrohliche mitgeschnittene Telefongespräche. In den Zeitungen des Landes erschienen daraufhin Karikaturen, die Innenminister John Michuki mit beiden Attacken in Verbindung brachten. Der reagierte gereizt, bedrohte die Presse als regierungsfeindlich und bezeichnete sie als Lügner. Auf einer Versammlung in Kibwezi sagte er nach einem Bericht der „Daily Nation“ am 15. Mai 2006 auf Kisuaheli: "Hakuna mtu atatisha serikali na Michuki hatishiki, wakileta mchezo tutawaonyesha cha mtema kuni". (Niemand darf die Regierung schädigen, und wer es tun, den werden wir Mores lehren!) Den Überfall auf den „Standard“ verteidigte er dabei erneut und kündigte an, dass er das gleiche bei Gefahr im Verzuge wieder tun würde.

Die Armenien-Connection

In diesem Zusammenhang wurden zwei Brüder, armenische Geschäftsleute, im März 2006 von Raila Odinga und anderen öffentlich beschuldigt, Kriminelle zu sein, mit Drogen zu handeln und am Überfall auf den Standard beteiligt gewesen zu sein. In der Tat war bei der Polizeiaktion auf den Filmen der laufenden Überwachungskameras ein hellhäutiger, kommandierender Mann zu sehen gewesen. Die Regierung wurde beschuldigt, die beiden zu decken. Die Brüder wiederum beschuldigten Odinga, sich von ihnen einen große Summe Geldes geliehen zu haben - ohne jede Quittung. Einer der Brüder, Artur Margaryan, der angab mit dem armenischen Premierminister verwandt zu sein, reichte in Nairobi offiziell Klage wegen Verleumdung und Rückzahlung des "Kredits" ein.


Flugzeugabsturz bei Friedensmission

Ein Flugzeugunglück großen Ausmaßes schockte am 10. April 2006 das Land, als eine fünf Jahre alte, wenig geflogene, Y-12-Militärmaschine (eine chinesische Produktion) bei stürmischem Wetter und Nebel in der Nähe von Marsabit beim zweiten Landeanflug mit 17 Personen an Bord in einen Hügel raste. Das Flugzeug brannte sofort völlig aus. Die schnell herbeieilenden Helfer hörten von innen Klopfen, konnten aber aufgrund der großen Hitze niemand herausziehen. Die zunächst vier Überlebenden, die alle im Rumpf des Flugzeugs gesessen hatten, konnten noch herausspringen. Einer von ihnen starb noch auf dem Flug nach Nairobi ins Hospital.

14 Personen starben insgesamt. Die Familien, das Parlament und die Regierung wurden vom Tod von vier (Assistant) Ministern, sechs Parlamentariern, einem anglikanischen Bischof, Regierungsangestellten und Crew-Mitgliedern getroffen. Die ganze Gruppe war auf dem Weg, um Friedensgespräche mit verfeindeten nomadischen Clans zu führen. Im Turbi-Massaker, wo es um Viehdiebstahl, Weideland und Wasserrechte ging, waren 2005 bei Kämpfen zwischen verfeindeten Ethnien 90 Menschen ums Leben gekommen. Drei der getöteten Politiker repräsentierten die hier angesiedelten und seit langem verfeindeten Clans. MP Dr. Bonaya Godana war ein Gabbra, MP Abdi Sasura ein Borana und Assistant Minister Titus Ngoyoni ein Rendille. Erst seit kurzem waren sie überein gekommen, für den Frieden in der Region zusammen zu arbeiten. Da fast alle Toten im Flugzeug aus dieser Gegend stammten, verlor die Provinz mit einem Schlag einen Großteil ihrer schwergewichtigen politischen Elite.

Präsident Kibaki ordnete drei Tage Staatstrauer an; das Parlament unterbrach seine Arbeit für eine Woche, Regierung und Opposition zeigten sich vereint in Trauer. Der Parlamentspräsident Francis ole Kaparo brach in Tränen aus, als er Journalisten über die Tragödie informieren wollte. Das Parlament unterbrach seine Arbeit; dies war erst einmal vorgekommen, und zwar 1975, als der MP (Member of Parliament) für Nyandarua North, MP Josiah Mwangi Kariuki, ermordet worden war.

Nachforschungen durch das Militär und den chinesischen Hersteller ergaben, dass der Pilot bei dem stürmischen Wetter ohne automatisches Landesystem nicht hätte landen dürfen. Wie die Zeitung "The Standard" enthüllte, hatte der erfahrene Pilot eine Nacht lang den Sieg seiner Fußballmannschaft Manchester United über Arsenal in einer Nobelbar von Nairobi mit Bier begossen. Das Ergebnis des Bluttest steht noch aus. Quelle: http://www.eastandard.net/hm_news/news.php?articleid=1143951431

Korruption

Überblick und konkrete Fälle

Korruption, genauer politische Korruption, kann im unabhängigen Kenia in allen Regierungsperioden der drei bisherigen Präsidenten Kenyatta, Moi und Kibaki beobachtet werden. Im Korruptions-Index rangiert Kenia unter 159 Ländern an 144. Stelle. Eine Schätzung besagt, dass der durchschnittliche kenianische Stadtbewohner 16 Mal pro Monat besticht, z.B. Polizisten an Straßensperren. Sicherlich sind die meisten dieser Bestechungsgelder klein und nicht immer im politischen Raum zu suchen. In die großen Korruptionsfälle, seien es Bestechungen, Verschwendungen oder das Abzweigen von Geldern bei völlig überteuerten Geschäften, waren nicht nur Geschäftsleute, sondern immer auch Regierungsstellen, teils in großem Ausmaß, verwickelt. In den folgenden Geschäften, die teils verhindert werden konnten, ging es immer um Korruptionsverdacht und große Summen.

  • Überflüssiger Servicevertrag für Puma-Hubschrauber mit der südafrikanischen Firma Denel Aviation.
  • Plan zum Ankauf von tschechischen Kampfjets.
  • Plan zum drei Mal überteuerter Ankauf von Kriegsschiffen bei der Firma Euromarine, die dem in Korruptionsfälle verwickelten Anura Pereira gehört.
  • Der berüchtigte kenianische Geschäftmann Chamanlal Khamani lieferte mit seiner Firma Kampsons Motors mehr als 1000 Mahindra Jeeps für die Polizeikräfte zu einem sechsfach überteuerten Preis, obwohl die Fahrzeuge obendrein noch steuerfrei ins Land kamen.
  • Khamani war auch involviert beim geplanten Kauf eines forensischen Labors für die Geheimpolizei (Criminal Investigations Department, CID) sowie für das E-Projekt der Firma Infotalent Systems Private Limited, bei der die Polizei mit Computern und Überwachungskameras für Nairobi ausgestattet werden sollte.
  • Die Gefängnisverwaltung verlor 3 Millionen USD an die Firma Hallmark International, die Deepak Khamani von Kampsons Motors gehört. Nur die Hälfte von 30 Boilern wurden ausgeliefert und stammten nicht - wie vertraglich vereinbart - aus den USA, sondern aus Indien.
  • Das Nexus-Projekt in Karen/Nairobi stand unter der Verantwortung von General Joseph Kibwana und wird augenblicklich von Colonel Philip Kameru geleitet. Das Projekt sollte als geheimes militärisches Kommunikationszentrum dienen, doch bis heute ist dort noch kein weiterer Soldat zu sehen. Die Gebäude wurden von einer Scheinfirma namens Nedermar BV Technologies (angeblich aus den Niederlanden stammend) errichtet. Die Firma steht vermutlich in Verbindung mit dem schon bekannten Anura Pereira, der das jedoch bestreitet.
  • Die lokale Sektion ("chapter") von Transparency International und die Kenya National Commission on Human Rights (KNCHR), eine Regierungskommission, notierten in einem Report vom Februar 2006, dass die Regierung Kibaki mehr als 12 Millionen USD für Luxuskarossen vom Typ Mercedes-Benz, Land Cruiser, Mitsubishi Pajero, Range Rover, Nissan Terrano und Nissan Patrol ausgegeben habe. Da sie überwiegend für den privaten Gebrauch von leitenden Regierungangestellten eingesetzt wurden, liegt der Verdacht der Bereicherung vor. Die Summe für den Ankauf dieser Wagen übersteigt die Ausgaben, die Kenia im Jahr 2003/04 für den Kampf gegen die Malaria ausgab, immerhin die größte Krankheits- und Todesursache in Kenia.

Goldenberg-Skandal

Im sog. Goldenberg-Skandal verlor Kenia Anfang der neunziger Jahre 700 Millionen EUR durch gefälschte Gold- und Diamantenexporte.

Anglo-Leasing-Skandal

Beim Anglo-Leasing-Skandal (wo es mit 30 Mill. EUR zu einem Drittel um die Anschaffung von fälschungssicheren Personalausweisen ging) verschwanden etwa 85 Millionen EUR durch nachträgliche Finanztransfers auf eine Reihe von Scheinfirmen.

Anti-Korruption

Die aktuelle Politik ist stark mit der Auseinandersetzung um die Korruption beschäftigt. Zwei Körperschaften bekämpfen neben der Presse und den gesellschaftlichen Gruppierungen offiziell die Korruption:

  • Das „Public Accounts Committee“ (PAC) - ein Komitee des Parlaments - steht unter der Leitung von Uhuru Kenyatta.
  • Die Kenya Anti-Corruption Commission (KAAC) wird von einem Direktor geleitet, seit 2005 dem Richter Aaron Ringera. Diese Kommission stand ab 2003 unter der Leitung des Staatssekretärs John Githongo, der aufgrund von Drohungen um sein Leben fürchtete und 2005 ins selbstgewählte Exil nach London ging.

Wirtschaft

Allgemeines

Kenias Bruttosozialprodukt ist in den letzten Jahrzehnten im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten überdurchschnittlich gewachsen. Da auch das Bevölkerungswachstum überdurchschnittlich war, hat sich dies nicht in einer wesentlichen Verbesserung der Lebensverhältnisse der meisten Kenianer niedergeschlagen.

Landwirtschaft und Fischerei

Weit mehr als die Hälfte der Kenianer leben von der Landwirtschaft, doch sind nur etwa 20% der Fläche des Landes nutzbar. Der Rest ist wegen karger Böden oder zu geringen Niederschlägen meist Brach- oder Bergland. Angebaut werden neben Kaffee und Tee auch Sisal und Pyrethrum, das als Basis vieler Insektenbekämpfungsmittel dient.

Daneben erzeugen die Menschen hauptsächlich für den Eigenbedarf Mais, Weizen, Gerste, Zuckerrohr, Bohnen, Bananen, Reis, Ananas und Baumwolle.

In der Viehwirtschaft sind die Mast- und Milchrinder vorherrschend. Die größeren Betriebe im Hochland Kenias haben einen guten Entwicklungsstand erreicht. Umfangreiche Rinder-, Schafe-, Ziegen- und sogar Kamel-Herden müssen mit den kargen Mitteln des Landes ernährt werden.

Viel Waldgebiet steht unter Naturschutz. Demgemäß sind die Bambuswälder für die Papierindustrie und die Rinde der Akazien (als Gerbstoff genutzt) im Freiland von eher untergeordneter Bedeutung.

Energieversorgung

Energie wird mit Ölkraftwerken erzeugt, aber auch Wasserkraftwerke sind im Einsatz.

Bodenschätze

Kenia hat nur geringfügige Vorkommen an Bodenschätzen. Man gewinnt in nennenswerter Menge Natriumcarbonat(z.B. im Magadi-See) und Salz, daneben geringe Mengen an Gips, Blei, Gold, Silber, Kupfer, Asbest, Kalkstein, Graphit und Flussspat, Kieselgur, Seifenstein.

Außenhandel

Kenia lebt vom Kaffee- und Tee-Export, von der Industrie (Maschinen- und Fahrzeugbau, Textil und Bekleidung, Ernährung und Genussmittel) und vom Tourismus (Nationalparks und Wildreservate). Der Handel mit Elfenbein und der Abschuss von Elefanten ist verboten.

In den letzten Jahren konnte im gleichen Maße, wie der Kaffee an Bedeutung verlor, die Blumen-Industrie gewinnen. Kenia hat 2003 Israel als größten Blumenexporteur der Welt abgelöst. Viele Blumen, besonders Rosen, die wir hier in Deutschland/Europa kaufen können, haben den langen Flugweg vom Äquator hinter sich.

Aus der Viehwirtschaft kommen Butter, Fleisch, Häute und Felle in den Export.

Staatsausgaben

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Bildung

Der Lehrplan orientiert sich am sog. 8-4-4-System, das das koloniale Schulsystem mit seinen eurozentristischen Inhalten ablöste, d.h. 8 Jahre Grundschule, 4 Jahre Gymnasium und 4 Jahre Hochschule.

Jedes Jahr findet zwischen den Schulen ein spannender Wettkampf um die höchsten Punktzahlen im nationalen Wettbewerb statt. Die Medien berichten ausführlich und mit gefühlvollen Homestories über die stolzen Sieger und Siegerinnen. Die besten Schüler des Landes erhalten vom Präsidenten schon mal einen Ochsen oder ein Universitätsstipendium.

Vorschulerziehung

Kindergärten und Vorschulerziehung (Preschool education) sind meist auf die Städte beschränkt und kostenpflichtig. Sie werden meist von bildungsstarken und wohlhabenderen Elternhäusern verlangt. Einige der Kindergärten arbeiten z.B. nach der Montessori-Pädagogik.

Achtjährige Grundschule

Besonders auf dem Land wurden viele Grundschulen nach dem Harambee-Prinzip unterhalten, d.h. die Eltern finanzierten sie durch Spenden selbst. Diese Schule waren in jeder Hinsicht arm. Diese Situation verbesserte erst, als 2003 die Regierung Kibaki ihr Wahlversprechen einlöste und das Schulgeld für die "Primary Schools" abschaffte. Damit ermöglichte sie zum ersten Mal den Zugang zur Bildung für Kinder aus ärmeren Familien. Es gingen plötzlich 1,7 Millionen Kinder mehr zur Schule. Jedoch blieben Investitionen im Bildungssektor aus, und das Schulsystem ist kaum im Stande, der steigenden Anzahl von Schülern gerecht zu werden.

Das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist auf 1:100 gefallen, ein qualitativ guter Unterricht ist daher kaum möglich. Zudem nimmt die Zahl der Lehrer kontinuierlich ab. Und wer eine halbwegs akzeptable Lehrer-Schüler-Relation für seine Kinder wünscht mit dem daraus resultierenden besseren Lernerfolg und sich nicht zufrieden gibt nur dem Papier nach seine Kinder eine Klasse weiter aufsteigen zu lassen, ist weiterhin gezwungen seine Kinder gegen entsprechendes Schulgeld auf eine der vielen Privatschulen zu schicken.

Weiterführende Schulen

Weiterführende Schulen (Klasse 9 -12) sind quasi Gesamtschulen und kostenpflichtig. Ihre Träger sind der Staat, große Organisationen wie z.B. die Kirchen oder Privatleute. Die beiden letzteren werden allgemein als Privatschulen bezeichnet. Aufgrund der Kosten sind diese Schulen für große Teile der Bevölkerung unzugänglich, auch wenn die Privatschulen Stipendien vergeben. Einige Schulen wie das Starehe Boys Centre nehmen kostenlos nur begabte Kinder aus den Slums auf. Es ist durchaus von Vorteil eine der meist seit Jahren berühmten Elite-Schulen (wie etwa die Alliance High School) besucht zu haben.

Berufsausbildung

Eine Berufsausbildung, wie sie in Deutschland etwa nach dem Dualen System oder in Berufsfachschulen flächendeckend bekannt ist, existiert in Kenia nicht. Entweder erfolgt eine Art Ausbildung im Betrieb (in-service-training) oder an einer in den Städten zahlreichen Privatinsituten, etwa für Kfz-Mechaniker, Frisöre oder Computerfachleute. Alle diese Ausbildungen kosten Geld. Ein Hardware-Fachmann wird z.B. in Nairobi für 2.000 EUR in 18 Monaten ausgebildet. So eine Ausbildung erhöht die Chancen auf dem freien Markt enorm.

Universitäten

Die wenigen besten Schüler erhalten an den fünf staatlichen Universitäten kostenlose Studienplätze. Wer weniger "gut" ist, ist auf die kostenpflichtigen (internationalen) Privatuniversitäten angewiesen. An den Universitäten fehlt es öfter an nötigen Geldern, daher sind Streiks der Dozenten oder Studenten häufig.

Noch immer zieht es die Elite des Landes (oder Gemeinschaften, die über Harambee das Geld aufbringen) vor, ihre Kinder in Großbritannien oder den USA studieren zu lassen. Einige kommen zum Studium auch nach Deutschland. Ein Auslandsstudium gibt ihnen in der Regel ein Startvorteil bei der Berufssuche. Manche Studiengänge können in Kenia im nicht belegt werden, wie z.B. Sprachtherapie.

Wissenschaftliche Forschungsinstitute

In zahlreichen Instituten und Programmen wird meist afrikaspezifisch geforscht.

  • ICIPE, (International Centre for Insect Physiology and Ecology) in Nairobi
  • KIOF, (Kenya Institut for Organic Farming)

Kultur

Schriftsteller


Museen und Archive

Besonders interessant und wichtig ist das spartenübergreifende Nairobi National Museum, wo naturgeschichtlich, zoologische, anthropologische, kulturelle oder historische Aspekte behandelt werden.

Weitere Museen können in Nairobi besucht werden, so das Karen Blixen Museum, das Railway Museum oder die National Archives

Musik und Tanz

Besonders Nairobi bietet häufige nationale oder internationale Musik-, Tanz- und Akrobatik-Shows, sei es in großen Hotels, Theaterspielstätten, Schulen oder Kulturzentren. Der Tradition verschrieben sind die Bomas of Kenya.

Kenia hat eine reiche Chormusikszene mit einer starken Betonung auf religiösen Gesang. Chöre

Bekannte und beliebte kenianische Sänger sind: Susan Awiyo, Merry Johnson, Alex und Merry Ominde, Kim4Love, Necessary Noize (Sängerin: Nazizi), Longombaz, Redsan, Juacali

Theater

Das Theaterleben wird stark vom Schultheater geprägt. Jedes Jahr finden in den Distrikten, Provinzen und auf nationaler Ebene Wettbewerbe und Festivals statt. Die Stücke, die sich um das Genre des Volkstheaters bewegen - und thematisch z.B. häufig Aids oder frühe Schwangerschaft aufgreifen - werden häufig im Fernsehen gezeigt.

Klassische Theaterspielstätten gibt es wenige, so das Nationaltheater von Nairobi, das Kenya National Theater, das aber kein festes Ensemble hat, sondern nationalen und internationalen Truppen und Show-Events Raum bietet.

Bekanntere Theatergruppen sind Heartstrings Ensemble, Mbalamwezi Players, Tufani, Hearts Ablaze und Winds of Change. Bekannte Schauspieler sind Winnifred Gitao, Antony Kinuthia und Benta Stephanie Ochieng. Mumbi Kaugwa ist zudem Stückeschreiber und Regisseurin.

Die einzige feste Truppe mit eigener Spielstätte, meist Laien mit einer erstaunlichen Qualität, haben die Phoenix Players Theatre Company. Der Theaterraum ohne Bühne und Vorhang ist der Keller des hässlichen Professional Centre in der Innenstadt von Nairobi. Doch dieses Theater lebt quirlig und innovativ! Die Truppe ist unter seinem Gründer James Falkland 1984 aus dem kolonialen und von der Familie Maule betriebenen Donovan Maule Theater hervorgegangen, das im modernen Kenia nicht mehr lebensfähig war. Die Phoenix Players haben sich mit einem speziellen Programm dem Thema Anti-HIV gewidmet. Sie leben von ihren Mitgliedern und Spendern, kämpfen aber trotzdem ständig um ihre Existenz.

Ansonsten bieten die Kulturzentren großer Nationen in Nairobi Theatergruppen und Säle, in denen periodisch Theater gespielt wird, so im French Cultural Centre, dem Aliance Francaise, oder im Goethe-Institut. Hier kommt auch z.B. Warten auf Godot zur Aufführung.

Aufgrund dieser Bedingungen hat sich eine kleine, aber lebhafte Theaterszene entwickelt. Autoren wie Cajetan Boy oder Jimmy Makotsi schreiben moderne authentische Stücke in Englisch oder Kisuaheli.

Film

Das Filmleben wird in den großen Städten vom US-amerikanischen Mainstream und von Bollywood (aufgrund der starken indischen Minderheit im Land) beherrscht.

Gemeinsam organisieren das Alliance Francaise und das Goethe-Institut in Nairobi z.B. Kinderfilm-Festivals.

Kenia ist ein Land, in dem relativ viele internationale Filme gedreht werden. Es hat sich dazu eine kleine Filmindustrie entwickelt.

Für das Fernsehen, die Kenya Broadcasting Corporation (KBC) werden auch Filme im Land produziert, so z.B. „Reflections“ oder „Naliaka“ von Brutus Serucho.


Galerien und Kunsthandwerk

Bildende Kunst wird in einigen Galerien angeboten, so: Gallery of Contemporary East African Art im National Museum, Mzizi Arts Centre, Gallery Watatu or the Rahimtullah Centre.

Hochwertiges afrikanisches Kunsthandwerk erhält der Besucher im African Heritage (in der Mombasa Road), auf dem Maasai Market (im Village Market), im Ndungu Shop (im Woodvale Grove), im Spinners Web (im Viking House) und in der Banana Box (im Sarit Centre).


Tiere und Pflanzen

Tiere und Pflanzen werden in Nairobi präsentiert im: Bäume im Nairobi Arboretum, Schmetterlinge im Karen Butterfly Centre, Strauße im Ostrich Park, Giraffen im Lang’ata Giraffe Centre und Elefantenbabys im Daphne Sheldrick Elephant Orphanage. Schlangenparks gibt es häufig, oft angeschlossen an andere Sehenswürdigkeiten wie Museen, aber auch an Hotels.

Prähistorische Stätten

Prähistorische Stätten, die besucht werden können, sind z.B. die Olorgesailie Prehistoric Site oder Kariandusi bei Gilgil. Viele Grabungsstätten der Paläoanthropologen wie etwa des Orrorin tugenensis, können aber nicht besucht werden. Die anthropologische Forschung Kenias ist untrennbar mit dem Namen der Familie Leakey verbunden.

Tourismus

In Kenia findet sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Landschaften, die alle charakteristisch für den afrikanischen Kontinent sind. Schöne Küstengebiete und ein langes Korallenriff, weite Savannen mit Großwildtieren, schneebedeckte Gipfel, Wüste und ein kleiner Dschungel (Regenwald). Dies alles ist im wesentlichen für den Tourismus erschlossen, sowohl was den Massentourismus - meist an der Küste - aber auch den Individualtourismus - eher im Landesinneren, z.B. bei der Besteigung des Mount Kenya - angeht. Tragendes Element des Tourismus sind neben den weißen Stränden an der Küste die großen Nationalparks (siehe oben).

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Wiktionary: Kenia – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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