Euerwang
Euerwang Gemeinde Greding
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Koordinaten: | 49° 1′ N, 11° 19′ O |
Höhe: | 526 (512–515) m |
Einwohner: | 183 (12. Dez. 2017) |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 91171 |
Vorwahl: | 08463 |
Euerwang am Euerwanger Bühl
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Euerwang ist ein Ortsteil der Gemeinde Greding im mittelfränkischen Landkreis Roth in Bayern.
Lage
Das Kirchdorf liegt rund vier Kilometer südwestlich von Greding am Fuß des 595 Meter NHN hohen Euerwanger Bühls, der höchsten Erhebung im Landkreis Roth.
Ortsnamensdeutung
Gemäß den ältesten Namensbelegen „Urenwanch/Urenwang“ wird der Ortsname gedeutet als feuchter Weidegrund des Ur, des Auerochsen.[1]
Geschichte
Am Euerwanger Bühl wurden in Höhlen im Dolomit frühgeschichtliche Funde gemacht.
„Urenwanch“ ist erstmals 1158 im Zusammenhang mit dem dortigen Besitz des Domkapitels zu Eichstätt urkundlich erwähnt.[2] 1179 bestätigte Papst Alexander III. den domkapitlischen Besitz zu „Urenwang“, nämlich den Meierhof samt Zugehörungen.[3]
In der Auseinandersetzung der baierischen Herzöge und des Eichstätter Bischofs um das „Hirschberger Erbe“ wurde der Ort mit dem Gaimersheimer Spruch vom 19. Oktober 1305 dem Hochstift Eichstätt zugesprochen in dem Sinne, dass ihm hier die Halsgerichtsbarkeit zustand.[4] Euerwang war domkapitlischer Gerichtsort hinsichtlich der niederen Gerichtsbarkeit für die domkapitlischen Untertanen in sechs Orten, darunter derjenigen in Euerwang selber.[5] 1456 gab das Augustiner-Chorherrenstift Rebdorf den großen und kleinen Zehent zu Euerwang seinem „Widmann“ (= Widdumsbauer) zu Heimbach.[6] 1472 kam das Hochstift durch die Erwerbspolitik des Fürstbischofs Wilhelm von Reichenau zu Besitz in Euerwang, den der Bischof den Herren von Heideck abkaufte, die ihn ihrerseits vom Ortsadel, den „Marschallen von Eyerwang“, erworben hatten.[7]
Für 1796 ist ein französischer Emigrantenpriester in Euerwang nachgewiesen.[8]
Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand der Ort „Eywang, Eyerwang“ aus 35 Untertanen, von denen 32 dem Domkapitel und drei dem hochstiftischen Kastenamt Titting-Raitenbuch gehörten. Außerdem gab es im Dorf die Kirche, das Schul- und Mesnerhaus, eine Gemeindeschmiede und ein Hirtenhaus; auch gehörte eine Ziegelhütte zum Dorf. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das Domkapitel aus. Die Hochgerichtsbarkeit lag beim bischöflichen Richteramt Greding.[9]
Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses kam das Hochstift Eichstätt und damit auch das Kirchdorf Euerwang 1802 an den Großherzog Erzherzog Ferdinand III. von Toskana und 1805/06 an das neue Königreich Bayern. 1808 wurde aus Euerwang und Heimbach der Steuerdistrikt Euerwang gebildet, der 1811 zur Ruralgemeinde wurde. Mit dem Gemeindeedikt von 1818 wurden beide Orte wieder eigenständige Gemeinden, bis sie am 14. April 1830 erneut zur Gemeinde Euerwang zusammengefasst wurden. Zunächst war diese Gemeinde dem Landgericht Kipfenberg zugeordnet, ab 1. Oktober 1857 dem näher liegenden Landgericht Greding.[10]
Für 1815 erfährt man, dass im Kirchhof ein „altes“ Schul- und Mesnerhaus stand; es wurde in bayerischer Zeit 1871 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Auch die Heimbacher Kinder besuchten die Euerwanger Schule.[11] 1846 hatte Euerwang 211 „Seelen“, darunter je zwei Wirte, Bäcker, Schuhmacher und je einen Schmied, Wagner, Schreiner, Krämer, Metzger, Büttner und Schneider.[12] 1875 wurden in Euerwang von 231 Einwohnern 36 Pferde und 203 Stück Rindvieh gehalten.[13]
Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde die Gemeinde Euerwang mit ihrem Ortsteil Heimbach zum 1. Januar 1972 in die Stadt Greding im Landkreis Roth eingegliedert.
Einwohnerentwicklung (nur das Dorf Euerwang)
- 1823: 142 (23 Anwesen)[14]
- 1846: 211 (39 Häuser, 40 Familien)[15]
- 1875: 231 (104 Gebäude)[16]
- 1900: 264 (47 Wohngebäude)[17]
- 1937: 235[18]
- 1950: 280 (47 Anwesen)[19]
- 1961: 219 (47 Wohngebäude)[20]
- 1987: 216 (51 Wohngebäude, 52 Wohnungen)[21]
- 2014: 178[22]
Katholische Filialkirche St. Martin
Mitte des 16. Jahrhunderts war Euerwang noch eine Filiale von Altdorf im Anlautertal, bevor es eine Filiale der Pfarrei „Pauli Bekehrung“ in Heimbach wurde. Die Filialkirche St. Martin erbaute 1728 der Eichstätter Hofbaudirektor Gabriel de Gabrieli; sie wurde am 28. Oktober des gleichen Jahres konsekriert. Felix Mader urteilt: „Der Bau hat schöne Verhältnisse. Er ist mit feinem Empfinden dem Dorfbild eingegliedert.“[23] Das dreiachsige Langhaus hat mit dem eingezogenen Chor an der Ostseite die Maße 15,15 × 8,60 Meter.[24] Die Stuckaturen und die Stuckkanzel stammen von Franz Horneis, die Fresken von 1728 von Joseph Dietrich, der auch das Altarblatt des Hochaltars mit dem Kirchenpatron malte.[25] 1809 kam eine 9-Register-Orgel des Orgelbauers Bittner (Eichstätt) in die Kirche.[26] Der Turm hat einen hohen quadratischen Unterbau, darüber ein Glockengeschoss mit Schrägecken und einen Ziegelhelm mit oktogonaler gekuppelter Laterne. Die Chordachung besteht auffallenderweise aus einem an den Turm sich anlehnenden Pultdach.[27] 1937 hingen vier Glocken im Turm, drei von 1913 und eine von 1693. Der Lehrer von Euerwang war um 1937 zugleich Organist und Kantor.[28]
Eine Marienkapelle von circa 1800 steht am Weg Euerwang-Greding. 1873 wurde eine weitere Feldkapelle errichtet. Eine andere „sehr alte“ Feldkapelle war der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht.[29]
Baudenkmäler
Außer der Filialkirche gelten als Baudenkmäler eine Wegkapelle am Linder Weg 10 aus dem 18. Jahrhundert, das Bauernhaus am Enkeringer Weg 1 in Jurahaus-Bauweise aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie drei religiöse Kleindenkmäler.
→ Liste der Baudenkmäler in Euerwang
Verkehr
Gemeindestraßen führen nach Niefang und über Linden zur Staatsstraße 2236.
Etwa 600 m östlich von Euerwang verläuft unter dem Euerwanger Bühl der 7700 m lange Euerwangtunnel der Schnellfahrstrecke Nürnberg–München.
Literatur
- Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band: Eichstätt 1937, II. Band: Eichstätt 1938
- Gerhard Hirschmann: Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken. Reihe I, Heft 6. Eichstätt. Beilngries-Eichstätt-Greding. München 1959
- Felix Mader: Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken. Bezirksamt Hilpoltstein, München 1929, (Nachdruck: R. Oldenbourg Verlag, München 1983, ISBN 3-486-50506-8), S. 54–58
- Johann Kaspar Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, II. Bd., Ulm 1800
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 45 (1930), S. 109 f.
- ↑ Buchner I, S. 475
- ↑ Bundschuh II, Sp. 112; Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 44 (1929), S. 24
- ↑ Hirschmann, S. 25
- ↑ Hirschmann, S. 55
- ↑ Buchner I, S. 475
- ↑ Bundschuh II, Sp. 112; Hirschmann, S. 30
- ↑ Buchner, S. 477
- ↑ Hirschmann, S. 103; Bundschuh II, Sp. 112
- ↑ Hirschmann, S. 182, 225
- ↑ Buchner, S. 477
- ↑ Eduard Vetter: Statistisches Hand- und Addreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Ansbach 1846, S. 173
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 1161
- ↑ Hirschmann, S. 225
- ↑ Eduard Vetter: Statistisches Hand- und Addreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Ansbach 1846, S. 173
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 1161
- ↑ Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Sp. 1222
- ↑ Buchner I, S. 477
- ↑ Hirschmann, S. 225
- ↑ Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 794
- ↑ Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München 1991, S. 347
- ↑ [1] greding.de
- ↑ Buchner I, S. 476; Mader, S. 55
- ↑ Buchner I, S. 479
- ↑ Mader, S. 55 f.
- ↑ Buchner I, S. 477
- ↑ Mader, S. 55
- ↑ Buchner I, S. 479
- ↑ Buchner I, S. 477, 480