Diskussion:Investigativer Journalismus
Arbeit am Begriff Investigativer Journalismus
Offenkundig ist in den deutschsprachigen Universitäten, aus deren Studenten und zwischenzeitlich erwerbslosen Absolventen sich bekanntlich die Mehrzahl der Wikipedia-de Autoren zusammensetzt, die Beachtung von begrifflicher Trennschärfe und sinnvoller Ein- bzw. Abgrenzung zwischen benachbarten Phänomenen nicht sehr hoch im Kurs. Oder die medienwissenschaftlichen oder politologischen Sachkundigen sind zu arbeitsüberlastet, um sich hier einzubringen und überlassen das Feld der Wikipedia den schlecht Qualifizierten, da es ja Arbeit ist, die nichts einbringt. Wie dem auch sei, handelt es sich hier tatsächlich um die Kategorie:Politischer Begriff? Das kann man vertreten, solange man es nicht auf einem Stammtischdiskussionsniveau meint, nämlich als Begriff politischer Bewertung. Die primär zugeordenete wissenschaftliche Disziplin ist zweifellos die Medienwissenschaft, die manchmal aus historischen Gründen wie an der Uni Dortmund auch Journalismuswissenschaft heißt.
Investigativer Journalismus ist die Königsdisziplin des Berufs als Reporter / Politischer Journalist. Wenn man sich klar macht, dass nur sehr wenige Berufsvertreter sich überhaupt ökonmomisch leisten können, zeitaufwendig und langfristig angelegt recherchierend zu arbeiten, dann fängt man erst an zu begreifen, warum heute Journalist und Investigativer Journalismus zwei eher verschiedene, auseinanderstrebende Sphären sind. Beruf und Ethos, Ideal und Wirklichkeit sind leider weiträumig verschiedene Welten gegenwärtig (bzw. waren es schon immer für die meisten).
Zwei falschen Annahmen muss entschieden entgegengetreten werden: Investigativer Journalismus ist nicht identisch mit dem meist pejorativ verwendeten Enthüllungsjournalismus und er hat nur in Randbereichen mit den Skandalen von Prominenten zu tun (z.B Michel Friedman und der osteurop. Frauenhandel)! Wäre auch nur eines von beiden Falschannahmen wahr, dann müsste man ausgerechnet die Schlagzeilen-Macher der Boulevard-Presse als Investigativer Journalismus adeln. Denn sie tun tagtäglich nichts anderes als Skandal schreien und enthüllen, wenn es auch meist nur um Medien-Nutzprominente a la Kübelböck und Christiansen geht. Wenn diese gut kommerziell verwertbare Praxis Investigativer Journalismus sein soll, nur weil die Bezeichnung Enthüllungsjournalismus nicht ganz unzutreffend verwendbar ist, dann hätten(!) wir weniger als Schülerzeitungsniveau in Wikipedia eingeführt. Wir müssen daher auch die leider zahlreichen schlecht Informierten unter den WP-Autoren auf begriffliche Sorgfalt verpflichten, die über den nachlässigen, mündlichen Alltagsgebrauch hinausweist. Abschließendes Statement: Investigativer Journalismus ist seriöses, langfristiges Recherchieren und Publizieren, das demokratiefeindliche Strukturen in Politik und Wirtschaft (z.B. Enron!) aufdeckt, nicht das Enthüllen von außerehelichen Seitensprüngen oder dergleichen! -- Justus Nussbaum 14:47, 29. Mai 2006 (CEST)
Terrorismus-Berichterstattung nicht investigativ
Die folgenden Diskussionsbeiträge beziehen sich auf einen mittlerweile zurecht gelöschten Abschnitt aus einer frühen Fassung der hier zusammengeführten Artikel zum Thema. -- Justus Nussbaum 14:47, 29. Mai 2006 (CEST)
Ich bin ein wenig erstaunt darüber, hier zu lesen, daß die "Solidarität" der Presse nach dem 11. September als positives Beispiel für gute Pressearbeit dargestellt wird. Tatsächlich hat sich gezeigt, daß dies ganz und gar falsch war. Daß die Politik dies schamlos ausgenutzt hat und massiv versucht die Pressefreiheit auch weiterhin zu unterdrücken. Vor einigen Wochen wurde z.B. eine amerikanische Journalistin nach dreimonatiger Haft entlassen, weil sie sich weigerte einen Informanten der Kritik an der Bush-Regierung geäußert hatte, preiszugeben. Sie kam nur deshalb frei, weil der Informant sich selbst zu erkennen gab. Die Watergate-Affäre wäre nie aufgedeckt worden, wenn zur damaligen Zeit so ein Vorgehen gehen die Presse schon möglich gewesen wäre.
- Genau. Ich finde den ganzen Block komplett unsäglich. Zitat: "Es war erstrangiges Ziel geworden, der Weltbevölkerung das Vertrauen in die Sicherheit zurückzugeben. Nur so konnte der Puls der Wirtschaft international erhalten und wieder angeregt werden." - das geht gar nicht. Es hat mit einem NPV nichts zu tun. Sollte komplett gelöscht werden oder auf drei Zeilen reduziert und als Meinung kenntlich gemacht werden. --Pittigrilli 00:04, 22. Dez 2005 (CET)
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Warum wurde der Artikel gelöscht?
Kein anderer Wirtschaftszweig war so betroffen wie der Luftfahrtsbereich, genau deshalb wurde der investigative Journalismus - freiwillig - regelrecht ausgesetzt, zumindest - und dies kann ich bestätigen - wenn es um Sicherheitsfragen ging, die die Luftfahrt zusätzlich in jener Zeit beeinträchtigt hätte. Die Einmaligkeit der vorliegenden Situation und darum ging es in diesem Artikel war, dass es zu einer freiwilligen "Selbstzensur" kam, die zwar durch die Weltpolitik gewünscht aber nicht rechtlich durchgesetzt werden konnte - aber dennoch von vielen Journalisten freiwillig umgesetzt wurde. Darunter waren auch viele Freie Journalisten. Natürlich gab es auch die Boulevard-Presse, die alles - was nur nach "Blut" roch, abgedruckt hat - aber wie wir heute wissen, war vieles falsch, weil es voreilig und ungeprüft damals veröffentlicht wurde.
Ich habe bezüglich des Artikels Nachforschungen angestellt, die tatsächlich Ähnliches in London und Madrid offen legten. In London wurden geplante Berichte zu Sicherheitsproblemen bei den U-Bahn-Schächten und in Madrid bei den Eisenbahngleisen von den Medien zurückgehalten. Genau wie bei den Luftfahrtgesellschaften hatten diese Berichte aber nichts mit Sicherheitsproblemen bei möglichen Terrorakten zu tun. Sie hätten allerdings dieselbe Wirkung in Öffentlichkeit gehabt!!!
In der Tat ist nach dem 11.09.2001 etwas Außergewöhnliches innerhalb der internationalen Medienlandschaft geschehen. Dass es sich hier um einen Sonderfall, bzw. um einen Spezialfall des negierten investigativen Journalismus handelte, scheint den beiden vorgenannten Verfassern nicht klar geworden sein.
Natürlich kann man darüber streiten, ob ein solch atypisches Handeln richtig ist, aber es ist dennoch - weltweit - geschehen. Das ist fakt. Irgendwann wird dieser wundersame Sachverhalt an einer Universität behandelt werden müssen, warum sollte der Verfasser oder die Verfasserin des Berichts dies nicht jetzt schon tun?
Hier geht es nämlich um die Frage, ob der Journalist aufgrund eigener Vorstellungen auf die Berichterstattung in einer Ausnahmesituation verzichten kann, wenn er für den Schaden, den seine Berichterstattung - für ihn sichtbar - anrichten wird, nicht die moralische Verantwortung übernehmen will.
Genau aus diesem Grund führt auch das obige Beispiel (Journalistin/Bush/Informant ... s.o.) in diesem Zusammenhang ins Leere, denn moralische Verpflichtung der Journalistin war es doch nach ihrer Entscheidung zur wahren Berichterstattung den Informanten schützen. Der Skandal ist daher erst in der zweiten Stufe entstanden, weil die Journalistin den Namen nicht preisgegeben hat und man mit Haft drohte und erst hier der Druck der Politik sichtbar wurde.
In diesem Fall aber - es handelt sich um einen Sonderfall (des Skandal-Journalismus ) - geht es, aber um die Veröffentlichung selbst, nämlich - ob diese überhaupt moralisch in einer Ausnahmesituation - obwohl sie wahr ist - vertretbar ist. Der Druck kam daher nicht von der Politik, sondern wird durch die Ethik und Moral des einzelnen Journalisten bestimmt. Und was nach dem 11.9 weltweit geschah, war einmalig, denn viele Journalisten verzichteten freiwillig auf die Berichterstattung, bzw. hielten sie zurück, ... was die zweite Verfasserin obigen Textes gänzlich übersehen hat.
Ich bin daher dafür, dass der Verfasser oder Verfasserin ihren Artikel, vielleicht nicht so lang, wieder einsetzen sollte, den Wikipedia braucht Neues!
Nur Mut - Kritik gehört dazu.
Dr. F. Seeger
- Ulrike Meinhof kann man durchaus auch als "investigative Journalistin" bezeichnen. Und das war sie, bevor andere daran noch gar nicht dachten. Nebenbei: der Link auf "muckracker" verlinkt auf -diesen- Artikel. Wenig sinnvoll...<eg>