Porzellanmalerei
Porzellanmalerei ist die manuelle oder teilmechanisierte Verzierungstechnik von Porzellangegenständen mit speziellen Porzellanfarben. Der Vorteil der Porzellanmalerei ist ihre Beständigkeit. Gemälde, Grafiken oder Fresken erleiden im Laufe der Zeit farbliche und stoffliche Veränderungen und müssen ständig restauriert werden, bemaltes Porzellan hingegen bleibt mit voller Qualität unverändert erhalten.
Die Porzellanmalerei diente ursprünglich zur Verzierung von Porzellan, das zum Gebrauch bestimmt war. Wegen der wertvollen Qualität ihrer Malerei wurden viele Porzellangegenstände jedoch nur als Zierde verwendet, folglich wurden auch eigens Ziergegenstände hergestellt. Im Verlauf der Epochen der Kunstgeschichte veränderte sich auch der Stil der Porzellanmalerei; es wurden zahlreiche Gegenstände aus Porzellan nach dem Geschmack der Zeit hergestellt und bemalt wie: Ziergefäße, Blumentöpfe (Jardinière), Figuren[1], Tabletts, Schreibgarnituren, Kerzenleuchter, Parfümflakons, Schminkdosen, Tabakdosen, Pfeifenköpfe[2][3], Gehstockgriffe, Regenschirmgriffe usw.
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Landschaft[4]
um 1770 -
Schäferin mit Schafe 1840
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Prinz Friedrich Carl Alexander von Preußen
(1801–1883) mit seinem Pferd, 1823–1832 -
Genre-Szene um 1650
1763–1765 -
Kerzen-Leuchter im Stil des Friderizianisches Rokoko, um 1800
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Deckel mit fliegende Kindern[5]
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Bildplatte Burg Rheinstein, signiert:
K. F. Aulich 1917 -
Unterschale mit
8 Berliner Veduten
1837–1844 -
Zeitungs-Verkäufer
1870–1900 -
Sonne als Symbol
um 1820 -
Edelknabe
um 1830 -
Deckel einer Dose mit König Friedrich II.
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Tablett Wilhelm-Palais und Berliner Schloss, 1870–1890
Geschichte
Schon im Altertum wurden Keramik-Gefäße mit Farben bemalt und mit Glasuren überzogen. Nach der Erfindung des Porzellans in China in vor christlicher Zeit wurden die Porzellanteile auch künstlerisch bemalt. Mit der Erfindung des europäischen Porzellans durch Johann Friedrich Böttger in Meißen entstand die zur Verzierung notwendige Porzellanmalerei, die auf die Emailmalerei auf Glas abgeleitet wurde. Durch den großen Erfolg des in Meißen im frühen 18. Jahrhundert hergestellten bemalten Porzellans, entstanden in ganz Europa weitere Porzellanmanufakturen, trotz des Versuchs den Herstellungsprozess geheim zu halten.
Porzellanfarben
Man unterscheidet Unterglasur- und Aufglasurmalrei. Für die Unterglasurmalerei stehen nur wenige geeignete Farben zur Verfügung. Mit Aufglasurfarben stehen alle Farbnuancen zur Verfügung. Die Herstellung der Porzellanfarben ist der Emailleherstellung ähnlich. Als Porzellanfarben benutzt man Metalloxide, die eine spezielle Glasmasse als Trägermaterial eingeschmolzen werden, die bei der vorgesehenen Brenntemperatur genügend flüssig wird, ohne zu stark zu zerfließen. Die Masse wird zu Pulver gemahlen und mit einem Bindemittel (Öle und Terpentin) versehen, damit die Farben mit einem Pinsel aufgetragen werden können. Das Bindemittel wird beim Brennvorgang rückstandslos verbrannt.
Porzellanmaler
Die kunsthandwerkliche Ausbildung zum Porzellanmaler kann bis zu 10 Jahren dauern (Liste von Porzellanmalern). Es gab einige Porzellanmaler, die bekannte Ölmaler und sogar Professoren an Kunstakademien wurden,
z.B.: Frédéric Frégevize, Johann Hubert Anton Forst, Friedrich Wilhelm Delkeskamp, Carl Daniel Freydanck
Maltechnik
Das Auftragen der Porzellanfarben erfolgt mit sehr feinen Pinseln, bei der feinen Lupenmalerei auch mit Einhaarpinseln. Für die Übertragung von bildlichen Darstellungen hat man optische Geräte (Umzeichner) nach dem Prinzip des Episkops verwendet. Durch die Projektion auf die gekrümmten Flächen von Vasen und Tassen, erklärt sich die oft sichtbare verzerrte Darstellung der Malereien.
Um das gleiche Motiv von einer Vorlage leichter öfter zu übertragen, verwendete man ein Umdruckverfahren[6]{, mit dem man die Umrisse des Motivs auf das Porzellan übertrug und danach die farbliche Malerei manuell ausführte. Diese Technik wurde bereits 1810 bei der KPM Berlin eingeführt. Im 20. Jahrhundert konnte man dann Porzellan farbig bedrucken. Dadurch wurden die Produkte zwar preiswerter, aber weniger wertvoll. Heute kann man sich eigene Fotografien, auch die von alten Porzellanmalereien, auf Porzellan übertragen lassen. Um den Unterschied zum Hand bemalten Porzellan zu sehen braucht man Expertenkentnisse und eine Lupe.
Beispiele
Die Vielfalt der der Darstellungen auf Porzellan in ihrer hohen künstlerischen Qualität kann hier nur an einigen herausragenden Beispielen gezeigt werden. Es gibt im Web eine riesige Menge von Fotos von Malereien auf Porzellan in den Katalogen der Auktionshäuser, die aber wegen des Urheberrechts hier nicht gezeigt werden dürfen.
Dekore und Ornamente
Die Verwendung von Dekoren und Ornamenten als Verzierung wurde schon im alten China angewendet. Die Motive sind meist stilisierte Pflanzenteile wie Rankenwerk und Blattwerk, aber auch Mäander und Kringel (Beispiel: Teller und Schale). Fast alle bildlichen Darstellungen sind mit Ornamenten umrahmt. Bei Tellern sind die Fahnen und bei Tassen die Henkelseite umfangreich mit Ornamenten dekoriert.
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Zwiebelmuster, (Meißen)
(Unterglasur blau) -
Blumenfries
aus dem Besitz von Friedrich Wilhelm IV. (1837–1844) -
Mäanderfries und Kringel, 1813–1823
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Kringel aus goldenem Blatt-Rankenwerk, 1803–1813
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ornamentales goldenes Rankenwerk-Dekor, 1870–1900
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Unterschale mit Blumenfries
um 1820 -
Unterschale mit Blumenfries
1823–1832 -
Jubiläums-Tasse mit goldenem Pflanzen-Rankenwerk 1836
Blumenmalerei
Mit dem Beginn der Porzellanfabrikation im 18. Jahrhundert in Meißen wurden Porzellane mit Blumenmalerei verziert. Obwohl nur wenige Porzellanfarben verfügbar waren, gelang es den Porzellanmalern eine sehr hohe Qualität der Darstellung zu erreichen, die dann Vorbild für alle anderen Manufakturen wurde. Neben einzelnen Blumen und Blumensträußen, gab es eine Vielfalt spezieller Dekore z.B. Deutsche Blumen, Indianische Blumen[7], Strohblumenmuster, Holzschnittblumen, Marcolini-Blumen, Manieristische Blumen (Meißner Rose), Streublümchen, Naturalistische Blumen (botanische Malerei), Wiesenblumen[8], Zwiebelmuster, usw.
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Deutsche Blumen
auf einer Vase, 1914 -
Meißener Rose
um 1900 -
Bildplatte mit Blumenstrauß, 1871–1943
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Blumenstrauß, 1962–1992
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Blumenstrauß, 1871–1900
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umgestürzter Blumenkorb (Service für das Charlottenburger Schloss), 1846–1860
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Rosen
um 1830 -
Vergissmeinnicht
um 1820
Botanische Malerei
Die exakte botanische Darstellung von Blumen, Früchten und Baumzweigen übertraf andere Arten der Malerei, die zur Pflanzenerkennung erstellt werden, weil auf Porzellan viel feiner gemalt werden konnte als auf Papier.
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Echter Rotdorn (Crataegus laevigata), 1914–1918
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Eberesche. (Sorbus aucuparia), 1913
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Stieleiche, (Quercus robur), 1913
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Narzissen, (Narcissus), 1912
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Kirschen, (Prunus), 1913
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Haselnüsse, (Corylus avellana), 1919
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Prunkwinde (Ipomea), 1832–1837
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Mädchenaugen (Coreopsis)
1323-1932 -
Bärtige Glockenblume (Campanula barbata)
1871–1943
Vedutenmalerei
Die Vedutenmalerei auf Porzellan, auch Prospektmalerei genannt, ist die wirklichkeitsgetreue, topografisch und perspektivisch korrekte Darstellung von Landschaften, Orten, Gebäuden, Straßen und Plätzen. Die frühesten Vedutenmalereien auf Porzellan gab es bereits ab 1735 auf Porzellandosen aus Meißen.[9]
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Das Kronprinzen-Palais in Berlin, 1849–1870
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Berliner Schloss mit der langen Brücke, 1849–1870
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Ansicht von Berlin vom Kreuzberg um 1825
auf einer Kratervase, um 1825 -
Ansicht der lange Brücke in Potsdam, 1825
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Das rote Rathaus in Berlin, 1908
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Die Siegessäule in Berlin, (1870)
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Rothenburg ob der Tauber nach einem Gemälde von Adolph von Menzel, 1922
Porträtmalerei
Porträts auf Porzellan bekannter Persönlichkeiten findet man häufig auf Tassen, aber auch auf Vasen und Porzellanplatten.
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Friedrich II.
(1712–1786) -
Friedrich Wilhelm III. (1770–1840)
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Friedrich Wilhelm IV.
(1795–1861) -
Wilhelm I.
(1797–1888) -
Königin Luise im Alter von 20 Jahren
(1776–1810) -
Königin Luise im Alter von 26 Jahren
(1776–1810) -
Generalfeldmarschall Blücher
(1742–1819) -
Generalfeldmarschall Hindenburg
(1847–1934) -
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
zum 100. Todestag
Die erotischen Ölgemälde des französischen Malers Antoine Watteau wurden von Friedrich dem Großen gesammelt und auf seinen Wunsch in seiner eigenen Porzellanmanufaktur auf Porzellanvasen gemalt. Es gibt viele dieser Darstellungen auf Porzellan als Watteau gemalt.
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Watteauszene auf einer Weimarer Vase
um 1830 -
Wattesuszene auf einer Weimarer Vase
1885 -
Wattesuszene auf einer Weimarer Vase
1885 -
Wattesuszene auf einer Weimarer Vase
1900 -
Wattesuszene auf einer Weimarer Vase
1914–1918 -
Watteauszene,
1870–1943 -
Watteauszene, (1763–1765)
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Watteauszene auf einer Unterschale, 1980
Mythologische Szenen
Darstellungen mythologische Szenen der griechischen und römischen Götterwelt auf Porzellan in der bildenden Kunst ist auch auf Porzellan weit verbreitet. Eine eigene Gruppe ist die Darstellung von Parzen (Schicksalsgöttinnen) auf Andenkentassen, meist mit Sprüchen.
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antikisierender mythologischem Dekor, 1844–1847
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Parzen mit Lebensfaden, 1823–1832
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Parze mit Lebensfaden, 1813–1817
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Parze, 1823–1832
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Parze (Schicksalsgöttin), 1815
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mythologischer Szene, 1817–1832
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Amor, um 1800
Tiermalerei
Es gibt wohl kein Tier, das nicht auf Porzellan verewigt wurde.
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Schafe, um 1780
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Krater-Vase mit Hühnern, 1914–1918
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Krater-Vase mit Enten, 1914–1918
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Vögel auf Baumzweig (Fichtenkreuzschnabel)
1763–1765 -
Unterschale mit Vögeln, um 1770
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Flusskrebs (Astacus astacus), 1929
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Fischteller mit Seehase (Cyclopterus lumpus), 1913
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Schmetterlinge
um 1800
Kriegsandenken
Die zahlreichen Kriege der preußischen Könige führten auch zu zahlreichen Andenken auf Porzellan.
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Kriegsandenken an die Völkerschlacht bei Leipzig, 1813
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Kriegsandenken an die Völkerschlacht bei Leipzig, 1813
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Unterschale mit dem Schlachtplan der Völkerschlacht bei Leipzig, 1813
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Kriegsandenken an die Schlacht bei Waterloo
mit den Standarten.von Blücher und Wellington, 1815 -
Kriegsandenken mit Dragoner
2. Garde-Dragoner-Regiment 4. Esquadron, 1817 -
Kriegsandenken 1914–1915
mit Eisernem Kreuz von 1813, 1915 -
Kriegsandenken Befreiungskriege 1813–1815, 1817–1823
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Kriegsandenken, (1870–1900)
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Kratervase mit
Eisenem Kreuz, 1914
Wappen auf Porzellan
Wappendarstellungen auf Porzellan wurden auf Bestellung für Adelshäuser, aber auch für Firmen hergestellt.
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Monogramm AW Augusta und Wilhelm I. 1870–1900
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Adelswappen von Gotschen (Schlesischer Adel), 1849–1870
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Adelswappen von Brauer Waldeck, 1837–1844
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Adelswappen, um 1830
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Adelswappen, um 1830
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Unterschale mit Adelswappen, um 1830
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Firmen-Emblem, 1931
Literatur
- Dr. Samuel Wittwer: Raffinesse & Eleganz. Hirmer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-7774-3465-0. , Porzellanmalerei
- Erich Köllmann: Berliner Porzellan. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966. 2 Bände, Porzellan der KPM Berlin
- Erich Köllmann/Magarete Jarchow: Berliner Porzellan. Klinkhardt & Biermann, München 1987, ISBN 3-7814-0264-9. 2 Bände, Porzellan der KPM Berlin
- Ludwig Schnorr von Carolsfeld: Porzellan der Europäischen Fabriken. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1974. 2 Bände, Europäisches Porzellan
- Angelika Lorenz: Berliner Porzellan 1763-1850. klr mediapartner, Lengerich 2006, ISBN 3-88789-152-X.
- Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X. 2 Bände, Friedrizanisches Rokoko auf Porzellan
- Winfried Bar und H. Walter Lack: Pflanzen auf Porzellan. Botanisches Museum Berlin, Berlin 1979, ISBN 3-921800-13-7.
- Helge Siefert: Porträttassen. Corona Verlag, Karlsruhe 1984.
- Dr. Samuel Wittwer und andere: KPM gestalten benutzen sammeln. Rasch Druckerei und Verlag, Bramsche 2013.
- Hildegard Wievelhove: Biedermeier-Tassen. Druckhaus Beltz, Hermsbach 2005, ISBN 3-89790-221-4.
Einzelnachweise
- ↑ Dietmar Jürgen Ponert: Kunstgewerbe I. Druckerei Franz Spiller, Berlin 1985, ISBN 3-925653-00-7, S. 45.
- ↑ Dietmar Jürgen Ponert: Kunstgewerbe I. Druckerei Franz Spiller, Berlin 1985, ISBN 3-925653-00-7, S. 96.
- ↑ Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Band 2. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X, Tafel 93.
- ↑ Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Band 2. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X, Tafel 144, Abb. 678.
- ↑ Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Band 2. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X, Tafel 95 und 96.
- ↑ Katalog: Carl Daniel Freydanck. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1987, ISBN 3-87584-210-3, S. 27.
- ↑ Erich Köllmann: Berliner Porzellan. Band II. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966, Tafel 2, 84 und 86.
- ↑ Angelika Lorenz: Berliner Porzellan 1763-1850. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 2006, ISBN 3-88789-152-X, S. 140–141.
- ↑ Katalog: Carl Daniel Freydanck. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1987, ISBN 3-87584-210-3, S. 9 (Vedutenmalerei auf Porzellan).
- ↑ Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Band 2. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X, Tafel 30.
- ↑ Angelika Lorenz: Berliner Porzellan 1763-1850. klr mediapartner, Lengerich 2006, ISBN 3-88789-152-X, S. 90.
- ↑ Erich Köllmann: Berliner Porzellan. Band II. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966, Tafel 144 und 145.
- ↑ Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X (2 Bände, Friderizianisches Rokoko auf Porzellan).