Es geschah am hellichten Tag
Film | |
Titel | Es geschah am hellichten Tag |
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Produktionsland | Deutschland, Schweiz |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahre | 1958 |
Länge | 95 Minuten |
Stab | |
Regie | Ladislao Wajda |
Drehbuch | Friedrich Dürrenmatt, Hans Jacoby, Ladislao Vajda |
Produktion | CCC Filmkunst GmbH, Chamartín Producciones y Distribuciones, Praesens-Film AG |
Musik | Bruno Canfora |
Kamera | Ernst Bolliger, Heinrich Gärtner |
Schnitt | Hermann Haller, Julio Peña |
Besetzung | |
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Es geschah am hellichten Tag ist ein Film von Ladislao Wajda nach einem Drehbuch, das Wajda, Hans Jacoby und Friedrich Dürrenmatt nach dessen Roman "Das Versprechen" geschrieben haben.
Handlung
Der Schweizer Kriminalbeamte Matthäi (Heinz Rühmann) soll in Jordanien die dortige Polizei trainieren. Kurz vor seiner Abreise erhält er einen Anruf des Hausierers Jaquier (Michel Simon). Dieser sei in Mägendorf (Drehort im Film: Bonstetten ZH), einem kleinen Nest nahe Zürich, verhaftet worden. Man werfe ihm vor, ein kleines Mädchen namens Gritli Moser mit einem Rasiermesser ermordet zu haben. Matthäi, der von Jaquiers Unschuld überzeugt ist, fährt in das Dorf, wo sich die Stimmung gegen den Verhafteten bereits aufgeheizt hat. Jaquier sei betrunken schlafend aufgefunden worden, außerdem führe er ein Rasiermesser mit sich, wie es für die Tat verwendet worden sein könnte. Leutnant Henzi (Siegfried Lowitz), Matthäis Mitarbeiter und Nachfolger, schafft es in einem harten, mehrstündigen Verhör, Jaquier dazu zu bringen, die Tat zu gestehen. In der darauf folgenden Nacht erhängt sich der Hausierer in seiner Zelle.
Matthäi geht zu Gritlis Eltern und verspricht der Mutter bei seiner Seligkeit, dass er Gritlis Mörder finden würde. Von einem Bauern erfährt er, dass dieser ein Fahrzeug neben dem Wald gesehen habe. In der Volksschule zeigt ihm die Lehrerin ein seltsames Bild Gritlis, auf dem ein Riese, ein kleines Mädchen, mehrere Igel, ein Auto und ein seltsames Tier mit Hörnern zu sehen sind. Er hört über zwei weitere Morde dieser Art und glaubt an einen Mörder, der von Zürich aus mit einem alten amerikanischen Wagen auf die Suche nach seinen Opfern geht. Am nächsten Tag will Matthäi nach Jordanien fliegen, erblickt aber eine Schulklasse, bekommt ein schlechtes Gewissen und kehrt um. Er will sein Versprechen halten.
Matthäi bespricht sich mit dem Psychiater Professor Manz (Ewald Balser), einem alten Freund, und zeigt ihm die Zeichnung. Manz erklärt dem Polizisten, dass sich hinter dem von dem Mädchen Gezeichneten reale Ereignisse und Personen verbergen müssen. Der Psychiater glaubt, dass der Mörder einen Hass gegen Frauen habe und es sehr wahrscheinlich sei, dass dieser weitere Morde begehen wird. Matthäi erkennt, dass der Mörder regelmäßig eine bestimmte Straße mit dem Auto benutzt haben muss. Er mietet sich bei einer Frau ein, die eine Tankstelle betreibt. Die Frau hat eine kleine Tochter namens Annemarie, die in Gritlis Alter ist.
Parallel dazu zeigt der Film den großbürgerlich lebenden Geschäftsmann Schrott (Gert Fröbe), der seiner herrischen Frau (Berta Drews) ausgeliefert ist. Immer geht er mit seinem großen Wagen auf Geschäftsreise.
Eines Tages kommt Annemarie verspätet von der Schule nach Hause. Sie erzählt dem Polizisten von einem Zauberer, dem sie begegnet sei. Matthäi findet bei ihr Schokoladentrüffeln, die wie kleine Igel aussehen. Dann wird ihm klar, dass der Riese mit den Igeln Gritli Mosers Mörder sein könnte. Matthäi sieht eine Chance, den Gesuchten zu fangen und weitere Morde zu verhindern. Tatsächlich taucht Schrott wieder mit seinem Wagen auf und lockt Annemarie auf eine einsame Waldlichtung. Doch bevor die Tat ausgeführt werden kann, gelingt es Matthäi, den Mörder zu stellen.
Entstehungsgeschichte
1957 bekam Dürrenmatt von einem Produzenten den Auftrag, das Drehbuch für einen Fernsehfilm zu schreiben. Es sollte darin um die Vergewaltigung und Ermordung eines jungen Mädchens gehen. Dürrenmatt nahm den Auftrag an und schrieb das Skript, aus dem später der Film entstehen sollte.
Dürrenmatt war mit dem Film zwar zufrieden, jedoch gefiel es ihm nicht, dass der Mörder am Ende gefasst wird. Er fragte sich, ob so ein Fall denn überhaupt realitätsnah sei.
Aus diesem Grund schrieb er auf der Grundlage seines eigenen Filmskripts die Erzählung Das Versprechen, die er selbst als „Requiem auf den Kriminalroman“ bezeichnete, da sie sich über die gängigen Regeln eines Krimis hinwegsetzt und eine völlig andere Richtung einschlägt. Während Kommissar Matthäi im Film mit seinen Ermittlungen Erfolg hat, wird der Matthäi der Erzählung bei seiner vergeblichen Suche nach dem Mörder wahnsinnig .
Kritik
Regisseur Ladislao Wajda schuf mit diesem Film eine der meistbeachteten Produktionen für den Berliner Produzenten Artur Brauner. Friedrich Dürrenmatts Drehbuch schafft es, große Spannung mit exakter Personencharakterisierung zusammenzuführen. Die Identität des Mörders wird dem Zuschauer rasch offenbar, umso mehr setzen der Regisseur und der Autor auf die ständig das Geschehen durchziehende Angst, ob der Mörder rechtzeitig gefasst werden könnte, also vor dem geplanten Mord an Annemarie. Suspense erfüllt den Film und hebt ihn damit auf ein Niveau, das damals im europäischen Film noch eher selten war. In dieser Mischung aus Kriminalfilm und Psychothriller wird der Polizist Matthäi (den Rühmann ohne schweizerische oder deutsche Untertöne, sondern gleichsam neutral gibt) in eine Loyalitätskrise gezogen: Er will den Mörder verhaften und andererseits ist ihm bewusst, dass er Annemarie als Lockvogel für seine Zwecke missbraucht. Vajda gelingt ein dichter Film, der nicht zuletzt durch seine herausragenden Nebendarsteller besticht: Heinrich Gretler als Matthäis Vorgesetzter, Lowitz als ehrgeiziger, über Leichen gehender Karrierepolizist, Ewald Balser als Vorwegnahme eines Profilers und nicht zuletzt Michel Simon mit seiner intensiven Studie eines einsamen Außenseiters, dessen Sprach- und Ahnungslosigkeit ihm zum Verhängnis werden, sowie Gert Fröbe, der kein Monster, sondern einen von seinen Obsessionen Gepeinigten vorführt.
Unstimmigkeiten
Bei der ersten Erwähnung wird berichtet, dass sich die früheren beiden Verbrechen im Kanton Schwyz vor zwei und im Kt. St. Gallen vor fünf Jahren ereignet hätten. Später ist es dann genau umgekehrt. Die Lage des Tatorts, die auf der Landkarte von Matthäi eingekreist wird, ist nicht deckungsgleich mit der vom tatsächlichen Drehort (siehe oben). Da Mägendorf jedoch ein fiktiver Name ist, muss dies nicht zwangsläufig als Fehler betrachtet werden.
Sonstiges
- Die Darstellung des Kindermörders Schrott durch Gert Fröbe verhalf ihm zu seiner Rolle als James-Bond-Bösewicht Goldfinger.
- 1994 drehte der Regisseur Rudolf van den Berg ein Remake unter dem deutschen Titel Tod im kalten Morgenlicht (In the Cold Light of Day) mit Richard E. Grant in der Hauptrolle. Der Film spielt im nachsozialistischen Ostblock. Am Ende erschiesst die Mutter den Mörder.
- 1997 drehte Regisseur Nico Hofmann eine zweiteilige Neuverfilmung des Stoffes als Fernsehfilm mit Joachim Król als Kommissar Matthäus und Axel Milberg als Schrott, die sich an die Geschichte der ersten Verfilmung hält, sich aber mit der Qualität der ersten Verfilmung nicht messen kann.
- 2000 wurde Das Versprechen (The Pledge) von Sean Penn verfilmt. Jack Nicholson spielt den Kommissar. In weiteren Rollen sind Benicio Del Toro, Robin Wright Penn, Helen Mirren und Patricia Clarkson zu sehen. Der Film orientiert sich am von Dürrenmatt gewünschten Ende.
- 2005 Uraufführung Das Versprechen von Armin Petras nach Friedrich Dürenmatt im Thalia Theater zu Hamburg. Ensemble Leila Abdullah, Harald Baumgartner, Fritzi Haberlandt, Peter Kurth, Peter Moltzen, Thomas Schmauser, Katrin Wichmann.
Literatur
- Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen, dtv - ISBN 3423013907
- Schwarz, Florian: Der Roman Das Versprechen von Friedrich Dürrenmatt und die Filme "Es geschah am hellichten Tag" (1958) und "The Pledge" (2001). Münster 2006. - ISBN 3825892999