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Diskussion:Ökologische Nische

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Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Mai 2006 um 01:10 Uhr durch RitaC (Diskussion | Beiträge) (Bilden oder besetzen?). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Letzter Kommentar: vor 19 Jahren von RitaC in Abschnitt Bilden oder besetzen?

Welche Nische gehört zu welchem Tier usw. Dass wäre interssant !

Interessant schon, aber mehr als ein Lebenswerk. --Brutus Brummfuß 17:33, 4. Dez 2004 (CET)

Ich kenne den Begriff der ökologischen Nische anders, nicht als Synonym für den Existenzbereich (dann wäre der Begriff auch überflüssig). Eine Nische ist sozusagen der "Beruf" einer Art, alle Aspekte ihrer Lebensweise, und nicht nur ihr Habitat. Bin ich die Einzige hier mit dieser Definition des Begriffs????

Moin,
nein, auch nach meiner Auffassung ist eine ökologische Nische nicht nur das jeweilige Habitat, sondern auch die jeweiligen Beutetiere und andere Lebensumstände, die einer Art, das Leben an einem Ort ermöglichen oder eben auch nicht. Wobei das Habitat eine gewichtige Rolle spielt, aber eben nicht die alleinige. Beruf?? Hm... Liebe Grüße -- soebe 23:18, 15. Dez 2004 (CET)

Naja, das wird gern mal als "Beruf" bezeichnet, weil das eben deutlich macht, daß damit kein Ort gemeint ist. Wie auch immer, ich habs mal geändert und den ursprünglichen Text mit einigen Änderungen zum "Existenzbereich" verschoben... Ioreth

Günthernische

Ich habe den Begriff der ökologischen Nische noch etwas anders kennengelernt (Definition nach Günther). Demnach setzt sich die Ökologische Nische zusammen aus den Lizenzen der Umwelt und deren Übereinstimmungen mit den Ansprüchen der Individuen einer Art/Population. Nur wenn alle Ansprüche der Individuen (Nahrung, Unterschlupf, Balzplatz, Temperatur und alles weitere) durch die Lizenzen der Umwelt gedeckt werden, kann die Ökologische Nische realisiert werden (Übereinstimmung von 1 Anspruch mit 1 Lizenz = Synerg). Sie ist also nicht als Ort zu verstehen (was ja schon andere so gesagt haben). Demnach kann eine Ökologische Nische auch nicht besetzt werden, und sie wird nicht frei, wenn die Art in dem Habitat nicht mehr vorkommt. Nischen werden realisiert und gehen verloren. Wenn keine Art da ist, existiert auch keine Nische. Mit diesem Konzept lassen sich auch Nischentransformationen anschaulich machen: Eine andere Lizenz der Umwelt wird neuerlich von den Individuen genutzt, der Anspruch kann sich ändern und ein neues Synerg entstehen (wärend ein anderes wegfällt).

An der obigen Definition ist nichts besonders, bis darauf das sie noch weitere Begriffe wie "Lizenz" einführt die man widerrum erst definieren müsste. Eine Nische ist perse immer an eine Art gebunden und alles andere wäre dem entsprechend auch falsch. Eine ökologische Nische ist eben keine Mietwohnung der Natur, dies wäre ein falsches Begriffsverstädnis. --Saperaud [ @] 18:47, 23. Apr 2005 (CEST)

Vorsicht, der Beitrag ähnelt sehr einem Absatz aus dem Townsend "Ökologie" S.136

Nischen bilden oder besetzen?

Hallo Pandorina! Etwas mißverständlich steht im Artikel, die ÖN sei sozusagen die komplette Beschreibung der Eigenschaften einer Art. Das verführt dann zu dem Schluss, eine Art bilde in einem Ökosystem eine Nische. Es wird ja aber auch auf den Unterschied hingewiesen zwischen der Idealnische, die eine Art gerne besetzen würde, und den konkreten Bedingungen (konkrete Nische) in einem bestimmten Ökosystem, in denen sich eine Art eben auch zurecht findet, obwohl sie nicht genau der Idealnische entspricht. Entscheidend ist, dass nicht eine Art ihre Nische in das Ökosystem einbringt, also die Nische bildet, wie Du formuliert hast, sondern dass sie in einem System eine geeignete Nische vorfindet und sie besetzt. Sollte eine neue Art einwandern und mit dieser konkreten Nische noch besser zurecht kommen, weil diese ihrer Idealnische besser entspricht als derjenigen der bisherigen "Besetzerin", so wird sie die erste Art hinaus konkurrieren - so zumindest lautet eine der gängigen Hypothesen zum Thema Nische, von Hardin (1960) eingeführt als "Competitive exclusion principle". --RitaC 11:42, 9. Mai 2006 (CEST)Beantworten

Bilden oder besetzen?

Zur Geschichte des Begriffs ökologische Nische: Der Begriff der ökologischen Nische berücksichtigte ursprünglich tatsächlich die räumlichen Ansprüche einer Art (Grinell 1917). Elton hat 1927 das Verhalten der Art zur Umwelt mit einbezogen und definierte die ö. N. als Beschreibung der funktionellen Rolle, die eine Art in der Biozoenose spielt. Dabei standen zunächst die trophischen Beziehungen im Vordergrund. Die ökologische Planstelle wurde dann 1948 von Kühnelt eingeführt und sollte die Stellung einer Art innerhalb der Nahrungskette beschreiben. Hutchinson hat 1957 den Begriff ö. N. schließlich auf alle für die Art wichtigen Umweltbeziehungen ausgedehnt. In der biologischen Literatur wird der Begriff ökologische Nische nach wie vor uneinheitlich verwendet, insbesondere in lieblos erstellten Schulbüchern. Leider bekommen so gerade Schüler eine falsche Vorstellung von diesem Fachbegriff. In modernen Biologie - Büchern versteht man aber heute unter der ö. N. einer Art alle Wechselwirkungen einer Art mit der belebten und der unbelebten Umwelt. Diesen Zusammenhang kann man natürlich nicht dadurch zum Ausdruck bringen, dass man davon spricht, dass eine Art eine ö. N. besetzt, so wie ein Mensch eine Umkleidekabine im Schwimmbad. Die Arten sind ja auch selbst an den ökologischen beteiligt. Wenn man von der Bildung ö. N. spricht, muss man außerdem berücksichtigen, dass es sich dabei um einen Evolutionsvorgang handelt. Bekanntlich können sich Lebewesen nicht von heute auf morgen an ihre Umwelt anpassen; vielmehr ist die Anpassung ein Prozess, der meist lange Zeiträume in Anspruch nimmt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Einnischen oder ökologischer Sonderung. Zum Schluss noch ein Wort zur ökologischen Lizenz: In welchem Umfang in einem Biotop ökologische Nischen gebildet werden können, hängt davon ab, wie vielfältig die Lebensbedingungen sind, in welchem Ausmaß ö. N.n bereits gebildet worden sind und wie die Konkurrenzverhältnisse aussehen. Neu entstandene Vulkaninseln z. B. bieten im Laufe der Zeit immer mehr ökologische Lizenzen, während in einem stabilden Ökosystem wie dem tropischen Regenwald meist keine PLanstellen mehr frei sind. Neuankömmlinge oder neu entstandene Arten können jedoch Planstelleninhaber aus ihren Nischen verdrängen, wenn sie konkurrenzstärker sind als diese. So eroberten die Plazentatiere die Planstellen der Beutelsäuger außerhalb Australiens (anfangs auch außerhalb Südamerikas) oder die höheren Primaten diejenigen der Lemurenartigen außerhalb Madagaskars. Tipps Zum Nachlesen: Herder (Spektrum), Lexikon der Biologie oder Natura Ökologie, Klett Verlag

Ja, Pandorina (Du warst das doch?), das widerspricht ja nicht meiner Ansicht, dass Ö.N. etwas sind, das von Arten besetzt werden kann. Manches hast Du wieder gebracht, was ich auch schon nannte. Ich persönlich habe meine Verwendung des Begriffs ö.N. von Prof. Jürgen Jacobs in München gelernt, der ein Schüler von G.E. Hutchinson war. Und Jürgen hat hauptsächlich über das Auschlußprinzip von Arten in der gleichen ö.N. gearbeitet, indem er z.B. besonders ähnliche Daphnia-Arten, die im gleichen See in vermeintlich der gleichen Nische koexistierten, auf ihre Dennoch-Unterschiede abklopfte. Also ein echter Spezialist in Sachen Nischen. Leider ist er schon gestorben, sonst würde ich um seine Meinung fragen und hier berichten. --RitaC 11:22, 15. Mai 2006 (CEST)Beantworten

Nun hat Benutzer:Manuel Krüger-Krusche den Artikel geordnet und erweitert und dabei gleich seine Stellungnahme zu dieser Frage - bilden oder besetzen - in den Artikel eingebaut. Mir scheint es nach seiner Argumentation mehr und mehr zu einer Frage des Betrachtungswinkels zu werden, oder zu der Frage nach Henne oder Ei. Natürlich gibt es ohne Organismen kein Ökosystem und folglich auch keine Nischen. Wenn es aber die Wechselbeziehungen zwischen Organismen und Umwelt und zwischen den Organismen sind, die zu Nischen führen, dann kann man es auch wieder nicht auf die Beziehungen der einen Art beschränken, die in dieser Nische sitzt bzw. sie bilden würde. Dann sind alle beteiligt, um u.a. auch diese Nische (neben vielen anderen) zu "bilden". Ich persönlich bevorzuge bei aller differenzierten Betrachtung nach wie vor, eine Nische "besetzt" zu sehen, so sehr die Art ihre Nische auch mit-beeinflusst. Andernfalls hätte ein Ökosystem eine bestimmte Lebensmöglichkeit garnicht, sobald die betreffende Art nicht da wäre. Aber wir sagen ja z.B. dass in Amerika die Regenbogenforelle die Nische der hiesigen Bachforelle einnehme oder eine sehr ähnliche. Damit gehen wir schon von der "Existenz" von Nischen unabhängig von ihrer konkreten Besetzung aus. Und auch Konvergenzen begründen wir, zu Recht, wie ich meine, damit, dass sich in verschiedenen Weltgegenden verschiedene Arten auf die Besetzung der gleichen (ähnlichen) Nische hin evoluiert hätten. --RitaC 13:48, 24. Mai 2006 (CEST)Beantworten

Hallo RitaC, schön dass Du Dir die Zeit genommen hast und so schnell auf meine Ergänzungen und Änderungen reagiert hast. Die von mir eingebrachte Position beruht auf der Lektüre des angegebenen Fachbuches und einem Vorlesungsskript eines Prof. Dr. J.K. Müller des Biologischen Institutes der Uni Freiburg und einer etwas längeren sonstigen Beschäftigung mit dem Thema. Die Mehrheit der Biologen scheint eher die Position des "Bildens von Nischen" zu vertreten. Ich würde gerne mit Dir und natürlich auch anderen über dieses Thema disputieren, befinde mich aber "auf dem Sprung" in ein verlängertes Wochenende, kann also ad hoc jetzt nicht länger darauf eingehen. Das Thema befindet sich auch auf der Seite Konzept der leeren ökologischen Nische im Stadium der "Wahrheitsfindung" Ein Prof. K. Rohde kann sich dort nicht damit abfinden dass seine Position nicht die ungeteilte Akzeptanz der Wissenschaft findet und diskutiert nun auf der Artikelseite. Ich melde mich wieder zum Thema, grüße Dich und wünsche Dir schöne Pfingsten! --Manu 16:05, 24. Mai 2006 (CEST)Beantworten

Hallo RitaC, ich meinte natürlich nicht Pfingsten sondern den Himmelfahrtstag, das ist mir am Mittwoch so in der Eile passiert. Aber Himmelfahrt kommt ja noch, also sind die Wünsche noch komplett gültig. Deine Änderungen in den letzten Tagen haben mich angeregt heute tief in der Literatur zu wühlen. (Siehe: Ökologische Nische, die drei letzten Titel) und den Artikel noch einmal kräftig zu überarbeiten. Ich hoffe Du bist mit dem Ergebnis einverstanden. Ansonsten schreib´mir bitte hier was Dir nicht gefällt. Mit besten Grüßen --Manu 22:11, 27. Mai 2006 (CEST)Beantworten

Hallo Manu, mir gefällt das, was Du jetzt daraus gemacht hast, sehr gut. Und ich glaube, Du hast RitaC's Anregungen recht fruchtbar verarbeitet. Ich selbst habe in dem dicken schwarzgrünen Schinken "Biologie" aus dem Fischer-Verlag nachgelesen und dort in Breite die Planstellenversion mit gewissen Ausrutschern in Richtung artbezogener Betrachtung gefunden. So, wie Du das jetzt bringst, ist es schön klar und die beiden Sichtweisen stehen einander sauber gegenüber. Gut finde ich auch Deine Erläuterung, welchen Wert beide Betrachtungen für weiterführende Fragestellungen haben. Ich denke, Rita wird das auch gut gefallen. Schönes Wochenende noch! --Kursch 22:40, 27. Mai 2006 (CEST)Beantworten
Kursch hat recht: mir gefällt es auch --RitaC 01:10, 29. Mai 2006 (CEST)Beantworten