Wolf-Erich-Kellner-Preis
Mit dem Wolf-Erich-Kellner-Preis der Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung werden seit 1966 alljährlich Arbeiten aus den verschiedensten Fachrichtungen der (Geistes-, Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) ausgezeichnet, die im Sinne des Historikers und Archivars Wolf Erich Kellner in wissenschaftlich wertvoller Weise Grundlagen, Geschichte und Politik des Liberalismus im deutschen, europäischen und außereuropäischen Raum behandeln. Die Beiträge können theoretische, historische und zeitgeschichtliche Fragestellungen zum Gegenstand haben oder Gestalt und Entwicklung des gegenwärtigen Liberalismus in Politik, Wirtschaft oder Kultur behandeln.[1]
Der Preis wird treuhänderisch von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit für die Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung verwaltet; Fiduziar ist der Leiter des Archivs des Liberalismus Ewald Grothe.
Preisträger
Zu den renommiertesten Preisträgern gehören die Historiker Lothar Gall (1968), Dieter Langewiesche (1974), Hartwig Brandt (1986), Günther Heydemann (1992), Christian Jansen (1998) und Jörn Leonhard (1999).[2]











Jahr | Preisträger | Thema der Arbeit |
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1966 | Michael Krejci | „Die Frankfurter Zeitung und der Nationalsozialismus 1923–1933“ |
1967 | Regina Gottschalk | „Die Linksliberalen zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik. Von der Julikrise 1917 bis zum Bruch der Weimarer Koalition im Juni 1919“ |
Hans-Otto Rommel | „Die jungdemokratische Bewegung zur Zeit der Weimarer Republik. Versuch, die geschichtliche Entwicklung der Demokratischen Jugendbewegung in der Weimarer Republik aufzuzeigen“ | |
1968 | Lothar Gall | „Der Liberalismus als regierende Partei. Das Großherzogtum Baden zwischen Restauration und Reichsgründung“ |
1969 | Eckart Pankoke | „Soziale Bewegung – Soziale Frage – Soziale Politik – Grundfragen der deutschen Sozialwissenschaft im 19. Jahrhundert“ |
1970 | Detlev Acker | „Walter Schücking – eine Biographie unter besonderer Berücksichtigung von Schückings Tätigkeit in der Völkerbundbewegung“ |
1971 | Werner Stephan | „Geschichte der Deutschen Demokratischen Partei“ |
Stephan Graf Vitzthum | „Albert Hänel (1833–1918) – linksliberale Politik und materiale Staatsrechtslehre“ | |
1972 | Dieter Düding | „Der Nationalsoziale Verein 1896–1903“ |
1973 | Werner Schiefel | „Bernhard Dernburg 1865–1937“ |
1974 | Dieter Langewiesche | „Liberalismus und Demokratie in Württemberg – Zwischen Revolution und Reichsgründung“ |
Horst Gründer | „Walter Simons als Staatsmann, Jurist und Kirchenpolitiker“[3] | |
1975 | Rainer Koch | „Demokratie und Staat bei Julius Fröbel. Struktur und Scheitern einer frühbürgerlichen Utopie“ |
1976 | Jürgen Heß | „‘Das ganze Deutschland soll es sein‘. Demokratischer Nationalismus in der Weimarer Republik am Beispiel der Deutschen Demokratischen Partei“ |
1977 | Karl Graf Ballestrem | „Die schottische Aufklärung. Moralphilosophie und Gesellschaftstheorie bei David Hume und Adam Smith sowie bei einigen ihrer Freunde“ |
1978 | Herausgeber: Gert Zang Mitautoren: Dieter Bellmann Wolfgang Hein Heiner Siefken Werner Trapp Volker Wünderlich |
„‘Provinzialisierung einer Region‘. Regionale Unterentwicklung und liberale Politik in der Stadt und im Kreis Konstanz im 19. Jahrhundert. Untersuchungen zur Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft in der Provinz“ |
1979 | Monika Faßbender-Ilge | „‘Liberalismus–Wissenschaft–Realpolitik‘. Untersuchung des Deutschen Staatswörterbuchs von Johann Caspar Bluntschli und Karl Brater als Beitrag zur Liberalismusgeschichte zwischen 48er Revolution und Reichsgründung“ |
1980 | Thomas Parent | „‘Passiver Widerstand‘ im preußischen Verfassungskonflikt – Die Kölner Abgeordnetenfeste“ |
1981 | Ursula Susanna Gilbert | „Hellmut von Gerlach (1866–1935) – Stationen eines deutschen Liberalen vom Kaiserreich zum ‚Dritten Reich‘“ |
1982 | Theo Rütten | „Deutschland-und Gesellschaftspolitik der ost- und westdeutschen Liberalen in der Entstehungsphase der beiden deutschen Staaten“ |
Peter Theiner | „Friedrich Naumann im Wilhelminischen Deutschland (1860–1919)“ | |
1983 | Rita Aldenhoff | „Schulze Delitzsch. Ein Beitrag zur Geschichte des Liberalismus zwischen Revolution und Demokratie“ |
1984 | Dieter Hein | „Zwischen liberaler Milieupartei und nationaler Sammlungsbewegung – Gründung, Entwicklung und Struktur der Freien Demokratischen Partei 1945–1949“ |
1985 | Marie-Lise Weber | „Ludwig Bamberger – Ideologie statt Realpolitik“ |
1986 | Hartwig Brandt | „Parlamentarismus in Württemberg 1819–1870“ |
1987 | Günther Mohrmann | „Partei und Programmkonstruktion. Eine Analyse von Organisationswirklichkeit und Innovationswirkung der Erstellung von Parteiprogrammen am Beispiel der Bremer Freien Demokratischen Partei“ |
1988 | Eberhard Demm | „Ein Liberaler in Kaiserreich und Republik“. Die politische Biographie Alfred Webers, 1868–1920, Band 1 |
1989 | Michael Wettengel | „Die Revolution von 1848/49 im Rhein-Main-Raum: Politische Vereine und Revolutionsalltag im Großherzogtum Hessen, Herzogtum Nassau und in der Freien Stadt Frankfurt“ |
1990 | Wolf Volker Weigand | „Walter Wilhelm Goetz (1867–1958). Eine biographische Studie über den Historiker, Politiker und Publizisten“ |
1991 | Horst R. Sassin | „Liberaler Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ |
Hans-Georg Fleck | „Sozialliberalismus und Gewerkschaftsbewegung in Deutschland“ | |
1992 | Günther Heydemann | „Repression oder Reform? Die Stabilität des europäischen Staatensystems als Problem der britischen Deutschland- und Italienpolitik 1815-1848“[4] |
1993 | Andreas Biefang | „Nationale Organisationen und nationale Eliten des politischen Bürgertums in Deutschland 1857–1867“[5] |
1994 | Martin Liepach | „Das Wahlverhalten der jüdischen Bevölkerung: Zur politischen Orientierung der Juden in der Weimarer Republik“ |
1995 | Anne Christine Nagel | „Martin Rade – Theologe und Politiker des sozialen Liberalismus. Eine politische Biographie“ |
Claudia Lepp[6] | „Der Deutsche Protestantenverein in den Jahren 1863 bis 1888. Eine kirchlich-liberale Antwort auf die Herausforderung der Moderne“ | |
1996 | Martina Neumann | „Theodor Tantzen – ein widerspenstiger Liberaler gegen den Nationalsozialismus“ |
1997 | Ulrike von Hirschhausen[7] | „Liberalismus im Umbruch: Die ‚Deutsche Zeitung‘ 1847–1850“ |
1998 | Christian Jansen[8] | „Einigkeit, Macht und Freiheit. Die Paulskirchenlinke und die deutsche Politik in der nachrevolutionären Epoche“ |
1999 | Jörn Leonhard | „Sprachmengerei und Begriffsverwirrung: Komparative Studien zur historischen Semantik von Liberalismus im 19. Jahrhundert: Frankreich, Deutschland, Italien und England im Vergleich“[9] |
2000 | Angelika Schaser | „Helene Lange und Gertrud Bäumer. Politik als Beruf vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik Deutschland“ |
2001 | Heide-Marie Lauterer | „„...über Gegensätze hinweg in eine neue Zukunft“ – Lebenswege, politisches Selbstverständnis und Handeln von Parlamentarierinnen in Deutschland 1918–1953“ |
Karl-Heinz Breier | „Leitbilder der Freiheit und ihre Bedeutung für die politische Bildung in einer Republik“ | |
2002 | Herausgeber: Karl Heinrich Pohl |
„Politiker und Bürger – Gustav Stresemann und seine Zeit“ |
2003 | Michael Dreyer | „Hugo Preuß (1860–1925) – Biographie eines Demokraten“ |
2004 | Harald Biermann | „Ideologie statt Realpolitik. Die außenpolitische Gedankenwelt der kleindeutsch-orientierten Liberalen nach dem Ende der 1848/49er Revolution bis zur Reichsgründung 1870/71“ |
2005 | Manuel Borutta | „Liberaler Antikatholizismus – Deutschland und Italien im Zeitalter der europäischen Kulturkämpfe“[10] |
Frank Möller | „Heinrich von Gagern. Eine Biographie“[11] | |
2006 | Jens Hacke[12] | „Eine Philosophie der Bürgerlichkeit. Die Liberalkonservative Begründung der Bundesrepublik“ |
2007 | Arndt Kremer | „Der Kampf um Sprache im deutsch-jüdischen Diskurs. Die liberalen deutschen Juden im Konflikt zwischen sprachbestimmter Kulturnation und rassischem Antisemitismus (1895–1933)“ |
2008 | - | keine Preisvergabe |
2009 | Elke Seefried | „Theodor Heuss. In der Defensive. Briefe 1933–1945“[13] |
2010 | Sabine Mecking | „Gebietsreform und Bürgerwille. Demokratieentwicklung und Reform von Staat und Gesellschaft am Beispiel der kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen“ |
2011 | Volker Stalmann | „Bernhard Falk (1867–1944) – Erinnerungen eines liberalen Politikers“ |
2012 | Klara Deecke | „Staatswirtschaft vom Himmel herabgeholt. Konzeptionen liberaler Wirtschaftspolitik in Universität und Verwaltung 1785–1845 – Ausprägungen und Brechungen am Beispiel Ostpreußens und Vorpommerns“ |
Marko Kreutzmann | „Die höheren Beamten des Deutschen Zollvereins. Eine bürokratische Funktionselite zwischen einzelstaatlichen Interessen und zwischenstaatlicher Integration (1834–1871)“[14] | |
2013 | Mark Schweda[15] | „Entzweiung und Kompensation. Joachim Ritters philosophische Theorie der modernen Welt“ |
2014 | Inka Le–Huu[16] | „Die sociale Emanzipation der Juden. Jüdisch-christliche Begegnungen im Hamburger Bürgertum (1830-1871)“ |
2015 | Henning Türk[17] | „Gestalter des Fortschritts – Ludwig Andreas Jordan (1811–1883), das Pfälzer Weinbürgertum und der deutsche Liberalismus im 19. Jahrhundert“ |
2016 | Franziska Meifort[18] | „Ralf Dahrendorf: Ein deutsch-britischer Intellektueller zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit“[19] |
Fabian Rausch | „Konstitution und Revolution. Eine Kulturgeschichte der Verfassung in Frankreich 1814–1851“[20] | |
2017 | Manuel Limbach | „Bürger gegen Hitler. Vorgeschichte, Aufbau und Wirken des bayerischen „Sperr-Kreises““ |
Kuratorium
Vorsitzender des Kuratoriums der Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung ist derzeit (2017) Joachim Scholtyseck (Bonn), sein Stellvertreter Eckart Conze (Marburg).[21]
Mitglieder des Kuratoriums sind:
- Eckart Conze (Marburg)
- Jürgen Frölich
- Dominik Geppert (Bonn)
- Jens Hacke (Hamburg)
- Thomas Hertfelder (Stuttgart)
- Anne Christine Nagel (Gießen)
- Frank Portz (Walluf)
- Susanne Schimanski (Essen)
- Joachim Scholtyseck (Bonn)
- Elke Seefried (München)
- Barthold C. Witte
Frühere Mitglieder des Kuratoriums waren:
- Sibylle Busch (Hamburg)
- Hermann Hiery (Bayreuth)
- Peter Menke-Glückert (Bonn)
- Angelika Schaser (Hamburg)
- Thomas Siekermann (Hannover)
Sonstiges
Die Philipps-Universität Marburg vergibt einen Mittelalterpreis, der gleichfalls nach Wolf Erich Kellner benannt ist. Die ausschreibende Wolf Erich Kellner-Stiftung wurde im Jahr 2005 aufgehoben.[22]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ausschreibung 2018. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung – Preisträgerinnen und Preisträger, abgerufen am 2. Juni 2017.
- ↑ Horst Gründer: Meine Webseite. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur | Die Stiftung | Fachbeiräte | Prof. Dr. Günther Heydemann. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ KGParl - Die Kommission - Mitarbeiterinnen & Mitarbeiter. Abgerufen am 9. Dezember 2017 (englisch).
- ↑ Curriculum Vitae - Prof. Dr. Claudia Lepp - Neueste Geschichte und Zeitgeschichte - LMU München. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ Lehrstuhlinhaber - Historisches Institut - Universität Rostock. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ Christian Jansen, Einheit, Macht und Freiheit. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ Römerberggespräche | 2014 – 42. Doch wieder Krieg? Globale Bedrohung und das Dilemma des Friedens. Abgerufen am 9. Dezember 2017 (deutsch).
- ↑ Jürgen Fröhlich: Laudatio auf Frank Möller und Manuel Borutta, Träger des Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnis- Preises 2005. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ Jenaer Historiker erhält Wolf-Erich-Kellner-Preis. In: JuraForum.de. (juraforum.de [abgerufen am 9. Dezember 2017]).
- ↑ PD Dr. Jens Hacke. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, abgerufen am 18. Dezember 2017.
- ↑ Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnispreis für Heuss-Briefe-Edition von Dr. Elke Seefried. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ Wirth & Horn - Informationssysteme GmbH - www.wirth-horn.de: Wolf-Erich-Kellner-Preis | Weitere Geistes- und Gesellschaftswissenschaft | Vandenhoeck & Ruprecht. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ Mark Schweda | Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen | on ResearchGate | Expertise: Social and Political Philosophy, Ethics. Abgerufen am 18. Dezember 2017 (englisch).
- ↑ Inka Le-Huu: Die sociale Emanzipation. Wallstein Verlag GmbH, abgerufen am 18. Dezember 2017.
- ↑ CAMPUS:AKTUELL - Zur Person 2015. Abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ Autor Franziska Meifort. Verlag C. H.Beck oHG, abgerufen am 18. Dezember 2017 (englisch).
- ↑ Volker Burggräf: Seite. In: Uni Oldenburg. 17. August 2017 (uni-oldenburg.de [abgerufen am 9. Dezember 2017]).
- ↑ Meldung auf der Seite der Universität Freiburg; abgerufen am 18. Dezember 2017.
- ↑ Wolf-Erich-Kellner-Preis – WEK-Gedächtnisstiftung, abgerufen am 2. Juni 2017.
- ↑ Meldung auf der Homepage der Universität Marburg; abgerufen am 12. Dezember 2017.