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Amsterdam Machsor

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Der Amsterdam Machsor ist ein Gebetbuch für die jüdischen Feiertage und besonderen Schabbate, das um 1240 vermutlich in Köln gefertigt wurde. 2017 wurde er vier Millionen Euro von Museen in Köln und Amsterdam erworben und wird künftig abwechselnd in beiden Städten gezeigt.

Der Amsterdam Machsor (machsor = Kreislauf, Zyklus, pl. Machsorim) gehört zu den frühesten illuminierten hebräischen Manuskripten aschkenasischer Herkunft und den ältesten erhaltenen Manuskripten dieser Art im deutschsprachigen Raum.[1] Es ist davon auszugehen, dass er sich in der Mittelalterlichen Synagoge Köln befand und genutzt wurde. 1424 wurden die Juden aus Köln vertrieben und die Synagoge fortan als christliche Kapelle genutzt. Wie die kostbare Handschrift von dort nach Amsterdam gelangte, ist nicht nachvollziehbar. Anhand einer Notiz im Machsor ist bekannt, dass er 1669 von einem in Amsterdam ansässigen Drucker namens Feivesh ha-Levi, in dessen Familienbesitz er sich befand, der Jüdischen Gemeinde Amsterdam übergeben wurde. Seit 1955 befand er sich als Dauerleihgabe im Amsterdamer Joods Historisch Museum, bis er von der Jüdischen Gemeinde zum Kauf angeboten wurde.[1]

Der Machsor ist 47 mal 34 Zentimeter groß und besteht aus 331 Pergamentblättern. Die Blätter sind mit mehrfarbigen Bordüren, leuchtenden Ornamenten und vergoldeten Initialwörtern aufwändig gestaltet. Das Buch enthält die Liturgien zu Rosch ha-Schana, Jom Kippur, Purim, Pessach und Schawuot. Zudem sind Gesänge und Gebete aus dem Tanach niedergeschrieben, die an den hohen jüdischen Feiertagen vorgetragen wurden. Machsorim, mit deren Hilfe der Kantor die öffentlichen Gebete in der Synagoge leitete, waren hauptsächlich in den jüdischen Gemeinden im Gebiet des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation in Gebrauch, überwiegend von der Mitte des 13. bis zu Mitte des 14. Jahrhunderts.[1]

Im Dezember 2017 erwarb der Landschaftsverband Rheinland den Amsterdam Machsor mit der finanziellen Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kulturstiftung, der C.L. Grosspeter Stiftung, des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, der Sparkasse KölnBonn sowie der Kreissparkasse Köln und gemeinsam mit dem Amsterdam Joods Historisch Museum für vier Millionen Euro erworben. Der Machsor soll das Herzstück des im Bau befindlichen Kölner Museums MiQua bilden, dessen Eröffnung für 2021 geplant ist.[2] Die Handschrift wird dann abwechselnd in Köln und in Amsterdam zu sehen sein. Das Team des Kölner Museums plant zudem eine digitale Ausgabe des Machsor, die von den Besuchern durchgeblättert werden kann.[3]

Einzelnachweise

  1. a b c Elisa Kaiser: Kölner Ritus aus Amsterdam. Pressemitteilung der Kulturstiftung der Länder, 12. Dezember 2017, abgerufen am 17. Dezember 2017. (pdf)
  2. Christiane Twiehaus: Nach 800 Jahren wieder in Köln! In: miqua.blog. 15. Dezember 2017, abgerufen am 17. Dezember 2017.
  3. Sven Felix Kellerhoff: Amsterdam Machsor: Köln bekommt ein Prunkstück jüdischen Lebens zurück. In: welt.de. 13. Dezember 2017, abgerufen am 17. Dezember 2017.