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Kleinkastell Petersbuch

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Kleinkastell Petersbuch
(Kleinkastell Kaldorf)
Limes ORL -- (RLK)
Strecke (RLK) Rätischer Limes,
Strecke 14
Datierung (Belegung) bis spätestens um 260 n. Chr.
Typ Kleinkastell
Größe 20,20 × 20,20 m
(= 0,04 ha)
Bauweise Stein
Erhaltungszustand leichte verschwommene Bodenerhebung
Ort Titting, Petersbuch
Geographische Lage 48° 59′ 0,4″ N, 11° 9′ 4″ O
Höhe 574 m ü. NHN
Vorhergehend Kleinkastell Raitenbuch (nordwestlich)
Anschließend Kleinkastell Biebig (östlich)
Rückwärtig Burgus Burgsalach (nordwestlich)
Kastell Pfünz (südsüdöstlich)

Das Kleinkastell Petersbuch, das auch als Kleinkastell Kaldorf bekannt ist, gehört zu der Kette von ehemaligen römischen Militärlagern, die nahe der zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobenen Rätischen Mauer errichtet wurde. Die Befestigung befindet sich heute westlich der Dörfer Kaldorf und Petersbuch im Landkreis Eichstätt in Bayern.

Lage und Forschungsgeschichte

Lage zum Limes
KK Petersbuch (oben links) mit seinem östlichen Limesumfeld
Das Kleinkastell nach der von Friedrich Winkelmann 1920 veranlaßten Vermaßung

Die heute in einem Wald versteckte kleine Anlage wurde an einem südwestlich verlaufenden Stück der Rätischen Mauer, kurz bevor diese in 200 Meter Entfernung einen Knick in westöstliche Richtung macht, errichtet. Unmittelbar neben dem Kleinkastell befinden sich zwei tiefe Dolinen.

Zur Zeit seiner Erstbeschreibung durch den Pappenheimer Dechanten und Konsistorialrats Michael Redenbacher (1764–1816) und anschließend durch den Archäologiepionier Franz Anton Mayer (1773–1854) ragte das zusammenhängende Mauerwerk des Kleinkastells noch einige Fuß über den Erdboden hinaus. Unter Einheimischen waren die Baureste damals als verlassener Gutshof bekannt. Als Friedrich Winkelmann (1852–1934), ein Streckenkommissar der Reichs-Limeskommission (RLK) im Jahr 1920 die Anlage ergrub, behauptete der Bauer, auf dessen Grundstück das Kleinkastell lag, dass die Ruine der Rest seines ursprünglichen Hofes war, der später nach Kaldorf verlegt wurde. Winkelmann beschränkte sich bei seiner Ausgrabung darauf, die Lage, Größe und Umwehrung beschreiben zu können. Die Einmessung der Befunde nahm ein amtlicher Geometer vor. Nach der Untersuchung wurden die Fundamente wieder zugedeckt. Von dem Viereck blieb anschließend noch ein leichter Wall sichtbar.[1]

Baubeschreibung

Die in Stein ausgebaute Anlage wurde auf ebenem Gelände errichtet. Sie besitzt einen quadratischen, 20,20 × 20,20 Meter (≈ 400 Quadratmeter) umfassenden Grundriß und war mit ihrer Prätorialfront nach Nordosten zum rund 28 Meter entfernten Limes ausgerichtet. An der Nordostseite befand sich auch der einzige Einlass noch erhaltenen einspurigen Zufahrt. Dieser war bei der Grabung Winkelmanns noch erhalten. Über dem 2,50 Meter breiten Tor, das nach innen und außen hervorspringende, einen Meter breite und zweieinhalb Meter tiefe Wangen besaß, erhob sich möglicherweise ein turmartiger Aufbau. Die Umfassungsmauer war 0,90 Meter stark und besaß wohl einen umlaufenden Wehrgang. Alle vier Ecken dieser Mauer waren im rechten Winkel ausgeführt. Als Annäherungshindernis wird ein umlaufender Spitzgraben anzusprechen sein, der an der Durchfahrt aussetzte. Das Innere des Kleinkastells wurde von Winkelmann nicht untersucht. Die noch von Redenbacher in der Mitte der Anlage festgestellte Vertiefung wurde ihm von den Anwohnern als ehemaliger Keller erklärt.[1] Da es seit 1920 keine Untersuchungen mehr gegeben hat, bleiben viele Einzelheiten der Anlage unbekannt. Es ist davon auszugehen, dass die sich wohl um einen Innenhof gruppierende Innenbebauung aus Holz bestand.

Limesverlauf zwischen den Kleinkastellen Petersbuch und Biebig

Spuren der Limesbauwerke zwischen den Kleinkastellen Petersbuch und Biebig.
ORL[2] Name/Ort Beschreibung/Zustand
KK[3] Kleinkastell Petersbuch siehe oben
Wp 14/56[4] „An der Limesecke bei Petersbuch“
Limesknick bei Wp 14/56, Lage
Limesknick bei Wp 14/56, Grundriss
Die RLK ergrub an diesem Limesknick einen 6,40 × 6,30 Meter großen Steinturm,[5] an den die Steinmauer nachträglich angebaut worden war. In der ebenfalls eingeknickten Palisade erkannte sie einen Durchgang. Auch der Flechtwerkzaun wurde festgestellt. Heute ist dort nichts mehr zu sehen. Der Schuttwall der Limesmauer ist dagegen von hier an auf knapp drei Kilometer Länge bis hinter Wp 14/59 als schnurgerader, gut sichtbarer, bewachsener Damm in der freien Landschaft zu erkennen.
Wp 14/57 Turmstelle wird vermutet.[6]
Wp 14/58 Turmstelle wird vermutet.[7]
Wp 14/59 „Bei Petersbuch“
Wp 14/59, Lage
Wp 14/59, Grundriss
Der Steinturm[8] war 6,50 × 5,70 Meter groß. In seinem Inneren wurde eine Feuerstelle vorgefunden, die Rückseite war sehr schlecht erhalten. Deutlich war auch an diesem Turm die nachträglich angefügte Limesmauer zu erkennen. Die RLK erkannte an dieser Stelle auch Palisade und Flechtzaun. Heute ist dort nichts mehr zu sehen.
Wp 14/60 Turmstelle wird vermutet.[9]
Wp 14/61 „Westlich von Eckertshofen“
Lage und Grundriss

Aus den wenigen Überbleibseln dieses Steinturms[10] ließ sich dennoch seine Größe feststellen. Sie betrug 5,90 × 7,50 Meter. Die Palisade lag vor der Mauer. Heute ist dort nichts mehr zu sehen.

Wp 14/62 Turmstelle wird vermutet.[11]
Wp 14/63
Der rekonstruierte Wachturm 14/63
Der Gedenkstein zwischen Wp 14/63 und Wp 14/64
Die Turmstelle wird nur vermutet.[12] Jedoch wurde 1992[13] eine steinerne Rekonstruktion[14] in diesem Bereich, gut 100 Meter östlich der vermuteten Stelle errichtet.[15] Die steinerne Limeswachtürme waren in der Antike weiß verputzt. Mit einem dann aufgetragenen roten Fugenstrich wurde Quadermauerwerk vorgetäuscht. Neben diesem Rekonstruktionsversuch wurde gleichfalls 1992 ein Parkplatz mit Hinweistafeln angelegt und ein 3,5 Kilometer langer Limeslehrpfad eröffnet. Der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtete Gedenkstein zwischen Wp 14/63 und Wp 14/64 wurde von der Nürnberger Naturhistorischen Gesellschaft restauriert.
Wp 14/64 „Im Herlingsharder Wald“
Lage und Grundriss

Die Steinmauer durchschneidet den rund 400 Meter weiter stehenden älteren Holzturmhügel.[16] Östlich liegt der 6,45 × 5,77 Meter große, von der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg restaurierte Steinturm,[17] in dessen Inneren zwei Feuerstellen aufgefunden wurden. Der Turm wurde wie üblich direkt an die Mauer gesetzt. Der Schuttwall des Limes ist in diesem Bereich gut sichtbar.

Wp 14/65 „Im Emsinger Gemeindewald“
Lage und Grundriss

Rund 600 Meter weiter liegen die ebenfalls von der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg restaurierten, inzwischen aber wieder verfallenen Fundamente des 18 Meter hinter der Rätischen Mauer frei stehenden 6,40 × 5,60 Meter großen Steinturms.[18] In seinem Inneren wurden wiederum zwei Feuerstellen freigelegt. Östlich davon liegt der gut erhaltene, fast zwei Meter hohe Holzturmhügel.[19]

Wp 14/66 „Im Waldbezirk Biebig“
Grundriss
Die Limesmauer wird in diesem Bereich an einem ansteigenden Hang zunächst von einem Forstweg als bis zu 1,50 Meter hoher Unterbau genutzt. Im oberen Hangabschnitt wird der Schuttwall wieder sichtbar. Die nun südlich, parallel zum Forstweg sichtbar werdende Terrassierung könnte zu einem Altweg, eventuell aus der Limeszeit, gehört haben. Auf dem Höhenrücken ist der rund 0,20 bis 0,40 Meter hohe Schuttwall in einer Breite von fünf bis sechs Metern zu erkennen. Kurz vor der Hangkante hinab ins östliche Wassertal wurde der heute überwachsene Schutthügel des 4,90 × 6,90 Meter großen Steinturms von der Reichs-Limeskommission ergraben. Besonders in vegetationslosen Zeiten läßt er sich als schwache Erhebung ausmachen. Auch die lineare Vertiefung der einstigen Palisade wird im Hanggelände sichtbar.[20] Wp 14/66 steht zehn Meter hinter der steinernen Limesmauer.
KK Biebig Rund 100 Meter weiter südlich befindet sich das Kleinkastell Biebig.[21]

Denkmalschutz

Das Kleinkastell Petersbuch und die erwähnten Anlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie geschützt als eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes (BayDSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig, Zufallsfunde sind den Denkmalbehörden anzuzeigen.

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. a b Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches. Abteilung A, Band 7: Die Strecken 14 und 15. Petters, Heidelberg 1933, S. 95 und Tafel 10, Abb. 1 und 2.
  2. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reichs-Limeskommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  3. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell
  4. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
  5. Wp 14/56 bei 48° 58′ 55,55″ N, 11° 9′ 16,14″ O
  6. Wp 14/57 ungefähr bei 48° 58′ 53,44″ N, 11° 9′ 54,27″ O
  7. Wp 14/58 ungefähr bei 48° 58′ 51,06″ N, 11° 10′ 39,51″ O
  8. Wp 14/59 bei 48° 58′ 48,67″ N, 11° 11′ 24,17″ O
  9. Wp 14/60 ungefähr bei 48° 58′ 46,92″ N, 11° 11′ 57,88″ O
  10. Wp 14/61 bei 48° 58′ 45,6″ N, 11° 12′ 25,02″ O
  11. Wp 14/62 bei 48° 58′ 43,98″ N, 11° 13′ 0,56″ O
  12. Wp 14/63 ungefähr bei 48° 58′ 41,49″ N, 11° 13′ 48,9″ O
  13. Thomas Fischer, Erika Riedmeier Fischer: Der römische Limes in Bayern. Pustet, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7917-2120-0, S. 130.
  14. Wp 14/63 (Rekonstruktion) bei 48° 58′ 41,07″ N, 11° 13′ 54,35″ O.
  15. Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 302.
  16. Wp 14/64 (Holz) bei 48° 58′ 38,71″ N, 11° 14′ 36,97″ O
  17. Wp 14/64 (Stein) bei 48° 58′ 38,7″ N, 11° 14′ 37,56″ O
  18. Wp 14/65 (Stein) bei 48° 58′ 36,41″ N, 11° 15′ 10,31″ O
  19. Wp 14/65 (Holz) bei 48° 58′ 36,88″ N, 11° 15′ 11,12″ O
  20. Wp 14/66 bei 48° 58′ 34,62″ N, 11° 15′ 56,85″ O
  21. Kleinkastell Biebig bei 48° 58′ 30,92″ N, 11° 15′ 57,42″ O