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Franz Böhm (Wirtschaftswissenschaftler)

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Franz Böhm (* 16. Februar 1895 in Konstanz26. September 1977) Jurist und Ökonom. Wichtiger Vertreter der Sozialen Marktwirtschaft.

Leben

Datei:Franz Böhm.jpg
Franz Böhm

Böhms Vater ist als Staatsanwalt in Konstanz, später dann als Hochschulreferent im Kultusministerium und schließlich als Großherzoglicher Minister des Kultus und Unterrichts in Baden tätig und prägt den Sohn in der liberal-protestantischen Tradition des badischen Bürgertums.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges studierte Böhm Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg, machte sein Assessorexamen 1924 und wurde zum Staatsanwalt ernannt. Anfang 1925 wurde er beurlaubt, um im Reichswirtschaftsministerium als Referent unter Dr. Paul Josten in der Kartellabteilung zu arbeiten. 1926 heiratete er Marietta Ceconi, die Tochter von Ricarda Huch.

Nach positiven Rückmeldungen zu einigen Veröffentlichungen über die Frage von Monopolen und Kartellen 1931 kehrte er nach Freiburg zurück, promovierte 1932 und habilitierte sich 1933. Böhm wurde Mitbegründer der sogenannten Freiburger Schule und gilt zusammen mit Walter Eucken und Hans Großmann-Doerth seither auch als Begründer des sogenannten Ordo-Liberalismus.

Anfang der 30er Jahre schon trat Böhm gegen die Diskriminierung und Verfolgung von Mitbürgern jüdischen Glaubens auf und verteidigte u.a. seine Schwiegermutter Ricarda Huch in einem Verfahren zum Entzug der Lehrbefugnis. Während der NS-Herrschaft wurde Böhm nun gegen alle vorherige Erwartung kein Lehrstuhl in Freiburg angeboten. Während einer Lehr- stuhlvertretung in Jena blieben aber denncoh Böhms Verbindungen nach Freiburg bestehen. Böhm gehörte dem sogenannten »Konzil«, dem »Freiburger Bonhoeffer-Kreis« und der »Arbeitsgemeinschaft Erwin von Beckerath« an wie auch dem Beraterkreis von Carl Goerdeler, für den er ein Wirtschaftsgutachten mitverfasste. Lediglich durch eine Namensverwechslung wurde Böhm dann nach dem 20. Juli 1944 nicht verhaftet und verurteilt.

Mit dem Ende des Krieges erhielt Böhm nun einen Lehrstuhl in Freiburg und wurde noch 1945 Prorektor der Universität, wechselte dann aber am 8. November 1945 in das Ministerium für Kultus und Unterricht des Landes Hessen. Nach Meinungsverschiedenheiten mit der amerikanischen Besatzungsmacht legte er das Ministeramt dann im Februar 1946 wieder nieder und nahm einen Ruf an die Universität Frankfurt (Main) an.

Daneben wurden die ordoliberalen Theorien im Wissenschaftlichen Beirat des späteren Bundeswirtschaftsministeriums, dem fast alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Erwin von Beckerath angehören, auch verwirklicht. 1952 schlug Konrad Adenauer Böhm als Leiter der deutschen Delegation für die Wiedergutmachungsverhandlungen zwischen dem Staat Israel, den jüdischen Weltverbänden und der Bundesrepublik vor. Franz Böhm, für den Geld »geprägte Freiheit« war, verstarb am 26. September 1977.

Schriften

Reden und Schriften. Über die Ordnung einer freien Gesellschaft und über die Wiedergutmachung; hg. v. Ernst- Joachim Mestmäcker, Karlsruhe 1960.

Literatur

Alexander Hollerbach, Wissenschaft und Politik. Streiflichter zu Leben und Werk Franz Böhms (1895-1977); in: Staat, Kirche, Wissenschaft in einer pluralistischen Gesellschaft. FS z. 65. Geb. v. Paul Mikat, hg. v. Dieter Schwab u.a.; Berlin 1989, 283-299