Jessen (Elster)
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 48′ N, 12° 57′ O | |
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Wittenberg | |
Höhe: | 72 m ü. NHN | |
Fläche: | 352,15 km2 | |
Einwohner: | 13.694 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 39 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 06917 | |
Vorwahlen: | 03537, 035387, 035388, 035389 | |
Kfz-Kennzeichen: | WB, GHC, JE | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 91 145 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Schloßstraße 11 06917 Jessen (Elster) | |
Website: | www.jessen.de | |
Bürgermeister: | Michael Jahn (SPD) | |
Lage der Stadt Jessen (Elster) im Landkreis Wittenberg | ||
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Jessen (Elster) ist eine Einheitsgemeinde mit historischem Stadtrecht an der Schwarzen Elster und liegt im östlichen Teil von Sachsen-Anhalt im Landkreis Wittenberg. Nach ihrer Fläche ist Jessen die elftgrößte Gemeinde der Bundesrepublik Deutschland. Sie besteht aus 44 Ortsteilen mit der Gemeinde Jessen als den größten und gleichzeitig namensgebenden Ort der Einheitsgemeinde.
Nach dem Klassifizierungsraster der KGSt ist Jessen als Gemeindetypus der Größenklasse 6 von 10.000 bis 20.000 Einwohnern zuzuordnen.[2]
Geographie
Lage
Jessen liegt im Osten der Bundesrepublik Deutschland in den neuen Bundesländern. Der nördliche Teil des Gemeindegebiets gehört zum Fläming, einer leicht welligen Endmoränenlandschaft, vergleichbar mit der Mecklenburgischen Schweiz. Der süd-westliche Gemeindeteil liegt im Elster-Elbeland.
Die nächst größere Gemeinde ist Wittenberg, das gleichzeitig Sitz der Kreisverwaltung des Landkreis Wittenberg ist, zu dem Jessen seit 1994 gehört. Im Osten grenzt das Gemeindegebiet an den brandenburgischen Landkreis Elbe-Elster. Im Norden der Einheitsgemeinde grenzt Jessen an den brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming.
Die süd-westlich von Jessen gelegenen Nachbargemeinden im Landkreis Wittenberg sind Annaburg, die neu formierte Einheitsgemeinde Zahna-Elster, Kemberg und Bad Schmiedeberg.
Landschaftsbild


Das Gebiet der Stadt Jessen umfasst etwa die Hälfte der Fläche des 1994 aufgelösten Landkreises Jessen. Folglich ist der bebaute Anteil im Verhältnis zur naturalisierten Fläche geringer. Während es im Bereich der Schwarzen Elster und nördlich davon recht waldreich ist, wird das überwiegend ebene Gelände im Südwesten, das sich bis zur Elbe hinzieht, fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. Der alte Ortskern wird von der Schwarzen Elster geprägt, die diesen zentral durchfließt. In Abständen von mehreren Jahren kommt es zu Hochwasserständen der Schwarzen Elster und zu Überflutungen von teils bebautem Gebiet.
Das nördliche und östliche Gebiet um den Kernort Jessen wird von einem Landschaftsschutzgebiet durchzogen, in denen die Arnsdorfer-Jessener-Schweinitzer Berge als Teil einer Moräne vorkommen. Das Schutzgebiet besteht aus der Landschaft Kuhlache und Elsteraue bei Jessen und zu 57 Prozent aus der Schwarze Elster-Kuhlache und gehört zu der Landschaftseinheit Südliches Fläming-Hügelland.[3] Die Bodenqualität ist allgemein gering und erreicht kaum mehr als 35 Bodenpunkte.[4] Es überwiegt Kiefer- und Birkenbestand in den gemeindeeigenen Forstgebieten. Die Freiflächen sind allgemein landwirtschaftlich genutzt. Windparks mit bis zu 200 Meter hohen Windrädern sind verbreitet und prägen das Landschaftsbild.
Die im Umkreis von Jessen liegenden Weinberge zählen zu den nördlichsten kommerziell bewirtschafteten Weinbauflächen in Deutschland und gehören zum Anbaugebiet Sachsen. Die hier angebauten Sorten werden weinrechtlich als Sächsischer Landwein deklariert, obwohl es keine geografische Übereinstimmung mit dem Weinanbau entlang der Mittelelbe rund um Meißen bis Dresden gibt. [5] Auf dem Gorrenberg führte ein mildes Mikroklima zum Weinanbau. dieser erfolgt bereits seit dem Mittelalter. Die Weinregion in Jessen erlebte ihre Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert mit einer Anbaufläche von ca. 300 Hektar. Selbst Martin Luther trank Wein aus Jessen. Innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte ging der Ertragsweinanbau zurück bis auf 1,25 Hektar, deren Nutzung fast nur noch für den Eigenbedarf ausreichte. Nach der Wende erfuhr der Weinanbau wieder einen Anwuchs und beträgt inzwischen rund 15 Hektar in Jessen entlang der Jessener Berge, einer wellenartigen Erhebung zwischen dem Ortsteil Schweinitz und dem Ortsteil Jessen gelegen.[6]
Stadtmorphologie


Aufgrund der großen Fläche im Vergleich zu einer kleinstädtischen Bevölkerungszahl ist der Charakter einer städtischen Siedlung kaum gegeben. Der Siedlungsschwerpunkt der Einheitsgemeinde liegt entlang der B187 von Jessen Richtung Holzdorf über Schweinitz. Die Schwarze Elster durchfließt das Siedlungsgebiet zentral von Ost nach West ebenfalls entlang der B187. Südlich der Schwarzen Elster liegen 13 Ortsteile, nördlich des Flusses gibt es 31 Ortsteile. Die Glücksburger Heide liegt im zentralnördlichen Gemeindegebiet und teilt die nördliche Siedlungszone in einen nordöstlichen Teil mit dem Schwerpunktort Linda und eine nordwestlichen Bereich mit dem Schwerpunktort Seyda. Es gibt daher im wesentlichen vier Siedlungsareale von Jessen:
- den wichtigsten Siedlungsbereich entlang der B 187 mit Jessen, Schweinitz und Holzdorf
- südwestlich entlang der Elbe mit dem Schwerpunktort Klöden
- nordwestlich der Glücksburger Heide mit dem Schwerpunktort Seyda
- nordöstlich der Glücksburger Heide mit dem Schwerpunktort Linda
In der Bebauungsweise dominieren in den ländlichen Orten einfache Bauernkaten, die oftmals mehr als 100 Jahre alt sind. Regionaltypisch finden sich in den ländlichen Ortsteilen häufig auch größere Gehöfte mit einfachen roten Backsteinfassaden. Die Bebauungshöhe erreicht selbst im Kerngebiet kaum mehr als drei Stockwerke. Die Fassadengestaltung der Bebauung ist auf dem gesamten Gemeindegebiet schlicht und monoton im Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten. Die Grundrisse der Hochbauten sind überwiegend einfach symmetrisch viereckig ohne irgendeine Formenvarianz, vergleichbar mit dem DDR-Einfamilienhaus vom Typ EW 58. Die Bebauungsdichte ist locker und lückenhaft. Der Flächeneinsatz im innerstädtischen Gebiet ist sehr hoch und die Flächenausdehnung der Orte einschließlich der Grünflächenanteile hoch. Folglich gehört die Einheitsgemeinde Jessen zu den flächenmäßig größten Gemeinden Deutschlands bei einer vergleichsweise sehr geringen Bevölkerungszahl von weniger als 15.000 Einwohnern.
Die ländlicheren Ortsteile Jessens sind häufig Rundlings- oder Straßendörfer. Der Ortsteil Jessen zerfällt dagegen in drei große Bebauungsgebiete, einem großen Gewerbegebiet Richtung Wittenberg, einem Neubaugebiet Richtung Schweinitz und der Altstadt Richtung Annaburg. Das östlich gelegene Neubaugebiet entstand im 20. Jahrhundert und weist einen hohen Anteil von Plattenbauten aus der Zeit der DDR auf. Der altstädtische Kern Jessens besteht aus historischer Bausubstanz ohne höhere Gestaltungsformen oder zeittypische Dekorelemente. Die Schwarze Elster durchfließt den Ort Jessen zentral. Die Bahnstrecke Dessau–Falkenberg/Elster durchquert den Ort ebenso zentral. Auch die B187 durchkreuzt den Ort Jessen zentral von Wittenberg nach Schweinitz.
Klima

Jessen liegt klimatisch in der Übergangszone zum kontinentalen Klima.
Die durchschnittliche Lufttemperatur in Jessen beträgt 9,2 °C, der jährliche Niederschlag 533 Millimeter. Der Regen fällt örtlich sehr unterschiedlich aus. Im Gemeindegebiet gibt es mehrere Wetterscheiden. Die nördlichen Gebiete erhalten eher weniger Niederschlagsmengen als die Näher zur Schwarzen Elster hin gelegenen. Im Februar ist mit dem geringsten Niederschlag im Jahr zu rechnen. Es fallen im Februar durchschnittlich 32 mm. Im Gegensatz dazu ist der Juni der niederschlagsreichste Monat des Jahres mit 66 mm Niederschlag. Im Winter fällt seit Jahren kaum noch Schneefall an. Langanhaltende Frostperioden sind in den letzten zwei Jahrzehnten kaum mehr aufgetreten. Das flache Land begünstigt einen durchgehenden Windeinfall.
Stadtteile
Die Einheitsgemeinde Jessen hat 44 Ortsteile einschließlich der ehemaligen Stadt Jessen.[8] Der namensgebende Ort Jessen hat 6237 Einwohner im Jahr 2017.[9] Das sind 43,8 % Bevölkerungsanteil im Vergleich zur Gesamteinwohnerzahl der Einheitsgemeinde. Der namensgebende Ort der Einheitsgemeinde ist also kleiner als die eingegliederten Ortsteile.
Jessen als Kernort ist zentraler Anlaufpunkt für alle umliegenden Orte und bildet das eigentliche Grundzentrum mit einigen übertragenen Aufgaben eines Mittelzentrums. Der Ort Jessen liegt mittig innerhalb des Gemeindegebiets, so dass eine Anfahrt per Auto vom äußersten entfernten Gemeindeteil bis ins Zentrum etwa 20 Minuten veranschlagt. Aufgrund der hohen Landschaftsanteile ist die Bevölkerungsdichte niedrig und liegt um ein Mehrfaches unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts.
Nach Jessen sind Schweinitz, Holzdorf, Seyda und Klöden die nächstgrößeren Orte, die zugleich noch über eine sehr einfache Basis-Infrastruktur verfügen. Schweinitz und Seyda sind als ehemalige eigenständige Städte fett markiert.
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Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung des Ortes Jessen
Im Unterschied zu allen anderen Orten der Einheitsgemeinde Jessen, weist Jessen in der Langzeitbetrachtung einen signifikanten Anstieg der Bevölkerungszahlen auf. So hat sich im Verlauf von 100 Jahren bis heute die Bevölkerung in Jessen verdoppelt.
1819 | 1875 | 1880 | 1890 | 1925 | 1933 | 1939 | 2017 |
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1400 | 2417 | 2591 | 2595 | 3157 | 3698 | 4156 | 6237 |
Bevölkerungsentwicklung im Altkreis Jessen
Die 43 anderen Orte waren bereits zu DDR-Zeiten Mitgliedsgemeinden des Altkreis Jessen. Zu diesem Kreis gehörten neben den 44 Orten von Jessen zusätzlich die heutige Einheitsgemeinde Annaburg. Von der heutigen Einheitsgemeinde Zahna-Elster gehörten die ehemalige Gemeinde Elster, Listerfehrda, Gadegast, Zemnick ebenfalls zum Kreis Jessen.
1955 | 1960 | 1975 | 1990 | 2015/2012 |
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36.500 | 34.956 | 33.049 | 32.800 | 24.131</ref>statistisch durch Summierung der Gemeindedaten ermittelt</ref> |
Die Zahl der Einwohner des ehemaligen Kreis Jessen wieß von 1955 bis 1990 einen leichten Rückgang auf. Der Altkreis Jessen hat im Zeitraum 2012-2015 noch eine Bevölkerungszahl von 24.131 Einwohnern aufzuweisen gehabt. Damit hatte sich der negative Trend seit 1990 spürbar fortgesetzt. Ausgehend vom Höchststand der Einwohnerzahlen des Alt-Kreis Jessen von 1955 ist die Zahl der Einwohner auf dem Gebiet des Altkreis Jessen seitdem bis heute um 34 Prozent oder 12.369 Einwohner zurückgegangen.
Bevölkerungsentwicklung der Einheitsgemeinde Jessen
Zahlenangaben zur Einheitsgemeinde Jessen liegen erst seit 1995 vor. Zur Ermittlung eines statistischen Grundwerts für die 44 Orte Jessens für den Zeitpunkt von 1955 wird der prozentuale Rückgang von 34 Prozent der Bevölkerung des Altkreis Jessen im Zeitraum von 2012-2015 auf den Grundwert von Jessen im Jahr 2015, also 14.215 Einwohner zurückgerechnet und damit der historische Gesamtwert von 1955 berechnet.
1955 | 1995 | 2001 | 2011 | 2015 |
---|---|---|---|---|
21.537[13] | 18.486 | 17.170 | 14.620 | 14.215 |
1955 lebten auf dem Gebiet der heutigen Einheitsgemeinde Jessen 21.537 Einwohner, und damit 7322 Menschen mehr als zum heutigen Zeitpunkt. Im Vergleich dazu ist die Gesamtbevölkerung Deutschlands in diesem Zeitraum sogar leicht gewachsen. Jessens Bevölkerungsentwicklung weicht damit statistisch signifikant vom Bundesdurchschnitt ab. Es gibt eine über 70 Jahre andauernde Bevölkerungsreduktion in der Gemeinde Jessen.
Die Ursachen für die langanhaltende Landflucht liegen in einem allgemeinen Urbanisierungstrend. Die weggebrochenen Lebensmittelpunkte der Bewohner in Folge der Wendezeit haben die Mobilität der Bevölkerung seitdem noch ein mal erhöht.
Seit wenigen Jahren ist eine vermehrte Rücksiedelung ehemaliger Einwohner in das Gemeindegebiet zu verzeichnen.[14]
Aktuelle Bevölkerungsstatistiken der Einheitsgemeinde Jessen (Elster)
Das durchschnittliche Medianalter der Jessener Bevölkerung liegt bei 51,4 Jahren.[15]
Im Jahr 2011 waren 87 Ausländer in Jessen gemeldet. Von dieser kleinen Gruppe Ausländer stellten Polen und Russen die Meisten Angehörigen.[16]
Wittenberg bildet für die Jessener Bevölkerung das nächste mittelstädtische Zentrum. Die mittlere Güterversorgung wird von dort bezogen. Die Verflechtungen mit den angrenzenden brandenburgischen Gemeinden sind allgemein historisch bedingt niedrig.
Geschichte
Zusammenfassung
Historisch gehört das Elbe-Elster-Land zu einer peripheren und ärmlichen Region mit niedriger Bevölkerungsdichte, weitab von großstädtischen und pulsierenden Zentren wie Leipzig oder Berlin. Kulturhistorisch ist das Jessener Land ein Teil des preußisch geprägten Ostelbien gewesen, in der feudale Agrarstrukturen und ein konservatives Junkertum sich bis in das 20. Jahrhundert hinein als Kulturform halten konnten.
Jessen blieb in seiner Geschichte bis zum Wiener Kongress 1815 ein unbedeutendes Ackerbürgerstädtchen. Das nächstgelegene Verwaltungszentrum bildete Schweinitz, das heute ein Ortsteil von Jessen ist. Ebenso hatte Seyda eine gewisse Bedeutung als Verwaltungssitz gehabt im kursächsischen Staatswesen. Die Bedeutung Jessens wuchs erst mit der Inkorporierung großer sächsischer Landesgbeiete in den preußischen Staat. In der Zeit der DDR wurde Jessen dann erstmalig Kreisstadt bis es 1994 als kreisangehörige Gemeinde in den Landkreis Wittenberg eingegliedert wurde.
Kulturhistorisch entwickelte sich Jessen während der Zeit der DDR von 1949 bis 1989 zu einer geringer entwickelten und gesellschaftlich weniger ausdifferenzierten Arbeiter- und Bauernstadt, in der die bürgerliche Kultur unterdrückt und zurückgedrängt wurde. So kam es auch in Jessen zu Enteignungen in größerem Ausmaß, behördlichen Überwachungen und Drangsalierungen und einem allgemeinen Stillstand in der wirtschaftlichen Entwicklung.
Seit 1990 erholt sich das gesellschaftliche Gefüge in Jessen langsam wieder. Bis heute konnte der Rückstand im Vergleich zum westlichen Teil der Bundesrepublik verringert werden. Das allgemeine Lebensniveau liegt aber immer noch deutlich unter dem Niveau gleichgroßer Gemeinden in den alten Bundesländern.
Allgemeine Geschichte
Mittelalter, Frühe Neuzeit
Das Jessener Land gehörte im Frühmittelalter zum Siedlungsgebiet der Elbslawen. Im Rahmen der deutschen Ostkolonisation im Mittelalter setzte ab dem 12. Jahrhundert im heutigen Raum Jessen die Besiedelung durch deutsche Kolonisten ein. Die slawische Kultur und Lebensform wurde in den folgenden Jahrhunderten durch zum Teil kriegerische Feldzüge deutscher Heerführer sukszessive zurückgedrängt und die Jessener Gegend in den Verbund des Heiligen Römischen Reichs eingegliedert.

Die Anfänge Jessens bildete das heutige Schloss Jessen. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde am heutigen Standort des Schlosses erstmals ein Turmhügel mit einem aus Holz bestehenden Wehrturm errichtet. 1216 wurde der Ort erstmals urkundlich als Jezzant erwähnt. Die Urkunde von Bischof Siegfrieds II. von Brandenburg wurde am 28. Dezember 1217 ausgestellt, da damals aber ein neues Jahr am 25. Dezember begann, war der Tag nach dem heutigen Kalender der 28. Dezember 1216. Der heutige Ort Jessen ohne die nördlicher gelegenen Gemeindeteile befand sich zu dieser Zeit auf dem Gebiet der Grafschaft Brehna; als die Grafen von Brehna im Familienstamm ausstarben, fiel das Gebiet an die Wittenberger Askanier und gehörte fortan zu Sachsen-Wittenberg, eines der sieben Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches, das vom nahegelegenen Wittenberg regiert wurde. Als Stadt mit eigenen Ratssiegel und Stadtwappen wurde Jessen seit 1358 erwähnt. 1380 wurde der erste Stadtrichter erwähnt. Der Gorn, ein Hauswein der Askanier, wurde seit dem 14. Jahrhundert von Lichtenburger Antonitermönchen auf dem Gorrenberg angebaut und prägt seither das städtische Selbstverständnis der Jessener Bevölkerung als Weinstadt. Jessen entwickelte sich zu einer Ackerbürgerstadt mit Fokus auf die Tuchmacherei. Seit dem 15. Jhahrhundert fanden regelmäßige Tuch-, Kram- und Viehmärkte in Jessen statt.[17]
1422 starb die Familie der Wittenberger Askanier aus. Die nachfolgende Herrschaftswürde ging an die Markgrafen von Meißen. Das Kurfürstentum Sachsen umfasste nun neben dem Kurkreis, zu dem Jessen weiterhin gehörte auch die Markgrafschaft Meißen. Der Residenzsitz der Kurfürsten blieb aber zunächst im westlich von Jessen gelegenen Wittenberg oder dem weiter südlich gelegenen Torgau. Seit der Herrschaft der Wettiner ist ein gezielter Landesausbau im Jessener Land feststellbar. Dieser verstärkte sich um das Jahr 1500 und hielt bis 1550 an. In dieser Zeit entstanden im gesamten Gemeindegebiet mehrere Amtshäuser, Burgen und Schlösser. Es setzte im 16. Jahrhundert eine gezielte Bürokratisierung und staatliche Amtsverwaltung mit Sitz in Seyda und Schweinitz ein, die eine geordnete und frühmoderne staatliche Herrschaft ermöglichten. Die einzelnen Orte in Jessen blieben allerdings klein und die Region gering besiedelt.
Die sächsischen Kurfürsten hielten sich häufig auf dem heutigen Gemeindegebiet auf, um zum Beispiel in der Glücksburger Heide mit dem zugehörigen Jagdschloss Glücksburg Jagden durchzuführen. Auch im heute nicht mehr erhaltenen Schloss Schweinitz residierten häufiger sächsische Kurfürsten. Hier verstarb auch der Kurfürst Johann der Beständige am 16. August 1532. Das heute zu Jessen gehörende Schweinitz bildete ebenso wie Seyda im Kurfürstentum Sachsen ein eigenes Amt. Der Ort Jessen wurde administrativ zum Amt Schweinitz zugeordnet.
Ende 1517 begann in Wittenberg die Reformation die sich europaweit ausbreitete. Bereits 1522 wurde durch den neu ernannten Pfarrer Urban Specher die veränderte Kirchendogmatik in Jessen eingeführt und mit der katholischen Lehrform gebrochen. Der Ort gehörte damit zum Kerngebiet der Reformation. Martin Luther hielt sich im Rahmen von Kirchenvisitationen mehrfach in Jessen Seyda und Schweinitz auf und predigte 1533 in der Stadtkirche. Seyda und Jessen erhielten eine Superintendentur.
Die Dynamik der Reformation in der Region ließ um 1550 nach nach dem im schmalkaldischen Krieg der Kaiser Karl V. über die protestantische Seite in der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe gesiegt hatte. In den Jahren 1577 und 1585 wurden Hunderte von Einwohnern Opfer der Pest.

Die gesamte Umgebung Jessens wurde im Dreißigjährigen Krieg mehrfach verwüstet. 1644 siegte der Schwedische General Torstenson über den kaiserlichen General, Graf Gallas, in der Schlacht bei Jüterbog. Im Anschluss wurde die gesamte Umgebung durch das schwedische Heer verwüstet. 1631, 1637 und 1646 wurde Jessen durch schwedische Truppen stark beschädigt. Schweinitz wurde 1637 verwüstet. Das benachbarte Bad Schmiedeberg hatte von 400 Bewohnern vor dem Krieg am Ende des Krieges nur noch zwei Bewohner. Wittenberg verlor seine Vorstädte und 167 Häuser in der Stadt.[18]
Im Zeitalter des Barock war das Jagdschloss Glücksburg Schauplatz kurfürstlicher Treibjagden. Hier wurde auch eine manufakturähnliche Glashütte errichtet, die Rubinglas herstellte. Wirtschaftlich waren in Jessen um 1730 das Brauereigewerbe mit 20 Einrichtungen und die Tuchmacherei mit mehr als siebzig Tuchmacher vertreten. 1672, in der Nacht vom 20. zum 21. September 1729 und erneut 1732 vernichteten Brände große Teile der Stadt.
19. Jahrhundert
In den Befreiungskriegen war Jessen nahezu ständig von französischen, preußischen oder russischen Truppen besetzt. Im Oktober 1813 befand sich das Hauptquartier von Blücher, Yorck und Tauentzien im Jessener Schloss. Im Vorfeld der Schlacht bei Dennewitz wurden die nördlichen Gemeindeteile um Seyda Schauplatz von Gefechten. Nach jahrhundertelanger Zugehörigkeit zu Sachsen wurde der Ort 1816 infolge des Wiener Kongresses preußisch und Jessen zum Kreis Schweinitz zugeordnet.
1819 hatten die drei größten heutigen Ortsteile folgende Einwohnerzahlen erreicht: Jessen 1400 Einwohner, 310 Häuser, Schweinitz 940 Einwohner 117 Häuser und Seyda 828 Einwohner und 106 Häuser. Jessen lag auf der Postroute von Wittenberg nach Dresden über Herzberg. In der Stadt gab es ein Postwärteramt und eine Poststation das dem Postamt von Wittenberg unterstand.[19]

1838 wurde das erste „Schulfest“ gefeiert, das auch heute noch stattfindet. Es bildet traditionell den kulturellen Jahreshöhepunkt in Jessen und wird als Anlass für Familientreffen und Rückkehrertreffen ehemaliger Einwohner genutzt. Die Festlichkeiten finden über zwei Wochen Anfang August jeden Jahres statt und werden von allen Vereinen des Ortes getragen.[20]
Aufgrund der ländlichen Lage Jessens und seines Umlandes weitab von urbanen Zentren wie Leipzig oder Berlin wurde im Zeitalter des mitteleuropäischen Städtewachstums im 19. und 20. Jahrhunderts deren Siedlungs- und Wachstumsdynamik nicht auf das Jessener Umland übertragen.
In der Zeit der Industrialisierung nahm Jessen einen bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung. Der Stadtbürger Herrmann Fuhrmann gründete 1879 die Metallwarenfabrik G. Fuhrmann’s Sohn OHG und entwickelte sie zu einem Hersteller von verzinkten Haus- und Küchengeräten sowie Stanzteilen mit mehr als 200 Beschäftigten. Damit wurde in Jessen die mittelständische Metallbearbeitungsbranche heimisch, die sich am gleichen Standort bis heute unter den Namen Stanz- und LaserTechnik Jessen GmbH fortsetzt.
Am 15. Oktober 1875 wurde der Abschnitt Wittenberg–Falkenberg der Bahnstrecke Roßlau–Falkenberg/Elster durch die Berlin-Anhaltische Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet und Jessen an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Zuvor war bereits die Strecke Jüterbog Herzberg am 1. Juli 1848 als Teilstrecke der Bahnstrecke Jüterbog–Röderau durch die BAE in Betrieb genommen. Das zu Jessen gehörende Holzdorf und Linda erhielten dadurch Anschlüsse an das Bahnnetz.
20. Jahrhundert
Bei der Reichstagswahl vom 5. März 1933 wählten im Landkreis Schweinitz, zu dem die heutige Einheitsgemeinde Jessen gehörte, bei einer Wahlbeteiligung von 87,3 Prozent 69,8 Prozent der Wähler die NSDAP und 14,1 Prozent die DNVP. Fast 84 Prozent der Bevölkerung des Wahlkreis Schweinitz unterstützten damit die demokratisch legitimierte Machtergreifung der NSDAP unter Adolf Hitler. Die stärkste demokratisch gesinnte Partei war die SPD, die noch 9,4 Prozent der Stimmen erhielt. Das Wahlverhalten wich damit erheblich vom Reichsdurchschnitt ab.
Bis 1945 gehörte Jessen zum Landkreis Schweinitz in der preußischen Provinz Sachsen, danach zu Sachsen-Anhalt. Im April 1945 kam es auch auf dem Gemeindegebiet zu Todesmärschen von KZ-Häftlingen aus dem KZ Langenstein-Zwieberge. Die Route verlief vom 19. April von Prettin in Richtung Jessen mit einer Übernachtung in der Kirche. 60 Häftlinge verloren auf dieser Strecke ihr Leben. In den Abendstunden des 20. Aprils schleppte sich der Zug durch Gentha. Auch hier wurden mehrere KZ-Häftlinge erschossen. Der Treck setzte sich weiter Richtung Seyda nach Genthin.
Ende April 1945 wurde das Jessener Land im Rahmen der Schlacht um Berlin von Truppen der 13. Armee und der 5. Garde-Armee der 1. Ukrainischen Front der Roten Armee besetzt. Es kam in einigen Ortsteilen noch zu vereinzelten Kampfhandlungen oder Bombardierungen, ohne dass der Verlauf geändert worden wäre. Durch Fliegereinwirkung wurde lediglich ein Haus in der Weberstraße zerstört. Unmittelbar vor dem Einmarsch der Sowjettruppen am 22. April 1945 wurde die EIsterbrücke von den abziehenden Truppen der Wehrmacht gesprengt, die Eisenbahnbrücke durch Sprengung beschädigt. Es kam teils zu Verschleppungen von Zivilpersonen durch sowjetische Soldaten, ohne dass deren Schicksal geklärt werden konnte.
Die Glücksburger Heide wurde fortan militärisches Sperrgebiet und Übungsgebiet für die Rote Armee. Rotarmisten gehörten bis zu ihrem Abzug 1992 zum Straßenbild in Jessen. Sie hielten das Areal um die Bahnhofstraße seit April 1945 als Garnison beschlagnahmt. Im Zuge der Bodenreform 1945 bis 1946 wurden die auf dem Jessener Land befindlichen Rittergutsbesitzer enteignet. Im Zuge der behördlichen Enteignungswellen von privaten Unternehmen wurden im Landkreis Schweinitz bis zum 28. Juni 1948 26 Unternehmen enteignet.[21] Viele Umsiedler und Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten fanden in den Jessener Ortschaften ein neues Zuhause.
1950 wurde der Landkreis Schweinitz in Landkreis Herzberg umbenannt. Nach der Verwaltungsreform von 1952 wurde Jessen Kreisstadt des Kreis Jessen im DDR-Bezirk Cottbus. Beim Aufstand vom 17. Juni 1953 wurde auch in Jessen der Ausnahmezustand ausgerufen und sowjetische Panzer postiert.[22] Während der DDR-Zeit verfiel die Bausubstanz im Stadtgebiet. Zahlreiche Neubaugebiete im Stil der Plattenbauten prägten die städtischen Gebiete Jessens. Der Verfall der städtischen Bebauung und Infrastruktur einschließlich von Versorgungsengpässen prägten den Alltag des Lebens in Jessen in der Zeit der DDR.
Zivilisatorischer Verfall in der DDR


Für europäische Verhältnisse war das zivilisatorische Niveau, das die DDR der Gesellschaft bot, deutlich zu niedrig für ihre Bewohner. Kulturhistorisch waren ihre Ostdeutschen Einwohner genauso an das höchste jeweils zeittypische Entwicklungsniveau gewöhnt wie andere Westeuropäer. Dies war nach Gründung der DDR und des Warschauer Pakts und die folgende Ausrichtung an die Standards der Sowjetunion nicht mehr möglich und führte zum Verfall der zivilisatorischen Standards.
Neben den hohen Anteilen von Militärs im Alltagsbild und der Sperrung der Glücksburger Heide waren Paraden, Aufmärsche und zentrale Gruppenaktivitäten wie FDJ-Versamlungen für die Jugend verpflichtend für jeden Bewohner. Die permanente Überwachung durch die Staatssicherheit oder anderer staatlicher Organe prägte ebenso den persönlichen Alltag im Ort. Das Leben verlief gleichgeschaltet, es gab kaum Freiheitsformen oder individuelle Entfaltungsmöglichkeiten. In Jessen dominierte vor allem der Bauernstand. Die Landwirtschaftsbetriebe waren aufgebläht mit Bauern, für die es kaum Verwendungszwecke oder sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten gab.
baulicher und wirtschaftlicher Aufschwung
Der kollektive Abwärtsdruck der 1980er konnte binnen kurzer Zeit nach der Deutschen Einheit gestoppt werden. Der politische und ökonomische Strukturwandel nach der Wende hat nach einer Phase der Unsicherheit spürbare Verbesserungen in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens gebracht. Getrieben wurde die Modernisierungsagenda vor allem von der öffentlichen Verwaltung. Das Angebot und die Qualität von Waren und Dienstleistungen wurden wesentlich verbessert. Eine Vielzahl moderner Handelsketten zur Grundversorgung prägen den neustädtischen Bereich des Ortes Jessen. Es setzte eine umfangreiche Modernisierung der Wirtschaftsstruktur und der Bausubstanz ein. So entstand ein neues Gewerbegebiet, ein neues Feuerwehrhaus, ein neues Gymnasium, ein neuer Busbahnhof und es erfolgte die Grundsanierung des verfallenen Schlosses im Ort Jessen zu einem modernen Verwaltungszentrum. In den 1990er Jahren entstand das Einkaufszentrum Elster-Center, das allerdings inzwischen leer steht. 2016 erfolgte der Bau eines großen Umspannwerks auf dem Gemeindegebiet.[23]
Im Jahr 2017 befindet sich die öffentliche Infrastruktur auf dem aktuellen Stand und private Investitionen werden reger getätigt, als noch vor zehn Jahren. Der Arbeitsmarkt ist dynamisch und belastbar. Im Jahr 1990 war die öffentliche Infrastruktur dagegen vollkommen verfallen, privates Unternehmertum war für die meisten Bewohner etwas Unbekanntes und es lief eine Welle von betriebsbedingten Entlassungen.
Neue Strukturen in der Bundesrepublik
Nach Auflösung der DDR wurden die Länder neu gegründet und eine Bevölkerungsbefragung zur zukünftigen Länderzugehörigkeit in den grenznahen Gebieten unternommen. Eine Mehrheit der Jessener tendierte mehrheitlich zur Eingliederung in das neu gegründete Sachsen Anhalt und nicht zur Zugehörigkeit zu Brandenburg. [24] Mit der Kreisgebietsreform in Sachsen-Anhalt wurde der Kreis Jessen aufgelöst und Jessen kam am 1. August 1994 als kreisangehörige Stadt zum Landkreis Wittenberg. Seitdem folgten viele weitere Eingemeindungen die das Gemeindegebiet stetig vergrößerten, so dass dieses inzwischen einen größeren Teil des ehemaligen Kreis Jessen umfasst.
1992 erfolgte die Eingliederung der ehemaligen Gemeinden Grabo, Großkorga, Lindwerder, Schöneicho und Steinsdorf-Dixförda, 1993 der ehemaligen Gemeinden Gerbisbach, Mügeln und Schweinitz sowie 1994 der ehemaligen Gemeinden Battin, Düßnitz, Gorsdorf-Hemsendorf und Kleindröben.[25] Mit der Kreisgebietsreform wurden am 1. August 1994 Battin, Düßnitz und Kleindröben-Mauken eingemeindet. 1999 erfolgte die Eingliederung der ehemaligen Gemeinden Arnsdorf, Leipa und Ruhlsdorf.[26] Am 1. März 2004 wurden Buschkuhnsdorf, Gentha, Holzdorf, Kleinkorga, Linda (Elster), Mellnitz, Mönchenhöfe, Morxdorf, Neuerstadt, Reicho und Seyda eingemeindet.[27] Am 1. Januar 2010 folgte Naundorf bei Seyda[28], und am 1. Januar 2011 kamen die ehemaligen Gemeinden Klöden und Schützberg hinzu.[29]
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
---|---|---|
Arnsdorf | 1. Januar 1999 | |
Battin | 1. Juni 1994 | |
Buschkuhnsdorf | 1. März 2004 | |
Dixförda | 1. Mai 1974 | Zusammenschluss mit Steinsdorf zu Steinsdorf-Dixförda |
Düßnitz | 1. Juni 1994 | |
Gentha | 1. März 2004 | |
Gerbisbach | 1. November 1993 | |
Glücksburg | 1. Mai 1974 | Eingemeindung nach Mügeln |
Gorsdorf | 1. Januar 1974 | Zusammenschluss mit Hemsendorf zu Gorsdorf-Hemsendorf |
Gorsdorf-Hemsendorf | 1. Januar 1994 | |
Grabo | 1. Januar 1992 | |
Großkorga | 1. Januar 1992 | |
Hemsendorf | 1. Januar 1974 | Zusammenschluss mit Gorsdorf zu Gorsdorf-Hemsendorf |
Holzdorf | 1. März 2004 | |
Kleindröben | 1. Juni 1994 | |
Kleinkorga | 1. März 2004 | |
Klöden | 1. Januar 2011 | |
Klossa | 1. Januar 1978 | Eingemeindung nach Schweinitz (Elster) |
Kremitz | 1. Januar 1992 | Eingemeindung nach Holzdorf |
Leipa | 1. Januar 1999 | |
Linda (Elster) | 1. März 2004 | |
Lindwerder | 1. Januar 1992 | |
Lüttchenseyda | 1. Juli 1950 | Eingemeindung nach Gentha |
Mellnitz | 1. März 2004 | |
Mönchenhöfe | 1. März 2004 | |
Morxdorf | 1. März 2004 | |
Mügeln | 1. Januar 1993 | |
Naundorf bei Seyda | 1. Januar 2010 | |
Neuerstadt | 1. März 2004 | |
Rade | 1. März 2004 | |
Rehain | 1. Juli 1977 | Eingemeindung nach Ruhlsdorf |
Reicho | 1. März 2004 | |
Ruhlsdorf | 1. Januar 1999 | |
Schadewalde | 1. Mai 1974 | Eingemeindung nach Seyda |
Schöneicho | 1. Januar 1992 | |
Schützberg | 1. Januar 2011 | Ortsteil von Klöden vom 1. Mai 1974 bis zum 14. März 1990 |
Schweinitz (Elster) | 1. Januar 1993 | |
Seyda | 1. März 2004 | |
Steinsdorf | 1. Mai 1974 | Zusammenschluss mit Dixförda zu Steinsdorf-Dixförda |
Steinsdorf-Dixförda | 1. Januar 1992 | Eingemeindung nach Schweinitz (Elster) |
Zwiesigko | 1937 | Namensänderung in Gerbisbach |
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat von Jessen besteht aus 28 Stadtverordneten und setzt sich seit der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 (Wahlbeteiligung 49,1 %) wie folgt zusammen[30][31]:
Partei / Wählergruppe | Sitze |
---|---|
CDU | 12 |
Die Linke | 5 |
Bürger bewegen Probleme-Bürgerinitiative (BBP-BI) Jessen | 3 |
SPD | 3 |
FDP | 2 |
Einzelbewerber Dieter Schubert | 1 |
Einzelbewerberin Romy Harnapp | 1 |
Einzelbewerber Jens Freydank | 1 |
Gesamt | 28 |
Zusätzliches Mitglied des Stadtrats ist der Bürgermeister.
Bürgermeister
Michael Jahn (SPD) wurde am 9. November 2014 mit 68,4 Prozent der gültigen Stimmen für eine Amtsperiode von sieben Jahren gewählt.[32]
Stadtverwaltung
Die Stadtverwaltung Jessen besteht aus vier Fachbereichen: Hauptamt, Ordnungsamt, Bauamt und Amt Finanzen und beschäftigt mit Stand: Dezember 2017 insgesamt 63 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit ohne die nachgeordneten Einrichtungen oder Eigenbetriebe. Der Bereich Schule, Jugend und Sport ist organisatorisch dem Hauptamt zugeordnet. Die Stadt unterhält neben dem pflichtgemäßen Stadtrat und Hauptausschuss, einen Bau- und Vergabeausschuss, einen Finanzausschuss und einen Sozialausschuss.
Wappen, Flagge, Stadtfarben
Das Wappen wurde am 17. Dezember 1993 durch das Regierungspräsidium Dessau genehmigt und im Landeshauptarchiv Magdeburg unter der Wappenrollennummer 63/1993 registriert.
Blasonierung: „In Rot hinter einer durchgehenden runden schwarz gefugten silbernen Zinnemauer eine silberne Kirche; die Türme mit blauen, an den Seiten jeweils mit einer gestielten goldenen Kugel besetzten Spitzdächern und schwarzen Bogenfenstern (2:1); zwischen den Türmen ein schwarzes Tor unter spitzem Dach, darüber ein mit einem goldenen Kreuz gekrönter gewölbter Giebel mit zwei schwarzen Bogenfenstern und einer dreiblättrigen schwarzen Rosette; zu beiden Seiten der Kirche hinter der Mauer je eine silberne Pappel.“
Die Stadtfarben zeigen Schwarz-Gold (Gelb).
Das Wappen wird in dieser Form seit 1968 wieder verwendet und geht auf einen historischen Siegelabdruck aus dem 14. Jahrhundert zurück. Die erste bekannte Urkunde, die dieses Siegel trägt, ist aus dem Jahre 1358, in der ein Schutzbündnis zwischen Rudolf II. und seinen Städten Wittenberg, Aken, Herzberg, Prettin, Jessen, Kemberg, Schmiedeberg, Belzig und Niemegk gegen Raubritter und Diebesbanden abgeschlossen wurde.
Die Flagge wurde am 13. Mai 1998 durch das Regierungspräsidium Dessau genehmigt. Sie ist schwarz-gelb gestreift. Das Stadtwappen ist mittig auf die Flagge aufgelegt.
Städtebund und Städtepartnerschaften
Jessen gehört zum länderübergreifenden Städtebund Elbe-Elsteraue. Zu diesem gehören Herzberg, Annaburg, Schönewalde, Schlieben, Jüterbog und Torgau. Dieser hat das Ziel kommunal übergreifend an der weiteren qualifizierten Entwicklung der touristischen Infrastruktur in der Region zu arbeiten.
Jessen unterhält eine Städtepartnerschaft mit Senden in Nordrhein-Westfalen.
Bildung, Gesundheit, Religion und Soziales
Die Einheitsgemeinde Jessen verfügt über eine Außenstelle der Arbeitsagentur Wittenberg einschließlich einer Außenstelle des Jobcenters Wittenberg. Es gibt ein medizinisches Versorgungszentrum Poliklinik Jessen. Zur Gesundheitserhaltung gibt es zwei Fitnesscenter im Ort Jessen. Ein weitergehendes Wellness- und Gesundheitsangebot ist nur im Ansatz vorhanden. Für die Betreuung von Senioren gibt es ein Pflegewohnheim in Jessen. Die Einheitsgemeinde verfügt über zwei gut ausgebaute Einrichtungen zur Betreuung von behinderten Menschen. Neben den evangelischen Gemeinden der Landeskirche in den Ortsteilen gibt es im Ortsteil Jessen eine Neuapostolische Kirchengemeinde.
Das Gymnasium Jessen ist die zentrale höhere Bildungsstätte der Einheitsgemeinde. Es verfügt über einen modernen Schulbau und eine moderne Multifunktionshalle und ist für mehr als 1000 Schüler ausgelegt. Eine Sekundarschule und vier Grundschulen komplettieren die Bildungsinfrastruktur der Einheitsgemeinde.
Als gesonderte Bildungsstätten verfügt die Gemeinde über eine Sonderschule, eine Außenstelle der Kreisvolkshochschule Wittenberg und der Kreismusikschule. Museale Einrichtungen oder Ausstellungen die sich mit Themenstellungen außerhalb der Rezeption der vormaligen im Jessner Umland verbreiteten Bauernkultur beschäftigen, haben sich bisher auf dem Gemeindegebiet nicht entwickelt.
In der Breitenbildung gibt es eine rudimentäre Stadtbibliothek Jessen mit insgesamt drei sanierungsbedürftigen Einrichtungen mit einfachem Medienangebot und eingeschränkter Erreichbarkeit.
Im Bereich der Kinderbetreuung verfügt der Ort über acht Kitas in kommunaler Trägerschaft und zwei Kitas in freier Trägerschaft. Es ist damit eine flächendeckende Kinderbetreuung gewährleistet.
Fremdenverkehr
Bedeutende touristische Hotspots in der Region um Jessen sind die historische Altstadt von Wittenberg mit seinen Luthergedenkstätten, das gleichzeitig wie das Wörlitzer Garenreich in der Gemeinde Oranienbaum-Wörlitz und das Bauhaus in Dessau Teil des Unesco Weltkulturerbes ist. Im Landkreis Teltow Fläming hat sich die Flämingskate etabliert. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark betreibt einen dezenten aber nieveauvollen Natur- und Erholungstourismus mit Zentrum in Bad Belzig. Im südlichen Brandenburg etabliert sich die Lausitzer Seenplatte als neues Wassererholungsgebiet. Der Spreewald als auch Tropical Island sind markanteste touristische Highlights im Landkreis Dahme-Spreewald.
Jessen leigt dagegen in einer eher unbekannten Randregion des Wittenberger Einflussgebiets die wenige natur- oder kulturelle Höhepunkte aufweist. Folglich gibt es wenige Tagestouristen die wegen der Attraktivität der Stadt Jessen eine Reise unternehmen. Der touristische Fokus und die Gewichtung des touristischen Sektors durch die kommunale Politik ist daher eher gering.
Der seit 1997 bestehende Verein „Eigenständige Regionalentwicklung im Jessener Land e.V.“ entwickelt als unabhängiger nichtstaatlicher Akteur vor Ort touristische Angebote. Ein Interessenfokus des Vereins ist die Entwicklung von Rad- und Wandertouren in den Ortsteilen der Stadt Jessen.
Wirtschaft und Finanzsektor

Jessen ist regional für seinen intakten und modernen Gewerbe- und Industriekern bekannt[33] und ist energieautark, da es seinen Energiebedarf aus eigener Produktion vollständig decken könnte.
Die Stadt ist seit 1990 zu einem regionalen Zentrum für Gewerbe mit Branchenschwerpunkte in der Lebensmittelverarbeitung und den Metall- und Maschinenbau geworden. Jessen hat mit deutlich mehr als 2630 Arbeitsplätzen (von 7610) im produzierenden Gewerbe im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl einen sehr hohen Beschäftigungsanteil im Sekundärsektor aufzuweisen.[34] Auch die Landwirtschaft hat bedingt durch die großen landwirtschaftlich genutzten Flächenanteile auf dem Gemeindegebiet mit 580 Beschäftigten einen erhöhten Anteil an der Wertschöpfung aufzuweisen. Die landwirtschaftliche Energieproduktion spielt inzwischen eine erhebliche Rolle. Allein der größte Agrarproduzent des Ortes ist inzwischen in der Lage etwa 1100 Haushalte, bei einer angenommenen durchschnittlichen Größe von vier Personen je Haushalt, wären das etwa 4400 Personen mit Energie zu versorgen.[35] Dazu kommen sehr viele Windräder, die im Gemeindegebiet ebenfalls einen großen Anteil des Energiebedarfs decken können. Einzelne Solarparks ergänzen das Produktionsangebot. Rein rechnerisch wäre Jessen damit eine vollständig energieautarke Gemeinde und bräuchte keine Anbindung an das Stromnetz. Das 2016 auf Gemeindegebiet errichtete groß angelegte Umspannwerk sorgt ebenso für eine lokale Energieeinspeisung und Verteilung.
Vor allem kleine und mittelständische Betriebe der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Metallverarbeitung und des Bauwesens sind in Jessen ansässig. Des Weiteren ist der Bundeswehrstandort Holzdorf-Ost (Luftwaffe) einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. Wichtigster Zweig der Nahrungsmittelindustrie ist die Mineralwasserproduktion, die durch die Erweiterung der Produktionsanlagen seit 2009 eine deutliche Absatzsteigerung erfahren hat. Himmelsberger Mineralbrunnen gehört zur MEG, die als Tochter der Schwarz-Gruppe Lidl und Kaufland beliefert; Troy Aqua, 2008 in Insolvenz gegangen, wurde 2015/2016 durch Edeka erworben zwecks Aufbau einer eigenen Abfüllanlage.[36]
Weitere Bereiche sind die Käseherstellung (die Elsterland Molkerei ist eine Betriebsstätte der Bayerische Milchindustrie eG), seit 2007 die Kaviarproduktion (Aqua Orbis), der Weinanbau (seit dem 13. Jahrhundert, das nördlichste anerkannte Weinanbaugebiet Deutschlands), der Anbau von Obst und Gemüse (Äpfel, Erdbeeren, Kirschen, Spargel) sowie die Tiefkühlkostbereitung aus Obst, Gemüse und Fertiggerichten (die Jütro Tiefkühlkost ist eine Tochter der Hamburger I. Schroeder KG). Zudem ist die Brennerei Icking KG im Stadtteil Seyda zu nennen, in der Bioethanol produziert wird. Daneben gibt es in den äußeren ländlich geprägten Stadtteilen größere landwirtschaftliche Betriebe. Zu den metallverarbeitenden Betrieben zählen Stanz- und LaserTechnik Jessen GmbH, Profil Metallbau, Preuss Metallverarbeitung sowie die Blech- und Technologiezentrum Linda GmbH. Die wichtigsten Baubetriebe sind zbo Bau GmbH sowie Thiele Bauträger GmbH.
Bedeutender Wirtschaftsakteuer ist auch die Stadt Jessen, in deren Besitz 300 kommunale Gebäude gehören, die erhalten und bewirtschaftet werden müssen. Die Art der kommunalen Besitzstände ist zweckmäßiger Natur und reicht von Garagen, Werkstätten, Schulen, Turnhallen, Feuerwehrhäuser oder Gemeindehäuser. Das Niveau der öffentlichen bewirtschafteten Gebäude ist durchmischt. Es gibt vereinzelt hochwertige neue und historische Gebäudestrukturen und eine überwiegend einfache und billige Bauart aus sozialistischer Zeit.
Im Tourismusbereich sind auf dem Gemeindegebiet 18 Gaststätten und acht Hotels und Pensionen verzeichnet. Die Zahl der gastronomischen Einrichtungen ist ausreichend, das Niveau allerdings begrenzt.
Auf dem Gemeindegebiet gibt es vier Filialen der Sparkasse Wittenberg. Die Volksbank ist mit zwei Filialen präsent. Die Flächendeckung ist damit ordentlich gewährleistet.
Firma | Beschreibung | Gründungsjahr | Mitarbeiterklasse [37] | Umsatzklasse |
---|---|---|---|---|
Agrodienst eG Jessen | Handel mit Agrarprodukten und landwirtschaftlichen Betriebsmitteln, Baustoffen, Hausartikeln, Hofartikeln und Gartenartikeln, Heizöl, Diesel, festen Brennstoffen, Sand, Kies und Erden | 1990 | Von 100 bis 249 Beschäftigte | 2014: 25 - 50 Millionen EUR |
Edelstahlgießerei Zentara GmbH | Form- und Schleuderguß in hitze-, rost- und säurebeständigen Werkstoffen | 1995 | Von 50 bis 99 Beschäftigte | 2014: 5 - 10 Millionen EUR |
Jütro Tiefkühlkost GmbH & Co KG | Tiefgefrorenes Obst und Gemüse | 1996 | Von 100 bis 249 Beschäftigte | 2014: 50 - 100 Millionen EUR |
TROY Aqua GmbH Mineralbrunnen | Abfüllung von Mineralwasser | 2002 | Von 100 bis 249 Beschäftigte | 2014: 25 - 50 Millionen EUR |
Bayerische Milchindustrie eG | Produktion und Vertrieb von Käse | 2001 | 2017: 200 Beschäftigte | 2014: 25 - 50 Millionen EUR |
SCHADE Logistic GmbH | Spezialtransporte für die Glasindustrie, Glastransporte, Flachglastransporte, Abfalltransporte, Schüttguttransporte, Fahrzeugvermietung, Grossraumtransporte | 1990 | Von 100 bis 249 Beschäftigte | k.A. |
Blech- und Technologiezentrum Linda GmbH | Blecharbeiten, Schweißen von Metallteilen, Schneiden von Metall, Biegen von Metall | 1998 | Von 100 bis 249 Beschäftigte | k.A. |
Agrargenossenschaft Holzdorf eG | Veterinärdienste und Tierzuchtdienste, Getreide und Pseudogetreide, Pflanzen und Feldfrüchte für die Industrie, Ölpflanzen und Ölsaaten, Faserpflanzen, Dienstleistungen für die Landwirtschaft und den Gartenbau, Erntedienste, Vermietung von landwirtschaftlichen Maschinen und Ausrüstungen | 1990 | 100 Mitarbeiter | 2014: 10 - 25 Millionen EUR |
Stanz- und Lasertechnik Jessen GmbH | Maschinelle Bearbeitung von Metall | 2012 | Von 250 bis 499 Beschäftigte | k.A. |
zbo Bau GmbH Jessen Hoch- und Tiefbauleistungen aller Art Spezialbetrieb für Schal- und Zimmererarbeiten | Holzbau und Zimmerarbeiten, Sonstige Bautischlerarbeiten, Bauunternehmen, Bauindustrie, Unternehmen / Bauindustrieunternehmen, Dachdeckerei und Wandverkleidung | 1990 | 60 Mitarbeiter | |
Himmelsberger Mineralbrunnen GmbH | Gewinnung, Herstellung und Vertrieb von Mineralwasser | 1990 | Von 100 bis 249 Beschäftigte | 2014: 25 - 50 Millionen EUR |
Seydaland Vereinigte Agrarbetriebe GmbH & Co.KG | Agrarwirtschaft, Viehzucht, Energieproduktion | 1990 | 165 Mitarbeiter | k.A. |
Verkehr
Schienenverkehr

- Der Bahnhof Jessen liegt an der Bahnstrecke Węgliniec–Roßlau und wird von Regionalbahnen der DB Regio fahrplanmäßig angefahren.
- Weitere Haltepunkte im Stadtgebiet von Jessen sind Linda (Elster) und Holzdorf (Elster) an der Bahnstrecke Jüterbog–Röderau. Sie werden von Zügen der DB Regio auf der Linie Stralsund – Berlin – Jüterbog – Falkenberg (Elster) angefahren.
Straßenverkehr
Jessen liegt unmittelbar an der Bundesstraße 187, die eine direkte Anbindung Richtung Lutherstadt Wittenberg bietet und die Haupt-Ost-West Verbindung im östlichen Sachsen-Anhalt darstellt. Die A 9 ist 40 km entfernt (Anschlussstelle Coswig).
Über die Bundesstraße 187 in östlicher Richtung erreicht man die Bundesstraße 101. Über diese ist eine Anbindung an den Großraum Berlin gegeben.
Busverkehr
Es gibt auf dem gesamten Gemeindegebiet ein Busliniennetz mit einem ausgedünnten Linienbetrieb. Es überwiegt das Anrufbussystem mit niedriger Frequenz im Nutzungsverhalten durch die ortsansässige Bevölkerung. Reguläre Taxistellplätze sind nicht vorhanden.
Die Abhängigkeit zum Auto ist hoch. Das Liniennetz der Bahn reicht nicht für eine deckende Erschließung des Gemeindegebiets.
Fähre
Vom an der Elbe gelegenen Ortsteil Mauken führt eine Gierseilfähre nach Pretzsch.
Kultur und Sehenswertes
→ Siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Jessen (Elster)
Sport und Freizeit
In Jessen gibt es ein sehr ausgeprägtes Vereinswesen auf allen gesellschaftlichen Feldern. Bekanntester Sportverein ist SV Allemania 08 Jessen für die Sparten Fußball, Volleyball, Tischtennis, Gymnastik und Eltern-Kind Turnen. Zweiter wichtiger Sportverein ist der Jessener SV 53. Dieser bietet Abteilungen im Handball, Leichtathletik, Bowling und Freizeitsport.
Es gibt zwei größere und moderne Sport- und Mehrzweckhallen und ein Mehrzweckstadion mit kleiner Tribüne.
Bauwerke
Eine zusammenhängende Fußgängerzone mit Einkaufs- und Flaniermeile innerhalb der Altstadt hat sich in Jessen nicht entwickelt. Es gibt einen Ortskern, der aber keine alten Gebäudestrukturen aufweist. Der historische Marktplatz in Jessen ist daher vor allem als funktionale Ansammlung von Geschäften zu sehen.
Die nachfolgende Auflistung von Gebäuden ist eine Zusammenstellung der historisch bedeutenden Gebäude in Jessen. Es gibt noch vereinzelte historische Villen, die im Ansatz eine opulentere Architektur vertreten, aber im Verhältnis zur ortstypischen anspruchslosen Massenbebauung nicht weiter hervortreten. Die DDR-Zeit hat im städtischen Gesamtbild einen prägenden Charakter hinterlassen, der immer noch stark vorhanden ist. Auch die historischen Gebäude, die hier in der Gesamtzahl aufgeführt sind, weisen städtebaulich gesehen nur einen Einzelcharakter auf und erzeugen kein straßenbezogenes Gesamtensemble.
- Pfarrkirche St. Nicolai in Jessen mit dem bedeutenden barocken Kanzelaltar (1696) aus Groß Quenstedt von Valentin Kühne, Renovierung der Kirche 1979–1994
- Schloss Jessen: 1862 von den Gebrüdern Carl und Fritz Raschig erworben, die eine Tuchfabrik dort einrichteten; seit 1999 Sitz der Stadtverwaltung.
- Pfarrkirche St. Marien in Schweinitz
- Amtshaus Schweinitz
- Amtshaus Seyda
- Dorfkirche Gorsdorf
- Dorfkirche Kleindröben
- Das Wasserschloss Hemsendorf mit Parkanlage ist ein durch August I. verliehenes ehemaliges Rittergut des 16. Jahrhunderts.[38]
-
Markt und Kirche St. Nicolai
-
Jessener Schloss und Rathaus
-
Amtshaus Seyda
-
Wasserschloss Hemsendorf
-
Amtshaus Schweinitz
Stadthymne
Der Jessener Pfarrer Ludwig Hosch (1859–1930) dichtete das „Jess´ner Heimatlied“, dessen Text auf die Melodie des aus dem 19. Jahrhundert stammenden Studentenliedes „O alte Burschenherrlichkeit“ gesungen wird.[39]
Parks und Erholung
- Baderhag Jessen-Altstadt
- Tierpark Jessen-Süd
- Jessener Freibad
- Schlosspark Hemsendorf (16. Jh.)
Landschaften
- Die Arnsdorfer Berge (auch Jessen-Schweinitzer Berge) mit Wanderwegen und Schutzhütten befinden sich unmittelbar nördlich der Stadt. Wichtigste Sehenswürdigkeiten sind unter anderen der Himmelsberg (133 m), die Hirtenwiese und der ehemalige Kohleschacht (19. Jahrhundert).
- Die Glücksburger Heide ist ein knapp 7000 Hektar großes Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiet im Norden des Stadtgebietes.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Jedes Jahr findet am zweiten Sonntag im August das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Schul- und Heimatfest statt. Für diesen Anlass dichtete Oberpfarrer Hosch zum 75-jährigen Schulfestjubiläum das Jessener Heimatlied.
- Am Dienstag vor dem Heimatfestwochenende findet das Weinfest auf den Schlosswiesen statt. Zu diesem Anlass wird am Ende eines mit Tanz und Gesang gestalteten Bühnenprogramms die Jessener Weinprinzessin gekürt. Dabei wird besonders Wein aus den ansässigen Winzerbetrieben ausgeschenkt.
- Das erste Dezemberwochenende ist jährlich der Termin für den Jessener Weihnachtsmarkt.
Geplante World Radiosport Team Championship 2018
Die Amateurfunk Weltmeisterschaft „World Radiosport Team Championship“, WRTC, soll 2018 in Jessen stattfinden. Bei diesem Wettkampf treten Teams von Funkamateuren in einem Wettbewerb gegeneinander an. Dieses vermeldet der DARC in einer Mitteilung [40] und auch der Verein WRTC2018 e. V. in einer Pressemitteilung [41] Informationen zu Art und zum Ablauf eines solchen Wettbewerbes ( vom 1. Juli 2015 im Internet Archive) stellt der Verein auch zur Verfügung. Am 01. Oktober 2017 wurden die 63 teilnehmenden Teams nominiert[42].
Persönlichkeiten


- Michael Stifel (um 1487–1567), Theologe, Mathematiker und Reformator, Weggefährte Martin Luthers, 1541 bis 1547 in Holzdorf als Pfarrer tätig
- Gottfried Meisner (1618–1690), evangelischer Theologe, Superintendent in Jessen
- Friedrich Wilhelm Jahr (1707–1755), Professor für Theologie an der Universität Wittenberg, in Jessen Substitut, Oberpfarrer und Superintendent
- Friedrich Müller (1714–1750), evangelischer Theologe, geboren in Jessen
- Johann Bücher (1721–1785), evangelischer Theologe und Philosoph, Superintendent in Jessen
- August Wilhelm Heffter (1796–1880), Rechtsgelehrter, Professor und Verfasser zahlreicher juristischer Werke, geboren und aufgewachsen in Schweinitz
- Karl Lamprecht (1856–1915), Professor für Geschichte an der Universität Leipzig, heute vor allem bekannt durch seine Rolle im Methodenstreit der Geschichtswissenschaft, geboren in Jessen
- Bruno Müller (1859–1921), evangelischer Theologe, geboren in Seyda
- Ludwig Hosch (1859–1930), evangelischer Theologe, Superintendent in Jessen
- August Berger (1892–1945), sozialdemokratischer Kommunalpolitiker, lebte nach seiner Vertreibung aus Apolda zurückgezogen in Jessen, 1944 vom NS-Regime im KZ Sachsenhausen interniert, dort im Februar 1945 ums Leben gekommen
- Walther Siegmund-Schultze (1916–1993), Musikwissenschaftler, Professor und Hochschullehrer, geboren und aufgewachsen in Schweinitz
Literatur
- Klaus Däumichen: Streifzüge durch die Geschichte der Elbaue. Torgau, Prettin, Axien, Plossig, Dautzschen, Jessen (Elster), Mauken, Lutherstadt Wittenberg. Drei-Kastanien-Verlag, Lutherstadt Wittenberg 2001, ISBN 978-3-933028-40-2.
- Jörg Moser: Die älteren Bauteile des Schlosses Jessen/Elster als Beispiel früher Backsteinbauten im Elbe-Elster-Gebiet, in: G. Ulrich Großmann (Red.): Burgenbau im 13. Jahrhundert, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 978-3-422-06361-7, S. 153ff.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ https://www.kgst.de/groessenklassen Anhand von Benchmarks werden über die KGSt in Deutschland zentral gesteuert Soll-Bedarfe definiert, die für einwohnerbezeogene Einrichtungen im kommunalen Wirkbereich bindend sind, wie z.B. Mindestanzahl von Schülern. Die Klassifizierung lassen relative Aussagen zum Stand der Entwicklung einer Kommune in Deutschland zu. Dadurch können schlechter oder besser Bewertungen objektiviert werden. Die bewertenden Aussagen im Text stützen sich auf die Erfahrungen der KGSt und ihrer langjährig definierten Soll-Standards.
- ↑ https://www.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Schulung/Musterdateien_Schulung/Dokumente/lsg1.pdf
- ↑ http://www.landwirtschaftsunternehmen.de/lunex/y/k/downloads/nl05_2010_12.pdf S.2
- ↑ http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Landwirtschaft/Pflanze/Weinbau/ggA_Saechsischer.pdf?__blob=publicationFile S.15
- ↑ http://www.mz-web.de/jessen/weinanbau-eimerweise-wein-geliefert-1735224
- ↑ Deutscher Wetterdienst, Normalperiode 1961-1990
- ↑ Hauptsatzung der Stadt Jessen (PDF; 42 kB)
- ↑ http://www.jessen.de/stadtportal/ortsteile/jessen.html
- ↑ http://www.verwaltungsgeschichte.de/schweinitz.html
- ↑ http://www.verwaltungsgeschichte.de/schweinitz.html
- ↑ https://www.citypopulation.de/php/germany-sachsenanhalt_d.php?cityid=15091145
- ↑ statistisch im vorherigen Abschnitt ermittelt
- ↑ https://www.wegweiser-kommune.de/kommunale-berichte/demographiebericht/jessen-elster.pdf. S.4f
- ↑ https://www.wegweiser-kommune.de/kommunale-berichte/demographiebericht/jessen-elster.pdf.
- ↑ https://www.citypopulation.de/php/germany-sachsenanhalt_d.php?cityid=15091145
- ↑ Georg Dehio: Regierungsbezirke Dessau und Halle, Deutscher Kunstverlag, 1999, S.342
- ↑ Karl August Limmer: Entwurf einer urkundlich-pragmatischen Geschichte des Herzog- und Kuhrfürstenthums Neu-Sachsen, als des sogenannten Kuhr- oder Wittenberger Kreises mit den Herzogthümern Anhalt: Nicht Regenten- sondern Landesgeschichte, Verlag Friedrich Weber, Ronneburg 1838, S.203
- ↑ Friedrich-Wilhelm Heidemann: Handbuch der Post-Geographie der Königl. Preußischen Staaten, Geographisches Institut, 1819, S.348
- ↑ https://www.wochenspiegel-web.de/wisl_s-cms/_wochenspiegel/7459/Wittenberg/35164/_Jessen_schreibt_Geschichte_.html
- ↑ Die Entwicklung der SED-Diktatur auf dem Lande: Die Landkreise Liebenwerda und Schweinitz in der Sowjetischen Besatzungszone 1945–1949, Vandenhoeck & Ruprecht, 2015, Kapitel 9 - Die Umgestaltung der Wirtschaftsordnung (S.319 - S.393), S.387
- ↑ http://www.jessen.de/stadtportal/historisches/ereignisse-urkunden/a/aufstand-des-17-juni-1953.html
- ↑ http://www.50hertz.com/de/Netzausbau/Leitungen-an-Land/Netzanschluss-Jessen-Nord
- ↑ Michael Richter: Die Bildung des Freistaates Sachsen: friedliche Revolution, Förderalisierung, deutsche Einheit 1989/90, Band 1, Vandenhoeck & Ruprecht, 2004, Kapitel 4.2.2, Entscheidung des Ministerrates für fünf Länder einschließlich Sachsen-Anhalts, S.288
- ↑ Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2010
- ↑ GemNeuglG WB
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl am 25. Mai 2014
- ↑ Ergebnisse der Gemeinderatswahl in der Stadt Jessen (Elster). In: Mitteldeutsche Zeitung, 25. Mai 2014
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 9. November 2014
- ↑ Von 7500 Beschäftigen im Ort sind 2500 im produzierenden Gewerbe beschäftigt, das aus zukunftsweisenden Technologien besteht und neu entstanden ist bzw. modernisiert wurde. 33% Anteil der Beschäftigung im Produktionsgewerbe im Verhältnis zur Gesamtbeschäftigung liegen über den Bundesdurchschnitt.
- ↑ https://www.statistik.sachsen-anhalt.de/Internet/Home/Auf_einen_Blick/zensus/EZG/B/test_ver__ff/150910145145_Jessen_Elster_Stadt_Bev.pdf S.18
- ↑ https://www.seydaland.net/erneuerbare-energien/biogas/
- ↑ Groß-Investition von Edeka in Jessen, MDR vom 19. Januar 2016
- ↑ https://de.kompass.com/d/landkreis-wittenberg/de_15_15091/
- ↑ Geschichte des Wasserschlosses Hemsendorf ( vom 13. April 2014 im Internet Archive)
- ↑ Internetauftritt des GKR Kirchspiels Jessen, abgerufen am 18. November 2015
- ↑ Mitteilung des DARC zum WRTC 2018
- ↑ Pressemitteilung des WRTC2018 e. V.
- ↑ http://wrtc2018.de/index.php/wettbewerb/teilnehmer