Helmut Richter (Schriftsteller)

Helmut Richter (* 30. November 1933 in Freudenthal, heute Bruntál/Tschechien) ist ein deutscher Textdichter, Professor und Lehrer. Bekannt wurde er als Textdichter des Liedes Über sieben Brücken mußt du gehn von Karat.
Leben und Werk
Am 30. November 1933 wurde Helmut Richter in Freudenthal (Nord-Mähren), jetzt Bruntál, Tschechien geboren. Sein Vater – ein Schneider – starb, als Richter sechs Jahre alt war. Mit elfeinhalb Jahren wurden er mit seiner Mutter am 11. Juni 1945 aus Freduenthal vertrieben und landete nach über sieben Wochen Umherirren zwischen Dahme (Mark) und Herzberg (Elster) schließlich in einem Dorf an der Elbe in Sachsen/Anhalt. Hier beendete er seinen achtjährigen Volksschulbesuch und begann als Landarbeiter, Gemeindesekretär und Traktorist zu arbeiten. Nach der Lehre als Maschinenschlosser machte er das Abitur an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät (ABF) und studierte Physik und Feinwerktechnik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Von 1958 bis 1961 arbeitete er als Prüfingenieur beim Amt für Meßwesen. [1]
Von 1961 bis 1964 war Richter Student am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ in Leipzig, wo er in der Person des Dichters Georg Maurer auf einen seine Lyrik prägenden Lehrer traf. Nach seinem Studium war Helmut Richter freiberuflich als Journalist und Schriftsteller tätig und wurde 1969 Mitglied im Schriftstellerverband der DDR. Im Jahr 1975 schrieb er die deutsch-polnische Liebesgeschichte „Über sieben Brücken mußt du gehn“, und als sich für diesen Stoff ein Jahr später das Fernsehen der DDR zu interessieren begann, schrieb Richter auch das Szenarium für den schließlich am 30. April 1978 ausgestrahlten gleichnamigen Film. Im Jahr 1980 ging Richter zurück ans Institut für Literatur „Johannes R. Becher“, wo er als Dozent tätig war und im Februar 1990 zum Direktor gewählt wurde. Seit 1992 arbeitet Richter wieder freiberuflich als Schriftsteller.
Helmut Richter gehörte zu den Mitbegründern des ab 1982 veröffentlichten Kulturalmanachs Leipziger Blätter, als deren Cheflektor er bis 1986 fungierte.
Unter den vielen Gedichten, Erzählungen, Hörspielen und Fernsehfilmen aus seiner Feder wird das von Ed Swillms komponierte und von Herbert Dreilich zusammen mit der Gruppe Karat interpretierte Lied der Titelmusik seines Filmes „Über sieben Brücken musst du gehen“ zu einem internationalen Erfolg, der von zahlreichen namhaften Pop-Sängern gecovert wurde, darunter von darunter u.a. von Peter Maffay (1980), Vicky Leandros (1982), Erkan Aki & Xavier Naidoo (2001), Drafi Deutscher (2002), Josep Carreras mit Herbert Dreilich und Peter Maffay (2002), Puhdys (2003), Helene Fischer (2010), Matthias Reim (2013) oder Roland Kaiser (2016). Liesbeth List sang das Lied 1982 auf Niederländisch, Chris de Burgh veröffentlichte 2011 die englischsprachige Version Seven Bridges.
Werke
Buch-Veröffentlichungen
- 1967: Land fährt vorbei, Gedichte, Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale
- 1969: Schnee auf dem Schornstein, literarische Reportagen, Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale
- 1971: Scheidungsprozess, Roman, Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale
- 1973: Kommst du mit nach Madras, Komödie, Bühnenstück, Uraufführung: Städtische Bühnen Leipzig
- 1975: Der Schlüssel zur Welt, Erzählungen, Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale
- 1983: Über sieben Brücken mußt du gehn, Literarische Landschaften, Anthologie, Mitteldeutscher Verlag Leipzig und Halle/Saale
- 1998: Wiedersehn nach Jahr und Tag, Erzählungen und Gedichte, mit acht Reproduktionen nach Rötelzeichnungen von Frank Ruddigkeit, Verlag Faber & Faber, Leipzig
- 2008: Was soll nur werden, wenn ich nicht mehr bin? , Hundert Gedichte, Verlag Faber & Faber, Leipzig
Hörspiele
- 1973: Sie hieß Tinh, Tinh heißt Liebe, Kurzhörspiel mit Carl-Hermann Risse, Monica Bielenstein, Friedrich Richter, Peter Groeger u.a., Komposition: Reiner Bredemeyer, Regie: Wolfgang Schonendorf, (auch in Jugoslawien und Polen)
- 1974: Schornsteinbauer, mit Hans-Joachim Hegewald, Fred Delmare, Friedhelm Eberle, Gert Gütschow u.v.a. Regie: Walter Niklaus, Rundfunk der DDR (auch in Polen, CSSR, UdSSR)
- 1975: Mein lieber Emmes, Kurzhörspiel mit Annette Felber und Wolfgang Ostberg, Regie: Joachim Staritz, Rundfunk der DDR
- 1976: Alfons Köhler, mit Günter Grabbert, Marylu Poolman, Hans-Joachim Hegewald, Wolfgang Winkler u.v.a. Regie: Walter Niklaus, Rundfunk der DDR
Fernsehen und Film
- 1973: Scheidungsprozess, Fernsehfilm mit Dieter Mann, Christine Schorn u.v.a., Regie: Lothar Bellag, Fernsehen der DDR (auch in BRD, Polen, Kuba sowie auch im Kino)
- 1977: Das Herz der Dinge, Fernsehfilm mit Jutta Wachowiak und Hanns-Jörn Weber, Regie: Hans Werner, Fernsehen der DDR
- 1978: Über sieben Brücken mußt du gehn, Fernsehfilm mit Viola Schweizer, Krystof Jedrysek, Walfriede Schmitt, Tadeusz Borowski, Kurt Goldstein, Bruno Carstens, Hilmar Baumann u.v.a., Regie: Hans Werner, Fernsehen der DDR, (auch in Polen, CSSR sowie auch im Kino)
- 1981: Wir stellen vor darin: Vergeblichkeit der Erinnerungen, vorgestellt von Klaus Walther, mit Karl Sturm, Erik S. Klein u.a., Regie: Norbert Büchner, Fernsehen der DDR
- 1983: Der Mann und sein Name, Spielfilm nach Anna Seghers mit Ulrich Mühe, Rolf Ludwig u.v.a., Regie: Vera Loebner, Fernsehen der DDR
- 1984: Alfons Köhler, Spielfilm mit Reimar Johannes Baur, Marianne Wünscher, Christine Schorn, Christian Grashof u.v.a., Regie: Peter Vogel, Fernsehen der DDR
- 1997: Tödlicher Galopp, Kriminalfilm der Reihe Tatort mit Peter Sodann, Bernd Michael Lade, Rolf Hoppe u.v.a., Regie: Wolfgang Panzer, MDR
Hörfunk-Feature
- Über sieben Brücken – ein DDR-Hit geht um die Welt von Gerhard Pötzsch, Ursendung: 6. Dezember 2014, MDR FIGARO/rbb kulturradio
Zitat
„Über sieben Brücken musst du gehn
Manchmal geh ich meine Straße ohne Blick,
manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück.
Manchmal bin ich ohne Rast und Ruh,
manchmal schließ ich alle Türen nach mir zu.
Manchmal ist mir kalt und manchmal heiß,manchmal weiß ich nicht mehr was ich weiß.
Manchmal bin ich schon am Morgen müd,
und dann such ich Trost in einem Lied.
Über sieben Brücken musst du gehn,sieben dunkle Jahre überstehn,
siebenmal wirst du die Asche sein,
aber einmal auch der helle Schein.
Manchmal scheint die Uhr des Lebens still zu stehn,manchmal scheint man immer nur im Kreis zu gehn.
Manchmal ist man wie von Fernweh krank,
manchmal sitzt man still auf einer Bank.
Manchmal greift man nach der ganzen Welt,manchmal meint man, dass der Glücksstern fällt.
Manchmal nimmt man, wo lieber gibt,
manchmal hasst man das, was man doch liebt.“
Auszeichnungen
- 1971: Kunstpreis der Stadt Leipzig – im Kollektiv
- 1978: Kunstpreis der Stadt Leipzig
Literatur
- Christian Krause: Richter, Helmut. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Agata Owoc: Das Polenbild im Roman von Helmut Richter Scheidungprozeß, Magisterarbeit, Pädagogische Hochschule, Zielona Gora 1989.
Weblinks
- Literatur von und über Helmut Richter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Helmut Richter bei IMDb
- Helmut Richter beim Gerig-Portal
- Helmut Richter im Originalton zur Entstehung von Über sieben Brücken musst du gehn, MDR Figaro 2014
Einzelnachweise
- ↑ FIGARO trifft: Helmut Richter - Rahel Gelhoff im Gespräch mit dem Schriftsteller Helmut Richter, Redaktion: Angelika Zapf, Sendung vom 13. März 2002
Personendaten | |
---|---|
NAME | Richter, Helmut |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Textdichter, Professor und Lehrer |
GEBURTSDATUM | 30. November 1933 |
GEBURTSORT | Freudenthal, Tschechoslowakei |