Diskussion:Mindestlohn
Chancen zur geforderten Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns
"Schlecht bezahlte Jobs führen auch zu schlechten Ergebnissen"
Aus Gewerkschaftskreisen erneut aktuell (März 2004) vorgetragen, aber auch dort nicht unumstritten, da ein Eingriff in die Tarifautonomie, ist die Forderung nach der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns. Allerdings müßten sie dann regelrecht kämpferisch sein.
Aus Sicht von Chancen ist es überlegenswert, diese Forderung zu unterstützen. Nicht nur, weil schlecht bezahlte Jobs auch zu schlechten Ergebnissen führen, wie ein in den USA tätige Forscher ausführt (siehe unten). Es ist bekannt, dass viele amerikanische Arbeitnehmer 2 oder gar 3 "MC-Jobs" ausüben müssen, um existieren zu können.
Der Terzäre Sektor, also die Dienstleitungsbranche, hat in Deutschland eine immer stärkere Bedeutung erlangt. Die industrielle Produktion kommt dank immer besserer Rationalisierungstechniken bei steigender Produktivität mit immer weniger Arbeitskräften aus. Dies ist in erster Linie ein Problem für schlecht qualifizierte Arbeitnehmer. Denn diese dienten früher als Arbeitskraftreserve und finden nun keine Beschäftigung mehr. Sie mußten schon immer die heute viel geforderte Flexibilität aufbringen und trotz gesetzlicher und tariflicher Regelungen quasi unter "Hire and Fire" Bedingungen existieren. Doch die Jobs in der Industrie waren durch den Einsatz der Gewerkschaften für diese Lohngruppen noch recht gut bezahlt. Im Dienstleistungssektor wird die Gewerkschaft kaum als Schutzmacht für diesen Personenkreis auftreten können, da die Größe der Betreibe viel zu gering ist. Ein wesentlicher Einfluss der Gewerkschaften ist auch nicht zu erwarten, da der bezeichnete Personenkreis nicht in der Lage ist seine Interessenwahrnehmung zu organisieren. Der Organisationsgrad ist sehr gering. Daher scheint es aus Sicht von Chancen zu vertreten, das der Gesetzgeber überlegt zum Schutz der Betroffenen eine gesetzliche Mindeslohnregelung einzuführen.
"Vergleicht man z.B. die Leistung der mittleren und unteren Deutschen Verdiener mit der von Amerikanern, dann schneiden die Deutschen viel besser ab. Sachen funktionieren einfach, weil die Arbeitnehmer (in Deutschland) sich reinhaengen. In USA ist das nicht so. Scheissjobs produzieren Scheissergebnisse. Manchmal wundert man sich, dass ueberhaupt etwas in Amerika funktioniert."
Fragt sich nur, was unter besser abschneiden gemeint ist und was bedeutet überhaußt reinhängen?
Weitere Anmerkungen im Anhang.
Josua Vogelbusch für: Chancen e.V. Weststr. 15 42555 Velbert Tel./Fax: 02052-6468
Anmerkungen:
In den 70er Jahren träumte die Gesellschaft davon, dass die Rationalisierung dazu führen wird, das immer mehr Menschen immer weniger Arbeiten müssen. Die Frage, wie das zu bezahlen wäre, stellte sich auch damals schon. Auch in Unionskreisen wurde angedacht doch eine "Maschinenabgabe" zu erheben, um so genügend Mittel für die Transferleistungen in die Sozialen Systeme bereit stellen zu können.
Angesichts des Konkurrenzdrucks aufgrund "Der Globalisierung" klingen solche Überlegungen heute utopisch. Doch unterliegen nicht viele Anhänger einer neoliberalen Wirtschaftspolitik einem Irrtum, da sie betreibswirtschaftliche sicherlich sinnvolle Kategorien auf die Volkswirtschaft übertragen? Der Doktorand der Wirtschaftswissenschaften, Ingo Hanke, der sich auf wirtschaftwissenschaftliche Spieltheorien spezialisiert hatte, sah in "Der Globalisierung" die Gefahr eines "Negativ-Null-Summen-Spiels". Bei diesem Planspiel sind die Spielregeln so festgelegt, das sich jeder zu seinem eigenen Vorteil verhalten muß. Am Ende verlieren alle.
Es ist wohl unbestritten, das "Die Globalisierung" zu einem stark erhöhten Konkurrenzdruck geführt hat. Jeder weiß, allein nationale Regelungen reichen heute nicht mehr aus. Daher sind internationale Regelungen zu begrüßen, wenn sie den von Globalisierungskritikern so bezeichneten "Raubtier-Kapitalismus" bändigen. Marx, dem oft die Worte so im Munde verdreht wurden, das er sich wahrscheinlich heute noch im Grab umdreht, und der auch als moralische Legitimation für politisch motivierte verübe Massenverbrechen herhalten musste, hat in seiner propangadischtischen Auftragsproduktion "Das Kommunistisch Manifest" den "Raubtierkapitalismus", also die Auswüchse einer nach reinen neoliberalistischen Kriterien gestalteten Wirtschaftspolitik treffen beschrieben.
Die Kräfte des (neoliberalen) Kapitalismus, die im 19ten Jahrhundert häufig wechselnden Wirtschaftblüten und Krisen, flößten seiner Zeit Erstaunen und Furcht ein. Marx attestierte eine permanente Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse, gewissermaßen eine permanent währende Revolution.
Und nun "Zurück in die Zukunft"? Wir wollen nicht hoffen, dass die Verhältnisse in Zukunft wieder so aus sehen werden, wie sie Marx erleben mußte, und was ihn im 19ten Jahrhundert dazu veranlasste seine politischen Schriften zu verfassen. Denn bei allen Problemen die wir haben (man denke nur an die Arbeitslosenzahlen), dürfen wir nicht vergessen, das wir glücklicherweise in einer wirtschaftlich und politisch sehr stabilen Zeit leben dürfen. Vielleicht werden ja nach dem Motto "Global denken - Global handeln" Lösungen gefunden werden, die das für die Wirtschaft nötige Konkurrenz-Prinzip mit dem gesellschaftlich notwendigen Solidar-Prinzip vereinen.
Eine "Maschinenabgabe" Europaweit - Weltweit? Transfersysteme, die es ermöglichen Entwicklungsländer und deren soziale Systeme zu fördern und in die Märkte zu integrieren, ohne das einerseits Sozialdumping Auswirkungen auf den heimischen Arbeitsmarkt hat, anderseits zu hohe Einfuhrabgaben die Produkte von Entwicklungsländer vom heimischen Markt ausschließen. Produkte, die in die EU eingeführt werden, könnten je nach Herkunftsland und deren sozialen Standards mit Abgaben belegt werde, sie dann wieder dazu genützt werden könnten, die Etablierung von Sozialen Systemen in Entwicklungsländer zu fördern. Auch ein ökologischer Faktor könnte beim Warenaustausch eingeführt werden. Wäre das wirklich zu viel zu kontrollieren, zuviel an Bürokratie?
Die Gesellschaft krankt zur Zeit sicherlich daran, dass einerseits durch den Wegfall des Kommunismus eine gewisse politisch Orientierungslosigkeit herrscht und die Welt durch den Wegfall der Systemgegensätze, die es ja jedem ermöglichten in einfachen Schwarz/Weiß Kategorien zu denken, als (zu) komplex empfunden wird. Die DDR steht als Politischer Konkurrenzfaktor und zusammenschweißender "Feind" nicht mehr zur Verfügung. Ohne Feind ist es schwer ein "Wir Gefühl" zu entwickeln. Das führt dazu, das einzelne Interessensgruppen ihre Anliegen immer (asozial) egoistischer vertreten und sie gar fast zur dominanten politischen Leitkultur erheben konnten. Aber dem Bürger ist klar, das dies nicht die Lösung sein kann. Er fragt sich, wo sind die Visionen, wo die Zukunft? Wie steht es um meine Rente in 30 Jahren? Von der Politik möchte der Bürger auch heute hören: "Zukunft ist machbar, Herr Nachbar". Chancen meint ja, wenn das Prinzip "Global denken - Global handeln" konsequent verfolgt wird.
Weitere Anmerkung zu Karl Marx:
zu Marx Worte im Mund verdreht:
Marx sprach von der Religion als "Opium des Volks". Meint: Volk will Rausch, geht in die Kirche, bekommt dort die "Droge Religion", ist selig und geht wieder nach Hause.
Daraus gemacht wurde: "Religion ist Opium für das Volk". Das meint etwas ganz anderes: Das Volk wird nun von "bösen Drogendealern" (Pastoren, etc.) verführt. Eine solche Sicht ist natürlich praktisch, da man dann wieder einen Feind hat, der "alles Schuld" ist. So was schweißt zusammen und schafft Orientierung, da es ein einfaches denken ermöglicht: "Man schlägt den Pastoren die Köpfe ab, und die Welt wird dann schon von ganz alleine besser."
Marx verfolgte eigentlich schon das Konzept des mündigen Bürgers. Er wollte, das zunächst mal ein (Selbst)Bewußtsein entwickelt wird. Jeder sollte sich über seine Lage und die politischen Verhältnisse im klaren sein. Lenin und seine Gefolgschaft sagte sich, wir machen erst mal eine Revolution, da die Gelegenheit gerade günstig ist, und dann fangen wir an der Arbeiterklasse ihr (Selbst)Bewußtsein zu vermitteln. Natürlich so, wie es sich Lenin und seine Gefolgschaft vorstellten. Marx hat in seiner nie richtig konkret ausgeführten Utopie des Kommunismus die wage Vorstellung gehabt, das dort Selbstbewußte Bürger miteinander in geradezu paradiesischer Harmonie zusammenleben (Marx glaubte wirklich zu sehr an das Gute im Menschen). Lenin und seiner Gefolgschaft ging es doch eigentlich fast nur (noch)um die Macht, die Kontrolle und um die Selbstverherrlichung. Ein selbstbewußter Arbeiter im "Arbeiter und Bauernstaat" hatte doch eigentlich nur wirklich eins: die besten Chancen im Gulag zu landen. Marx sprach nie von paradiesischer Harmonie. Dies ist wirklich eine unglaubliche Gedankenlosigkeit. Sein dialektisches Denken verhindert geradewegs ein solches Bewußtsein. Dialektik bedeutet schließlich Gegensatz und daraus resultierend Kampf. Auch glaubte M. nicht an das sogenannte Gute im Menschen, sondern daran, daß das Proletariat endlich dazu gebracht werden soll, seine Interessen bewußt wahrzunehmen. Hierbei stützte er sich bei den normalerweise im Menschen vorkommenden Egoismus, den es kollektiv zu realisieren gilt. Wenn Lenin Machtversessenheit vorgeworfen wird, dann ist das entweder heuchlerisch oder gedankenlos. Jede Herrschaftsform beruht schließlich auf Macht. Fragt sich halt nur, wem sie dient und wer sie ausübt. L. hielt übrigens nichts von einer Selbstverherrlichung. Seine Nachfolger betrieben dies "Geschäft".
Die hier über Karl Marx geäußerten "Weisheiten" beziehen sich im übrigen zum größten Teil auf Aussagen des inzwischen emeritierten liberal gesinnten Prof. Dr. Martin Grahler (Ruhr-Universität-Bochum), Ex-Berater der Bundesregierung/Genscher.
Die Frage, ob es Gemeinsamkeiten zwischen Marx und den Liberaleren gibt, da er die Auflösung des Staats forderte, ist nicht völlig unberechtigt. Denn auch die Liberalen wünschen ja, dass der Staat sich möglichst weitgehend aus den Angelegenheiten der Bürger heraus hält. Auch nach Marx sollte der Bürger eigenverantwortlich handeln. UDSSR und DDR gaben vor Marx zu folgen. Sie taten aber das Gegenteil. Alles war staatlich kontrolliert.
Weitere Anmerkung zu Mindestlohn und zum Milieu der traditionslosen Arbeitnehmer:
Diese Milieu, das von der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns am meisten profitieren würde, da es wie oben ausgeführt, nicht in der Lage ist seine Interessen selbst zu vertreten, ist das einzige Milieu in Deutschland, das nahezu nur mit sich selbst zu tun hat. Es gibt kaum einen Austausch mit anderen Milieus. Es wird untereinander verkehrt und geheiratet. Flexibilität, "Hire and Fire" ist für sie nichts Neues. Das kannte wohl auch schon der Vater. Bildungspatente sind so gut wie nicht vorhanden. Allerdings muß ich dazu anmerken, das mein Wissen sich auf Studien bezieht, die schon älteren Datums sind. Inwieweit zum Beispiel Qualifizierungs- und andere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen da Milieu nachhaltig beeinflußt haben ist mir nicht bekannt. Wenn es den jedem klar ist, das dieses Milieu seine Interessen nicht selbst vertreten kann und die Gewerkschaften dies aufgrund der veränderten Wirtschaftsstrukturen auch nicht mehr können, ist es dann nicht Aufgabe des Staats dafür zu Sorgen, das die Interessen dieser Gruppe gewahrt werden?
Es ist nicht die Aufgabe eines bürgerlichen Staates für das Wohl der Lohnabhängigen zu sorgen. So etwas ist illusionär. Es wird hierbei die Rolle des Staates als ideeller Gesamtkapitalist verkannt. Der S. ist keineswegs ein neutrales Organ, sondern die Verwaltungsmaschine des Kapitals. Daher müssen Forderungen nach Einführung eines Mindestlohns kämpferisch von den Betroffenen (Lohnabhängign)selbst erkämpft werden.
Grüne für Mindestlohngesetz
Grünen-Parteichef Reinhard Bütikofer plädiert für ein Mindestlohngesetz. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass mit der Neuregelung der Zumutbarkeitsregeln für Arbeitslose ab 2005 eine "drastische Lohndrückerei in Gang" komme. (rtr / aus WAZ 06.04.04) Getan hat er, als auch seine Partei dagegen nichts. Denn die Grünen haben nie eine entsprechende Aktion dafür initiiert. Daher war deren Forderung nur heiße Luft.
Verweis auf Frankreich - "Den Gewerkschaften hat´s auch nicht geschadet" - Karl Hesse schreibt an Chancen:
"die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns, wie z.B. in Frankreich, hat die dortige Ökonomie nicht gar platt gemacht. Den Gewerkschaften hat´s auch nicht geschadet.:
Die Tarifautonomie wird kaum berührt, wenn die Gewerkschaften gesetzlich an der Ausgestaltung von Mindestlöhnen mitwirken.
Mindestlöhne haben nach meiner Auffassung ein sehr positves Element:
Ein Drücken der Arbeitspreise unter die Sozialhilfe (also unterhalb die einfachen Reproduktionsbedingungen der Ware Arbeitskraft) wird vermieden. Dadurch wird ein allgemeiner Drehtüreffekt und die Versauung aller Tarifverträge vermieden.
Außerdem eine Fortsetzung der - in realiter - mörderischen Spirale der Arbeits- und Ökologiekosten-Entwicklung / "lowest levels ar best" auf globaler Ebene."
- Offengestanden verstehe ich alle genannten Diskussionsbeiträge nicht. Auf einer Diskussionsseite zu einem Artikel soll der Artikel bei offenen Fragen oder Anregungen zum Inhalt besprochen werden. Sie ist nicht zur Werbung für einen Verein oder eine politische Meinung gedacht. Gerade dieser Artikel lässt viel Raum, um Pro- und Contraargumente unterzubringen. Tut das doch dann auch! Stern 20:52, 19. Apr 2004 (CEST)
Wiederlegbares Argument
Ich halte den Zusatz "wiederlegbares Argument" von Benutzer:NL für nicht neutral. Alle Argumente haben Vor- und Nachteile. Daher habe ich NLs Zusatz gelöscht. 128.176.114.42 14:06, 26. Jun 2004 (CEST)
Von mir aus. Aber dann musst Du denn Satz: "Der freie Markt ist nicht immer fähig, die Lohnhöhe selbst zu regulieren. Durch Mindestlöhne würde dieses Gleichgewicht geschaffen." wenigstens auch im Konjunktiv schreiben. Das ist nämlich dann POV. --NL 14:22, 26. Jun 2004 (CEST)
Nagut, dann eben Konjunktiv. 128.176.114.42 16:12, 26. Jun 2004 (CEST)
Kolektivverträge
Sind die bei Schweden erwähnten Kollektivverträge das gleich, wie unsere Tarifverträge? Fragt --ALE! 11:55, 29. Nov 2004 (CET)
Diskussion von der Kandidatenliste
(zurückgezogen)
Als Ökonom bin ich besonders froh darüber auch mal in der Wikipedia über einen Artikel aus der Volkswirtschaftslehre zu stoßen, der Lehrbuchcharakter hat, ohne aber zu langweilen und dennoch auch abweichende Meinungen zu Wort kommen lässt. Zudem ist er schön bebildert und übersichtlich gegliedert. Für mich exzellent. Stern !? 23:42, 28. Nov 2004 (CET)
- pro Stern !? 23:42, 28. Nov 2004 (CET)
- contra' Es fehlt komplett ein Geschichtsteil. Die Gliederung ist ganz OK, der letzte Abschnitt ist auch irgendwie komisch. Ich habe den Eindruck, daß da jemand noch was sagen wollte, aber nicht genau wußte, wie er das verpacken wollte. Ansonsten ist der Artikel wirklich gut. Viele Gruesse --DaTroll 19:17, 29. Nov 2004 (CET)
- In der Tat. Mit dem Geschichtsteil hast Du etwas erwähnt, das mir gar nicht aufgefallen war. Ich ziehe daher den Kandidat zurück. Stern !? 20:40, 29. Nov 2004 (CET)
Offen gebliebene Fragen
Im Text heißt es, der Mindestlohn sei in den Vereinigten Staaten pro Stunde festgelegt, dennoch wird ein Monatswert angegeben. Auf welche Stundenwoche bezieht der sich? Müsste evtl. noch angegeben werden (z.B. "Bei Staaten mit einem Mindeststundenlohn geht der Monatslohn von einem 8-Stunden Tag bei 22 Arbeitstagen aus" - Oder so ähnlich).
Im Absatz "Quasi-Mindestlohn durch soziale Transferleistungen?" wird nur unzureichend darauf eingegangen, dass es viele Arbeitnehmer gibt, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I oder II haben und damit diese Art des Mindestlohns für sie nicht zum tragen kommt. Dies betrifft nicht nur ausländische Arbeitnehmer, sondern auch Schüler und Studenten sowie Renter. In typischen Studentenstädten wird ein Großteil der Arbeit im Dienstleistungssektor (Kino, Gastronomie, ...) durch Studenten erbracht. Gerade hier würde ein Mindestlohn greifen und die Entlohnung bestehender Arbeitsverhältnisse verbessern.
Neutralität
Kleine wissenschaftliche Anmerkung: Die Aussage, dass die Differenz zwischen L1 und L2 die undfreiwilligen Arbeitslosen ergibt ist irreführend. Als Bezug muss ja die "ungestörte" Gleichgewichtssituation ohne den Mindeslohn dienen. Die somit ermittelte Anzahl der unfreiwilligen Arbeitslosen ergibt sich aus der Differenz von Lgg und L1. Die ermittelte Anzahl der "Arbeitswütigen" aus L2 war ja ohne den Mindestlohn nicht bereit zu arbeiten und spielt deshalb keine Rolle. [johannes]
Dieser Artikel scheint fest in der Hand der Gegner von Mindestlöhnen zu sein. Er ist darauf ausgelegt, dem Leser zu suggerieren, Mindestlöhne seien schädlich und würden zu erhöhter Arbeitslosigkeit führen. Zuerst wird die Argumentation für Mindestlöhne sehr verkürzt dargestellt, um dann anschließend mit einer breitgetretenen pseudowissenschaftlichen Simpel-Theorie zu beweisen, daß Mindestlöhne schlecht und schädlich seien. Dabei wird unterschlagen, daß die Erfahrung genau das Gegenteil zeigt. Eine Korrelation zwischen Mindestlohnhöhe und Arbeitslosenquote belegt, daß diese Simpel-Theorie auf den Arbeitsmarkt nicht anwendbar ist. Deutschland als eines der wenigen europäischen Länder ohne Mindestlohn hat eine der höchsten Arbeitslosenquoten. Zudem sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, daß ein Arbeitsplatz nicht nur für den Arbeitgeber, sondern auch für den Arbeitnehmer rentabel sein muß. Und ein Vollzeitjob, dessen Gehalt für ein menschenwürdiges Leben nicht ausreicht, kann für den Arbeitnehmer nicht rentabel sein. Nicht zuletzt ist die Anwendung der dargestellten Theorie auf den Arbeitsmarkt grundsätzlich abzulehnen, weil arbeitslose Menschen keine Ware sind, die wie überschüssige Lebensmittel vernichtet werden kann. Deshalb: Die Neutralität dieses Artikels ist umstritten!
- Lieber Unbekannter. Erstens wäre es nett, wenn Du Dich unter Deinem Benutzernamen mal zu kennen geben würdest. Zum zweiten vermischt Du meines Erachtens zwei Argumentationsstränge: den wirtschaftswissenschaftliche und den sozialpolitischen. Zum Thema pseudowissenschaftlich muss ich leider sagen, dass ich es für reichlich pseudowissenschaftlich halte zu sagen, Deutschland hat keine Mindestlöhne und eine hohe Arbeitslosigkeit, also senken Mindestlöhne die Arbeitslosigkeit. Das Mindestlöhne Arbeitslosigkeit hervorrufen ist eine ziemlich weit verbreitete Meinung, selbst in Gewerkschaftskreisen.
Womit deren Verbürgerlichung ersichtlich ist.
- Ein anderer Argumentationsstrang ist der sozialpolitische, nämlich in wie weit die sozialpolitischen Erfolge durch höhere Löhne die negativen Folgen ausgleichen. Denn wie stark die Arbeitsplatzverluste tatsächlich sind ist umstritten. Die Prognosen reichen von stark (Ifo-Institut) bis gering (IAB). Diese Fragestellung ist aber von der wirtschaftswissenschaftlichen zu trennen. Kaffeefan 20:51, 16. Apr 2005 (CEST)
- Aus Sicht der Ökonomie sind Mindestlöhne als äußerst kritisch zu beurteilen. Sie vernichten üblicherweise Arbeit. Ich bin selbst Ökonom und kenne die Argumente gegnerischer Lobbygruppen. Mit wissenschaftlicher Darstellung hat das leider oft wenig zu tun. Nur weil die Bild etwas gut bewertet, ist das noch lange nichts für eine Enzyklopädie. Und aus Prinzip eine Neutralitätswarnung einzufügen finde ich nicht gut. Vielleicht gelingt es Dir ja selbst, falls Du fachlich mit dem Thema vertraut bist, stichhaltige Gegenargumente zu liefern, die über ein Gefühl im Bauch hinausgehen. Ansonsten empfehle ich die Lektüre des Artikels, der m. E. schon recht gut den fachlichen Stand der Dinge wiedergibt. Ökonomie hat die Eigenschaft im ersten Moment oftmals als ungerecht empfunden zu werden. Doch gerade die vermeintlich einfachen Lösungen, wie Mindestlöhne die letztlich ungerecht sind, weil sie dazu führen, dass Leute schuften müssen, weil sich andere ausruhen können. Oder zwar alle etwas in der Tasche haben, aber zusammen viel weniger als ohne Mindestlöhne. Ist das dann gerechter? Hier noch ein sehr interessanter Artikel, der die Arbeitslosigkeit weit besser beleuchten hilft als die Debatten der Politik: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4247094_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html Stern !? 21:18, 16. Apr 2005 (CEST)
"Aus der Sicht der Ökonomie sind Mindestlöhne äußerst kritisch zu bewerten". Womit der Autor suggeriert, daß es eine Wertneutralität der Wissenschaft gäbe. Dabei geht es doch um handfeste Interessen. Das berühmte "Wer-Wen" steht somit zur Debatte. Man muß sich also die Frage stellen, wem nutzen Mindestlöhne, wem schaden sie?!(die alten Römer prägten hiefür den Spruch "Cui Bono")Die sogenannten wissenschaftlichen Argumente dienen lediglich dazu, Ideologie im Sinne des Kapitals zu verbreiten. Denn es ist klar, daß Mindestlöhne den Profit schmälern, daher sind sie von bürgerlicher Seite verpönt.
Nachfragediskussion
- In der volkswirtschaftlichen Modellwelt mag ein Mindestlohn Arbeitsplätze vernichten, aber es fehlen einige zusätzliche Elemente in dieser Betrachtung. Als erstes ist die Stützung der Nachfrage durch einen Mindestlohn zu nennen. Alle Unternehmen wollen natürlich ihre Lohnkosten gering halten, verringern dadurch aber gleichzeitig ihre realisierbare Nachfrage und gefährden ihren Profit. Der Ökonom Peter Bofinger empfahl als Ausweg aus diesem Dilemma das Instrument der Flächentarifverträge, das alle Unternehmen in einer bestimmten Region der selben Lohnerhöhung unterwirft. Dadurch verschlechtern sich für diese Unternehmen gleichermaßen die Angebotsbedingungen, während sich für alle die Nachfragebesituation verbessert. Relativ gesehen bleiben alle gleich weit voneinander entfernt, aber für die ArbeitnehmerInnen verbessert sich die Lage spürbar. Einen ähnlichen Effekt können Mindestlöhne auslösen, weswegen beispielsweise Frankreich und Großbritannien dynamisch wachsende Mindestlöhne haben. Außerdem bedeutet die Sozialhilfe nicht gleichzeitig eine Untergrenze für die Lohnhöhe. Erstens wächst mit steigender Zahl der SozialhilfeempfängerInnen die daraus resultierende Steuerlast, die auch auf die Unternehmen umgelegt wird, das heißt es kann von keinem echten Spareffekt die Rede sein (höchstens davon, dass ein Teil der Kosten erfolgreich externalisiert, also der Allgemeinheit aufgedrückt werden konnte. Sobald aber alle so handeln, treten die gleichen paradox anmutenden Effekte wie bei der Lohnsenkung und der Nachfrage auf). Schlussendlich gibt es eine Menge guter Gründe, auch Arbeit auf dem Sozialhilfesatz oder sogar darunter anzunehmen, um sich zu qualifizieren oder in Kontakt mit dem Arbeitsmarkt zu bleiben. Man denke nur an die zahllosen unbezahlten Praktika, die u.a. StudentInnen Jahr für Jahr arbeiten. Und es gibt jede Menge gute Gründe, keine Arbeit knapp über dem Sozialhilfesatz anzunehmen, wie etwa gute Möglichkeiten zur Schwarzarbeit. All diese Effekte tauchen in der Betrachtung der Effekte des Mindestlohns nicht auf, weshalb ich einen klitzekleinen Artikel "Kritik an den volkswirtschaftlichen Thesen" eingefügt habe. Gruß, Hardern 17:46, 17. Apr 2005 (CEST)
- Aktualisierung: Beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung fand ich gerade die Information, dass der gesetzliche Mindestlohn in Großbritannien zwischen 1999 und 2004 von 3,60 auf 4,85 britische Pfund (etwa 7,10 Euro) stieg und gleichzeitig die Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent (1998) auf 4,7 Prozent (2004) zurückging. Quelle Gruß, Hardern 12:39, 19. Apr 2005 (CEST)
- So sehr hier aus irgendeinem Grund in der Wikipedia alle Anhänger von Herrn Bofinger sind, der in der Fachwelt eine Ausnahmeerscheinung ist, möchte ich doch nochmal zu Bedenken geben, dass die gängigen Theorien sehr wohl die Nachfrage berücksichtigen, jedoch aufgrund verschiedener Effekte durch eine Nachfragestützung allenfalls kurzfristige Effekte erwarten. Langfrsitig verkehren sich diese Effekte ins Gegenteil. Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik klingt auf den ersten Blick plausibel, jedoch entpuppt sie sich meines Erachtens langfristig als nicht mehr als markige Parole. Vielleicht sehe ich es da zu drastisch, da man psychologische Effekte in der Wirtschaft nicht unterschätzen darf, aber eine Sache noch: Vergesst nicht, dass auch Unternehmen eine Nachfrage haben. Man darf nicht vermuten, dass einzig der Arbeiter mit seinem Gehalt für Nachfrage sorgt. Wenn die Unternehmen mehr konsumieren können, etwa Arbeiter, weil diese billiger sind, dann werden sich auch mehr Unternehmen am Markt halten und jeder Unternehmer schafft im Schnitt eine bestimmte Anzahl von Arbeitsplätzen. Das sind Pflänzchen die man pflegen muss und nicht mit Mindestlöhnen ins Ausland vertreibt. Deutschland hat ohnehin schon die höchsten Steuerbelastungen der EU und nicht verwunderlich auch die höchsten Arbeitslosenzahlen. Bofinger hin oder her. Es gibt aber noch 10.000 andere Ökonomen, die zu vermutlich mehr als 99 % eine angebotsorientierte Politik vertreten. Stern !? 12:43, 19. Apr 2005 (CEST)
Vielleicht wollen unsere Nachfrage-Fans mal darüber nachdenken, wie toll sich Nachfrage exportieren lässt. Wir sind keine wirtschaftliche Insel. Entweder wir produzieren am Weltmarkt konkurrenzfähig, oder wir produzieren überhaupt nicht. Auch der Deutsche mit der tollen Nachfrage kauft doch das konkurrenzfähige Produkt (und sich damit die Basis seines hohen Lohns unter dem Hintern weg). Mal wieder ein klassisches Beispiel eines normative Fehlschlusses, man kann doch nicht einfach die Grenzen wieder dichtmachen, denkt sich Einbayer 13:52, 19. Apr 2005 (CEST)
- Ich glaube zwar durchaus an die kurz- bis mittelfristige Wirkung von Nachfrageeffekten, diese ausgerechnet durch einen Mindeslohn erreichne zu wollen aber für Quatsch. Schließlich hilft die zusätzliche Nachfrage neben dem Ausland vor allem auch besser Qualifizierten wäherend die Niedrigqualifizierten erst recht arbeitslos werden. Dabei sind sie ohnehin schon überdurchschnittlich Arbeitslose Siehe dazu auch den IAB Bericht.
- Aber: Als Online-Lexikon sollten wir auch die Kritik mit aufnehmen. Dann kann sich jeder Leser seine eigene Meinung machen. Den (bereits bestehenden) Unterpunkt Kritik mögen daber die entsprechenden Befürworter selber formulieren. Worüber diskutieren wir also? Kaffeefan 14:00, 19. Apr 2005 (CEST)
- Also, ohne jetzt hier die große Nachfragediskussion vom Zaum zu brechen, habe ich noch ein paar Anmerkungen. 1. Die Nachfrage der Unternehmen - Wie viel Nachfrage besteht zwischen Unternehmen, ohne dass am Ende der Kette EndverbraucherInnen stehen? Mit anderen Worten: Gibt es Unternehmen, die nur mit sich selber Handel treiben, oder ist nicht auch unternehmerische Nachfrage letzten Endes auf Endverbrauchende (sprich Menschen) ausgerichtet? Ich weiß es nicht genau, aber falls da was dran sein sollte, steht unternehmerische Nachfrage immer im Schatten der KonsumentInnen-Nachfrage. 2. Stimmt es natürlich, dass Nachfrage nicht exportiert werden kann und statt dessen Güter exportiert werden müssen. Diese Binsenweisheit erlaubt aber keinen Rückschluss darauf, dass in Deutschland Mindestlöhne schädlich sein müssen. Der Exportweltmeister Deutschland (jüngst wieder auch in der FAZ bestätigt, siehe Quelle) hat vielerlei Probleme, aber Exportschwäche und damit ein Lohnkostenproblem im Inland offensichtlich nicht. Dass die Löhne in Deutschland absolut gesehen teuer sind, ist zahlenmäßig einfach zu belegen. Nicht schwerer zu belegen ist aber, dass gleichzeitig die Produktivität enorm hoch ist und damit die Lohnstückkosten überaus niedrig sind. 3. Dass in Deutschland fast nur angebotsorientierte Ökonomen zu Wort kommen, sollte nicht zu dem Schluss verleiten, dass auf internationaler Ebene keine weit pragmatischere Sicht auf ökonomische Probleme vorherrscht. Das bedeutet, dass sowohl Gedanken zu den schädlichen Auswirkungen zu hoher Lohnkosten ALS AUCH Nachfrageerwägungen bei den Entscheidungen Frankreichs, Großbritanniens und allen anderen für Mindestlöhne mit eingeflossen sind. Bestes Beispiel für dieses friedliche Nebenher der in Deutschland als so verfeindet wahrgenommenen ökonomischen Denkschulen sind die USA. In den 1990er Jahren haben die einen für die "99%" der hierzulande real existierenden Ökonomen wohl schwer verdaulichen Mix aus verschiedensten Methoden angewandt, und das sehr erfolgreich. 4. Bezeichnet der auch als "naturalistische Fehlschluss" bezeichnete "normative Fehlschluss" von David Hume, dass aus einem Sein nicht auf ein Sollen geschlossen werden kann. Ich wäre dankbar, wenn mir jemand auf die Sprünge helfen könnte, wie ich das in die Diskussion einordnen kann. Eine Gute Nacht wünscht Hardern 00:22, 21. Apr 2005 (CEST)
- Es ist eine Fehlannahme, davon auszugehen, insbesondere in Deutschland würden Angebotsökonomen vorherrschen, im Ausland aber nicht. International hat sich die Angebotsorientierung gefestigt. Nicht, weil Microsoft die Unis bezahlt (wurde mir hier auch schonmal an den Kopf geworfen), sondern weil die Angebotsorientierung die bessere theoretische Grundlage ist. Ich kenne eigentlich niemanden, der sich mit Ökonomie umfangreich befasst hat, der am Ende gefolgert hat, Nachfrageorientierung sei der bessere Weg (gut, ich kenne einige aus dem Fernsehen, darunter Bofinger). Ich denke, weder Sabine Christiansen, noch diese Diskussion erlauben es, auf die sehr komplexe Materie so einzugehen, dass man hier abschließend zeigen wird, warum die Angebotspolitik einfach schlüssiger ist. Ich sage das auch deshalb, weil ich es mehrfach in der Wikipedia versucht hatte, mit mehr oder weniger Lernbereiten Diskussionen zu führen. Das ist halt einfach ein Thema, bei dem man sich mal ein Buch vornehmen muss! Sehr anschaulich für den Einstieg finde ich wie schon mal erwähnt "Mankiw: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre". Da werden auch die teilweise zunächst komplex anmutenden Zinseffekte anschaulich erklärt und es wird auch erklärt, wieso Keynes zwar kurz- aber nicht langfristig funktioniert. Stammtischparolen wie nun von "Münte" jedenfalls haben noch keinen Arbeitsplatz schaffen lassen. Ich halte es für ein Gerücht, dass die bis zu sechsfach höheren Löhne in Deutschland mit den zwar möglicherweise weniger produktiven, aber aufstrebenden Volkswirtschaften Osteuropas mithalten können. Auch dort hat man intelligente Menschen, recht gute Bildungssysteme, enorme Steuervorteile (z. B. Slowakei!), annehmbare Infrastrukturen und langfristig ein riesiges Potenzial. Wäre ich Unternehmer, so würde ich vermutlich nie das Risiko von Mindestlöhnen und Kündigungsschutz akzeptieren, zudem diese derart hohen Steuern (man schaue sich mal die bunte Tabelle im Artikel Steuer an und auch, wo Deuschland da steht). Österreich hat es wirtschaftspolitisch weit besser gemacht (trotz den Haider-Extremos). Weit weniger Regulierung, weniger Staatseingriff, geringere Abgaben und nun blüht das Land. Das sollte ein Vorbild sein. Da kann man noch hundertmal mit unzulänglichen Ausnahmeansätzen von Herrn Bofinger kommen. Achja: Bis man hier mal den Föderalismus reformiert hat (m. E. unser größtes Problem), wird uns vermutlich das letzte Unternehmen abhanden gekommen sein. Stern !? 00:53, 21. Apr 2005 (CEST)
- @Hardern:
- ad 1.: Keine. Alles ist letzen Endes auf den Endverbraucher ausgerichtet. (Wobei dieser Endverbraucher als Güternachfrager auch wieder als Anbieter seiner Arbeitskraft agiert.)
- ad 2.: Natürlich kann Nachfrage "exportiert" werden. Deshalb spricht ja einiges dafür, mittels einer stark erhöhten Umsatzsteuer (wie sie viele andere europäische Länder kennen) alle Produkte zu verteuern, statt mit sehr hohen Lohnnebenkosten nur die in Deutschland proudizierten. Aber ich höre schon den Aufschrei... Natürlich haben wir eine extrem hohe Produktivität und damit konkurrenzfähige Löhne. Mehr aber nicht, siehe unten Marginalitätsanalysen und c.p.-Gedanke!!
- ad 4.: Der Wirtschaftsethiker Karl Homann und seine Schüler, beispielsweise Andreas Suchanek bezeichnet es als "normativistischen Fehlschluss", wenn ohne Berücksichtigung des Seins (der empirischen Bedingungen) auf ein Sollen geschlossen wird. Umgangssprachlich: Das Gegenteil von Gut ist gut gemeint. Zwar sind die verfolgten Ziele einer Mindestlohnregelung vielleicht wünschenswert, wenn dabei aber die empirischen Bedingungen einer globalisierten Wirtschaft vernachlässigt werden, können die tatsächlich eintretenden Wirkungen schlecht sein.
- Als Hinweis, für alle nicht-ökonomisch geschulten: Das allerwichtigste ist das Denken in Marginalitätsanalysen und der ceteris paribus-Gedanke. Und ceteris paribus verschlechtern Lohnerhöhungen einfach die Bedingungen für heimische Unternehmen. Die gesteigerte Nachfrage wandert teilweise (bzw. verstärkt wegen der ceteris paribus gestiegenen Produktivität ausländischer Konkurrenz) ins Ausland. Damit trifft der Nachteil aus einer Mindestlohneinführung die deutschen Unternehmen zu 100%, der Vorteil kommt aber nur zu 100%-x zurück.
- Literaturempfehlung: O'Rourke, Kevin: Globalization and Inequality: Historical Trends, in: Aussenwirtschaft 2002, S. 65-101. Mit zunehmender Integration erhöht sich in den wohlhabenden, gut ausgebildeten Ländern tendenziell der Preis für qualifizierte Arbeit, während derjenige für unqualifizierte Arbeit zurückgeht. (In Entwicklungsländern tendenziell umgekehrt) Was nun die Einführung von Mindestlöhnen in diesen Bereich bewirkt ist auch klar.
- Als dann. --Einbayer 09:45, 21. Apr 2005 (CEST)
- Ich halte die Diskussuion ehrlich gesagt für müßig. Wir müssen ja kein Gutachten für die Bundesregierung schreiben. Also nehmen wir halt einen Hinweis auf die Kaufkrafttheorie auf, wenngleich ich gerade bei Niedriglöhnen das Argument für Quatsch halte, weil die Nachfrage nicht nur zu einem Teil ins Ausland geht, sondern vor allem besser Qualifizierten nutzt, die schon im nächsten Aufschwung (ja liebe Pessimisten, der wird auch mal wieder kommen - vielleicht nicht heute Nachmittag) wieder unterkommen und nicht den Hauptteil der Langzeitarbeitslosen bilden. Auch zur hohen Produktivität sei mir ein Satz erlaubt: wenn aufgrund hoher Löhne alle gering Qualifizierten arbeitslos sind, hat man natürlich eine hohe Produktivität. Recht ausgeglichen analysiert ein Vortrag von Dr. Hermann Gartner bei der Friedrich Ebert Stiftung zum Thema Arbeitsmarktpolitik zwischen Effizienz und Gerechtigkeit die Arbeitsmarktsituation.
- Aber das hat mich jetzt nur so in den Fingern gejuckt. Als Online-Lexikon sollten wir das Kaufkraft-Ding einfach aufnehmen und dann kann sich jeder meine, äh, seine Meinung bilden. ;-) Kaffeefan 11:13, 21. Apr 2005 (CEST)
Staat | Mindestlohn | Arbeitslosenquote |
---|---|---|
Schweden | Branchenregelungen | 4,9 % |
Dänemark | Branchenregelungen | 6,1 % |
Österreich | über Wirtschaftskammer | 4,4% |
- | - | - |
Luxemburg | 1.403 | 3,6 % |
Niederlande | 1.265 | 5,3 % |
Belgien | 1.186 | 8,1 % |
Frankreich | 1.173 | 9,7 % |
Irland | 1.073 | 4,7 % |
Vereinigtes Königreich | 1.083 | 5,0 % |
USA | 727 | 6 % |
Griechenland | 605 | 9,4 % |
Malta | 543 | 7 % |
Spanien | 537 | 11,3 % |
Portugal | 498 | 6,4 % |
Slowenien | 471 | 11,2 % |
Türkei | 240 | 10,5 % |
Tschechien | 207 | 9,9 % |
Ungarn | 191 | 5,9 % |
Polen | 177 | 20 % |
Estland | 159 | 10,1 % |
Slowakei | 148 | 15,2 % |
Litauen | 125 | 10,3 % |
Lettland | 121 | 8,6 % |
Russland | ca. 10 (300 Rubel) | 8,5 % mind. |
Deutschland | (in der Diskussion) | 10,5 % |
Ich denke auch, dass hier nicht ganz der richtige Rahmen ist, um die Diskussion zu Ende zu führen (falls das jemals ginge...). Aber spannend ist sie schon. Mit der jetzt gefundenen Lösung kann ich ganz gut leben. Der Realitätsgehalt einer Theorie, Angebot wie Nachfrage, ist ja letzten Endes vor allem eine Glaubensfrage, da ist es gut, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen und jede und jeden selber entscheiden zu lassen. So lange da steht, dass theoretisch der Mindestlohn Arbeitslosigkeit herbeiführt und empirisch ein Zusammenhang schwer nachvollziehbar ist, scheint es mir ausgewogen genug. Es kann sich ja jeder und jede selbst mal den Spaß machen, in die Liste der Länder mit Mindestlöhnen eine imaginäre Liste mit den jeweiligen Arbeitslosenquoten anzulegen... Womit ich keineswegs behaupten will, es bestehe ein kausaler Zusammenhang zwischen den hohen Mindestlöhnen und den niedrigen Quoten ;) Zu den Debatten "Klassiker kontra Keynesianisten in Deutschland" habe ich auch einen Lesetipp anzubieten aus dem Washingtoner International Economy Magazine unter dem Namen "Battle of the Economists" (PDF). Das ganze ist weniger wirtschaftstheoretisch konzipiert, gibt aber einen guten Überblick. Einen schönen Tag euch allen: Hardern 19:44, 21. Apr 2005 (CEST)
Ich habe mir mal den Spaß gemacht, hier die Grafik aus dem Artikel mit recherchierten Arbeitslosenquoten von 2003 einzubauen (und so mal die Tabellenfunktion von Wikipedia kennenzulernen). Die Quoten sind allesamt vom CIA World Fact Book übernommen und von 2003. Die Farben sind bei den Arbeitslosenquoten: Unter 6 % leuchtend Grün, zwischen 6 und 7,49 % Grün, zwischen 7,5 und 9 % Gelb, zwischen 9 und 10 % Orange, über 10 % Rot. Schweden, Dänemark und Österreich sind der Übersichtlichkeit halber abgesetzt. Hardern 21:26, 21. Apr 2005 (CEST)
- "So lange da steht, dass theoretisch der Mindestlohn Arbeitslosigkeit herbeiführt und empirisch ein Zusammenhang schwer nachvollziehbar ist, scheint es mir ausgewogen genug." Da hat er Recht. :-) ack. --Einbayer 09:23, 22. Apr 2005 (CEST)
- Ein Wort aber nun zum Vergleich der Arbeitslosenzahlen mit den Höhen der Mindestlöhne in der Tabelle. Hierbei solltest Du beachten, dass wenig entwickelte Staaten sehr niedrige Mindestlöhne haben, weil sie sich versprechen, dadurch von der hohen Arbeitslosigkeit wegzukommen. In der Tat (nicht nur wegen der Mindestlöhne) verzeichnet man dort ein hohes Wirtschaftswachstum. In Sozialstaaten steigt seit Jahrzehnten die Arbeitslosigkeit. Dass nur soweit. Ein Vergleich der Zahlen ist also mit hoher Vorsicht zu genießen. Ich bin sicher, dass auch Polen und andere Staaten im Laufe der Folgejahre nach einem weiteren Aufstieg einen Mindestlohn erhöhen werden. Damit bremsen sie natürlich ein Wachstum aus. Man muss sich eben zwischen Sozialstaat auf der einen Seite oder Arbeit für alle auf der anderen Seite entscheiden. Den Sozialstaat können sich nur ohnehin reiche Staaten leisten. Dazu gehört übrigens nach wie vor Deutschland, wenngleich der Wasserkopf bald platzt. Als Lektüre empfehle ich den Artikel saysches Theorem. Stern !? 16:32, 28. Apr 2005 (CEST)
Ich habe eine Antwort auf die Diskussionsseite von Stern geschrieben. Hardern 09:47, 2. Mai 2005 (CEST)
Probleme des Neoklassischen Modells werden auf dieser Seite ( http://www.hbs-hessen.de/pol/herr_03_03.htm#anker14) sehr gut erläutert. Ich würde raten diese Kritikpunkte aufzunehmen um die neutralität zu waren.
Lesenswert-Diskussion (abgelehnt)
Der Artikel war vor gar nicht langer Zeit schonmal Kandidat, hat aber wohl das Quorum verfehlt. Ich schlage ihn (auch als Mitautor) daher noch einmal vor, weil in den letzten Wochen einiges verändert wurde. Daher mein Pro -- Hardern 21:24, 14. Jun 2005 (CEST)
- contra: als lesenswerter Artikel muss schon mehr kommen, zu ist mir der Abschnitt Geschichte ist mir zu wenig, und auch viele Abkürzungen lassen sich ausschreiben. --Atamari 17:56, 15. Jun 2005 (CEST)
- CONTRA: der artikel ist zu klar in neoklassischer Hand, und unausgewogen.--^°^ @
- pro: Der Artikel ist vielleicht nicht exzellent, aber lesenswerd ist er allemal. Es handelt sich um eine gute Darstellung eines aktuellen Problems. --Aph 22:30, 18. Jun 2005 (CEST)
- pro: So differenziert erklärt fast keine Zeitung, geschweige denn das Fernsehen, einen wirtschaftlichen Zusammenhang. --Flücheverflucher 22:30, 18. Jun 2005 (CEST)
Inflation
Löst ein Mindestlohn nicht zwangsläufig eine kontinuierliche Inflation aus? Beispiel: Ein Anstreicher leistet eine Arbeit, die 800 EUR pro Monat wert ist, bekommt allerdings einen Mindestlohn von 1400 EUR pro Monat ausgezahlt. Folglich hat die Person 600 EUR "geschenkt bekommen". Da der Arbeitgeber (Malerbetrieb) die überbezahlten 600 EUR irgendwie kompensieren muss, muss die angebotene Dienstleistung (Anstreichen) verteuert werden, um sich die 600 EUR wiederzuholen. Dies geschieht in allen Branchen, in denen eine Arbeit eigentlich unter dem Mindestlohn vergütet werden würde. Folglich werden viele Produkte und Dienstleistungen teurer, bis der Mindestlohn schon garnicht mehr zur Deckung der Grundbedürfnisse reicht... folglich muss der Mindestlohn wieder erhöht werden, und so weiter und so fort (Teufelskreis).
Ist meine Annahme zu naiv, wo steckt der Denkfehler oder ist es eine erwartbare Konsequenz von Mindestlöhnen? Danke, --Abdull 18:13, 3. Sep 2005 (CEST)
Wenn der Anstreicher nur Werte von 800 Euro im Monat erzeugt, dann ist er bei einem Mindestlohn von 1400 Euro arbeitslos. --Machtin 16:09, 4. Sep 2005 (CEST)
- Damit würde jeder Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger (Und auch Kindergeldempfänger) die Inflation erhöhen, weil er ja nicht für das Geld, das er bekommt, den entsprechenden Gegenwert erwirtschaftet hat. Silberchen ☾ 09:25, 19. Okt 2005 (CEST)
Wenn dem so wäre, dann müsste in allen europäischen Ländern mit Mindestlohn eine daraus resultierend höhere Inflation vorherrschen als in den Ländern ohne Mindestlohn. Es könnte interessant sein, das zu überprüfen, ich denke jedoch, man wird einen solchen Zusammenhang nicht feststellen können, weil er vermutlich nicht existiert. Hardern >>diskussion 20:57, 23. Okt 2005 (CEST)
Gestrichener Absatz: Befragung von Wirtschaftswissenschaftlern und Wolfgang Franz
Ich habe eben den folgenden Absatz aus dem Artikel gestrichen: "In einer Befragung von Wirtschaftswissenschaftlern, die in Unternehmungen, beim Staat und in Hochschulen tätig waren, stimmten 79 % der Befragten der These zu, dass Mindestlöhne die Arbeitslosigkeit der jugendlichen und unqualifizierten Arbeitskräfte erhöhen (Quelle: Richard M. Alston, J. R. Kearl, and Michael B. Vaughn, Is There Consensus among Economists in the 1990s? American Economic Review, May 1992, 203-209). Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz äußerte 2005: „Über kaum einen anderen Sachverhalt besteht in der Volkswirtschaftslehre so viel Einigkeit wie über die schädlichen Wirkungen von Mindestlöhnen.“'"
Mein Grund für die Steichung: Die Studie ist von 1992, seitdem wurden weitere Umfragen vorgenommen. Weiter unten im Text stehen die Ergebnisse einer Studie, nach der die Zustimmung unter amerikanischen Ökonomie-Professoren zur These, Mindestlöhne erzeugten Arbeitslosigkeit im Jahr 2000 bei knapp über 40%, 1990 aber noch bei 63% lag. Ein solch starker Rückgang müsste auch in anderen Berufsfeldern zu erwarten sein, bzw. müsste er durch weitere empirische Quellen widerlegt werden. Die Information sehe ich daher als veraltet an, so dass ich es für besser hielt, sie herauszunehmen. Wolfgang Franz wiederum zitiert vor allem seine eigene Meinung, der die Empirie in der großen Mehrzahl der untersuchten Fälle widerspricht. Siehe dazu auch den neu von mir reingestellten Link:
Sowie ich Zeit finde, versuche ich die Informationen einzuarbeiten und freue mich natürlich über alle, die mitmachen! Besonders die Theorie des simplen neoklassischen Arbeitsmarktes bedarf einer Überarbeitung - schon allein deshalb, weil sie die Empirie nicht zu erklären vermag. Gruß, Hardern >>diskussion 19:22, 1. Nov 2005 (CET)
Falls jemand interesse an einer ernsthaften Beschäftigung hat, hier die Literaturquellen zur Empirie:
Card/Krueger (1995): Myth and Measurement: The new Economics of the Minimum Wage. Princeton University Press.
Fuller/Geide-Stevenson (2003): Consensus Emongst Economists: Revisited, Journal of Economic Education, 369-387.
Vielleicht sollte man diese Artikel statt der Gewerkschaftsseiten ins Literaturverzeichnis aufnehmen. Aus dem zweiten Artikel geht klar hervor dass etwa die Hälfte der neoklassischen These zustimmt und ein Viertel sie ablehnt. Ich halte es nicht für richtig, diese Ablehnung als vorherschende Meinung darzustellen. Zum Beispiel UK: Die Arbeitslosigkeit dort fällt seit 1993 permanent von 10% auf nur 5% in 2003 (siehe OECD Factbook 2005). Der stärkste Rückgang erfolgt übrigens in den Jahren VOR 1999. Normalerweise wird dieser Rückgang mit der Thatcher-Politik der LIBERALISIERTEN Märkte(u.a. Arbeitsmarkt) erklärt. Der Mindestlohn ist nur ein Puzzlesteinchen. Eine Kausalität zwischen Änderungen des Mindestlohns und der geänderten Arbeitslosigkeit herzustellen ist nun wirklich Sabine-Christiansen-Bofinger-Niveau und gehört nicht in die Wikipedia. Freue mich schon auf die Diskussionsbeiträge die jetzt gleich kommen. --Machtin 20:38, 2. Nov 2005 (CET)
- Zum Beispiel UK: Es stimmt, dass die Arbeitslosenquote seit 1993 kontinuierlich fällt. Sie fällt allerdings immer noch, zumindest bis zum Jahr 2004. Der 1999 eingeführte Mindestlohn hat dieser Entwicklung also keinen Abbruch getan, obwohl immerhin 1,3 Millionen aller BritInnen nach Einführung des Mindestlohns eine Lohnerhöhung erhielten. Nach der neoklassischen Theorie, nach der ein Mindestlohn Arbeitslosigkeit erzeugt, wäre diese weiter sinkende Arbeitslosigkeit nicht ohne weiteres möglich gewesen. Das belegt beileibe nicht, dass ein Mindestlohn Arbeitslosigkeit abbaut. Es steht aber dem Modell des neoklassischen Arbeitsmarktes entgegen.
- Von einem "Sabine-Christiansen-Bofinger-Niveau" zu sprechen, finde ich wenig zutreffend. Übrigens habe ich keine Quelle von Bofinger zur Hand, in der er auf den Mindestlohn eingeht. Aber Du kannst mir da sicherlich weiterhelfen? Würde mich interessieren. Der Rückgang der britischen Arbeitslosigkeit kann natürlich auch mit deren immensem Staatsdefizit erklärt werden, was einer recht keynesiansichen Wirtschaftspolitik entspricht. Die Briten gönnen sich ab und an einfach mal 6% Neuverschuldung relativ zum BIP (Quelle, Seite 3)! Im übrigen stellen die billige Kausalität zwischen Mindestlohn und Arbeitslosigkeit die Neoklassiker her, das aber dann wirklich im "Sabine-Christiansen-Sinn-Niveau". Es hilft allerdings, den Mindestlohn nicht einzige als wirtschaftspolitische, sondern ebenso als sozialpolitische Maßnahme zu verstehen. Dann macht die auf den ersten ökonomischen Blick widersprüchlich scheinende Maßnahme auf den zweiten sozialpolitischen Blick sehr viel mehr Sinn.
- Zu Britannien und seinen Arbeitsmarkreformen ist ansonsten noch ein Text vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung interessant: "Im eher spartanisch ausgestatteten britischen Sozialstaat ist die Grundsicherung für Arbeitsuchende mit umgerechnet 359 € höher als in Deutschland; relativ zum niedrigeren britischen Lohnniveau ist der Unterschied noch deutlicher. Der Lohnabstand wird nicht nur nach der Seite der Sozialleistungen zu wahren gesucht, sondern auch durch einen gesetzlichen Mindestlohn nach der Seite des zu erwartenden Einkommens." (Seite 11) Sprich: Man kann ruhig sagen, der Abstand zwischen Arbeit und Arbeitslodigkeit müsse sich finanziell gesehen lohnen - dann allerdings macht es Sinn dafür zu sorgen, DASS er sich lohnt, und zwar für beide Seiten und mit einer Tendenz nach oben hin, nicht nach unten. Gruß, Hardern >>diskussion 20:51, 3. Nov 2005 (CET)
- Wie der Teil vorher geschrieben war, klang es nach einer Kausalität: Erhöhe den Mindestlohn und die Arbeitslosigkeit sinkt. Das ist natürlich falsch. Mit Bofinger-Chrstiansen meinte ich übrigens das generelle Argumentieren anhand einzelner Länderbeispiele: Bis auf wenige Einzelfälle wie grosse Währungskrisen gibt es nur selten einen solchen eindeutigen Zusammenhang. Das ist eines der Haupt-"Probleme" der Volkswirtschaftslehre.--Machtin 23:21, 5. Nov 2005 (CET)
Das mit der vorgegaukelten Kausalität stimmt, jetzt ist der Abschnitt neutraler gehalten. Hardern >>diskussion 00:54, 7. Nov 2005 (CET)
Abgeschlossene Lesenswert-Diskussion (gescheitert)
Ein Mindestlohn ist ein in der Höhe durch den Staat oder durch einen Gesamtarbeitsvertrag festgeschriebenes Arbeitsentgelt, das Arbeitnehmer(inne)n als Minimum zusteht bzw. einen Mindest-Stundenlohn vorsieht. Einen gesetzlichen Mindestlohn gibt es in den meisten europäischen Staaten und Nordamerika. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es dagegen keinen von der jeweiligen Bundesregierung festgelegten Mindestlohn, es wird großer Wert auf die Tarifautonomie gelegt.
- Antifaschist 666 17:07, 30. Jan 2006 (CET) Pro
- Kapitän Nemo 18:09, 30. Jan 2006 (CET) Neutral - Positiv finde ich, dass die neoklassische Theorie als Sichtweise dargestellt wird. Negativ finde ich, dass keine alternative, den Mindestlohn befürwortende Sichtweise dargestellt wird. Ein lesenswerter Artikel sollte diese Gegenposition ebenfalls (relativ) ausführlich darstellen. --
- ^°^ 18:59, 30. Jan 2006 (CET) Kontra "negativ finde ich, dass keine alternative, den Mindestlohn befürwortende Sichtweise dargestellt wird." --
- Cottbus 08:13, 31. Jan 2006 (CET) Neutral
- Lutz Hartmann 10:41, 31. Jan 2006 (CET) Neutral Es fehlt die Diskussion des volkswirtschaftlichen Wettbewerbs (Lohndumping, Billigimporte) --
Mindestlohn und Armutsgrenze
- Die Grenze definiert sich nicht, sondern wird definiert. Die Definition ist nicht wissenschaftlich beweisbar, sondern stets politisch festgelegt (normativ). Mal sind es 50%, mal 60% eines Durchschnitts, ist aber im Prinzip beliebig.
- Zu den 1023 Euro: in welchem Jahr?
- Der Mindestlohn muss über der Armutsgrenze liegen, um armutsfest zu sein. Aha. Und der Winter muss Winter sein, um Winter zu sein. ?
- Zu Hartz 4 : fehlen da nicht die Zusatzleistungen, wie Miet- und Heizkosten?
-- Gurion 22:55, 7. Mär 2006 (CET)
-> Wissenschaftlich durch Peter Townsend in den 70ern belegt!
-> 2001
-> bitte sachlich bleiben
-> ja, es gibt maximal 250 Euro für beides, wurde entsprechend berücksichtigt.
(von unbekannt)
Einen wissenschaftlichen Nachweis dafür kann es grundsätzlich nicht geben, sondern immer nur eine akzeptierte/verbreitete Definition. Der Begriff der relativen Arnut ist im Übrigen ein Maßstab für Gleichheit/Ungleichheit der Verteilung. Siehe Artikel Armut. -- Gurion 12:14, 11. Mär 2006 (CET)
Dieser Artikel in der Öffentlichkeit
Der Artikel hat scheinbar eine recht rege Leserschaft. Zumindest lässt sich bei "förderland.de" auf dieser Seite eine direkte Kopie der bei uns erstellten und verwendeten Tabelle über die Höhe der Mindestlöhne in den verschiedenen Ländern finden. Ich habe die Kollegen von förderland.de freundlich angeschrieben und um Nennung der Wikipedia-Urheberschaft gebeten. Hardern -T/\LK 14:13, 9. Apr 2006 (CEST)
Ich habe die Sache mal auch hier zur Diskussion gestellt. Hardern -T/\LK 13:00, 24. Apr 2006 (CEST)
- Zur Info: Nach einem netten Mailkontakt ist Wikipedia jetzt als Quelle genannt. Hardern -T/\LK 11:34, 27. Apr 2006 (CEST)
gelöschter Abschnitt: Parteiendiskussion
Ich habe den folgenden Teil gelöscht:
==Mindestlohn in der deutschen Parteiendiskussion == === Die Linkspartei / WASG=== Das Wahlprogramm der Linkspartei sieht einen Mindestlohn von rund 1400 Euro im Monat vor. Die [[Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative|WASG]] favorisiert einen monatlichen Mindestlohn in Höhe von 1500 Euro je Monat (brutto) oder 9 Euro je Stunde. === SPD / Bündnis90/Grüne === Die Grünen und die SPD diskutieren derzeit über einen Mindestlohn. Auf eine bestimmte Höhe haben sie sich noch nicht festgelegt, allerdings müsse ein Mindeststundenlohn, je nach Familienverhältnis, zwischen vier und 9,90 Euro pro Stunde liegen. === CDU/CSU === CDU, CSU sind sich über die Einführung eines Mindestlohns noch nicht schlüssig. Union ist gegen einen gesetzlichen Mindestlohn. Sie will einen Ausgleich finden zwischen Arbeitsentgelt und staatlichem Zuschuss(Kombilohnmodell)."Arbeit statt Arbeitslosigkeit fördern." === FDP === Die FDP lehnt die Einführung eines Mindestlohns ab.
Grund: Stilistische Schwächen, Überarbeitungsbedürftig (SPD/Grüne sollten mittlerweile getrennt werden), und die Relevanz war mir nicht ganz klar. Überarbeitung sollte daher, wenn überhaupt, hier erfolgen. Hardern -T/\LK 23:39, 23. Apr 2006 (CEST)
Farben
Momentan wurden ja die Staaten mit Mindestlohn grün, die Staaten mit geringem Mindestlohn tiefrot gefärbt. Früher war es umgekehrt. Grün suggeriert "gut", rot suggeriert "schlecht". Eine eindeutige Position steht der Wikipedia nicht zu. Ich hoffe es hat niemand etwas dagegen, wenn wir im Zuge des Neutralitätsgebots der Wikipedia demnächst neutrale Farben einführen, etwa dunkelblau=hoher Mindestlohn, hellblau=niedriger Mindestlohn. Gibt es Einsprüche? Stern 10:50, 24. Apr 2006 (CEST)
- Keine Einsprüche - ich hatte damals die Farben umgedreht, weil mir ein roter, hoher Mindestlohn sehr unsympathisch war. Natürlich ist es für jeden nett, mehr Geld zu bekommen, daher ist ein hoher Mindestlohn in grüner Farbe ebenfalls nett ;) Aber eine neutrale Farbe ist völlig in Ordnung, Dein Voschlag klingt gut. Hardern -T/\LK 11:10, 24. Apr 2006 (CEST)
- Ich hatte es ursprünglich umgekehrt, weil ich das für die herrschende Lehrmeinung in Deutschland halte (dass die US-Volkswirte hier anders ticken ist ja allgemein bekannt, zeigt sich ja auch in der Umfrage, die sicher in D ganz anders ausfallen würde). Neutralere Farben sind jedoch die beste Lösung. Stern 12:14, 24. Apr 2006 (CEST)
Was fehlt
Was noch am Artikel fehlt sind meiner Meinung nach 1. ein Teil zu den sozialpolitischen Auswirkungen des Mindestlohns, also auf Armut, evtl. Einkommensspreizung, Familieneinkommen, Kinderarmut etc., und 2. eine ausführlichere Darstellung der Post- und/oder Nachkeynesianer über die ökonomischen Effekte. Wenn beides enthalten wäre, könnten wir vermutlich einen neuen Anlauf starten, dem Artikel den "lesenswert"-Button zu verpassen.
Für Teil 1 bietet sich die Wiedergabe der Berichte der Low Pay Commission in Britannien an, für Teil 2 ist ein ganz brauchbarer Anfangspunkt wahrscheinlich Hansjörg Herr: Arbeitsmarktreform und Beschäftigung (Link).
Was denkt ihr dazu? Hardern -T/\LK 10:31, 26. Apr 2006 (CEST)
Leser-Vorschlag
Wenn übers Vorangeregte hinaus bei "Deutschland" noch ein actueller Abschnitt über Gründe, Inhalte und Formen der actuellen Diskussionen betr. ´gesetzlicher Mindestlohn´ auch unter Berücksichtigung tarifgesetzlicher Probleme (Schwächung gewerkschaftl. Handlungschancen durch neuen Staatsdirigismus) dazukäme - dann könnte dieser Beitrag/Text ausgezeichnet werden. G./050506
- Hallo G., danke für den Hinweis! Ich arbeite gerade an einer wissenschaftlichen Arbeit zu genau diesem Thema (Betrachtung der aktuellen Diskussion und mögliche Auswirkungen auf das System der Industriellen Beziehungen, und sobald in einigen Wochen dazu Ergebnisse vorliegen werde ich die einarbeiten. Gruß, Hardern -T/\LK 17:15, 14. Mai 2006 (CEST)
Quasi-Mindestlohn durch soziale Transferleistungen?
Der Volgende Satz scheint mir von der Realität überholt worden zusen und nicht mehr zu zu treffen:
- "Auch wenn Deutschland nicht in der Liste der Staaten mit Mindestlohn-Vorschriften zu finden ist, kann das Arbeitslosengeld II (Alg II) als Mindestlohn angesehen werden. Während ein Mindestlohn gesetzlich verbietet, unterhalb des Alg II-Niveaus Arbeit zu entlohnen, verhindert ein Transfereinkommen wie Arbeitslosengeld und insbesondere in Deutschland das Alg II de facto ein Lohnniveau unter oder knapp über diesen Leistungen. "
Fakt ist, das immer mehr Leute unter Alg II-Niveaus Arbeiten. Zum einen erzwungen "jede zumutbare Arbeit" anzunehmen und zum anderen z.T. einfach der Ehre wegen. "man will ja nicht als Schmrotzer und Arbeitsfauler" gelten. Quellen:
- tagesschau: "Arbeitgeber betrieben Lohndumping auf Staatskosten - Rund eine Million Aufstocker"
- ver.di: "arm trotz Arbeit"
- Westdeutsche Zeitung: "Wenn der Lohn zum Leben nicht reicht"
- Zeit:"Drei Millionen Menschen in Deutschland haben eine Arbeit - und sind trotzdem arm"
Mr.bloom 21:42, 15. Mai 2006 (CEST)
Ich glaube Dein Kommentar ist vor allem ein Beweis dafür, dass die gesetzlichen Regelungen zum ALG II schlecht sind. In den Artikeln geht es ja gerade darum, dass die Arbeitnehmer zwar geringe Stundenlöhne von Ihren Arbeitgebern erhalten, diese dann aber mit ALG II aufstocken und damit nach staatlichen Zuschüssen den oben beschriebenen ALG II-Lohn erhalten. Ein Mindestlohn würde daher (falls die Arbeitsstelle bei höherem Lohn überhaupt betehen beibt) lediglich den ALG II-Zuschuss senken. Der Arbeitnehmer wäre gleichgestellt.
Warum arbeiten sie überhaupt? Ich denke, dass sie entweder ohne die gering bezahlte Tätigkeit keinen Anspruch auf ALG II hätten oder dass der Case-worker auf dem Arbeitsamt die Arbeit als zumutbar erklärt hat. Kurz: Your point is well taken, gehört aber eher zu ALG II als zum Mindestlohn. --Machtin 02:17, 16. Mai 2006 (CEST)
- Das war nicht mein Einwand. In dem Absatz wird behaubtet, das die Löhne garnicht unter Alg II-Niveau sinken KÖNNEN. Das tun sie aber!! Wo von die Menschen dann leben, steht auf einem ganz anderem Blatt (Ob von Mamma&Pappa-Geld, Kindergeld, Stzütze, aus der Mülltonne...) Fakt ist: Es gibt mittlerweile eine erhebliche Menge Arbeit unter Alg II-Niveau. Müssen sie erst tot umfallen, mit es als bewiesen gilt das der Lohn nicht zum leben reicht? In übrigen heist "Alg II" "Arbeitslosengeld" und nicht "Transferleistung" oder "Kombilohn".
- Ob die Stellen bei einem höheren Niveau bestehen bleiben, ist eine andere Diskusion aber gegen Frage: Womit will der Fiesör sein Laden betreiben, wenn er sich weigert mehr zu bezahlen? Vor ein Paar Jahren war es noch nicht üblich, ganze Frisör-Läden mit 400-Euro-Jobern zu besetzen. Die Mann(/Frau)-Stunden bleiben die selben. Nur das einmal der Frisör-Cheff seine Leute selber bezahlt und ein mal "Vater-Staat" im seine Arbeiter bezahlt.
- Bald gilt jeder Arbeitgeber als bescheurt, wenn er sein Personal selber bezahlt. Dann schreib ich den Artikel "Maximallohn" im welchem stehen wird:
- "...Auch wenn Deutschland nicht in der Liste der Staaten mit Maximallohn-Vorschriften zu finden ist, kann das Arbeitslosengeld II (Alg II) als Maximallohn angesehen werden..."
- Ich hoffe ich muss nicht dazuschreiben, das es sich hier um (Real-)Satiere handelt. Mr.bloom 10:02, 16. Mai 2006 (CEST)
- Ich habe den Absatz mal ein wenig ergänzt, habe aber noch nicht den Aspekt eingebaut, dass trotz Alg II die Löhne unter dessen Niveau sinken können. Meine Frage: Tritt in diesem Fall nicht die Kombilohn-ähnliche Wirkung des Alg II in Kraft, das heißt der Staat zahlt in diesem Fall eine Förderung, die den gezahlten Lohn ergänzt und mindestens auf Alg II-Niveau hievt? Hardern -T/\LK 10:28, 16. Mai 2006 (CEST)
- Es gibt in Deutschland kein Kombilohn. Es gibt nur ein Zuverdinst zum Alg II. Also entweder du hast Arbeit und kannst von leben oder du hast Arbeit und kannst nicht von leben und bist Arbeit-Suchent. Die aufweichung von Begrifflichkeiten ist ja mittlerweile genauso schlimm wie mit dem "Geistigen-Eigentum"" was es in deutschland auch nicht gibt. Es gibt nur Ürheber - Verwerter und Verbraucher. Mr.bloom 13:25, 16. Mai 2006 (CEST)
- Ja ja, aber wenn ich Vollzeit arbeite und trotzdem einen Verdienst unterhalb Alg II-Niveau erhalte, kann ich dann nicht ergänzend dieses in Anspruch nehmen? Ich hatte da mal so was gehört, und es erinnerte mich sehr an den Kombilohn. Falls dem aber nicht so ist, können die Löhne inklusive der Transferleistungen natürlich durchaus unter Alg II-Niveau sinken, und dann bleibt nur noch das Argument bestehen, dass es sich ökonomisch nicht lohne, einen Job anzunehmen - faktisch lohnt sich das dann natürlich immer noch, allein wegen der sehr scharfen Sanktionsregeln von Hatz IV. Hardern -T/\LK 13:46, 16. Mai 2006 (CEST)
- Ein Lohn ist das was du für deine ARBEIT bekommst. Alg II bekommst du nicht wegen der Arbeit sonder trotz der Arbeit. Alg II ist kein Lohn. Also auch kein Mindest-Lohn. Der Arbeitgeber hat bei seiner Lohngestaltung nach Unten keine Grenze. Also gibt es auch kein Minstlohn. Es gibt nur ein Mindest-Anspruch auf Hilfe-Zum-Lebensunterhalt von Vater-Staat. Das hat mittlierweile aber kein (oder höchstens ein schlächten) Einfluss auf das Lohn-Nivaue. Die Löhne befinden sich dank "Zumutbakeits-Grenze", "1-Euro-Jobs", "Teil-Alters-Zeit", "Scheinselbständigkeit", "Dauer-Praktikanten", "EU-Diensleisungs-Richtlinien", "Ich-AG's", "400-Euro-Jobs" und, und, und...im freiehen Fall. Mr.bloom 21:03, 16. Mai 2006 (CEST)
- Hallo Mr.Bloom, Wikipedia ist ein Lexikon und legt damit vor allem einen Fokus auf objektive Information. Ein Leser des Artikels erhält eine Zusammenfassung der Argumente zum Thema Mindestlohn. Du argumentierst allerdings vorwiegend normativ (d.h. wertend). In diesem Artikel geht es nicht darum zu bestimmen, ob ein Mindestlohn richtig oder falsch ist: Diese Entscheidung hängt allein von Deiner Wertung, Deinen Präferenzen, ab. Ausser einer generellen Kritik an der Reduktion sozialer Leistung sehe ich in Deinen Beiträgen keine Information, die für diesen Artikel relevant wären. Ansonsten würde ich vorschlagen, dass Du eine Korrektur des Abschnittes (entsprechend Deiner Wünsche) auf dieser Seite zur Diskussion stellst. --Machtin 22:49, 16. Mai 2006 (CEST)
- Da fühle ich mich missverstanden. Natürlich habe ich eine Meinung zu dem Thema, mit der ich auf der Diskusionsseite auch kein Hehl daraus mache. Der Kernpunkt meiner Kritik ist:
- "Alg II hat keine regulierende Wirkung (mehr) auf das Quasi-Mindestist-Lohn-Niveau, wie es in dem Abschnitt suggeriert wird."
- Auf tagesschau.de heißt es z.B.: ...wenn "Hartz IV"-Bedarfsgemeinschaften inzwischen materiell besser gestellt seien als Beschäftigte im Niedriglohnbereich,...
- Das Problem in dem Abschnitt ist, das Sozialleistungen und Lohn in einen Topf geworfen werden. Um es zu verdeutlichen: Wenn Hilfsorganisationen Nahrungsmittel zur Katastrophengebiet schaffen, käme niemand auf die Idee, die Hilfelieferungen in das Brutto-Inland-Produkt (GDP) pro Kopf ein zu berechnen und triumphierend zu behaupten die Region hätte kein Problem. Ich hoffe meine Kritik ist jetzt nachvollziehbar. Ich werde mir über eine Umformulierung Gedanken machen. Mr.bloom 12:38, 17. Mai 2006 (CEST)
- Ich finde den Punkt gut verständlich und bin gespannt auf einen Formulierungsvorschlag! Hardern -T/\LK 12:47, 17. Mai 2006 (CEST)
Vorschlag für eine neu Formulierung :: Version 0.2
Die Bewertung des Wechselspiels zwischen Alg-II und Quasi- bzw. de-facto- Mindestlohn in Deutschland ist nicht leicht.
Zum einen wird angenommen, das das Arbeitslosengeld II (Alg II) mit einer Mindestlohn-ähnlichen Wirkung angesehen werden kann, da eine Arbeitsaufname unter dem Leistungsniveau von Alg II unattraktiv ist.
Hierbei wird aber vernachlässigt, dass die Herabsetzung der "Zumutbarkeitsgrenze" und der soziale Druck Menschen in Arbeitsverhältnisse zwingen können, die sie freiwillig nicht eingehen würden.
Das Prinzip des sich selbst regulierenden (Arbeits-)Marktes wird durch Quasi- bzw. de-facto- Zwangsarbeit in Frage gestellt. Die Position der Arbeitnehmer wird dadurch weiter geschwächt, dass Arbeitgeber zunehmend reguläre Arbeitsverhältnisse in prekäre Arbeitsverhältnisse umwandeln wie Mini-Jobs, scheinselbstständige Honorartätigkeiten, Ein-Euro-Jobs oder Dauer-Praktika.
Parallel zum Mindestlohn wird die Einführung eines Kombilohns in Deutschland diskutiert. Die derzeitige Zuverdienstmöglichkeit des AlgII ist nicht mit einem Kombilohn gleichzusetzen, da die Zuverdienstmöglichkeit nicht als Instrument zur Steuerung des Arbeitsmarktes gedacht ist. Das so genannte "Aufstocken" ist also eine Zweckentfremdung der Zuverdienstmöglichkeit.
Bei der Diskusion ist die Definition von Lohn zu dem nicht immer klar. Ist die Transfehrleistung dem Lohn hinzu zu rechnen? Im Sinne des Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist Alg-II kein Erwerbseinkommen. Somit kann eigentlich nur das tatsächlich vom Arbeitgeber gezahlte Entgelt als Lohn (bzw.Erwerb) bezeichnet werden. Mit dieser Definition arbeiten heute (Frühjahr 2006, Tendenz deutlich steigend) mehr als eine Millionen Menschen, für weniger als Alg-II. Also ist Alg-II kein "de-facto-Mindestlohn" sondern eine "de-facto-Mindestversorgung" - vom Grundgesetz garantiert.
- Ich habe wirklich Bauchschmerzen, in einem Artikel über Mindestlohn auf ALGII abzuschweifen. Wir sollten uns in der Diskussion mehr auf der Kern konzentrieren. Wer hier nachschlägt, der will wissen, was Mindestlohn im Kern ausmacht. Da gibt es ohnehin genug zu erzählen. Stern 19:50, 22. Mai 2006 (CEST)
- Ich glaube der entscheidende Punkt ist wirklich die Definition von Lohn. Zunächst einmal: Die Definition des BIP ist recht unerheblich hier. Im BIP ist ja auch der Brutto-Lohn enthalten. Etwas kaufen kann ich mir aber nur von dem was ich Netto erhalt. Der Unterschied kann beträchtlich sein. Wichtig sollte nach meiner Auffassung der Lohn nach Steuern bzw. der Lohn inclusive ALG II sein.
- Wichtig erscheint mir dagegen die unterschiedlichen Wirkungen von Mindestlohn und Kombilohn: Der Mindestlohn wird vollständig vom Unternehmen gezahlt. Damit sollten die ökonomischen Auswirkungen (Arbeitslosigkeit: siehe Theorieteil des Artikels) wirksam sein. Beim Kombilohn/ALG II-Ansatz wird der Unterschiedsbetrag vom Staat/Sozialsystem gezahlt. Die Arbeitslosigkeits-Effekte der ökon. Theorie treten nicht auf (siehe auch die Ideen der aktivierenden Sozialhilfe usw. vorgetragen vom Ifo-Institut/HW Sinn).
- --Machtin 21:15, 22. Mai 2006 (CEST)
- Dem möchte ich wiedersprächen! Es ist die Perspektive auf den Lohn! Haben wir ein Volkswirtschaftlichen-Blickwinkel, dann ist klar das, das Subventionen/Lohntransfer rausgerächnet werden muss. Haben wir ein Betriebswirtschaftlichen-Blickwinkel, dann ist klar das, das auch die Subventionen/Lohntransfer rausgerächnet werden muss, weil den Teil zahlt ja nicht der Betrieb/Arbeitgeber. Wenn du Alg-II als Lohn sehen willst, dann ist Taschengeld auch Lohn, was aber Niemand ernsthaft behauptet.
- Was die Auswirkung betrifft, will ich dir auch wiedersprächen. Wenn Arbeit so definiert ist, das Arbeit Arbeit ist wenn dessen Entlohnung zum zum leben reicht und Arbeit von der man nicht leben kann, keine Arbeit sonder Zeitvertreib ist, dann begünstigt Subventionen/Lohntransfer noch den Arbeitsstellen Abbau und verhindert das Betriebe dazu gezwungen sind mit Personal wirtschaftlich zu arbeiten. Wenn Unternehmen ihr Personal nicht mehr selber bezahlen müssen, ist es egal wie effizient sie arbeiten. De-Facto-Planwirtschaft auf neudeutsch. ;-) Mr.bloom 22:57, 22. Mai 2006 (CEST)
Als erstmalig schreibender möchte ich folgendes anmerken: Das Argument, dass das Niveau der sozialen Transferleistungen (Stichwort Hartz IV) einen quasi-Mindestlohn bedeutet, ist falsch. Schließlich gibt es viele Menschen, die nicht anspruchsberechtigt etwa für ALG II sind, etwa Studenten und Schüler. Meine Frage daher: Müsste dieses Gegenargument nicht auch in den Text rein? (nicht signierter Beitrag von 128.176.75.181 (Diskussion) --Hardern -T/\LK 11:40, 25. Mai 2006 (CEST))
- Prinziepell: Hallo "Neuling"! Währe prima wenn du dir ein Account bei Wikipedia anlegst und dann mit vier mal Tilde unterschreibst. So lässt sich besser nachvollziehen, wer was zu wem geschrieben hat.
- Inhaltlich: Offizielle Argumentation ist, "Niemand wird zum Studium oder Schule gezwungen. Wer sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellt bekommt Alg-II". Mr.bloom 11:46, 25. Mai 2006 (CEST)
Ich habe jetzt mal den ganzen Abschnitt ziemlich rabiat umgestrickt. Die differenzierten Fragen nach den Wirkungen von Hartz IV und insbesondere Alg II gehören (da stimme ich Stern zu) nicht in diesen, sondern in die entsprechenden eigenen Artikel. Runtergedampft auf meine neue Version heißt das, dass soziale Transfers prinzipiell eine Mindestlohn-ähnliche Wirkung haben können, dies für das Alg II aufgund von Leistungskürzungen nur sehr bedingt gelten kann. Faktisch liegen außerdem zahlreiche Löhne unterhalb des Alg II-Niveaus, so dass auch durch die empirischen Fakten die Theorie im Falle Deutschlands zumindest angezweifelt werden kann. Hardern -T/\LK 15:37, 25. Mai 2006 (CEST)
- Mit der Variante kann ich leben. Mr.bloom 17:59, 25. Mai 2006 (CEST)
Robinsionade

Um das Grundproblem etwas transparenter zu machen mal einer Robinsonade...
Robinson kommt auf eine leere Insel und nimmt sie in Besitz. Später kommt noch der bekannte Freitag und seine weniger bekannten Brüder Samstag und Sonntag.
Robinson macht auf seiner Insel Ackerbau. Mit Freitag und seine Brüder arbeiten bei Robinson. Am Anfang stellen sie sich etwas ungeschickt an und alle drei sind voll bei der Ernte ausgelastet.
Im nächsten Jahr sind Freitag und seine Brüder schneller durch die Erfahrung und weil Robinson die Arbeit besser organisiert. Zudem hat er sich noch ein paar hilfreiche Neuheiten einfalle lassen.
Robinson braucht eigentlich garkeine drei Arbeiter mehr und schickt einen wieder weg. Nur der lebt nicht von Luft und Sonne. Also kommt er zurück und bietet Robinson an, für weniger als die Anderen zu arbeiten. Das gefällt im natürlich und Robinson löst ihn arbeiten und schickt ein anderen weg.
Das Spiel wiederholt sich noch ein paar mal und dann ist der Lohn so niedrig das keiner der Drei davon leben kann.
Freitag und seine Brüder setzen sich zusammen und beraten sich. Allen ist klar das das Grundproblem ist, das nicht genug Arbeit da ist für drei Leute und Robinson sie gegeneinander ausspielt.
Freitag macht den Vorschlag, Lose zu ziehen und den umzubringen der die Niete gezogen hat (Hatten wir ab 1933).
Samstag schlägt vor, Lose zu ziehen und den der die Niete gezogen hat, von der Insel zu vertreiben (Hatten wir ab 1933).
Sonntag schlägt vor, das keiner für weniger Geld arbeitet, als vereinbart. Der Jenige der von Robinson nach hause geschickt wird, bekommt jeweils 33% des Lohnes der Beiden anderen die Arbeiten. Jedes Jahr bleibt ein anderer zu hause, so das jeder mal ein Jahr nicht arbeiten braucht. (Das nennt sich dann Bürgergeld, Mindestlohn, Tansfehrleistng)
Die Nachfrage ist unerheblich. Robinson verkauft seine Ernte auch an andere Inseln oder vorbeifahrende Schiffe. Robinson ist auf seine Arbeiter als Konsumenten nicht zu 100% angewiesen. Robinson verhungert aber selber, wenn er das Feld brach liegen lässt.
Mr.bloom 18:17, 26. Mai 2006 (CEST)
Und wie gehts weiter? Der Fortschritt wird doch weitergehen.. Erst 1 Jahr Pause, später macht jeder 2 Jahre Pause, irgendwann kommt nur noch alle paar Jahre mal einer für ein paar Tage vorbei. Derjenige wird aber durch die lange Untätigkeit psychisch und körperlich untauglich sein, hat Dinge verlernt oder hängt inzwischen an der Flasche. Außerdem könnte Robinson die paar Handgriffe dann auch schon selber machen. Warum soll er noch die ursprünglichen vollen 3 Gehälter an die Leute zahlen? Wenn alle in Arbeit bleiben wollen, dann müssen sie mal nach neuen Inseln Ausschau halten. Das nennt man dann Wirtschaftswachstum. Honigmelone 18:55, 26. Mai 2006 (CEST)
- Du redest wirr. Lies mal deine eigenen Quellenangabe zur Definition "Wirtschaftswachstum". Dann können wir weiter diskutieren. "...dann müssen sie mal nach neuen Inseln Ausschau halten." ...Also doch vergasten und vertreiben? Oder meinst du du findest noch eine unbewohnte Insel? Wo soll den die Expansion hingehen? Auf dem Mond? Verdrängungs-Wettbewerb auf begrenztem Raum, muss notgedrungen ein Vernichtungs-Wettbewerb werden. Mr.bloom 22:52, 27. Mai 2006 (CEST)
Praktika/andere Gründe für niedrige Entlohnung
In Fällen in denen die niedrige Entlohnung einen "Aspekt der Weiterbildung im Betrieb, das Schließen von Lücken im Lebenslauf" besteht natürlich überhaupt kein Grund, eine Lohnhöhe festzulegen. Der Praktikant ist ja nicht produktiv für das Unternehmen und erhält als Gegenleistung für seine Arbeit die Praxiserfahrung, die ihm scheinbar derzeit noch fehlt. Zum Thema der Umwandlung regulärer Stellen in Praktika siehe hier http://www.sueddeutsche.de/,jkm1/jobkarriere/berufstudium/artikel/435/76359/ --Machtin 21:33, 22. Mai 2006 (CEST) Der Praktikantist z.T, sehr wohl produktiv für das jeweilige Unternehmen. So entsteht für den Betrieb eine zusätzliche Ausbeutungsquelle.
Edit vom 14:16, 25. Mai 2006 212.201.82.22
- "Auch wenn Deutschland nicht in der Liste der Staaten mit Mindestlohn-Vorschriften zu finden ist, kann das Arbeitslosengeld II (Alg II) als Regelung mit einer Mindestlohn-ähnlichen Wirkung angesehen werden. Während ein Mindestlohn gesetzlich verbietet, unterhalb eines bestimmten Niveaus Arbeit zu entlohnen, verhindert ein Transfereinkommen wie Arbeitslosengeld und insbesondere in Deutschland das Alg II de facto ein Lohnniveau unter diesen Leistungen. Die aktuelle politische Debatte geht jedoch weitesgehend in die Richtung diesen "De facto- Mindestlohn" abzuschaffen bzw. abzusenken, da Beziehern dieser Sozialleistung mit Leistungskürzungen gedroht wird, sofern sie Arbeit ablehnen."
Da frag' ich mich echt: "...merkt hier noch Jemand was?". Es gibt keine Arbeit für 6 Mill. die sie (nicht) ablehen könnten. Soll jetzt der "Zuverdinst" verboten werden, oder die Leute für 3 Euro/h ohne "Aufstockung" arbeiten oder was soll der Satz heißen? Ich hab ihn 10 mal gelesen und nicht verstanden, was der Autor eigentlich zum Ausdruck bringen will? Mr.bloom 15:10, 25. Mai 2006 (CEST)
Frage zur Nachfragewirkung
Zitat: "Ein oft genannter Kritikpunkt an der klassischen Ökonomie ist die ungenügende Berücksichtigung der nachfragestützenden Wirkung des Mindestlohns."
Hierzu hätte ich mal eine Frage. Nehmen wir einmal an, man erhöht die Löhne oder führt einen Mindestlohn ein. Und nehmen wir weiter an (unrealistischerweise) dass 100% der Lohnerhöhung in die Inlandsnachfrage und somit die Umsatzerlöse der deutschen Unternehmen geht. Dann bekommen die Unternehmen doch nur genau das wieder herein, was sie vorher in Form von höheren Löhnen ausgegeben haben!! Und dies im günstigsten Fall. Denn höchstwahrscheinlich fließt ein erheblicher Teil der Lohnerhöhung ins Ausland (für ausländische Produkte) oder wird gespart. Dieses Keynes-Argument kommt mir immer vor, wie die Geschichte von dem Mann, der sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht.... Dennoch hört man das Nachfrageargument immer wieder. Habe ich da einen Denkfehler?
Übrigens: Wenn ich als Kind mit meinem Bruder "Kaufmannsladen" gespielt habe, dann habe ich ihm Geld gegeben, damit er in meinem Laden einkaufen kann. Dies habe ich also getan, damit Nachfrage entsteht und das Spiel in Gang kommt, aber nicht weil ich an Keynes dachte. Dass ich auf so eine Weise nämlich nichts verdienen kann und in der Realität pleite gehen würde, war mir schon damals klar. (nicht signierter Beitrag von Honigmelone (Diskussion | Beiträge) 12:47, 26. Mai 2006 (CEST))
- 1. Kann man mit Deiner Definition nicht auch fordern, sämtliche Löhne abzuschaffen? Warum sollte für einen geringeren Lohn als den Mindestlohn über sagen wir 7 Euro nicht das selbe gelten?
- Es gilt doch der ganz normale Preismechanismus. Wenn ich beim Lohn den Gleichgewichtspreis unterschreite, dann finde ich niemanden mehr, der meine Maschinen bedient und meine Produkte herstellt (Freiheit des Arbeitnehmers). Insofern wird selbst der Ultraneoliberalste die Abschaffung der Löhne mit Sicherheit nicht fordern. Aber wenn ich mehr zahlen soll als ich zahlen will, dann werde ich meine Fabrik zumachen und mich nicht über die "zusätzliche Nachfrage" freuen (Freiheit des Arbeitgebers). Aber in einem Punkt sind wir uns sicher einig: Von der zusätzlichen Nachfrage durch höhere Löhne würden lohnintensive Betriebe weniger profitieren, da hier der Ressourcenabfluss durch Löhne überwiegt. Von höherer Nachfrage durch höhere Löhne würden ausschließlich kapitalintensive Betriebe profitieren, also welche, die mehr auf Maschinen als Menschen setzen. Wenn überhaupt, dann würde der Nachfrageeffekt also diejenigen Wirtschaftszweige fördern und begünstigen, die kaum Jobs schaffen und anbieten. Ich habe immer mehr Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Mindestlohn.... Honigmelone 14:28, 26. Mai 2006 (CEST)
- Innerhalb einer Branche dürften die Unterschiede zwischen lohn- und kapitalintensiven Betrieben nicht sonderlich ausgeprägt sein. Entsprechend verändert ein Mindestlohn beispielsweise für alle (billigen) Friseurbetriebe gleichzeitig die Lohnstruktur, so dass hier niemand relativ benachteiligt wird. Oder wende Dich der Empirie zu: Mindestlöhne in GB haben zu einer Steigerung der Produktivität in betroffenen Firmen geführt, Firmenpleiten fanden allenfalls in Einzelfällen statt, die einbehaltenen Unternehmensgewinne sanken, während die Löhne stiegen, und es wurden, wenn überhaupt, in nicht nennenswertem Umfang Leute entlassen. Das ist ja gerade die Crux mit der ökonomischen Theorie: Es ist ziemlich knifflig, die tatsächlichen Effekte der Mindestlöhne mit ihr befriedigend zu erklären. Warum das so ist, da solltest Du einen voll ausgebildeten Ökonomen fragen, keinen halben Politischen Ökonomen wie mich. Ich bin mir immer noch nicht so sicher ob Dein Argument nicht auf jede Lohnerhöhung, die durch Gewerkschaften ausgehandelt wird, gilt. Vor allem ist es aber für mich kein Argument gegen den Mindestlohn. Um große Kapitalflüsse ins Ausland zu verhindern, sind ganz andere Adressaten gefragt, siehe unten der Devisenmarkt etc. China hat übrigens nicht umsonst eines der striktesten Systeme von Kapitalverkehrskontrollen weltweit - bei enormen Wachstumszahlen. Die Frage ist aber selbst hier: Warum sollte man so etwas verhindern? Die Waren von Land A werden in Land B verkauft (beide bauen sich sogar extra deswegen einen gemeinsamen Binnenmarkt!), Land A exportiert nach Land B, Land A führt einen Mindestlohn ein, Geld wandert nach Land B, das dort für den Import aus Land A verwendet wird. Und: Wenn Deine Fabrik für ihre Angestellten mehr zahlen soll als Du willst, wirst Du die wohl mitnichten sofort zumachen. Denn erstens macht sie immer noch Gewinn, zweitens verbessern sich durch die steigenden Löhne die Absatzzahlen (Honigmelone: Dass sich durch steigende Löhne die Absatzzahlen verbessern, ist ja gerade das, was ich hier anzweifle. Aber selbst wenn ich zu deinen Gunsten annehme, dass die Absatzzahlen durch die höheren Löhne steigen, dann bekommt man ja bestenfalls etwas davon zurück, was man vorher ausgegeben hat. Genauso könnte man gleich die eigenen Produkte kaufen und sich über diesen Absatz und diese Nachfrage freuen! Ein Schildbürgerstreich.) Honigmelone 21:09, 26. Mai 2006 (CEST), und drittens kann ein "Umzug" sonstwohin sehr viel teurer werden als die Mindestlöhne zu zahlen. Hardern -T/\LK 15:08, 26. Mai 2006 (CEST)
- Wenn die Nachfrage steigt aufgrund höherer Löhne bei den Friseuren, dann bleibt dieser Effekt eben nicht innerhalb der Branche. Wenn die Friseur-Arbeitnehmer mehr Geld verdienen, dann geben Sie das ja nicht nur beim Friseur aus, sondern sie geben es verteilt in allen Branchen aus. Somit findet schon eine Begünstigung von kapitalintensiven Betrieben statt - zulasten von Job-intensiven Bereichen. Denn die Friseur-Arbeitgeber müssen mehr zahlen, bekommen aber nur einen Teil als erhöhten Erlös zurück. Und was die Erfahrungen in den anderen Ländern betrifft: Dort wurden Mindestlöhne in Zeiten von wirtschaftlichem Aufschwung eingeführt, wo sie vermutlich sowieso gestiegen wären. Diese Länder hatten ja auch bei den Löhnen erheblichen Nachholbedarf im Vergleich zu Deutschland. Aber das ist eine sehr umstrittene Frage, die wir tatsächlich nicht klären können hier. Und was das Schließen oder Umziehen von Fabriken angeht: Selbstverständlich hast du Recht damit, dass eine Fabrik nicht gleich geschlossen wird, nur weil man 7 statt 6 Euro zahlen muss. Aber wenn die Fabrik mit 7 Euro lukrativ läuft, dann kann man die 7 Euro auch in Verhandlungen erreichen. Gesetzliche Festlegung ist ja nur dann erforderlich, wenn die 7 Euro mangels Wirtschaftlichkeit nicht durchsetzbar sind, da z. B. ab 7 Euro eine Maschine billiger arbeitet. Insofern erscheint es mir völlig logisch, dass ein gesetzlicher Mindestlohn arbeitsplatzschädlich ist. Honigmelone 15:22, 26. Mai 2006 (CEST)
- Die angemessenen Löhne sind leider unter Umständen nicht durch Verhandlungen zu erzielen, weil die Angestellten gerade im Niedriglohnbereich einem enormen Machtgefälle gegenüber den Arbeitgebern ausgesetzt sind. Niedriglöhne werden daher in der Regel nicht wie "normale" Löhne ausgehandelt, zumal im Niedriglohnsektor oft keine gewerkschaftlichen Vertretungen existieren, z.B. bei Lidl. (Mal in Klammern: Das finde ich gerade das spannende an der Mindestlohndiskussion, dass so viele Bereiche da mit hereinspielen. Für einige davon bietet ein Mindestlohn eine Lösung, für andere nicht...) Hardern -T/\LK 16:06, 26. Mai 2006 (CEST)
- Ich stimme völlig zu, insbesondere bei Beispielen wie Lidl. Hier muss die Situation der Niedriglohnangestellten durchaus verbessert werden, durch gesetzlichen Schutz, durch bessere Organisation und Vertretung etc. Aber halt nicht durch einen festgelegten Mindestlohn, der es unter Umständen unattraktiv oder unwirtschaftlich macht, diese - oftmals gering qualifizierten Leute - zu beschäftigen. Die gute Absicht erkenne ich, aber ich denke, man würde ihnen oftmals einen Bärendienst erweisen.
- 2. Da Deutschland auf einen Mindestlohn verzichtet, agiert es praktisch in Deinem Sinne parasitär, denn durch seine starke Exportausrichtung profitiert es von den Mindestlöhnen in europäischen Nachbarländern, ohne selber seinen Beitrag zum Ausgleich zu leisten.
- in Deutschland gibts zwar keinen Mindestlohn, aber die Löhne sind doch wohl trotzdem höher als in den meisten Nachbarländern, die einen Mindestlohn haben! Insofern profitiert Deutschland auch nicht davon. Honigmelone 13:28, 26. Mai 2006 (CEST)
- Die Niedriglöhne sind eben nicht höher als in den Nachbarländern mit Mindestlöhnen. Hardern -T/\LK 15:08, 26. Mai 2006 (CEST)
- 3. Praktisch alle Unternehmen verdienen ja damit ihr Geld, dass sie letzten Endes für Endverbraucher produzieren - den militärischen Komplex mal ausgenommen, aber auch staatliche Investitionen werden über Steuern und damit über Löhne, Einkäufe oder Gewinne finanziert. Insofern hängt am Ende schon eine Menge an der Nachfrage, die in Zwischenschritten auch als unternehmerische Investition auftaucht. Kein Unternehmen investiert, wenn sich diese Investition nicht irgendwann beginnt auszuzahlen. Und dies geht, wie gesagt, letzten Endes über die sinngemäßen Ladentheken. (Gibts rein innerindustriellen Warenverkehr, der nichts mit Endverbrauch zu tun hat? Wenn ja, nur her damit!)
- 4. Was die Unternehmen anstellen, wenn sie zu viele Gewinne durch zu niedrige gezahlte Löhne anhäufen ist wunderbar am globalisierten Kapitalmarkt zu beobachten. Ein Freund sagte mir neulich, nicht mehr als 5% des Kaffeemarktes werden durch reale Transaktionen getätigt, der Rest ist Spekulation von Leuten, die mit einem Sack Kaffee vor der Haustür nichts anzufangen wüssten. Alternativ sieh Dir den Devisenmarkt mit weltweiten Umsätzen von über 2 Billionen Dollar PRO TAG an. Nur ein Bruchteil davon ist reellen Investitionen geschuldet, der Rest Zockerei. Daher ist die andere, die Angebotsseite kein Stück weniger mit Skepsis zu betrachten.
- 5. Da die ärmsten 10% der Haushalte netto nicht nur über kein Vermögen verfügen, sondern zum Teil hoch verschuldet sind, gefährdet das Auslassen einer Mindestlohnregelung für einen Teil dieser Haushalte die finanzielle Basis, was zu weiteren Verbraucherinsolvenzen führen wird. Dieses Geld ist dann nicht etwa im "Ausland" (von wo es jederzeit wieder zurückkehren kann), sondern muss schlicht abgeschrieben werden. Da Kreditgeber ihre Risiken über Zinsen ausgleichen, müssen bei wachsender Anzahl der Insolvenzen die Zinsen erhöht oder die Kreditvergaberichtlininen verschärft werden, was die Nachfrage weiter einschränkt - und deaströse soziale Folgen nach sich zieht.
- die finanzielle Basis wird meiner Meinung nach nicht durch Auslassen einer Mindeslohnregelung gefährdet sondern durch den kompletten Wegfall des Einkommens, wenn der Arbeitgeber mehr zahlen soll als er bereit ist zu zahlen. Honigmelone 13:28, 26. Mai 2006 (CEST)
- Wenn in den Ländern mit Mindestlöhnen aber keine Firmen in Konkurs gehen müssen und keine Arbeitnehmer entlassen werden, warum sollte dann das Einkommen wegfallen? Hardern -T/\LK 15:08, 26. Mai 2006 (CEST)
- Puh, ansonsten würde ich sagen das ist natürlich eine gute Frage für den Artikel Keynesianismus. So wie hier nicht alle Einzelheiten über das Arbeitslosengeld II ausgetragen werden können, kann hier die grundlegende theoretische Validität von angebots- oder nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik nicht ausufernd geklärt werden. Aber Benutzer:Stern wird sicher auch noch was dazu zu sagen haben :) Hardern -T/\LK 12:47, 26. Mai 2006 (CEST)
Schlechte Begriffsdefinitionen und ökon. Wunschdenken
Im Absatz Empirie gefunden: "Empirisch lässt sich aufgrund der Schwierigkeit, die Auswirkungen eines einzelnen Elements in einem komplexen Wirtschaftsgefüge zu messen nur schwer der Nachweis..." "... Dan Fuller und Doris Geide-Stevenson fanden heraus, dass als Folge davon die Zustimmung zu der These unter amerikanischen Ökonomieprofessoren gefallen sei,..." Selten so ein Kauderwelsch gelesen... Zudem werden im ges. Artikel Begriffe verwendet, wie z.B. "frei" und dabei Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspraxis vermischt; Absicht ist es wohl, ein vermeindlich logisches reales Bild zu erzeugen. Einen realen freien Markt gibt es aber nicht, er ist ein Hirngespinst von Theoretikern. Globaler Wettbewerb ist kein Wettbewerb sondern ein Verschiebebahnhof demokratischer Produktionsstrukturen in Richtung mittelalterliche Ausbeuterstrukturen mit Niedriglöhnen, Umweltzerstörung und Armut. Darüber hinaus macht die so genannte Freie Welt mit korrupten Politikern in undemokratischen Ländern Geschäfte, was dann hier mit Wettbewerb gleichgestellt wird. Schöne Tabellen ohne Aussagewert in der Realität. Da hilft es dann auch nicht duzende Quellen zu zitieren, wenn man "frei" schreibt, obwohl man genau weiß, daß "Freiheit" garnicht existiert, für die Mehrheit der Arbeitnehmer und Unternehmen zumindest nicht, ob nun in Deutschland oder auf der ganzen Welt.--! 0lm 23:09, 26. Mai 2006 (CEST)
- "Globaler Wettbewerb ist kein Wettbewerb sondern ein Verschiebebahnhof demokratischer Produktionsstrukturen in Richtung mittelalterliche Ausbeuterstrukturen mit Niedriglöhnen, Umweltzerstörung und Armut."
kuriose Ansicht, denn gerade der globalisierte Wettbewerb führt zu zunehmendem Wohlstand in der Welt, ganz besonders in Osteuropa und in China. Dies geht im Moment zu Lasten der "fetten" Gesellschaften wie Deutschland. Aber hat man nicht gerade hier in Deutschland all die Jahre immer nach mehr Gerechtigkeit und besserer weltweiter Verteilung des Wohlstands geschrien?? Die Deutschen spenden halt lieber als wirklich zu teilen...
- "der globalisierte Wettbewerb führt zu zunehmendem Wohlstand in der Welt" Achso, die Verschiebung von Kapital in Niedriglohnländer mit fehlenden demokratischen Strukturen zum Zwecke der Gewinnmaximierung ist also eine Art "altruistisches charitatives Werk"? "Dies geht im Moment zu Lasten der "fetten" Gesellschaften wie Deutschland." Enthumanisiertes New-Economy-Gebrabbel, das nicht mal davor zurückschreckt, deutschen Putzfrauen vorzuwerfen, reich zu sein und zu hohe Ansprüche zu haben, während man die wirklich Fetten, die immer reicher werden, völlig aus der Diskussion ausblendet. Die unbändige Gier von Aktiengesellschaften und Konzernen nach perfekten Bilanzen und gigantischen Gewinnen wird nichtmal erwähnt. Die Beführworter jener New-Economy-Theorien sind dann auch immer die selben: Die Profiteure und jene, die dazugehören wollen: Selbst will man natürlich nicht zu jenen gehören, die man mit seinen Theorien zu New-Economy-Abfall erklärt, aber natürlich wird das nicht so direkt ausgesprochen, sondern in intelligente sterile Statistiken gepackt, in denen der Leser das Einzelindividuum nicht mehr sieht und das ganze wird dann noch mit leeren Worthülsen wie Freiheit und Wettbewerb geschmückt, um das neofeudale Denken dahinter zu verschleiern. Dass mit dieser Form globalem Wettbewerb Demokratie zerstört wird, weil nur noch das Recht des Kapitaleigners zählt, scheint keinen der Neu-Ökonomen zu stören und statt dessen bezeichnet man dann jene Arbeit, die kaum zur Existenzsicherung reicht, als freiwillig. Wenn das so ist, ist eine Ratte im Laborkäfig auch frei.--! 0lm 17:03, 27. Mai 2006 (CEST)
- Die angeprangerte "Verschiebung von Kapital in Niedriglohnländer mit fehlenden demokratischen Strukturen" dient selbstverständlich der Gewinnmaximimierung. Sie führt aber auch dazu, dass in diesen Ländern die niedrigen Löhne und die niedrigen Lebensstandards eindeutig steigen. Seitdem das böse egoistische Kapital z. B. nach Osteuropa wandern kann, geht es dort aufwärts, gerade auch für die kleinen Leute. Und die "undemokratischen Strukuren" in jenen Ländern sind doch nicht durch das böse Kapital geschaffen, sondern dadurch aufgeweicht!! Siehe China! Für die undemokratischen Zustände im kommunistischen China kann man doch nicht den bösen Kapitalismus verantwortlich machen. Ganz im Gegenteil: Wenn es in China allmählich zu einer Verbesserung der demokratischen Strukturen und der Rechtsstaatlichkeit kommt, dann gerade wegen der Globalisierung. Honigmelone 17:20, 27. Mai 2006 (CEST)
In den osteuropäischen Ländern geht es fast ausschließlich für das westeuropäische und US-Kapital aufwärts! Für die Bevölkerung entsteht hohe Arbeitslosigkeit, in Polen mehr als 18%, das sind fast 3 Mill. Menschen ohne Arbeit, während die in Beschäftigung mit Hungerlöhnen auskommen müssen. Warum sonst haben wir so viele polnische Wanderarbeiter, die als Erntehelfer oder sonstige Billigjobs arbeiten?! HorstTitus
- Ja gute Frage, warum kommen denn polnische Wanderarbeiter in den bösen kapitalistischen Westen zum Arbeiten? Noch dazu in ein Land wie Deutschland ohne Mindestlohn? Scheint ja doch nicht so schlecht zu sein. Oder sie kommen, um sich hier in Askese zu üben? Nein im Ernst: Diese Länder haben einen erheblichen Nachholbedarf, was Löhne und Wirtschaftswachstum angeht. Daher sind sie momentan so attraktiv für das Kapital. Dies ist ein Angleichungsprozess! Irgendwann hat sich das eingependelt.. dann schätz ich mal, wird das Kapital nach Afrika wandern. Letztendlich ist das unvermeindlich und im Grunde auch positiv, da es somit endlich zu einem strukturellen Ausgleich kommt bei der Verteilung der Wohlstands. Oder sollen die armen Länder für immer von Almosen des Westens leben?? Honigmelone 18:38, 27. Mai 2006 (CEST)
- Übrigens wirst du doch nicht ernsthaft bestreiten, dass die Löhne zwangsläufig steigen müssen und steigen werden, wenn "Kapital" hinwandert. Stell dir vor da sind 5 Arbeitnehmer und 5 Arbeitgeber. Die 5 Arbeitnehmer arbeiten für 1 Euro die Stunde. Daraufhin kommen 5.000 kapitalistische Arbeitgeber angelaufen und wollen diese 5 Arbeitnehmer haben. Selbst wenn diese Arbeiter völlig debil und völlig unorganisiert sind, dann können Sie daraufhin höhere Löhne durchsetzen. Natürlich geht das nicht von heut auf morgen, aber diese Logik erlaube ich mir als zwingend zu bezeichnen. Und Arbeitslosigkeit hat damit überhautp nichts zu tun. Warum gehen denn die Kapitalisten in ein NiedrigLOHNland?? Doch nicht um dort Maschinen aufzustellen, sondern um dort die billigen Leute zu beschäftigen. Wie kann man darin einen Grund für Arbeitslosigkeit sehen??