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Martini (Cocktail)

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Die unverkennbaren konischen Gläser sind das Markenzeichen des Martini-Cocktails

Der Martini (engl. martini dry) ist ein klassischer Cocktail. Als trockener Shortdrink zählt er zu den Apéritifs. Er ist nicht mit der gleichnamigen Vermouth-Marke zu verwechseln.

Der Ursprung dieses Getränks ist weitgehend unbekannt. Es kursieren aber viele Gerüchte und Legenden, bewiesen ist keine.

Die wohl berühmteste Form des Getränks ist der trockene Martini. Man mixt in der Regel

  • 4 Teile Gin, bevorzugt wird eine nicht allzu wacholderbetonte aber trockene Sorte
  • 1 Teil trockener Vermouth

und garniert mit einer grünen Olive mit Stein.

Die Zutaten sollten sehr kühl oder eisgekühlt sein. Sie werden mit Eiswürfeln im Shaker oder in einem Rührglas gemischt und anschließend abgeseiht. Martini-Gläser zu kühlen ist nicht zwingend, dennoch empfehlenswert. Aroma und Geschmack des Getränks hängen nicht zuletzt von der Kälte ab. Wird sie nicht erreicht, kann ein Martini fad schmecken.

Martini Dry

Puristen verwenden nur einen Hauch Vermouth. In der Frühzeit des Martinis war jedoch auch eine deutlich höhere Menge an Vermouth üblich, teilweise wurde auch süßer Vermouth verwendet. Man mischte oft einige Tropfen Orangenbitter dazu. Die Rezeptvielfalt und der temperamentvolle Austausch über das Ideal zeugen von der Beliebtheit dieses Getränks. Es sind ungefähr 16 klassische Variationen bekannt, die sich vor allem in Süße und Aromatisierung unterschieden. Das Gin-zu-Vermouth-Verhältnis variiert zwischen 1:1 und 10:1.

Kenner diskutieren die perfekte Rezeptur mit Leidenschaft. Trotz aller Differenzen und Feinheiten genießen folgende Destillate unter Martinitrinkern durchaus konsensualen Respekt:

Gin

  • Tanqueray, ein sehr trockener und abgerundeter Gin, bei dem auch die weichere und aromatische No. Ten Abfüllung angeboten wird
  • Bombay Sapphire als klassische Abfüllung bekannt als „alten Bombay“ (47% Vol.), ein Gin mit einem nicht allzu wachholderbetonten Aroma und trocken-alkoholischem Geschmack. Seit 2004 bietet der Hersteller jedoch eine neue Abfüllung (40% Vol.) an.
  • Beefeater Crown Jewel, der die normale Beefeater-Abfüllung übertrifft, Würze bietet und damit zur 'gin upper class' gehört.
  • Finsbury Platinum (47,3% Vol.), eine neuere Abfüllung, die an die gemeinsame Geschichte mit der Tanqueray-Destillerie erinnert und sich nur in Nuancen von No. Ten unterscheidet .

Von vielen für einen trockenen Martini als völlig ungeeignet betrachtet sind alle Abfüllungen des so genannten Old Tom-Gins.

Vermouth

  • Noilly Prat, ein französischer Vermouth, bei dem das Wermutkraut weiterhin verwendet wird.
  • Martini Extra Dry von Martini & Rossi, ein Vermouth des typisch italienischen Stils.

Variationen & Rezepte

Tanqueray No. 10

Als eine der vielen Anekdoten, dass ein Martini ein Tick trockener geht, und zwar immer, wird das Rezept eines Winston Martini gern überliefert:

Der trockenste Martini ist eine Flasche guter Gin,
die mal neben einer Vermouthflasche gestanden hat.

Dem kommt der so genannte Perfect Ten als eine sehr trockene Martini-Variante sehr nahe, bei der würzigere Abfüllungen wie Tanqueray No. Ten oder Finsbury Platinum zur vollen Entfaltung kommen: Auf Vermouth wird verzichtet, in den mittels Shaker eisgekühlten Gin wird ein Saftspritzer aus einer frischen Zitrone gegeben und ins Glas abgeseiht. Oder gar trockener – nur eine Zeste aus der Zitrone.

Durch prominente Liebhaber wie F.D. Roosevelt wurde eine andere Rezeptur berühmt, der so genannte Dirty Martini, bei dem ein Schuss salzige Olivenlake zugegeben wird, die den Drink trübt.

Es gibt darüber hinaus zahllose – jedoch unter Kennern als verspielt geltende – Varianten wie der Manhattan oder leichte Mixturen bei denen der Gin durch Wodka (Wodka Martini) oder die Olive durch Zitronenschale ersetzt wird.

Trivia

Der Martini gilt als Inbegriff des bürgerlichen, städtischen, säkularen Amerika. 1933 wurde mit Martinis im Weißen Haus das Ende der Prohibition gefeiert.

Ernest Hemingway begleitete bei der Rückeroberung von Paris 1944 einen amerikanischen Vorstoßtrupp. Die Erzählung sagt, dass man, als die von den Deutschen geräumte Stadt vorgefunden wurde, in der Bar vom Hotel Ritz mit reichlich Martinis feierte.

Auf der Konferenz von Jalta 1945 hatte Roosevelt der Erzählung nach einen tragbaren Koffer mit Barmix-Zubehör dabei, um auf seine Dirty Martinis nicht verzichten zu müssen.

Zur Frage, wie viele Martini-Cocktails man während einer Feier trinken sollte, wird oft das Zitat von Dorothy Parker herangezogen:

I love to drink martinis.
Two at the very most.
Three I'm under the table.
Four I'm over the host!

James Bonds bekannter Ausspruch „Geschüttelt, nicht gerührt“ ist nicht unumstritten. So bilden die beiden Spirituosen durch das Schütteln eine Emulsion, die den Martini für kurze Zeit trüb macht, was bei manchen Kennern als verpönt gilt; Zur Zeit der Entstehung der Romanvorlage wurde ein Martinicocktail üblicherweise gerührt.

Zitate

  • Why don't you slip out of those wet clothes and into a dry martini?“, Robert Benchley
  • Wer hat's denn eilig?“, Robert Benchley, als Reaktion auf den Hinweis, dass Martini ein schleichendes Gift sei
  • Ein Martini ist genau richtig. Zwei sind zu viele. Drei sind nicht genug.“, James Thurber
  • A martini a day keeps the doctor away.“ (Abwandlung von An apple a day keeps the doctor away.), Herkunft unbekannt