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Ernest Mandel

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Ernest Mandel (*5. April 1923 in Frankfurt am Main; †20. Juli 1995 in Brüssel). Bedeutender marxistischer Ökonom, Theoretiker und zusammen mit Michel Pablo wichtiges Mitglied der IV. Internationale.

Leben

Seine Jugend verbrachte Mandel in Antwerpen und schloss sich 1940 mit siebzehn Jahren der belgischen Organisation der IV. Internationale an. Wegen seiner Aktivitäten im antifaschistischen Widerstand wurde er mehrmals verhaftet und saß von 1944 bis April 1945 in verschiedenen Konzentrationslagern. Seit 1946 gehörte er den Leitungsorganen der IV. Internationale an. Nach dem Krieg arbeitete er als Journalist für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen, von 1954 bis 1963 als Wirtschaftswissenschaftler für den belgischen Gewerkschaftsdachverband FGTB. Ab 1971 lehrte er als Dozent an der Freien Universität Brüssel, wo er seit 1982 einen Lehrstuhl für Politische Wissenschaften hatte. 1972 wurde er vom Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin für eine ordentliche Professur vorgeschlagen; der West-Berliner Senat lehnte die Berufung aus politischen Gründen ab; die Bundesregierung unter Willy Brandt erteilte ihm ein Einreiseverbot, das erst 1978 wieder aufgehoben wurde. Ernest Mandel starb im Jahr 1995.

Werk

Ein zentrales Thema seines Werkes ist die Erklärung des gegenwärtigen Kapitalismus. Ausgehend von den Theorien von Marx und Lenin charakterisierte er in seinem Hauptwerk "Der Spätkapitalismus" die Epoche nach dem zweiten Weltkrieg als eine spezifische Form des Kapitalismus, der sich vom Kapitalismus der freien Konkurrenz (c.a. 1790 bis 1870) und dem klassischen Imperialismus (1871 – 1945) in einigen wichtigen Punkten unterscheidet. Eng damit zusammenhängend ist Mandels Theorie der langen Wellen (die eine Weiterentwicklung von Nikolai Dmitrijewitsch Kondratieffs Theorie der Kondratieff-Zyklen ist). Sie besagt, dass sich in der Wirtschaftsgeschichte des Kapitalismus Perioden des langanhaltenden Aufschwungs mit solchen abwechseln, in denen das Wirtschaftswachstum stagniert oder negativ ist. Während das Werk von Mandel in Deutschland weitgehend in Vergessenheit geraten ist, existiert in Frankreich eine (wenn auch kleine) Schule des ökonomischen Denkens, die sich auf ihn beruft.

Wichtigste Bücher

  • Marxistische Wirtschaftstheorie, 1967
  • Der Spätkapitalismus, 1972
  • Einführung in den Marxismus, 1982
  • Die langen Wellen im Kapitalismus, 1983
  • Macht und Geld, 1994

Siehe auch: Pablismus