Häusliche Gewalt in Russland
Häusliche Gewalt stellt in Russland ein weit verbreitetes Phänomen dar. Verlässliche Daten zur genauen Zahl der Opfer existieren nicht, jedoch schätzen Menschenrechtsorganisationen, dass jede fünfte Frau in der Russischen Föderation mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt durch ihren Partner oder Ehemann erleidet. In weiten Teilen der russischen Gesellschaft wird Gewalt in der Familie nicht als Problem angesehen, Polizei und staatliche Institutionen schenken Vorfällen häuslicher Gewalt häufig nicht im ausreichenden Maße Beachtung, alle 40 Minuten stirbt eine Frau in Russland an den Folgen häuslicher Gewalt.
Situation in Russland
Es existiert zurzeit in Russland kein spezielles Gesetz gegen häusliche Gewalt. Seit Mitte der 1990er-Jahren versuchen Frauenrechtsorganisationen, die Situation zu verbessern und ein Gesetz gegen häusliche Gewalt zu schaffen, wie es in 143 anderen Staaten der Welt und in den meisten ehemaligen UDSSR-Staaten existiert – bis heute erfolglos, zuletzt scheiterte 2014 ein Gesetzesentwurf im Parlament.[1]
Laut UN-Angaben werden jedes Jahr in Russland 14.000 Frauen von ihrem Ehemann/Partner oder anderen Verwandten umgebracht, zusätzlich töteten 3000 Frauen ihren Lebensgefährten, in 90 % der Fälle versuchten die Frauen, so der häuslichen Gewalt seitens ihres Partners zu entrinnen.[2]
Laut Amnesty International werden jeden Tag 36.000 Frauen von ihren Lebenspartnern schwer misshandelt.[3]
Über zwei Drittel der vorsätzlichen Morde und schweren Körperverletzungen werden innerhalb der Familie begangen. Häusliche Gewalt gegen Frauen existiert in Russland in jeder sozialen Schicht und in jeder ethnischen Gruppe. Oft tragen Alkoholismus, Armut oder die vielerorts prekären Wohnverhältnisse zu höherer Gewaltbereitschaft bei. Zudem spielen, insbesondere in oberen sozialen Schichten, Eifersucht und Habgier keine unbedeutende Rolle.
Der Einfluss des Alkohols
In einer im Jahr 2004 veröffentlichten Studie über häusliche Gewalt in der Zentralen Schwarzerde-Region Russlands waren 77 % der Straftäter (Gewaltverbrechen ausgehend von Familienmitgliedern) häufige Trinker, 12 Prozent tranken regelmäßig (drei oder viermal im Monat), 30 Prozent dreimal pro Woche oder mehr und 35 Prozent jeden Tag oder fast jeden Tag.[4]
Probleme der Polizei
Das Fehlen eines Gesetzes gegen häusliche Gewalt bringt für die Polizei viele Juristische Probleme mit sich; so kann gegen Täter kein Platz-/Wohnungsverweis oder ein Kontaktverbot ausgesprochen werden.
Offizielle Statistiken
Offizielle Statistik für das Jahr 2008:[5]
- In jeder vierten Familie kommt häusliche Gewalt vor.
- Zwei Drittel der Gewaltverbrechen werden in der Familie begangen.
- Bis zu 40 Prozent aller schweren Gewaltverbrechen gehen von Familienmitgliedern des Opfers aus.
Gesetz vom Jahre 2017 zur Entkriminalisierung häuslicher Gewalt
Im März 2017 unterzeichnete Wladimir Putin ein Gesetz, wonach Gewalt in der Familie bei erster körperlicher Gewaltanwendung entkriminalisiert wird, solange das Opfer keine schweren Verletzungen davon erleidet.[6]Ab dato müssen Täter lediglich mit Geldstrafen von umgerechnet 80-450 € rechnen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Russland: Einmaliges Verprügeln durch die Familie wird zur Bagatelle – Zeit.de
- ↑ МВД: ежегодно около 14 тысяч женщин погибает от рук мужей – ИА REGNUM
- ↑ Russian Federation: Violence against Women’s rights’s rightss rights’s rights’s rights’s rights – time to act – Amnesty International UK
- ↑ Violence and Alcohol in the Russian Federation – euro.who.int (PDF, 525,69 kB)
- ↑ Комитет ГД по охране здоровья
- ↑ http://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-lockert-strafen-fuer-haeusliche-gewalt-a-1133593.html