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Boxermotor

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Datei:Alfa Romeo Boxer.jpg
Alfa Romeo Boxermotor

Der Boxermotor ist eine Bauform des Verbrennungsmotors. Die Zylinder oder auch Zylinderbänke sind dabei um 180° gegenüberliegend und etwas versetzt zueinander angeordnet (siehe Abbildung).

Geschichte

Erfunden wurde der Boxermotor von Carl Benz im Jahre 1896. Er nannte ihn "Contra-Motor", da sich die beiden Zylinder gegenüber befanden.

Vor- und Nachteile

Die Vorteile dieser Anordnung gegenüber der eines konventionellen Reihenmotors sind u.a. ein gleichmäßigerer Motorlauf und eine flache, kurze Bauweise, bei allerdings mehr Bauteilen. Ausgleichswellen und an den Kurbelwellenwangen vergossene Ausgleichsgewichte können wegen der sich kompensierenden Massen- bzw. Kolben-Bewegungen entfallen. Zudem ist z.B. bei einem 4 Zylinder Boxermotor eine 3-fach gelagerte Kurbelwelle (gegenüber 5-fach Lagerung) wegen der kurzen Bauweise und des günstigeren Kraftflusses ausreichend, da weniger mechanische Beanspruchungen wie z.B. Spannungen oder Schwingungen auftreten. Die luftgekühlte Variante eines solchen Motors war bei Fahrzeug-Konstrukteuren sehr beliebt, da sich mehr Zylinder im direkten Luftstrom befanden.

Der wohl größte Nachteil von Boxermotoren liegt aus Sicht der Fertigungstechnik im höheren Material- und Werkzeugeinsatz, der sich dann in der Serienproduktion merklich in Mehrkosten niederschlägt. Ein weiterer Nachteil ist, dass sie sich wegen ihrer großen Baubreite für den Quereinbau schlecht eignen.

Prinzipskizze Boxer - V180°

Der Unterschied zum V-Motor

Einen Sonderfall stellt der Ferrari Testarossa dar, welcher einen Boxermotor hat, der in Wirklichkeit ein 180°-V-Motor ist. Sogar Ferrari selbst hat den Urahn der 12-zylindrigen Ferrarimotoren, der damals im Jahre 1965 im "Ferrari Dino 512 V12 Formula 1" als Boxer bezeichnet und tut dies auch beim Testarossa-Motor, obwohl dies nicht ganz korrekt ist. Es handelt sich um einen V-Motor, da sich die Pleuel zweier gegenüberliegender Kolben eine Kurbelwellenkröpfung teilen.

Per Definition hat die Kurbelwelle eines Boxermotors genau so viele Kurbelwellenkröpfungen wie Zylinder, welche so angeordnet sind, dass sich die Hubzapfen gegenüberliegender Zylinder genau um 180° Kurbelwelle verdreht befinden. (Die Kröpfungen bilden eine Doppelkurbel). Daraus resultiert die ausgesprochene Laufruhe der Boxer-Triebwerke.

Verwendung von Boxermotoren

In Automobilen

Legendäre Automobile mit Boxermotoren sind z.B. der VW Käfer, der VW Bulli, die Ente (Citroën 2CV), die Porsche-Modelle 356 und 911 sowie der Alfasud von Alfa Romeo. Diese Hersteller verbauten den Boxermotor auch in weiteren Fahrzeugen. Die Modelle Citroën DS und Citroën CX sollten ursprünglich ebenfalls mit Boxermotoren ausgeliefert werden - für die DS Baureihe dauerte die Entwicklung zu lange, beim CX waren die Entwicklungskosten zu hoch, so dass in beiden Fällen 4 Zylinder Reihenmotoren zum Einsatz kamen. Aktuell verwenden die Automobilhersteller Porsche, Subaru und seit etwa Anfang 2004 auch Saab diese Motorbauform, wobei zuletzt genannter wiederum auf die Subaru-Motoren zurückgreift.

In Motorrädern und Trikes

Motorräder mit Boxermotor gibt es z.B. von Dnepr, BMW (R-Modelle) und Honda (Goldwing-Modelle).

In Trikes mit Straßenzulassung werden vorwiegend Boxermotoren der oben genannten Automobilhersteller verwendet, da sich aus den liegenden Zylindern eine bessere Gewichtsverteilung ergibt (aus einem niedrigen Schwerpunkt resultiert eine gute Straßenlage). Am beliebtesten im Trikebau sind komplette Antriebseinheiten des VW Käfers.

Sonstige Einsatzgebiete

Auch im Nutzfahrzeugbereich - vornehmlich im Omnibus als Unterflurmotor, im Motorsport und im Flugzeugbau sowie als Industriemotor z.B. von Volkswagen fand der Boxermotor Verwendung.

Siehe auch: Reihenmotor, V-Motor, Sternmotor, H-Motor, Themenliste Fahrzeugtechnik