Speziallager Ketschendorf
Ketschendorf/Fürstenwalde war ein Lager des NKWD der sowjetischen Besatzungsmacht, das von Mitte Mai 1945–17.Februar 1947 betrieben wurde. Im Zuge der Stalinisierung Mitteldeutschlands (SBZ) wurden dort deutsche Zivilisten und russische Kriegsgefangene der sogenannten Wlassow-Armee, die sich gegen den Diktator Stalin gewandt hatte, sowie auch russische Zivilisten völkerrechtswidrig und ohne Urteil unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten. Unter den festgehaltenen Deutschen waren einfache NSDAP-Mitglieder und -Mitläufer, viele vollkommen Unschuldige, die von der Besatzungsmacht jedoch unter Spionage-Verdacht für die Westalliierten (Kalter Krieg) gestellt wurden, und mehr als 1600 Jugendliche. Eine weitere Häftlingsgruppe waren politisch Missliebige, von denen das kommunistische Besatzungsregime Widerstand befürchtete.
Tausende starben an Hunger und Seuchen und wurden in Massengräbern verscharrt oder mussten noch den Weg in andere Lager der kommunistischen Gewaltherrschaft antreten, z.B. ins von der sowjetischen Besatzungsmacht weiterbetriebene KZ Buchenwald, das Speziallager Nr. 2 in Buchenwald, das schon unter den Nationalsozialisten als KZ diente oder in die Lager Jamlitz, Mühlberg oder Fünfeichen.
Zweck der Inhaftierung und Tötung so vieler Tausender Menschen durch das sowjetisch-stalinistische Regime, war das Ziel, unter der deutschen Zivilbevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten, um das kommunistische Gesellschaftssystem mit Gewalt aufzwingen zu können. So wie es auch durch das Gulag-System in der Sowjetunion selbst und in anderen Ländern, die unter sowjetische Herrschaft gerieten, geschah.
Opfer
Von etwa 10.000 Internierten starben mindestens 6.000.
1952 wurden beim Bau von Wohnhäusern auf dem ehemaligen Lagergebiet Tausende Leichen gefunden und zum Friedhof Halbe gebracht. SED-Staat und Stasi unterschlugen die Wahrheit und gaben an, die Toten seien unbekannte Kriegstote.
Heute findet man in Ketschendorf und an anderen Stätten des stalinistischen Terrors Gedenkstätten für die Opfer der Lager.
Literatur
- Gerhard Finn: Die politischen Häftlinge in der Sowjetzone, Berlin 1958 (Neuauflage 1989)
- Jan von Flocken/Michael Klonovsky: Stalins Lager in Deutschland 1945-1950 Dokumentation/Zeugenberichte, Ullstein 1991, ISBN 3550074883
- Karl Wilhelm Fricke: Politik und Justiz in der DDR, Köln 1979
=== Weblink === Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft(UOKG)