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Heinrich V. (England)

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Heinrich V. (* August 1387 in Monmouth (Wales); † 31. August 1422 bei Bois de Vincennes), König von England, zweiter Sohn von Heinrich IV. und Mary de Bohun. Während des Exils seines Vaters 1398 nahm Richard II. ihn als seinen Schützling auf und behandelte ihn freundlich. Im darauffolgenden Jahr wurde Heinrich durch die lancastrische Revolution frühzeitig zum Erben des Throns.

Heinrich V. von England

Von Oktober 1400 an leitete er die Amtsgeschäfte von Wales. Weniger als drei Jahre später war er Kommandant der englischen Armee und kämpfte gegen Harry Hotspur bei Shrewsbury. Damals (1403) wäre der sechzehnjährige Prinz beinahe von einem Bogenschützen getötet worden, der ihn mit einem Pfeil ins Gesicht traf. Ein normaler Soldat wäre dort wegen einer solchen Wunde zum Sterben verdammt gewesen, aber Heinrich kam in den Genuss der bestmöglichen Behandlung, und nach einigen Tagen konnte der königliche Arzt ein spezielles Werkzeug herstellen, um die Spitze des Pfeils ohne weiteren Schaden zu entfernen. Die Operation war erfolgreich, hinterließ aber wohl bleibende Narben, die als Zeugnis seiner Erfahrung in Schlachten gegolten haben könnten.

Die walisische Revolte unter Owen Glendower band Heinrich bis 1408. Anschließend begann er, als ein Ergebnis des Krankenstandes des Königs, größeren Einfluss auf die Politik zu nehmen. Ab Januar 1410 half er seinen Onkeln Heinrich und Thomas Beaufort, legitimierten Söhnen von John of Gaunt (weil dieser in Gent geboren wurde); praktisch hatte Heinrich alle Macht über die Regierung.

In Innen- sowie Außenpolitik unterschieden sich seine Handlungen von denen des Königs, der den Prinzen 1411 aus dem Rat ausschloss. Die Auseinandersetzung von Vater und Sohn war aber nur politisch, obwohl es möglich ist, dass die Beauforts die Abdankung von Heinrich IV. vermutlich besprochen haben. Ihre Gegner haben sich sicherlich auch angestrengt, den Prinzen zu verleumden. Es kann sein, dass Heinrichs ausschweifende Leben, durch William Shakespeare unsterblich gemacht, durchaus wahr ist. Heinrichs Aufzeichnungen über Beteiligung an Krieg und Politik, auch in seiner Jugend, widerlegt aber diese Überlieferung. Der berühmteste Vorfall, sein Streit mit dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, hat keinen zeitgenössischen Beleg und wurde zuerst 1531 von Sir Thomas Elyot erwähnt.

Die Geschichte von Falstaff hatte ihren Ursprung teilweise in Heinrichs früherer Freundschaft zu Sir John Oldcastle. Diese Freundschaft und die politische Gegnerschaft zu Thomas Arundel, Erzbischof von Canterbury, ermutigten vielleicht Lollardy. Wenn dem so war, muss ihre Enttäuschung ein Beleg für die Aussagen von kirchlichen Schreibern wie Thomas Walsingham gewesen sein, weil Heinrich, nachdem er König geworden war, ein ganz anderer Mann wurde.

Am 20. März 1413 folgte Heinrich seinem Vater auf den Thron. Ohne Vergangenheit, die ihn beschämen konnte und ohne gefährliche Gegner, musste er seine praktische Erfahrung gleich voll einsetzen. Er hatte mit drei Hauptproblemen zu kämpfen:

  • Wiederherstellung des Landfriedens,
  • Beendigung des Schismas der Kirche und
  • Wiederherstellung des englischen Ansehens in Europa.

Heinrich löste alle diese Probleme und baute auf ihnen allmählich eine standfeste Politik auf. Als erstes stellte er klar, dass er England als Oberhaupt einer vereinten Nation regieren würde und dass vergangene Unstimmigkeiten vergessen werden sollten. Der ehemalige König Richard II. wurde wieder mit vollen Ehren bedacht, der junge Mortimer wurde begünstigt und die Erben, die unter der letzten Herrschaft leiden mussten, bekamen ihre Titel und Besitztümer zurück. Mit Oldcastle setzte Heinrich seinen persönlichen Einfluss umsonst ein, und die gefährlichste innenpolitische Gefahr ging von den Lollards aus. Aber die Hartnäckigkeit des Königs erstickte die Bewegung im Januar 1414 im Keim und sicherte seine Position als Herrscher. Außer dem gescheiterten Anschlag auf Mortimer, in den Lord Scrope und Richard, Earl von Cambridge (und Großvater von König Eduard IV.), verwickelt waren, blieb der weitere Teil seiner Herrschaft in England von größeren Schwierigkeiten verschont.

Jetzt konnte Heinrich sich außenpolitischen Angelegenheiten widmen. Ein Schriftsteller der nächsten Generation behauptete als Erster, dass Heinrich durch kirchliche Staatsmänner angespornt wurde, in den französischen Krieg einzutreten, um von innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken. Aber für diese Aussage gibt es keine Beweise. Die Wiederherstellung des Landfriedens war des Königs erstes Anliegen, und solange der nicht gesichert war, konnte er sich nicht anderen, größeren Unternehmungen hingeben. Dieses Unterfangen war auch nicht nutzlos. Alte kommerzielle Streitfragen und die Unterstützung, die die Franzosen Glendower gaben, wurden als Ausrede für den Krieg angeführt, während die ungeordnete französische Lage keine Sicherheit für den Frieden bot. Heinrich könnte seinen Anspruch auf die Besitztümer als Teil seiner königlichen Aufgabe angesehen haben, aber eine dauerhafte Lösung für nationale Streitigkeiten war in jedem Fall notwendig für einen Erfolg seiner Weltpolitik. Der Feldzug von 1415 mit seiner brillianten Lösung in der Schlacht von Azincourt am 25. Oktober war nur der erste Schritt. Zwei weitere Jahre geduldige Vorbereitung folgten.

Die Seeherrschaft wurde durch die Vertreibung der Genueser, Alliierte der Franzosen, aus dem Ärmelkanal erlangt. Eine erfolgreiche Diplomatie stürzte den Herrscher Sigismund von Frankreich vom Thron, und durch den Vertrag von Canterbury wurde der Grundstein zu einem Ende des Schismas mit der Kirche gelegt. 1417 konnte der Krieg auf breiterer Front neu eröffnet werden.

Die niedere Normandie wurde schnell erobert, Rouen von Paris abgeschnitten und belagert. Die Franzosen waren durch die Streitfragen der Burgunder und Armagnacs lahmgelegt. Heinrich spielte sie geschickt gegeneinander aus, ohne seine kriegerische Tatkraft zu vermindern. Im Januar 1419 fiel Rouen, und im August standen die Engländer vor den Toren von Paris. Die Intrigen der französischen Parteien führten zur Ermordung von Johnannes von Burgund durch Partisanen des Dauphins bei Montereau am 10. September 1419. Philipp, der neue Herzog, und der französische Hof arbeiteten Heinrich zu. Nach sechsmonatigen Verhandlungen wurde Heinrich im Vertrag von Troyes als Erbe und König von Frankreich anerkannt, am 2. Juni 1420 heiratete er Katharina, die Tochter des Königs. Nach seinem Tod heiratete Katharina von Valois heimlich einen walisischen Höfling, Owen Tudor, Großvater von König Heinrich VII. Mit ihm hatte sie die mehrere Kinder.

Heinrich V. war nun auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt. Der Erfolg in Frankreich schien gewiss. Mit Sigismund konnte er es sich zuschreiben lassen, das große Schisma durch die Wahl Papst Martin V. beendet zu haben. Alle Staaten Westeuropas waren im Netz seiner Diplomatie gefangen.

Er hatte das Oberhaupt der Christenheit in seiner Hand, und Pläne für einen neuen Kreuzzug begannen Konturen anzunehmen. Heinrich sandte auch Boten in den Osten aus, um Informationen zu beschaffen, jedoch wurden seine Pläne durch seinen Tod vereitelt.

Ein Besuch in England im Jahr 1421 wurde durch die Niederlage seines Bruders, Thomas, Herzog von Clarence bei Baugé unterbrochen. Die bittere Not der langen Belagerung von Meaux griff seine Gesundheit an, und er starb am 31. August 1422 bei Bois de Vincennes an einer Durchfallerkrankung. Hätte er weitere zwei Monate gelebt, wäre er noch zum König von Frankreich gekrönt worden.

Heinrichs letzte Worte waren der Wunsch, die Mauern von Jerusalem wieder aufzubauen. Das war bezeichnend. Sein Vorbild war mit Sicherheit der Sagenkönig Artus, und somit war er ein typischer mittelalterlicher König. Aus diesem Grund waren seine Pläne dazu verdammt, in einer Katastrophe zu enden, weil die Zeit für einen neuen Aufbruch gekommen war. Jedoch war er nicht rückschrittlich, seine Politik war konstruktiv:

  • eine starke, zentrale Regierung, vom Parlament unterstützt;
  • eine konservative Kirchenreform;
  • kommerzielle Entwicklung
  • und die Aufrechterhaltung nationaler Geltung.

Seine Ziele wurden mit einigem Respekt von seinen Nachfolgern aus der Tudor Dynastie weiter verfolgt, jedoch hätte er sie auf mittelalterlichen Wegen als konstitutioneller Herrscher vollendet. Seine Autorität war sein Erfolg, er konnte fähige Leutnants ausbilden, aber nach seinem Tod gab es keinen, der seinen Platz als Herrscher einnehmen konnte. Krieg, Diplomatie und Staatsführung beruhten alle auf seiner Führung.

Heinrich V. liegt in der Westminster Abbey begraben. Seine Grabstätte wurde seiner herrlichen Verzierung während der Reformation beraubt. Schild, Helm und Sattel, die Teil der ursprünglichen Grabbeilagen waren, hängen immer noch über dem Grab. Die Büste ist ersetzt worden.

Sein Nachfolger wurde sein einziger Sohn Heinrich VI. (* 6. Dezember 1421 - † 21. Mai 1471), der allerdings zu diesem Zeitpunkt noch ein Kleinkind war.

Das Drama König Heinrich der Fünfte ist William Shakespeares Version vom Leben dieses Königs.

Vorgänger:
Heinrich IV.
Liste der Herrscher Englands Nachfolger:
Heinrich VI.