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Johann Gottfried Herder

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Johann Gottfried (später: von) Herder (* 25. August 1744 in Mohrungen, heute: Morag; † 18. Dezember 1803 in Weimar) war ein deutscher Dichter, Übersetzer, Theologe und Geschichts- und Kultur-Philosoph der Weimarer Klassik.

Johann Gottfried von Herder

Er war einer der einflussreichsten Schriftsteller und Denker Deutschlands und zählt mit Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller zum klassischen „Viergestirn“ von Weimar.

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Würdigung und Nachwirkung

Mannigfach rätsel- und widerspruchsvoll, schwankender in seinen Leistungen als seine großen Zeitgenossen, aber reich und vielseitig steht Herder in der deutschen Literatur. In die große Umbildung des deutschen Lebens am Ende des 18. Jahrhunderts hat er entscheidend eingegriffen - und seine Spuren lassen sich in der Literatur im engeren Sinn, in Fachwissenschaften und Spezialzweigen, die aus seinen Anregungen hervorgegangen sind, überall nachweisen. Der Reichtum seiner Gedanken, die Genialität seiner Einsichten und die Einfühlung für das Poetische offenbaren sich in seinen Werken; die Forderung der „Humanität“, der Heranbildung und Läuterung zum "vergöttlichten" Menschlichen, einem Lebens- und Bildungsideal, nach dem noch Jahrhunderte streben können, ist der durchgehende Grundgedanke seiner Schriften.

Bei allen seinen Gaben schwankte seine künstlerische Gestaltungskraft, so dass er als Dichter nur in einzelnen Momenten und auf dem Gebiet der didaktischen Poesie zu wirken vermochte. Die Verbindung seines eigenen ethischen Pathos mit Stimmungen und Gefühlen, welche ihm aus der Dichtung der verschiedensten Zeiten und Völker aufgingen, war nie ohne Reiz; sein Verdienst als poetischer Übersetzer, als Aneigner und Erläuterer fremden poetischen Geistes kann kaum zu hoch veranschlagt werden.

Herders poetische Übertragungen, ihre Auswahl und die Resultate, die Herder aus ihnen zog, haben einer allgemeinen, über die „Gelehrtengeschichte“ der vorausgegangenen Perioden hinauswachsenden Literaturgeschichte den Boden bereitet. Neben den „Stimmen der Völker in Liedern“, dem „Cid“, den Epigrammen aus der griechischem Anthologie, den Lehrsprüchen aus Sadis „Rosengarten“ und der ganzen Reihe anderer Dichtungen und poetischer Vorstellungen, welche Herder für die deutsche Literatur gewann, stehen jene orientalischen Erzählungen, Mythen und Fabeln, die Herder im Wiedererzählen benutzte, um Momente seiner eigenen Anschauung, seiner Humanitätslehre beizufügen, und die hierdurch wieder durch ihre Vortragsweise zu seinem geistigen Eigentum wurden.

Höher als der Dichter steht wohl der Prosaiker Herder, der Kulturhistoriker, Religionsphilosoph, philosophische Anthropologe und der feinsinnige Ästhetiker (Vgl.: Herders Ästhetik), der im Sinn Lessings und doch in ganz anderer Weise produktive Kritiker, der glänzende Essayist, der gehaltreiche und in der Form anmutvolle Prediger und Redner. Es war Herders eigenstes Missgeschick gewesen, dass die Resultate seines Erkennens und Strebens so rasch zum Gemeingut der Bildung, seine Anschauungen zu Allgemeinanschauungen wurden, dass erst die historisch-kritische Zurückweisung auf sein Genie nötig war, das größere Publikum auf seine Leistungen wieder aufmerksam zu machen.

Als Theologe erwarb er sich als einer der Ersten Verdienste um eine vom Buchstaben des Dogmas befreite Auffassung des Christentums; mit der Heiligen Schrift beschäftigen sich seine literaturhistorischen Studien, die sie erstmals aus ihrer Zeit und ihrem Volke heraus verstehen lehrten.

Eine der bleibenden Leistungen Herders war die zuerst in seiner Schrift Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit formulierte Erkenntnis, dass die Mächte der Geschichte wie Nationen, Epochen u. a. jeweils ihren eigenen Wert in sich tragen und unabhängig vom Betrachter zu beurteilen sind. Die im Zeitalter der Aufklärung bedeutende Idee der Toleranz wurde damit von Herder auf andere Völker und Geschichtsepochen angewandt. In der Literaturgeschichte führte ihn seine Erkenntnis zu dem viel zitierten Ausspruch über Shakespeare, in Griechenland sei ein Drama entstanden, wie es im Norden nicht hätte entstehen können. Herder legte damit den Grundstein zum Historismus. Die ersten, die eine Geschichtsphilosophie entwickelten, waren Herder und Schelling.

Im Zuge der Romantik war es Herder, der eine intensive Auseinandersetzung mit der Folkloristik empfahl. So beschäftigten sich unter anderem Achim von Arnim sowie Clemens Brentano mit Volksliedern und die Brüder Grimm, wesentlich von ihm beeinflusst, mit Märchen und Sagen. Ganz im Sinne Herders beschränkten die letzteren sich dabei nicht auf deutschsprachige Urkunden. Englische, schottische und irische Quellen waren bereits in Mode; sie dehnten ihren Arbeitsbereich auf Skandinavien, Finnland, die Niederlande, Spanien und Serbien aus. Herder schrieb sehr kunstvoll im grammatisch-rhetorischen Stil, die viele Anakoluthe, Aposiopesen, Brachylogien, Chiasmen, Hendiadyoine, Oxymora und Hystera-Protera enthielt. Er war ein Meister der „Neologismen“ – viele seiner Wortschöpfungen sind „anonym“ geworden, denn kaum jemand weiß mehr, dass sie von Herder stammen. Er prägte Worte wie: „Volkslied“ (worauf Ulrich Grober hinweist) - der deutsche Begriff „Volkslied“, als Übersetzung der englischen Bezeichnung „popular song“, stammt aus seiner 1773 erschienenen Rezension über eine 1765 in England erschienene Sammlung von englischen und schottischen Balladen – „Zeitgeist“ (so Michael Zaremba bei seinem Festvortrag am 31. Oktober 2003 in der Weimarer Herderkirche) oder „Weltmarkt“ (s.: Manfred Koch, Weltliteratur. Eine Übersetzernation erhebt den Anspruch auf Universalität. Vortrag auf dem Themenkongress der Evangelischen Akademie Thüringen zum 200. Todestag von Johann Gottfried Herder in Kooperation mit der kulturstadt weimar GmbH vom 13. – 16. November 2003 ([1]). Der Begriff „Elbflorenz“ ist ebenfalls eng mit ihm verknüpft, und über die „Einbildungskraft“ (vgl.: Vorstellungskraft) führte er bahnbrechende Dispute mit Kant, zudem postulierte er eine „genetische Kraft“, welche unabhängig von der Rasse der Menschen und der Zeit existieren sollte; als moderner Denker war er „gegen Erbregierungen“, und damit ist er „für die Produktivkräfte würde man, sozusagen, altdeutsch, marxistisch sagen“ (Zitat: siehe den Kultur- und Literaturkritiker Professor Georg Bollenbeck zum 200. Todestag von Herder im Deutschlandfunk (DLF) (Kultur Heute) am 18. Dezember 2003, Die Geburt der Kulturkritik aus dem Geiste Herders:). (vergl. auch Arnold Gehlen: der Mensch als (genetisches) Mängelwesen, dass diese Mängel nur mit Hilfe der Kultur ausgleichen kann)

Lange vor Wilhelm Dilthey entsteht schon so etwas wie der Gedanke vom „geschichtlichen Wesen“; „die neuere Ethnologie, die neuere Kulturanthropologie, die neuere Kulturwissenschaft, das, was man cultural turn [vgl.: englischsprachigen Wikipedia-Artikel: cultural turn] nennt, [ist] ohne Herder überhaupt nicht denkbar [...]. Das hat zwei Gründe, einmal die Bedingtheit über Klima, Milieu, Volk und zum Zweiten, und das ist wichtig, dass Herder die Völker alle gleich gelten lässt, das ist entscheidend. Heine sagt, für Herder sind die Völker wie eine Harfe, wie die Saiten an einer Harfe und die Harfe spielt Gott“ (Quelle: DLF, G. Bollenbeck). Wolfgang Thierse sagte: „Die deutsche Kulturnation - das war einmal ein schönes großes Wort, das die Herzen höher schlagen ließ. Und da ich die Einwände schon ahne, möchte ich hinzufügen: es war auch ein unschuldiges Wort. Was man später die "deutsche Kulturnation" genannt hat, das ist mit Friedrich Schiller verbunden, wenn auch ohne sein aktives Zutun, und viel mehr noch mit seinem Zeitgenossen und Weimarer Mitbürger Johann Gottfried Herder“ (Deutschlandradio (DLR), Kulur, Signale am 3. April 2005 in: Die Kulturnation „Von Schiller lernen?“ ([2]).

Nicht unterschlagen werden soll der Vorwurf, dass - ausgehend von der generellen Annahme, dass die menschlichen Rassen feststehende und unveränderbare Merkmale aufwiesen (wie dies etwa auch von Kant und Hegel behauptet wurde) - sich der moderne Rassismus entwickelt habe. Diese Annahme vertrat er allerdings nur in seinen früheren Schriften. Herder erklärte z. B. die Kunst als Welt- und Völkergabe und nicht als Privileg einzelner „bevorzugter Geister“. Ebenso haltlos ist der Vorwurf, Herder sei ein Vordenker des Nationalismus gewesen. In Deutschland war seinerzeit der spätere Begriff von Nationalismus weitgehend unbekannt. Herder etwa gab auf die Frage „Was ist eine Nation?“ die recht unpatriotische Antwort „Ein großer ungejäteter Garten voll Unkraut, ein Sammelplatz von Torheiten und Fehlern wie von Vortrefflichkeit und Tugend“. Den Machiavellismus bezeichnete er im 58. Humanitätsbrief als skrupellose Machtpolitik (z. B. Machiavellismus Jesuiticus...).

Herders Illuminatenmitgliedschaft

Herder war eines der bislang rund 1500 ermittelten Mitglieder der sogenannten bayrischen Illuminaten. In diesen Orden wurde er am 1. Juli 1783 unter dem Namen 'Damasus Pontifex' als 'Dekan' der Weimarer Illuminatenniederlassung von Bode initiiert; etwa vier Monate nach Goethes Aufnahme in den Orden.
Ein öffentliches Bekenntnis Herders zu seiner Freimaurermitgliedschaft erfolgte - außer in einigen seiner persönlichen Briefe an andere Freimaurer - nicht. Zum Illuminatenorden (der keine Freimaurerorganisation war) äußerte er sich gar nicht; trotzdem beschäftigte er sich inhaltlich mit einigen Persönlichkeiten dieser Gruppierung oder stand mit ihnen sogar in mehr oder weniger regem Gedankenaustausch.

Ehrungen

Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt. Vor der Stadtkirche zu Weimar wurde ein ehernes Standbild (modelliert von Ludwig Schaller) errichtet, welches am 25. August 1850 enthüllt wurde; zu dieser Gelegenheit vertonte Franz Liszt Szenen aus Herders Drama „Der entfesselte Prometheus“. Dieses Ehrenmal war das erste in Weimar, das an einen der Klassiker erinnert. Der Platz vor der Kirche, die im Februar 1945 teilweise zerstört und unter anderem mit dem Geld von Thomas Mann 1953, welches er für den Goethe-Nationalpreis der DDR erhalten und hierfür gespendet hatte, wiederaufgebaut wurde, ist nach Herder benannt. Innerhalb der Kirche befindet sich neben den drei Glocken, welche seit 1922 „Luther – Bach – Herder“ genannt werden, seine Beerdigungsstätte, und enthält seit 1819 die von der Berliner Preußischen Eisengießerei produzierte Grabplatte, welches ein geheimnisvolles, antik-mystisch-gnostisches Symbol der Ewigkeit, eine Schlange, welche sich in den Schwanz beißt (Ouroboros), schmückkt und seinem Petschaft nachgestaltet ist. In der Mitte der Schlange sind die Zeichen Alpha und Omega zu sehen, weil die Offenbarung des Johannes sein Lieblingswerk der Bibel gewesen ist (Johannes: 22,13: „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ziel.“). An der Innenseite der Schlange steht der der luzide Wahlspruch Herders, der sich auch auf seinem Siegel befand: „Licht – Liebe – Leben“ (Johannes-Evangelium 8,12, Erster Johannesbrief 2,10; 4,16).

Die evangelische Kirche ehrte ihn, indem sie 1882 in ihr Gesangbuch einen Epiphanias-Choral nach seinem Poem „Du aller Sterne Schöpfer Licht“ aufnahm, der sich leicht verändert in der Stammausgabe des 'Evangelischen Gesangbuches' von 1994 unter der Nummer 74 finden lässt.

Die Familie

Herders Gattin Maria Karoline Flachsland, * 28. Januar 1750 in Reichenweier im Elsass, lebte nach ihres Vaters Tod bei der Schwester in Darmstadt, wo sie Herder kennen lernte, der sich am 2. Mai 1773 mit ihr verheiratete. Nach Herders Tod ordnete sie dessen literarischen Nachlass und schrieb: „Erinnerungen aus dem Leben Herders“ (hrsg. von J. G. Müller, Stuttgart 1820, 2 Bände.; neue Ausg. 1830, 3 Bände). Sie starb am 15. September 1809 in Weimar.

Der älteste Sohn, Wilhelm Gottfried von Herder, * 28. August 1774 in Bückeburg, studierte in Jena Medizin, wurde 1800 Provinzialakkoucheur und 1805 Hofmedikus in Weimar, wo er am 11. Mai 1806 an den Folgen einer Typhusinfektion starb. Er schrieb: „Zur Erweiterung der Geburtshilfe“ (Leipzig 1803) und nahm teil an der Herausgabe der Werke seines Vaters.

Der zweite 1776 noch in Bückeburg geborene Sohn Sigismund August Wolfgang von Herder wurde sächsischer Oberberghauptmann und war ein bedeutender Geologe. Freund des Dichters und Philosophen Novalis, welcher ein Studium der Bergwissenschaften in Freiberg führte und Salinenassessor in Weißenfels war.

Der dritte Sohn, Wilhelm Ludwig Ernst von Herder wurde am 12. Februar 1778 in Weimar geboren, wurde Kaufmann und ließ sich für viele Jahre in St. Petersburg nieder. Er starb 1842 in Heidelberg.

Am 25. August 1779 (Johann Gottfried Herders Geburtstag) wurde Karl Emil Adelbert geboren. Er kaufte später das Gut Stachesried in Bayern. Allerdings war der Besitz dieses Gutes bald gefährdet. In Bayern hatte in dieser Zeit jeder Adelige das Recht, einem bürgerlichen Käufer, der ein Gut erwarb, dies im ersten Jahr nach dem Kauf zum Einstandspreis wieder abzunehmen. Freiherr von Voelderndorff drohte von diesem Recht Gebrauch zu machen. Um diese Gefahr abzuwenden, ersuchte sein Vater beim bayrischen Kurfürsten um die Nobilitierung nach, die dann auch erfolgte.

Am 23.April 1781 wurde Luise Theodore Emilie geboren. Sie heiratete Constantin Stichling nachdem dessen erste Frau Juliane, eine Tochter Wielands, gestorben war. Ein Sohn Luises und damit Enkel Herders war der ehemalige weimarsche Staatsminister Stichling.

Der am 01.06.1783 in Weimar geborene Emil Ernst Gottfried von Herder war bis 1839 bei der Regierung für Schwaben und Neuburg tätig und starb als bayerischer Oberforst- und Regierungsrat am 27. Februar 1855 in Erlangen. Er gab in „Herders Lebensbild“ (Erlangen 1846-47, 24 Bände) eine liebevolle Darstellung des Lebens und Wirkens seines Vaters.

Am 21. August 1790 wurde schließlich mit Rinaldo Herders jüngstes Kind geboren.

Zitate zum "Humanitäts"-Begriff

  • „(...) Betrachten wir die Menschheit, wie wir sie kennen, nach den Gesetzen, die in ihr liegen, so kennen wir nichts Höheres, als Humanität im Menschen; denn selbst wenn wir uns Engel oder Götter denken, denken wir sie uns nur als idealistische, höhere Menschen.“
  • „Ich wünschte, daß ich in das Wort Humanität alles fassen könnte, was ich bisher über des Menschen edle Bildung zur Vernunft und Freiheit, zu feineren Sinnen und Trieben, zur zartesten und stärksten Gesundheit, zur Erfüllung und Beherrschung der Erde gesagt habe; denn der Mensch hat kein edleres Wort für seine Bestimmung, als Er selbst ist, in dem das Bild des Schöpfers unserer Erde, wie es hier sichtbar werden konnte, abgedrückt lebt. (...)“
  • Einer der zentralen Begriffe im Zusammenhang mit Herder ist die Humanität, das „Streben nach der ursprünglichen Einheit des Menschengeschlechtes“ (Hans Dietrich Irmscher im Kölner Stadtanzeiger vom 25. August 1994).
  • "Für Johann Gottfried war jegliche Enge auf religiösem Gebiet völlig undenkbar, durch seinen ganzheitlichen geschichtlichen Tiefblick war die Freiheit mit seinem Begriff der Religion nicht nur vereinbar, sondern förmlich notwendig und unvermeidbar." (Robert Matthees: Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie.)

Editionsgeschichte

Johann Gottfried von Herders (1744-1803) "Sämtliche Werke" erschienen zuerst in einer von J. Georg Müller, Johannes von Müller und Heyne unter Mitwirkung von Herders Witwe und Sohn publizierten Ausgabe.

Die Entfremdung des Publikums veranlasste die "Ausgewählten Werke" in einem Band (Stuttgart 1844), "Geist aus Herders Werken" (Berlin 1826, 6 Bände), "Ausgewählte Werke" (hrsg. von H. Kurz, Hildbnrgh. 1871, 4 Bände), "Ausgewählte Werke" (hrsg. von Ad. Stern, Leipzig 1881, 3 Bände).

Nach Vollständigkeit strebten erneut die Ausgabe in der Hempelschen "Nationalbibliothek" (Berlin 1869-79, 24 Teile, mit Biographie von Düntzer) und die große kritische, von Suphan geleitete Ausgabe von "Herders Werken" (das. 1877 bis 1887, 32 Bände), eine Musterarbeit ersten Ranges, ein Zeugnis höchster Pietät, Gewissenhaftigkeit und kritischer Sorgfalt. Auf Grund der letztern Ausgabe gaben Suphan und Redlich "Herders ausgewählte Werke" (Berlin 1884 ff.) in 9 Bänden heraus.

Eine gekrönte Preisschrift Herders: "Denkmal Johann Winckelmanns", von 1778 gab Alb. Duncker (Kassel 1882) heraus.

Sammlungen von Briefen Herders veröffentlichen Düntzer und F. G. v. Herder in den Werken: "Aus Herders Nachlaß" (Frankfurt 1856-57 3 Bände), "Herders Briefwechsel mit seiner Braut" (das. 1858), "Herders Reise nach Italien" (Gießen 1859) und "Von und an Herder" (Leipzig 1861-62, 3 Bände) Vgl. auch Suphan, Goethe und Herder ("Preußische Jahrbücher" 1878).

Ein sehr reichhaltiger literarischer Nachlass Herders kaufte die königliche Bibliothek in Berlin an, die von Suphan und seinem Mitarbeitern bei der kritischen Ausgabe wahrscheinlich genutzt wurde.

Von biographisch-kritischen Schriften über Herder ist außer dem von seiner Gattin gesammelten "Erinnerungen" (siehe unten) und dem von seinem Sohn Emil Gottsried von Herder verfassten "Lebensbild" (Erlangen 1846-47, 3 Bände.) das biographische Hauptwerk zu erwähnen, das alle frühern Versuche weit hinter sich lässt: R. Haym, Herder nach seinem Leben und seinen Werken (Berl. 1880 bis 1885, 2 Bde.), eine Meisterleistung streng fachlicher und zugleich liebevoller Lebensdarstellung und Beurteilung. Vgl. außerdem Werner, Herder als Theologe (Berl. 1871)

Werke

  • Fragmente über die neuere deutsche Literatur, Riga 1766-67.
  • Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772)
  • Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter (1773)
  • Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder alter Völker (1773) (hier und später vertrat Herder hartnäckig die vermeintliche Echtheit dieser „schottischen“ Dichtkunst; vgl.: James McPherson (1736 – 1796))
  • Volkslieder nebst untermischten anderen Stücken (1778/79 Erst in der 2. Auflage 1807 unter dem Titel Stimmen der Völker in Liedern )
  • Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (4 Teile 1784/91)
  • Briefe zur Beförderung der Humanität; zehn Sammlungen (1791-1797)
  • Terpsichore, Lübeck 1795
  • Christliche Schriften, Riga 1796-1799, 5 Sammlungen.
  • Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft, Leipzig 1799, 2 Teile.
  • Kalligone, Leipzig 1800.

Literatur

  • Michael Zaremba: Johann Gottfried Herder - Prediger der Humanität (2002); Biografie, die erstmals Herders gesamten Briefwechsel berücksichtigt, aber die Illuminatenmitgliedschaft verschweigt; ISBN 3-412-03402-9
  • Herder, 1) Johann Gottfried von, in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888/89, Bd. 8, S. 413 ff.
  • Jens Heise: Johann Gottfried Herder zur Einführung, Hamburg: Junius, 1998, ISBN 3885069741
  • Rolf Engert: Herder. 13 Vorlesungen (2004); ISBN 3-933287-56-1
  • Ralf Simon: Das Gedächtnis der Interpretation. Gedächtnistheorie als Fundament für Hermeneutik, Ästhetik und Interpretation bei Johann Gottfried Herder, Hamburg: Meiner, 1998.
  • Jürgen Brummack: Herders Polemik gegen die 'Aufklärung', in: Aufklärung und Gegenaufklärung in der europäischen Literatur, Philosophie und Politik von der Antike bis zur Gegenwart, hrsg. v. Jochen Schmidt, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1989, S. 277-293.
  • Hans Adler: Weltliteratur - Nationalliteratur - Volksliteratur. Johann Gottfried Herders Vermittlungsversuch als kulturpolitische Idee, in: Nationen und Kulturen. Zum 250. Geburtstag Johann Gottfried Herders, hrsg. v. Regine Otto, Würzburg: Königshausen & Neumann, 1996, S. 271-284.
  • Franz-Josef Deiters: Das Volk als Autor? Der Ursprung einer kulturgeschichtlichen Fiktion im Werk Johann Gottfried Herders, in: Autorschaft. Positionen und Revisionen. DFG-Symposion 2001, hrsg. v. Heinrich Detering, Stuttgart u. Weimar: Metzler, 2002, S. 181-201; ISBN 3-476-01850-4
  • Martin Kessler, Volker Leppin: Johann Gottfried Herder. Aspekte seines Lebenswerks, Berlin: De Gruyter, 2005, ISBN: 3-11-018427-3
  • Franz-Josef Deiters: '... über Einem Brette, auf offnem allweiten Meere...'. Johann Gottfried Herders Konzept der Dichtung als Medium der kulturellen Identität und das Problem einer hermeneutischen Kulturanthropologie, in: Estudios Filológicos Alemanes 8, hrsg. v. Fernando Magallanes Latas, Sevilla 2005, S. 155-168; ISSN 1578-9438
  • Gerhardt, Peter von und Schauer, Hans: Johann Gottfried Herder - seine Vorfahren und seine Nachkommen; Leipzig 1930.
  • Günther Jacoby, Herder als Faust, Verlag von Felix Meiner, Leipzig 1911
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