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Benutzer:Petermichaelgenner/Spielwiese

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Das bekannteste der zahlreichen Porträts des Komponisten (Élisabeth Vigée-Lebrun, 1785).

André-Ernest-Modeste Grétry (* 8. Februar 1741 in Lüttich, heute Belgien; † 24. September 1813 in Montmorency bei Paris) war der wichtigste Komponist Frankreichs in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.[1] Seine Bedeutung wurde mit jener Molières für das Sprechtheater verglichen.[2]

Dabei rechnete man den Wallonen – wie später den Salzburger Mozart – der italienischen Musikschule zu: An der Kirche, wo er Chorknabe war, dürfte vor allem italienische Musik gespielt worden sein[3], die Oper lernte er durch eine italienische Theatertruppe kennen, und den Hauptteil seiner Ausbildung erhielt er in Rom.

Kirchenmusik schrieb Grétry nur in der Jugend. Obwohl zeitlebens von schwacher Gesundheit, schuf er im Paris Ludwigs XV., Ludwigs XVI. und der Ersten Republik neben weltlicher Vokalmusik anderer Genres rund 70 Bühnenstücke, unter denen die Komödien mehr als doppelt so zahlreich sind wie die Tragödien[4]. Er verhalf der Opéra-comique zum Durchbruch und prägte sie maßgeblich mit. Die eingängige Melodik und den Ausdruck edler Gefühle gewichtete er höher als eine reiche Harmonik und eine komplizierte Orchesterbegleitung, wie es auch der musikalischen Ästhetik Rousseaus entspricht. Die Instrumentalmusik vernachlässigte er nach verheißungsvollen Talentproben. Im Alter schrieb er nach dem Vorbild Rousseaus zehn Bände Memoiren und Reflexionen.

Biografie

Herkunft

Léonard Defrance: Inneres einer Gießerei (1789).

Dass Grétry nur in der Jugend für die Kirche arbeitete, hängt damit zusammen, dass er – auch dies eine Parallele zu Mozart – in einem Fürstbistum des Heiligen Römischen Reiches aufwuchs. Der Kohlegürtel Haine-Sambre-Maas aber war auf dem Weg, das zweitwichtigste Industriegebiet der Welt zu werden. Der Kontrast zwischen der Herrschaft der Geistlichkeit und der mit der Industrialisierung einziehenden Aufklärung führte zu Spannungen, die sich 1789 in der Lütticher Revolution entluden.[5] Während Mozart in den Dienst Kaiser Josephs II. trat, der Reformen auf kirchlichem Gebiet durchführte, wurde Grétry zum materialistischen Deisten, dessen Schriften von mehr oder weniger direkten Angriffen gegen die christliche Religion wimmeln[6].

In seinen Memoiren berichtet er, sein Großvater sei Gastwirt und Geiger gewesen, ein Onkel seiner Großmutter hingegen, einer Deutschen mit dem südländischen Familiennamen Campinado, Erzieher Kaiser Josephs I. und kaiserlicher Kommissar in Lüttich. Sein Vater François-Pacal (1714–1768) habe es aus Liebe zur Musik abgelehnt, mit diesem Domherrn Delvilette nach Pressburg (Bratislava)[7] zu gehen. Mit bloß zwölf Jahren sei er erster Geiger an der Stiftskirche Saint-Martin in Lüttich geworden. Später heiratete er Grétrys zukünftige Mutter, seine Musikschülerin Marie-Jeanne des Fossés (1715–1800), die mit Patrizierfamilien verschwägert war. André war das zweitälteste ihrer sechs Kinder.

Chorknabe (1750–1760)

Stiftskirche Saint-Denis in Lüttich (Jan Weissenbruch).

1750 wurde er Chorknabe an der Stiftskirche Saint-Denis, deren erster Geiger der Vater damals war. In Grétrys Lebenserinnerungen findet man geschildert, wie der Komponist Georges-Henri Wenick die ihm zum Gesangsunterricht anvertrauten Kinder brutal misshandelte.[8] Erst nach mehreren Jahren erhielt der hochbegabte Grétry einen sensibleren Lehrer.[9] Ein Glücksfall für ihn war, dass 1753–1755 die Theatertruppe von Giovanni Croza und Natale Resta in Lüttich tätig war, welche Opern von Pergolesi, Galuppi usw. aufführte und ihn ein Jahr lang als Violinist in ihrem Orchester mitspielen ließ.[10]

In der Kirche trat er als Vokalsolist auf. Dabei überanstrengte er sich beim Einsetzen des Stimmwechsels, worauf er zurückführte, dass er von da an regelmäßig Blut spie, wenn er in schöpferische Erregung geriet. Diese Krankheit nötigte ihn zu einer enthaltsamen und eingezogenen Lebensweise.[11]

Im Cembalospiel und in der Harmonielehre unterrichtete ihn Nicolas Rennekin, den Grétry so verehrte, wie er Wenick gehasst hatte. Strenger scheint Henri Moreau gewesen zu sein, der ihm Kompositionsunterricht erteilte. Schon als Teenager schrieb Grétry sechs Sinfonien und eine Große Messe (1758), die mit Erfolg aufgeführt wurden. Der Propst von Saint-Denis, Simon-Joseph de Harlez, riet ihm darauf, seine Studien in Rom fortzusetzen, und unterstützte ihn zu diesem Zweck finanziell.

Rom (1760–1766)

Lateranbasilika in Rom.

1760 reiste Grétry zu Fuß in die Ewige Stadt. Dort gewährte eine Stiftung[12] Studenten aus Lüttich Kost und Logis. Mit dem Maler Hubert Robert durchstreifte Grétry die römische Campagna.[13] 1761/62 arbeitete er unter Anleitung des Kapellmeisters der Lateranbasilika, Giovanni Battista Casali. Ein Confitebor tibi Domine (1762) brachte ihm die Berufung auf eine Kapellmeisterstelle in Lüttich ein, die er aber ausschlug. Für den römischen Karneval von 1765 komponierte er die Intermezzi La vendemmiatrice (Die Winzerin) auf ein Libretto von Angelo Lungi. Lord Abingdon[14] bestellte bei ihm das Konzert für Flöte, zwei Hörner und Orchester, C-Dur[15] und setzte ihm eine Pension aus. Weiter entstanden hier die sechs Streichquartette, welche Grétry später in Paris als Opus 3 veröffentlichte – laut einer zeitgenössischen Musikzeitschrift „eine der kostbarsten Sammlungen, die seit Langem erschienen sind“[16] (Video auf YouTube: Nr. 6, c-Moll, 2. Satz, Allegro moderato, Quatuor Cambini-Paris). In Rom erlebte er auch seine erste Liebe, doch wollte ihm die Geliebte nicht in die Fremde folgen.

Dank der Ratschläge Padre Martinis bestand Grétry 1766 die Prüfung zur Aufnahme in die Accademia Filarmonica in Bologna.

Genf (1766/67)

Die nächsten zwei Jahre erteilte er auf Anregung des aus Mülhausen stammenden Flötenlehrers von Lord Abingdon, Charles Weiss, Musikunterricht in Genf. Dass Casali Grétry in einem Empfehlungsschreiben einen „wahren Esel in der Musik“ nennt[17], bezieht sich zweifellos nur auf das Theoretische, legte doch der „Esel“ in Genf dem zehnjährigen Mozart eine Komposition vor, die das Wunderkind nicht ohne zu schummeln vom Blatt spielen konnte[18]. Die von Revolutionen erschütterte Republik ließ gerade damals das von Calvin verbotene Theater wieder zu, wodurch Grétry die französische Opéra-comique kennen lernte. An der Grand Rue 29–31 erinnert eine Gedenktafel daran, dass er dort auf ein Libretto von Favart (nach Voltaire) sein erstes Werk dieses Genres namens Isabelle et Gertrude schrieb, das mit Erfolg aufgeführt wurde. Mit Voltaire begegnete er in Genf einer Geistesgröße seiner Zeit. Auf dessen Anraten begab er sich 1767 nach Paris.

Ludwig XV. (1767–1774)

Jean-Michel Moreau: Grétry (1772).
L’amitié à l’épreuve: Libretto mit Widmung an Marie-Antoinette (1771).
Johann Baptist Lampi: Mozarts Schwägerin Aloisia Lange als Zémire (ca. 1784).

Auch hier fand Grétry Freunde und Gönnner. So half ihm der zukünftige Premierminister Schwedens Graf Creutz darüber hinweg, dass seine Oper Les mariages samnites (Die Samnitische Vermählungsfeyer) nicht aufgeführt wurde. Creutz veranlasste Marmontel, eine Erzählung Voltaires zum Libretto Le Huron (Der Hurone umzuarbeiten, mit dem Grétry noch im selben Jahr 1768 an der Comédie-Italienne – auch finanziellen – Erfolg hatte. Voltaire selber schrieb darauf ein Libretto für den „kleinen Lütticher“, das anonym eingereicht, aber abgelehnt wurde.[19] Erfolgreich war Grétry im Jahr darauf mit Lucile und Le tableau parlant (Das sprechende Bildnis), so dass er die Partituren dieser Werke dem Premierminister des Fürstbistums Lüttich d’Oultremont bzw. dem früheren französischen Außenminister Choiseul widmen konnte. Lucile rührte das Publikum zu Tränen. Le tableau parlant veranlasste La Harpe, Grétry „unseren französischen Pergolesi“ zu nennen.[20]

1770: Komödie Sylvain, Compliment de clôture Les filles pourvues (Die versorgten Töchter), Comédie bouffon (Opera buffa) Les deux avares (Das Grab des Mufti oder die zwey Geitzigen). Die Komödie L’amitié à l’épreuve (Die Freundschaft auf der Probe) widmete er der Dauphine Marie-Antoinette. Beethovens Vater Johann sang 1771 in Bonn Rollen in Sylvain und L’amité à l’épreuve.[21]

1770 gebar Jeanne-Marie Grandon (1746–1807) aus Lyon, die sich in Paris auf das Malerhandwerk ihres verstorbenen Vaters vorbereiten wollte, Grétry die Tochter Jenny. 1771 heiratete das Paar, nachdem der Komponist von einer schweren Krankheit genesen war. Sein Freund Diderot beschrieb ihn damals wie folgt: „Grétry hat eine sanfte und feine Physiognomie, schielende Augen und die Blässe eines Mannes von Geist. Er ist von liebenswürdigem Umgang. Er hat eine junge Frau geehelicht, die zwei sehr schwarze Augen hat, und das ist sehr mutig bei einer so schwachen Brust wie der seinen; aber es geht ihm endlich besser, seit er verheiratet ist (…)“[22] Rousseau gegenüber beschrieb Grétry seine Frau später wie folgt: „(…) sie sagt nie, was sie fühlt, und die schlichte Natur ist ihr Führer.“[23] 1772 taufte das Paar seine zweite Tochter auf den Namen Lucile.

Im zuletzt erwähnten Jahr schuf Grétry neben der Komödie L’ami de la maison (Der Hausfreund) sein bekanntestes Werk, die Comédie-ballet Zémire et Azor. Marmontels Libretto basiert auf dem Märchen La Belle et la Bête (Die Schöne und das Tier) in der Fassung von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont und der Komödie Amour pour amour (Liebe für Liebe) von Pierre-Claude Nivelle de La Chaussée. Zémire et Azor stellte den Point of no return auf dem Weg des einstigen Jahrmarktsspektakels Opéra-comique zur Respektabilität dar.[24]

1773 widmete Grétry Le Magnifique (Der Magnifico) dem Herzog von Alba, der Premierminister Spaniens gewesen war. Die Pastorale La rosière de Salency (Das Rosenfest zu Salenci) handelt von einem jener Mädchen, denen unter dem Ancien Régime wegen ihrer Tugendhaftigkeit ein Kranz aus Rosen aufgesetzt wurde.[25] Aus dem erwähnten Jahr stammt auch das heroische Ballett Céphale et Procris ou L'amour conjugal (Kephalos und Prokris oder die Gattenliebe) (Video auf YouTube: Arie der Procris, Sophie Karthäuser, Les Agrémens, Guy van Waas).

Ludwig XVI. (1774–1789)

Für die Einweihung der neuen Comédie-Italienne (1783) schrieb Grétry La jeune Thalie.
Jean-Simon Berthélémy: Kostümentwürfe für La caravane du Caire (1790).
Joseph Martin Kronheim: Blondel besucht Richard Löwenherz (1868).

Nach der Thronbesteigung Ludwigs XVI. im Jahre 1774 ernannte Marie-Antoinette Grétry zum Directeur de la musique de reine. Sie übernahm auch die Patenschaft seiner damals geborenen dritten Tochter Antoinette.

Die Impulse, welche die Pariser Oper durch die Anwesenheit von Gluck (1774–1779) und Piccinni (1776–1789) erhielt, taten Grétrys Erfolg keinen Abbruch.

1775: Komödie La fausse magie (Die falsche Magie)

1776 entstanden die lyrischen Dramen Les mariages samnites (Die Samnitische Vermählungsfeyer) und Pygmalion. Beim erstgenannten handelt es sich um eine Neufassung der erstmals 1768 aufgeführten Oper.

1777: Divertissements Amour pour amour (Liebe für Liebe), burleskes Drama Matroco

1778: Le jugement de Midas (Das Urtheil des Midas)[26], Prolog und Divertissements Les trois âges de l'Opéra (Die drei Zeitalter der Oper) fpr die Académie Royale de musique, Komödie Les fausses apparences ou L'Amant jaloux (Falscher Augenschein oder Der eifersüchtige Liebhaber)

Im selben Jahr schrieb der in Paris weilende Mozart die acht Variationen KV 352/374c über das Chorstück „Dieu d'Amour“ aus den Mariages samnites (Video auf YouTube: Mario Martinoli, Cembalo).

1779: Komödien Les événemens imprévus (Die unvorhergesehenen Ereignisse), Aucassin et Nicolette ou Les mœurs du bon vieux temps (A. und N. oder Die Sitten der guten alten Zeit)

1780: lyrische Tragödie Andromaché (Andromache)

1781: lyrische Komödie Émilie ou La belle esclave (Emilie oder Die schöne Sklavin)

1782: lyrische Komödie La double épreuve ou Colinette à la cour (Die doppelte Probe oder Colinette bei Hof) und L'embarras des richesses (Reichtumsnot)

Die Handlung von Grétrys Opéra-ballet La caravane du Caire (Die Karawane von Kairo) aus dem Jahr 1783 weist Ähnlichkeiten mit Mozarts kurz zuvor entstandem Singspiel Die Entführung aus dem Serail auf.

1783 Prolog La jeune Thalie zum Umzug der Comédie-Italienne vom Hôtel de Bourgogne in die neu errichtete Salle Favart.

1784: Opera buffa L’épreuve villageoise (Die dörfliche Probe)

Nach dem Triumph seiner Opéra-comique Richard Cœur de Lion (Richard Löwenherz) wurde Grétry 1784 Censeur royal pour la musique. Im Jahr darauf ehrte Paris den Komponisten, indem es eine Straße bei der Comédie-Italienne nach ihm benannte.

1785: lyrische Komödie Panurge dans l'isle des lanternes (Panurge auf der Laterneninsel)

Grétrys zweitälteste Tochter Lucile brachte 1786 – mit gerade einmal vierzehn Jahren – die Komödie Le mariage d’Antonio (Antonios Heirat) zur erfolgreichen Aufführung. Keinen Erfolg hingegen hatte im Jahr darauf ihr vom Vater durchgesehenes und orchestriertes Stück Toinette et Louis, bei dem die Namen der Protagonisten denen des Königspaars entsprechen.

Grétry selber vertonte 1786 die Komödie Les méprises par ressemblance (Verwirrung durch Ähnlichkeit) und das Drama Le comte d'Albert (Graf d’Albert).

1786/87 starb Grétrys älteste Tochter Jenny mit sechzehn Jahren an Tuberkulose.

1787: Komödie Le prisonnier anglais (Der englische Gefangene)

1788: Komödie Le rival confident (Der Nebenbuhler als Vertrauter)

1789: Komödie Raoul Barbe-bleue (Herrmann, Graf von Heldenstein, genannt: Blaubart), Oper Aspasie (Aspasia)

Revolution (1789–1792)

Kurz vor dem Sturm auf die Bastille veröffentlichte Grétry den ersten Band seiner Memoiren. In der Folge wurde er neben seinem wallonischen Landsmann Gossec zum Komponisten der Französischen Révolution. Dies ließ das Image eines Opportunisten an ihm haften, obwohl er schon unter dem Ancien Régime für Freiheit und Gleichheit eingetreten war.[27] Seine Memoiren[28] und Reflexionen[29] wie auch die Schriften seiner Verwandten[30] und des Librettisten Jean-Nicolas Bouilly[31] berichten über diese Periode seines Lebens mehr oder weniger unzuverlässig.[32]

Schwer schlug das Schicksal das Ehepaar Grétry, indem ihm die Tuberkulose 1790 auch die beiden verbliebenen Töchter entriss: die siebzehnjährige Lucile, welche als Komponistin in die Fußstapfen des Vaters getreten war, dann aber eine unglückliche Ehe hatte eingehen müssen, und die sechzehnjährige Antoinette. Letztere war mit dem erwähnten Bouilly verlobt, auf dessen Léonore ou L’amour conjugal (Leonore oder die Gattenliebe) die Handlung von Beethovens Fidelio basiert. Antoinettes Tod wurde dadurch beschleunigt, dass sie auf der Fahrt von Lyon nach Paris in die Saône fiel, wobei auch der zu Hilfe eilende Vater in Lebensgefahr geriet.[33]

Zuvor hatte Grétry Bouillys von Voltaire inspiriertes Libretto Pierre le Grand (Peter der Große) vertont, das dem zaudernden Ludwig XVI. im Begründer des Russischen Kaiserreichs das Vorbild eines beherzten Reformers vor Augen stellen sollte.

Guillaume Tell (Wilhelm Tell) von 1791, dessen Libretto von Sedaine auf Lemierres gleichnamigem Stück von 1766 basiert, kann insofern als Revolutionsoper bezeichnet werden, als es den Opfern von Tyrannei ein Recht auf Widerstand zugesteht[34] (Video auf YouTube: Ausschnitte einer Inszenierung, Opéra Royal de Wallonie, Claudio Scimone).

Einer beiden Librettisten der antiklerikalen Komödie Cécile et Ermancé ou Les deux couvents (C. und E. oder Die beiden Klöster) aus dem Jahr 1792 war der Verfasser der Marseillaise, Rouget de Lisle. Der andere, Jean-Baptiste-Denis Despré, dürfte Grétry mit seinem Schwager, dem Atheisten, Anarchisten und Antifeministen Sylvain Maréchal, bekannt gemacht haben.

Erste Republik (1792–1798)

Pierre-Michel Alix: Joseph Bara in Husarenuniform (1793).
Hinrichtung Robespierres (1794).

Nach dem Ausbruch des Koalitionskriegs und der Ausrufung der Republik wurde vorerst nur noch Grétrys Komödie Basile ou À trompeur, trompeur et demi (Basile oder Wer betrügt, wird betrogen) gespielt. Fünf weitere Bühnenstücke von ihm blieben in der Schublade, so dass er sein Klavier und den Schmuck der Gattin verkaufen musste, die durch das Malen von Pastellbildnissen zum Lebensunterhalt beitrug.[35]

Hingegen brachte er im blutigsten Jahr der Revolution (1794) ebenso viele neue Werke zur Aufführung, obwohl er innerlich wohl eher rechts als links stand[36]. An der Vertonung der antiroyalistischen Komödie Le congrès des rois (Der Kongress der Könige) von Ève Demaillot[37] nahm er mit elf anderen Komponisten teil, worunter Cherubini und Méhul. Mit Joseph Barra – für M. Elizabeth C. Bartlet das interessanteste seiner erhaltenen Revolutionsstücke[38] – wirkte er an Robespierres Heldenkult um einen dreizehnjährigen Trommler mit, der im Kampf gegen den royalistischen Aufstand in der Vendée gefallen war. Von „peinlicher Mittelmäßigkeit“ sind laut Bartlet[39] die auf Libretti von Maréchal verfassten Opern Denys le tyran, maître d'école à Corinthe (Dionys der Tyrann, Schulmeister in Korinth) und La rosière républicaine ou La fête de la vertu (Das republikanische Rosenmädchen oder Das Fest der Tugend). Dionys trägt Züge des eben hingerichteten Robespierre, den Grétry und Maréchal gehasst hatten, mehr aber noch Ludwigs XVI., auf den die Satire wohl ursprünglich gemünzt war (im Finale wird die Carmagnole gesungen).[40] La rosière républicaine – ein Gegenstück zu La rosière de Salency – war unter dem Titel La fête de la Raison für den atheistischen Kult der Vernunft bestimmt, den der Deist Robespierre dann durch den Kult des Höchsten Wesens ersetzte, und wurde schließlich notdürftig auf den Kult der Tugend umgeschrieben. (Video auf YouTube: Ballettsuite, Grand orchestre philharmonique de Paris, Selmar Meyrowitz, 1930er-Jahre) Der Librettist von Callias ou Nature et Patrie (Kallias oder Natur und Vaterland), François-Benoît Hoffmann, war ein Freund von Bouilly und Maréchal.[41]

Nach dem 9. Thermidor wurde Grétry in die neu gegründeten Institutionen Conservatoire de musique und Institut de France aufgenommen. Auch übernahm der Staat den Druck seiner um zwei Bände erweiterten Memoiren.

1796/97 schrieb Beethoven die acht Variationen WoO 72 über die Romanze „Une fièvre brûlante“ („Ein brennendes Fieber“) aus Richard Cœur de Lion.

1797 nahm Grétry mit Lisbeth, Anacréon chez Polycrate (Anakreon bei Polykrates) und Le barbier de village ou Le revenant (Der Dorfbarbier oder Der Wiedergänger) die Produktion von Bühnenstücken wieder auf. Das Libretto der zuletzt erwähnten Parodie auf La rosière républicaine schrieb sein erblindeter Neffe André-Joseph Grétry (1774–1826).

Montmorency (1798–1813)

Ermitage von Montmorency (Philibert-Louis Debucourt nach Horace Vernet).

Grétry verehrte Rousseau, wenn er diesem auch nur ein einziges Mal (in Paris) begegnet war[42]. 1798 erwarb er die Ermitage von Montmorency, wo der Genfer 1758–1762 gelebt hatte. Dort entstanden neben den letzten Bühnenstücken Elisca ou L'amour maternel (Elisca oder Die Mutterliebe), Le casque et les colombes (Der Helm und die Tauben, auf das Ende des Zweiten Koalitionskriegs) sowie Delphis et Mopsa vor allem autobiografische und philosophische Schriften.

Grétry-Büste (Henri-Joseph Rutxhiel, 1804/05).

Unter dem Konsulat erhielt Grétry seit 1800 wieder eine Pension. Seine Werk wurden erneut populär, was ihm – eine Errungenschaft der Revolution – Tantiemen einbrachte. Grétry war der erste Komponist, der 1803 in die neu gestiftete Ehrenlegion aufgenommen wurde. Auf dem bekannten Gemälde von Jacques-Louis David sieht man ihn unter den Gästen bei der Kaiserkrönung Napoleons (1804). Nach dem Verlust der Gattin (1807) schrieb Grétry seine Réflexions d’un solitaire (Überlegungen eines Einsamen). Er starb mit 72 Jahren in gesicherten Verhältnissen.

Kompositionen

Kirchenmusik

  • Requiem (1756?)
  • Große Messe (1758)
  • O salutaris hostia (1760)
  • Confitebor tibi Domine (1762)
  • De profundis (1762)
  • Dixit Dominus (1762)
  • Mirabilis Deus (1765)
  • Euge serve bone (1765)
  • Hæc est virgo (1765)
  • Lætatus sum (1765)
  • Laudate Dominum in sanctis ejus (1765)

Instrumentalwerke

  • Konzert für Flöte, zwei Hörner und Orchester, C-Dur (1765?)
  • Sechs Sinfonien (1766)
  • Zwei Quartette für Cembalo, Flöte, Violine und Bass. Opus 1 (1768)
  • Sechs Sonaten für Cembalo. Opus 2 (1768)
  • Sinfonie für zwei Oboen und Streicher (1769)
  • Sei quartetti per due violini, alto e basso di Andrea Grètry composti a Roma. Opus 3 (1774):
    Nr. 1, G-Dur (Andantino, Allegro, Fuga)
    Nr. 2, Es-Dur (Allegro, Larghetto, Allegro)
    Nr. 3, F-Dur (Allegro, Minuetto, Allegro, Allegro assai)
    Nr. 4, D-Dur (Allegro assai, Andantino, Tempo di minuetto)
    Nr. 5, G-Dur (Andante, Allegro, Allegro)
    Nr. 6, c-Moll (Larghetto, Allegro moderato, Allegro fuga)

Bühnenstücke

Die Rubrik Widmung bezieht sich auf die gedruckten Partituren, die Rubrik Nummer auf:

Jahr Titel Gattung Libretto Uraufführung Widmung Nummer
1765 La vendemmiatrice[44] Intermezzi Angelo Lungi Teatro Aliberti, Rom, Karneval
1767 Isabelle et Gertrude ou Les sylphes supposés[45] Comédie, 1 Akt Favart (nach Voltaire) Genf, Dezember
1768 Les mariages samnites (1. Fassung) Opéra, 1 Akt Pierre Légier (nach Marmontel) Nicht aufgeführt
1768 Le Huron Comédie, 2 Akte Marmontel (nach Voltaire) Comédie-Italienne, 20. August Graf Creutz XIV (1893)
1768 Le connaisseur Comédie, 3 Akte Marmontel Unvollendet
1769 Lucile Comédie, 1 Akt Marmontel Comédie-Italienne, 5. Januar Graf d’Oultremont II (1884)
1769 Le tableau parlant Comédie-parade, 1 Akt Louis Anseaume Comédie-Italienne, 20. September Herzog von Choiseul IX (1890)
ca. 1769 Momus sur la terre[46] Prolog Claude-Henri Watelet La Roche-Guyon
1770 Sylvain Comédie, 1 Akt Marmontel (nach Gessner) Comédie-Italienne, 19. Februar Prinz Karl von Sachsen XXVII (1901)
1770 Les filles pourvues Compliment de clôture, 1 Akt Louis Anseaume Comédie-Italienne, 31. März
1770 Les deux avares Comédie bouffon, 2 Akte Fenouillot de Falbaire Fontainebleau, 27. Oktober Herzog von Aumont XX (1896)
1770 L'amitié à l'épreuve Comédie, 2 Akte[47] Favart und Claude-Henri Fusée de Voisenon (nach Marmontel) Fontainebleau, 13. November Marie-Antoinette XLII f.
1771 L'ami de la maison[48] Comédie, 3 Akte Marmontel Fontainebleau, 26. Oktober Herzog von Duras XXXVIII (1909)
1771 Zémire et Azor Comédie-ballet[49], 4 Akte Marmontel (nach Jeanne-Marie Leprince de Beaumont und La Chaussée) Fontainebleau, 9. November Gräfin Du Barry XIII (1892)
1773 Le magnifique Comédie, 3 Akte Sedaine (nach La Fontaine) Comédie-Italienne, 4. März Herzog von Alba XXXI (1904)
1773 La rosière de Salency Pastorale, 4 Akte[50] Masson de Pezay Fontainebleau, 23. Oktober Gräfin Stroganowa XXX (1903)
1773 Céphale et Procris ou L'amour conjugal[51] Ballet-héroïque, 3 Akte Marmontel (nach Ovid) Versailles, 30. Dezember Chevalier de Luxembourg III f. (1885)
1775 La fausse magie[52] Comédie, 2 Akte Marmontel Comédie-Italienne, 1. Februar Herzog von Noailles XXV (1899)
1776 Les mariages samnites (2. Fassung)[53] Drame lyrique, 3 Akte Barnabé Farmian Durosoy (nach Marmontel) Comédie-Italienne, 12. Juni Fürstbischof Velbrück XXXV (1907)
1776 Pygmalion Drame lyrique, 1 Akt Barnabé Farmian Durosoy Unvollendet
1777 Amour pour amour 3 Divertissements Pierre Laujon Versailles, 10. März
1777 Matroco[54] Drame burlesque, 5 Akte Pierre Laujon Chantilly, 3. November
1778 Le jugement de Midas Comédie, 3 Akte Thomas Hales (nach Kane O’Hara) Palais-Royal, 28. März Madame de Montesson[55] XVII (1894)
1778 Les trois âges de l'Opéra[56] Prolog und Divertissements[57] Alphonse-Marie-Denis Devismes de Saint-Alphonse Académie Royale de musique, 27. April XLVI
1778 Les fausses apparences ou L'Amant jaloux Comédie, 3 Akte Thomas Hales (nach Susanna Centlivre) Versailles, 20. November Lenoir, Lieutenant général de police XXI (1896)
1778 Les statues Opéra-féerie, 4 Akte Marmontel (nach Tausendundeiner Nacht) Unvollendet (?)
1779 Les événemens imprévus[58] Comédie, 3 Akte Thomas Hales Versailles, 11. November Graf von Artois (Karl X.) X (1890)
1779 Aucassin et Nicolette ou Les mœurs du bon vieux temps Comédie, 4 Akte[59] Sedaine (nach La Curne de Sainte-Palaye) Versailles, 30. Dezember Herzogin von Gramont XXXII (1905)
1780 Andromaque[60] Tragédie lyrique, 3 Akte Louis-Guillaume Pitra (nach Racine) Académie Royale de musique, 6. Juni Herzogin von Polignac XXXVI f. (1908)
1781 Émilie ou La belle esclave Comédie lyrique, 1 Akt Nicolas-François Guillard Académie Royale de musique, 22. Februar XLVII
1782 La double épreuve ou Colinette à la cour[61] Comédie lyrique, 3 Akte Jean-Baptiste Lourdet de Santerre (nach Favart) Académie Royale de musique, 1. Januar Graf von Vaudreuil XV f. (1893 f.)
1782 L'embarras des richesses[62] Comédie lyrique, 3 Akte Jean-Baptiste Lourdet de Santerre (nach Léonor Soulas d'Allainval) Académie Royale de musique, 26. November Die Bürgermeister von Lüttich XI f. (1892)
1782 Électre Tragédie lyrique, 3 Akte Jean-Charles Thilorier (nach Euripides) Nicht aufgeführt
1782 Les colonnes d'Alcide Opéra, 1 Akt Louis-Guillaume Pitra Nicht aufgeführt
1783 La jeune Thalie[63] Prolog Sedaine Théâtre-Italien, 28. April
1783 La caravane du Caire Opéra-ballet, 3 Akte Étienne Morel de Chédeville und Ludwig XVIII. Fontainebleau, 30. Oktober Baron von Breteuil[64] XXII f. (1897 f.)
1784 L’épreuve villageoise[65] Opéra bouffon, 2 Akte Desforges (= Pierre-Jean-Baptiste Choudard) Théâtre-Italien, 24. Januar Madame Papillon de La Ferté VI (1886)
1784 Richard Cœur de Lion[66] Comédie, 3 Akte Sedaine (nach Paulmy d’Argenson) Théâtre-Italien, 21. Oktober Madame des Entelles I (1883)
1785 Panurge dans l'isle des lanternes Comédie lyrique, 3 Akte Étienne Morel de Chédeville und Ludwig XVIII. (nach François Parfaict) Académie Royale de musique, 25. Januar XIX (1895), XXIII (1898)
1785 Œedipe à Colonne Tragédie lyrique, 3 Akte Nicolas-François Guillard (nach Sophokles) Nicht aufgeführt
1786 Amphitryon[67] Opéra, 3 Akte Sedaine (nach Molière) Versailles, 15. März XXXIII f. (1906)
1786 Le mariage d’Antonio (von Grétrys Tochter Lucile) Comédie, 1 Akt Madame de Beaunoir (= Alexandre-Louis Robineau) Théâtre-Italien, 29. Juli
1786 Les méprises par ressemblance Comédie, 3 Akte Joseph Patrat (nach Plautus) Fontainebleau, 7. November V (1886)
1786 Le comte d'Albert [68] Drame, 2 Akte Sedaine (nach La Fontaine) Fontainebleau, 13. November Élisabeth Vigée-Lebrun XXVI (1901)
1787 Toinette et Louis (von Grétrys Tochter Lucile) Petite pièce Joseph Patrat Théâtre-Italien, 22. März
1787 Le prisonnier anglais[69] Comédie, 3 Akte Desfontaines (= François-Georges Fouques Deshayes) Théâtre-Italien, 26. Dezember XLVIII f. (1936)
1788 Le rival confident Comédie, 2 Akte Nicolas-Julien Forgeot Théâtre-Italien, 26. Juni XLV
1789 Raoul Barbe-bleue Comédie, 3 Akte Sedaine (nach Perrault) Théâtre-Italien, 2. März XVIII (1895)
1789 Aspasie Opéra, 2 Akte Étienne Morel de Chédeville Académie Royale de musique, 17. März
1790 Pierre le Grand Comédie, 4 Akte[70] Jean-Nicolas Bouilly (nach Voltaire) Théâtre-Italien, 13. Januar XL (1913)
1791 Guillaume Tell Drame, 3 Akte Sedaine (nach Antoine-Marin Lemierre) Théâtre-Italien, 9. April XXIV (1898)
1792 Cécile et Ermancé ou Les deux couvents Comédie, 3 Akte Rouget de Lisle, Jean-Baptiste-Denis Despré Théâtre de l’Opéra-comique national, 16. Januar
1792 Bazile ou À trompeur, trompeur et demi Comédie, 1 Akt Sedaine nach Cervantes Théâtre de l’Opéra-comique national, 17. Oktober
1792 L’officier de fortune Drame, 3 Akte Edmond-Guillaume-François de Favières Nicht aufgeführt
1793 Roger et Olivier[71] Opéra, 3 Akte Jean-Marcel Souriguère de Saint-Marc (nach Louis d’Ussieux) Nicht aufgeführt
1793 Séraphine ou Absente et présente Comédie, 3 Akte André-Joseph Grétry (Neffe) Nicht aufgeführt
1794 Le congrès des rois (mit elf anderen Komponisten) Comédie, 3 Akte Ève Demaillot (= Antoine-François Ève) Théâtre de l’Opéra-comique national, 26. Februar
1794 Joseph Barra Fait historique, 1 Akt Guillaume-Denis-Thomas Levrier de Champ-Rion Théâtre de l’Opéra-comique national, 5. Juni
1794 Denys le tyran, maître d'école à Corinthe Opéra historique, 1 Akt Sylvain Maréchal Théatre des arts, 23. August XXVIII (1901)
1794 La rosière républicaine ou La fête de la vertu[72] Opéra, 1 Akt Sylvain Maréchal Théatre des arts, 2. September XXIX (1903)
1794 Callias ou Nature et Patrie Opéra, 1 Akt François-Benoît Hoffmann Théâtre de l’Opéra-comique national, 19. September
1794 L’inquisition de Madrid[73] Drame lyrique, 3 Akte André-Joseph Grétry (Neffe) Nicht aufgeführt
1794 Diogène et Alexandre Opéra, 3 Akte Sylvain Maréchal Nicht aufgeführt
1797 Lisbeth Drame lyrique, 3 Akte Edmond-Guillaume-François de Favières (nach Claris de Florian) Théâtre de l’Opéra-comique national, 10. Januar XLIV
1797 Anacréon chez Polycrate Opéra, 3 Akte Jean-Henry Guy Théâtre des arts, 17. Januar VII f. (1888)
1797 Le barbier de village ou Le revenant[74] Opéra-comique, 1 Akt André-Joseph Grétry (Neffe) Théâtre Feydeau, 6. Mai
1799 Elisca ou L'amour maternel[75] Drame lyrique, 3 Akte Edmond-Guillaume-François de Favières Théâtre de l’Opéra-comique national, 1. Januar XXXIX (1911)
1801 Le casque et les colombes[76] Opéra-ballet, 1 Akt Nicolas-François Guillard Théâtre de la République et des arts, 7. November
1802 Zelmar ou L’asile[77] Drame lyrique, 2 Akte André-Joseph Grétry (Neffe) Nicht aufgeführt
1803 Delphis et Mopsa[78] Comédie lyrique, 2 Akte Jean-Henry Guy Opéra, 15. Februar XLI

Zu den bekanntesten Bühnenstücken Grétrys zählen heute Lucile (1769), Zémire et Azor (1771), L'Amant jaloux (1778), La Caravane du Caire (1783), Richard Cœur de Lion (1784) und Guillaume Tell (1791).[79]

Andere Vokalwerke

  • Arie Doux plaisir, l’Amour te rappelle, Text von de R. (1775)
  • Air pour la fête de Mme P*** (Vous connoissez, mes amis), Text von Mars (1776)
  • Romance du roman de l’Histoire du chevalier du Soleil (Quand on est belle), Text von Dorville/Paulmy (1779)
  • Anakreontische Ode Le marché de Cythère (Savez-vous qu’il tient tous les jours) (1783)
  • Stances du lys zum Libretto La jeunesse de Henri IV von Bouilly (1791)
  • Romance du saule (Au pied d’un saule) zur Tragödie Othello von Ducis (1791/92)
  • Couplets du citoyen patriophile, dédiés à nos frères de Paris (Qu’entends-je) (1792)
  • Hymne en honneur de Marat et Le Peletier (O! Liberté), Text von D’Avrigny (1793)
  • Hymne à l’éternel (Je te salue), Text von de R. (1794)
  • Aux mânes de son fils Godefroi (De l’Élysée), Text von Corancez (1796)
  • Aux mânes de M(arie-)E(lisabeth) Joly (Après vingt ans de mariage), Text von Delrieu (1799)
  • Ronde pour la plantation de l'arbre de la Liberté (Unissez vos cœurs), Text von Mahérault (1799) (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fgallica.bnf.fr%2Fark%3A%2F12148%2Fbtv1b9057582f%2Ff1.image~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  • Éloge à Bonaparte (Le plus grand des héros) (1802)[80]
  • L’éducation de l’Amour (Quand l’Amour déjà plein d’adresse), Text von André-Joseph Grétry (Neffe) (um 1803)
  • 6 nouvelles romances, Text von André-Joseph Grétry (Neffe) (1803):
    Rondo La gaieté villageoise (Pour animer toujours la dance)
    Le départ inutile (Riants côteaux)
    Chansonette La carrière (S’en allant au moulin)
    L’amant rassuré (Pourquoi douter de ma tendresse)
    Cavatina Le jour de noce ou Le vieux serviteur (Partout la gaieté)
    Le tombeau de Thisbé (O ma Thisbé)
  • Le charme de s’entendre (Il est bien doux), Texte von Rousselin (1809)
  • Hymne Marie-Louise, impératrice-reine, à l’éternel (Toi qui formas le cœur des mères), Text von André-Joseph Grétry (Neffe) (1811)
  • Le berger délaissé (Mirtil, errant à l’aventure), Text von André-Joseph Grétry (Neffe) (1824)
  • 3 romances, Texte von Ducis (1827):
    Schottische Romanze Algar et Anissa (il est donc)
    La mère devant le lion (Un lion affreux)
    Le pont des mères (Dans la fleur de l’adolescence)
  • La chevalier et la pastourelle (Je vous promets) (undatiert)
  • Chanson badine L’Île de Cythère (C’est un charmant pays), Text von Grécourt (undatiert)
  • Le rossignol (undatiert)
  • Cantate pour célébrer la naissance du premier enfant de Monsieur et Madame de La Ferté (Quels accords ravissants) (undatiert)

Schriften

Lange anhaltender Erfolg

Über ein halbes Jahrhundert lang (1768–1824) gab es – von Zeiten der Schließung abgesehen – nur zwei Monate, in denen Grétrys Name nicht auf dem Spielplan der Comédie-Italienne stand. 1771–1780 veranstaltete sie 1222 Vorstellungen seiner Werke (alle drei Tage eine), während es Pierre-Alexandre Monsigny auf 661, Egidio Duni auf 461 und André Philidor auf 458 brachte.[84] 1781–1790 führte er mit 1418 Vorstellungen (eine alle zweieinhalb Tage) vor Nicolas Dalayrac mit 703, Monsigny mit 374 und Nicolas Dezède mit 323.[85] Unter dem Konsulat und dem Empire stieg die Popularität seiner Opéras-comiques nochmals, bevor sie unter Ludwig XVIII. zurückging. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden noch mindestens sieben von ihnen in Paris aufgeführt.[86]

Nachruhm

Grétry-Denkmal (Guillaume Geefs, 1842) vor der Königlichen Oper der Wallonie in Lüttich.[87]

Grétry ist auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris begraben. Sein Tod fiel in die Zeit nach Napoleons Russlandfeldzug. Er erhielt ein Staatsbegräbnis. Dabei wurde unter anderem das Quartett „Où peut on être mieux qu’au sein de sa famille“ aus Lucile gespielt. Dieudonné Gaubert komponierte Passage de l’Achéron par Grétry. In Antwerpen brachte Emmanuel Dupaty Le Souvenir de Grétry zur Aufführung. 1809 wurde im Foyer des Théâtre-Italien eine Statue von ihm aufgestellt. Nach der Restauration von 1815 diente „Où peut on être mieux qu’au sein de sa famille“ als inoffizielle Königshymne.

In der Zeit des aufkommenden Nationalismus schrieb Karl Maria von Weber: „Vielleicht ist Gretry der einzige, der in Frankreich erblühten Componisten, der bedeutend lyrischen, ja sogar oft romantischen Sinn hatte. Die mitunter wirklich rührende Unschuld seiner Melodieen, deren Rythmen sich immer nach dem Bedürfniß des Augenblicks und nicht nach festgestellten Formen, richteten und erzeugten, sind vergeblich zu erreichen versucht worden.“[88] In einem deutschen Lexikon hingegen hieß es, die „großen Entwickelungen der Musik“ seien an dem „heiteren Flandrer“ vorbeigegangen, weil er es nicht mit dem „gemüthvollem Deutschen“ gehalten, sondern „lieber mit dem lustigen Franzmann dahingetanzt“ sei.[89]

Grétrys Geburtsstadt Lüttich errichtete ihm 1842 vor der Opéra Royal de Wallonie ein Denkmal (Bildhauer: Guillaume Geefs). Tschaikowski fügte Laurettes Arie „Je crains de lui parler de nuit“ aus Richard Cœur de Lion 1890 als Zitat in seine Oper Pique Dame ein.[90]

1911 wurde dem Komponisten an der nach ihm benannten Straße in Montmorency ein Denkmal errichtet. Sein Geburtshaus in der Rue des Récollets in Lüttich ist seit 1913 Museum. 1980 war er auf der 1000-Franken-Note der Belgischen Nationalbank abgebildet. 1987 wurde der 1933 entdeckte Asteroid (3280) Grétry nach ihm benannt.[91] Im Filmdrama Die rote Violine (1998) sind neben der Originalmusik von John Corigliano, die einen Oscar gewann, Kompositionen von Grétry zu hören.

Zum 200. Todestag des Komponisten veranstaltete das Musée Jean-Jacques Rousseau in Montmorency 2013 eine Gedenkausstellung.[92]

Quellen

Sekundärliteratur

Videos

Commons: André Grétry – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Patrick Taïeb, Judith Le Blanc: Merveilleux et réalisme dans „Zémire et Azor“ : un échange entre Diderot et Grétry, in: Dix-huitème siècle, 2011/1 (Nr. 43), S. 185–201 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.cairn.info%2Frevue-dix-huitieme-siecle-2011-1-page-185.htm~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), hier: S. 193.
  2. Hommage rendu à M. Grétry. Société académique des enfans d’Apollon, Paris 1809, S. 3.
  3. Pauline Long des Clavières: La jeunesse de Grétry et ses débuts à Paris. Besançon 1920, S. 15 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Flajeunessedeg00long%23page%2F15%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  4. Ein Teil der Werke, die alle Genres des französischen Musiktheaters umfassen, lässt sich keiner der beiden Kategorien zuordnen.
  5. Vgl. die Industriemalerei von Grétrys ebenfalls in Rom ausgebildetem Landsmann Léonard Defrance, der 1794 den Abbruch der Lambertuskathedrale betrieb.
  6. Manuel Couvreur: Le diable et le bon dieu ou L’incroyable rencontre de Sylvain Maréchal et de Grétry. In: Roland Mortier, Hervé Hasquin (Hrsg.): Fêtes et musiques révolutionnaires : Grétry et Gossec, Bruxelles 1990 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fdigistore.bib.ulb.ac.be%2F2009%2Fa047_1990_017_f.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), S. 99–125, hier: S. 104, 116.
  7. Damals Hauptstadt von Ungarn.
  8. Vgl. Mémoires, ou Essais sur la musique; par le C(itoy)en Grétry (…) 1. Band, Paris Jahr 5 (1797), S. 6–12 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Fmmoiresouessa01gr%23page%2Fn21%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Zur Person dieses Lehrers vgl. Pauline Long des Clavières: La jeunesse de Grétry et ses débuts à Paris. Besançon 1920, S. 17 f. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Flajeunessedeg00long%23page%2F17%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Pauline Long des Clavières: La jeunesse de Grétry et ses débuts à Paris. Besançon 1920, S. 18 f. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Flajeunessedeg00long%23page%2F18%2Fmode%2F2up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D); David Charlton: Grétry instaurateur de l’opéra moderne, in Jean Duron (Hrsg.): Grétry en société, Wavre 2009 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DpYowgYEsLwQC%26pg%3DPA41%26dq%3D%C3%89douard%2BGr%C3%A9goir%2BGr%C3%A9try%26hl%3Dde%26sa%3DX%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), S. 13–40, hier: S. 13.
  11. Vgl. Mémoires, ou Essais sur la musique; par le C(itoy)en Grétry (…) 1. Band, Paris Jahr 5 (1797), S. 19–25 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Fmmoiresouessa01gr%23page%2Fn34%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Stiftung Lambert Darchis an der Piazza del Monte d’Oro.
  13. Pauline Long des Clavières: La jeunesse de Grétry et ses débuts à Paris. Besançon 1920, S. 41 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Flajeunessedeg00long%23page%2F41%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  14. Willoughby Bertie, Earl of Abingdon.
  15. John Solum: Concerning the authenticy of Grétry’s flute concerto, in: Revue de la Société liégeoise de musicologie, 7/1997, S. 75–85 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fpopups.ulg.ac.be%2F1371-6735%2Findex.php%3Fid%3D393%26file%3D1~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), bezeichnet das Werk als authentisch.
  16. Le journal de musique, par une société d’amateurs, Paris 1773, Nr. 72; zitiert nach Pauline Long des Clavières: La jeunesse de Grétry et ses débuts à Paris, Besançon 1920, S. 145 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Flajeunessedeg00long%23page%2F145%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  17. Pauline Long des Clavières: La jeunesse de Grétry et ses débuts à Paris. Besançon 1920, S. 105 f. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Flajeunessedeg00long%23page%2F105%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  18. Mémoires, ou Essais sur la musique; par le C(itoy)en Grétry (…) 1. Band, Paris Jahr 5 (1797), S. 84 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Fmmoiresouessa01gr%23page%2Fn99%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D); vgl. Pauline Long des Clavières: La jeunesse de Grétry et ses débuts à Paris. Besançon 1920, S. 103 f. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Flajeunessedeg00long%23page%2F103%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  19. Vgl. Pauline Long des Clavières: La jeunesse de Grétry et ses débuts à Paris. Besançon 1920, S. 117–144, 146.
  20. Jean-François de La Harpe: Lycée ou Cours de littérature ancienne et moderne. 12. Band, Depelafol, Paris 1825, S. 152 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fgallica.bnf.fr%2Fark%3A%2F12148%2Fbpt6k202740g%2Ff155.item.r%3DPergol%C3%A8se~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  21. Charlton, S. 3.
  22. Maurice Tourneux (Hrsg.): Correspondance littéraire, philosophique et critique (…) 9. Band, Paris 1879, S. 441 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Fcorrespondanceli09grimuoft%23page%2F441%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  23. Mémoires, ou Essais sur la musique; par le C(itoy)en Grétry (…) 1. Band, Paris Jahr 5 (1797), S. 271 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Fmmoiresouessa01gr%23page%2Fn286%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  24. Patrick Taïeb, Judith Le Blanc: Merveilleux et réalisme dans „Zémire et Azor“ : un échange entre Diderot et Grétry. In: Dix-huitème siècle, 2011/1 (Nr. 43), S. 185–201 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.cairn.info%2Frevue-dix-huitieme-siecle-2011-1-page-185.htm~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), hier: S. 185.
  25. Vgl. Sarah Maza: The Rose-Girl of Salency: Representations of Virtue in Prerevolutionary France, in Eighteenth-Century Studies, 22/1989, S. 395–412 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.jstor.org%2Fstable%2F2738894%3Fseq%3D1%23page_scan_tab_contents~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  26. Vgl. Paul Culot: Le jugement de Midas, opéra-comique d’André-Ernest-Modeste Grétry. Bibliothèque Royale Albert Ier, Bruxelles 1978.
  27. Vgl. Manuel Couvreur: Le diable et le bon dieu ou L’incroyable rencontre de Sylvain Maréchal et de Grétry, in Roland Mortier, Hervé Hasquin (Hrsg.): Fêtes et musiques révolutionnaires : Grétry et Gossec, Bruxelles 1990 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fdigistore.bib.ulb.ac.be%2F2009%2Fa047_1990_017_f.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), S. 99–125.
  28. Mémoires, ou Essais sur la musique; par le C(itoy)en Grétry (…) Bände 2 f., Paris Jahr 5 (1797) (2: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Fmmoiresouessa02gr%23page%2Fn6%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D; 3: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Fmmoiresouessa03gr%23page%2Fn6%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  29. Lucien Solvay, Ernest Closson (Hrsg.): Réflexions d’un solitaire par A.-E.-M. Grétry, manuscit inédit. 4 Bände, Bruxelles 1919–1922 (1: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Frflexionsdunso01gr%23page%2Fn9%2Fmode%2F2up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D; 2: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Frflexionsdunso02gr%23page%2Fn9%2Fmode%2F2up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D; 3: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Frflexionsdunso03gr%23page%2Fn9%2Fmode%2F2up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D; 4: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Frflexionsdunso04gr%23page%2Fn9%2Fmode%2F2up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  30. André-Joseph Grétry (Neffe): Grétry en famille; ou Anecdotes littéraires et musicales relatives à ce célèbre compositeur (…) Paris 1814 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DZRWouZKS04sC%26printsec%3Dfrontcover%26hl%3Dde%26source%3Dgbs_ge_summary_r%26cad%3D0%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D); Louis-Victor Flamand-Grétry (Gatte einer Nichte): L’Ermitage de J. J. Rousseau et de Grétry, Poëme avec figures et notes historiques (…) Montmorency/Paris 1820 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3Dt30LTrp5FDgC%26pg%3DPP2%26lpg%3DPP2%26dq%3DL%E2%80%99Ermitage%2Bde%2BJ.-J.%2BRousseau%2Bet%2Bde%2BGr%C3%A9try%26source%3Dbl%26ots%3DppjNBMzKGV%26sig%3DEiJosfd4yBeM9xAoMiTwO9kwWIA%26hl%3Dde%26sa%3DX%26ved%3D0ahUKEwirle_voMzWAhUhQZoKHY1zDbEQ6AEIMjAB%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  31. Jean-Nicolas Bouilly: Mes récapitulations. 3 Epochen, Paris (1836) (1: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DGbcUAAAAQAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26hl%3Dde%26source%3Dgbs_ge_summary_r%26cad%3D0%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, 2: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DArcUAAAAQAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26hl%3Dde%26source%3Dgbs_ge_summary_r%26cad%3D0%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, 3: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DMsAIAAAAQAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26hl%3Dde%26source%3Dgbs_ge_summary_r%26cad%3D0%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  32. M. Elizabeth C. Bartlet: Grétry and the Revolution, in: Philippe Vendrix (Hrsg.): Grétry et l’Europe de l’opéra-comique, Liège 1992, S. 47–110, hier: S. 48.
  33. Vgl. Jean-Nicolas Bouilly: Mes récapitulations. 1. Epoche, Louis Janet, Paris (1836) (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DGbcUAAAAQAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26hl%3Dde%26source%3Dgbs_ge_summary_r%26cad%3D0%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), S. 383–385.
  34. Im Gegensatz dazu hat Schillers Schauspiel, das nach dem Ende der Helvetischen Republik entstand (und später Rossini als Vorlage für seine Oper Guillaume Tell diente) eine reaktionäre Tendenz.
  35. M. Elizabeth C. Bartlet: Grétry and the Revolution, in: Philippe Vendrix (Hrsg.): Grétry et l’Europe de l’opéra-comique, Liège 1992, S. 47–110, hier: S. 50.
  36. M. Elizabeth C. Bartlet: Grétry and the Revolution, in: Philippe Vendrix (Hrsg.): Grétry et l’Europe de l’opéra-comique, Liège 1992, S. 47–110, hier: S. 52.
  37. Antoine-François Ève.
  38. M. Elizabeth C. Bartlet: Grétry and the Revolution, in: Philippe Vendrix (Hrsg.): Grétry et l’Europe de l’opéra-comique, Liège 1992, S. 47–110, hier: S. 49, vgl. S. 68–81.
  39. M. Elizabeth C. Bartlet: Grétry and the Revolution, in: Philippe Vendrix (Hrsg.): Grétry et l’Europe de l’opéra-comique, Liège 1992, S. 47–110, hier: S. 48.
  40. Manuel Couvreur: Le diable et le bon dieu ou L’incroyable rencontre de Sylvain Maréchal et de Grétry. In: Roland Mortier, Hervé Hasquin (Hrsg.): Fêtes et musiques révolutionnaires : Grétry et Gossec, Bruxelles 1990 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fdigistore.bib.ulb.ac.be%2F2009%2Fa047_1990_017_f.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), S. 99–125, hier: S. 108 f.
  41. Manuel Couvreur: Le diable et le bon dieu ou L’incroyable rencontre de Sylvain Maréchal et de Grétry. In: Roland Mortier, Hervé Hasquin (Hrsg.): Fêtes et musiques révolutionnaires : Grétry et Gossec, Bruxelles 1990 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fdigistore.bib.ulb.ac.be%2F2009%2Fa047_1990_017_f.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), S. 99–125, hier: S. 106.
  42. Vgl. Mémoires, ou Essais sur la musique; par le C(itoy)en Grétry (…) 1. Band, Paris Jahr 5 (1797), S. 270–272 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Fmmoiresouessa01gr%23page%2Fn285%2Fmode%2F2up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  43. Blieb unvollständig, laut David Charlton: Grétry and the growth of opéra-comique, Cambridge 1986, S. XII, nicht unkritisch benützbar.
  44. Bis auf das gedruckte Libretto verloren.
  45. Teilweise verloren.
  46. Mémoires, ou Essais sur la musique; par le C(itoy)en Grétry (…) Paris Jahr 5 (1797), 3. Band, S. 472 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Farchive.org%2Fstream%2Fmmoiresouessa03gr%23page%2Fn483%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  47. Auch Fassungen in 1 Akt (1776) und in 3 Akten (1786).
  48. 1772 umgestaltet.
  49. Auch Comédie-féerie.
  50. Auch Fassung in 3 Akten (1774).
  51. 1775 und 1777 umgestaltet.
  52. 1775 (1 Akt), 1776 und 1778/79 (je 2 Akte) umgestaltet.
  53. 1782 umgestaltet.
  54. Verloren.
  55. Morganatische Gattin des Herzogs von Orléans (Louis-Philippe I.).
  56. Auch Le génie de l’Opéra bzw. Les trois âges de la musique.
  57. Mit Ausschnitten aus Werken von Lully, Rameau, Francœur und Rebel, Gluck und Grétry.
  58. 1780 umgestaltet.
  59. Auch Fassung in 3 Akten (1782).
  60. 1781 umgestaltet.
  61. 1785 erweitert.
  62. 1782 umgestaltet.
  63. Zur Einweihung der Salle Favart. Auch Thalie au nouveau théâtre.
  64. Minister des königlichen Haushalts.
  65. 2. Fassung: Théodore et Paulin, Comédie lyrique, 3 Akte (1784).
  66. 1785 umgestaltet in 4, dann 3 Akten.
  67. 1788 umgestaltet.
  68. 3. Akt: Suite du comte Albert (1787); Neufassung: Albert et Antoine ou Le service récompensé (1794).
  69. 2. Fassung: Clarice et Belton ou Le prisonnier anglais (1793).
  70. Später auf 3 Akte reduziert.
  71. Parodie auf Les mariages samnites (1776).
  72. Ursprünglich La fête de la Raison (1793).
  73. Parodie auf Les mariages samites (1776), ein Stück aus Les deux couvents (1792).
  74. Parodie auf La rosière républicaine (1794) und andere Werke.
  75. 2. Fassung: Elisca ou L’habitante de Madagascar (1812).
  76. Auf das Ende des Zweiten Koalitionskriegs.
  77. Auch Zelmar ou Les Abencerages.
  78. Ursprünglich: Le ménage.
  79. Werke mit über 30 000 Treffern bei einer Google-Suche.
  80. Arrangement von Dalayracs Veillons au salut de l’Empire (1791).
  81. Laut … als Quelle für die Biografie Grétrys nicht immer vollständig und genau.
  82. Entspricht laut David Charlton: Grétry and the growth of opéra-comique, Cambridge 1986, S. XII, nicht immer den (unvollständigen) acht Bänden von Grétrys Manuskript.
  83. Thematisch geordnete Auszüge aus den Mémoires.
  84. Die meistgespielte Oper allerdings war Monsignys Le déserteur vor Grétrys Lucile.
  85. Am meisten gespielt wurden Grétrys L’épreuve villageoise und Dezèdes Blaise et Babet.
  86. David Charlton: Grétry and the growth of opéra-comique. Cambridge 1986, S. 3, 65 f., 214–216.
  87. Eine Urne im Sockel enthielt das Herz des in Paris begrabenden Komponisten.
  88. Abend-Zeitung (Dresden), 17. Mai 1817, S. 2 verso, zitiert nach: Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fweber-gesamtausgabe.de%2FA030499~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  89. Gustav Schilling (Hrsg.): Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften (…) 3. Band, Stuttgart 1836 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D5j5DAAAAcAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26hl%3Dde%26source%3Dgbs_ge_summary_r%26cad%3D0%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), S. 306 f.
  90. Henry Edward Krehbiel: More chapters of opera. H. Holt, New York 1919, S. 163 (Textarchiv – Internet Archive)
  91. Minor Planet Circ. 12210
  92. Vgl. Katalog: Grétry (1741–1813). De l’Opéra-Comique à l’Ermitage de Jean-Jacques Rousseau. Montmorency 2013.
  93. Unsystematisch, unkritisch, aber materialreich.
  94. Von der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique ausgezeichnet, Standardwerk.
  95. Behandelt den Zeitraum bis 1769. Vgl. Manuskripte der Autorin in der Bibliothèque de Genève.
  96. Behandelt im Gegensatz zu Charlton auch die klassischen Opern Grétrys.
  97. Behandelt 23 Opéra-comiques Grétrys aus dem Zeitraum 1768–1791 und den Siegeszug dieser Gattung, vermittelt aber auch den neuesten Wissensstand über die Biografie des Komponisten, Standardwerk.
  98. Ergänzt Charlton.


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Gefecht bei Schindellegi

Nach einem Kritiker Paul Stygers

Ein anonymer Kritiker Paul Stygers[1] lässt diesen streitbaren Kapuzinerpater am Gefecht bei Wollerau teilnehmen. Dahinter ist aber wohl ein Fragezeichen zu setzen, da Styger noch am Vortag dabei gewesen war, als die Schwyzer einige Stunden lang Luzern besetzt gehalten hatten. Der Autor schreibt: „Den 30ten (…) griffen die Franken die bey Wollrau vereinigten Schweizer und Glarner mit einem heftigen Feuer aus dem kleinen Gewehr an, sie wurden aber im Beyseyn des Pater Pauls mit beträchtlichem Verlurst bis an den Grenzbach bey Rychtenschwyl zurückgeschlagen; allein die Schweizer (lies: Glarner) wurden durch unvermuthetete Kartetschenschüsse gezwungen, sich auf ihre vorigen Positionen bey Wollrau zu begeben.“ Den Rückzug der Glarner aus Wollerau verschiebt der Autor um einen Tag auf den 1. Mai und fährt fort: „die sich allein überlaßnen Schweizer zogen sich samt dem Pater Paul auf die Schindellegi zurück; indessen giengen die Franken durch die sogenannten Höf gegen dem Ezel zu (…)“[2]

Nach Zschokke

Wie der mit Reding befreundete, aber im Dienst der Helvetischen Republik stehende approbierte lutherische Prediger[3] Heinrich Zschokke[4] in seiner Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone schreibt, war Wollerau der Ort, wo man den Angriff der Franzosen am wenigsten erwartet hatte.[5] Zschokke überliefert die Anekdote, wonach der verblutende Hauptmann Hauser von Näfels von einem französischen Offizier (Fressinet) für einen Landsmann gehalten, aufgehoben und mit den Worten „Muth, Kamerad, Muth!“ getröstet worden sei, worauf Hauser geantwortet habe: „es fehlt mir nicht an Muth, nur an Kräften.“ Auf Anordnung des Franzosen sei er dann in Wädenswil gesund gepflegt worden.[6]

Scharf klagt der Autor sodann den Benediktinerpater an, der die Verteidiger des Etzels kommandiert hatte: „(…) als der infame Pfarrer von Einsiedlen Marian Herzog die Franken vom weiten anrücken sah, verließ er mit seinem vielen Volk und Kanonen diesen unüberwindlichen Paß auf die schändlichste Weise, obschon er den Schweizern mit einem theuern Eyd versprochen hatte, denselben bis auf den letzten Mann zu vertheidigen.“ Dem Autor zufolge wehrten die Schwyzer bei Schindellegi einen Angriff der Franzosen ab, doch sei ihnen dann hinterbracht worden, „daß der meineydige Pfarrer von Einsiedlen den Franken, ohne einige Gegenwehr den Ezel eingeräumt habe, und daß selbige Einsiedlen wirklich besetzt hätten“. Der Autor fuhr fort: „Aus Furcht, sie möchten von ihren Waffenbrüdern, welche beym Rothenthurn lagen, gänzlich abgeschnitten werden, mußten sie ihre vortheilhafte Position an der Schindellegi verlassen, und sich samt ihren Kanonen über die Altmatt gegen den Rothenthurm zurückziehen.“[7]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Vgl. Christian Schweizer: Styger, Paul. In: Historisches Lexikon der Schweiz..
  2. Leben und Thaten des in der Revolutions-Geschichte Helvetiens so berühmten Kapuziners Pater Paul Stiger (…) Ohne Erscheinungsort 1799, S. 10 f.; übernommen von (Heinrich Zschokke:) Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote, 1. Band, (Luzern) 1798, Nr. 14 (2. Vierteljahr 1799), S. 110.
  3. Werner Ort: Heinrich Zschokke (1771–1848). Eine Biografie. Baden 2013, S. 118/120.
  4. 1799 Regierungskommissär in Unterwalden, 1799/1800 im Kanton Waldstätten, 1800 im Tessin, 1800/01 Regierungsstatthalter des Kantons Basel.
  5. Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone (…) Bern/Zürich 1801, S. 308 f.
  6. Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone (…) Bern/Zürich 1801, S. 310 f.
  7. Leben und Thaten des in der Revolutions-Geschichte Helvetiens so berühmten Kapuziners Pater Paul Stiger (…) Ohne Erscheinungsort 1799, S. 10–12; übernommen von (Heinrich Zschokke:) Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote, 1. Band, (Luzern) 1798, Nr. 14 (2. Vierteljahr 1799), S. 110.


Die revolutionären Anfänge der Kantonsschule Aarau

Sitz der Kantonsschule war von 1802 bis 1896 das heutige Amthaus.

Die älteste nichtkirchliche Mittelschule der Schweiz wurde von Privaten als Kaderschmiede der Helvetischen Revolution gestiftet. Den Lehrplan bestimmten Postulate der Aufklärung, der Unterricht war antiautoritär. Die meisten Lehrer, worunter die Pestalozzianer Georg Franz Hofmann und Andreas Moser sowie der bedeutende Mathematiker Johann Christian Martin Bartels, stammten aus Deutschland, die meisten Schüler von ausserhalb des neu gegründeten Kantons Aargau, namentlich aus dem Kanton Léman. Schon im Jahr ihrer Gründung wurde die Schule Opfer einer Hexenjagd gegen angebliche Illuminaten. Nach der Auflösung der Helvetischen Republik durch Napoleon wurde sie durch den deutschen Nationalisten Ernst August Evers in ein Gymnasium verwandelt, wobei die verbliebenen Lehrer vertrieben wurden und die Zahl der Schüler auf ein Drittel zurückging. Die Geschichte ihrer Gründung wurde umgeschrieben, die revolutionären Anfänge totgeschwiegen, der Philanthrop Johann Rudolf Meyer Vater als Gründer, Evers als Retter der Schule dargestellt.

Aaraus Stadtschulen emanzipieren sich

Realien statt toter Sprachen (1787–1798)

Aaraus Knaben besuchten Ende des 18. Jahrhunderts gewöhnlich neun Jahre die Stadtschulen. Deren Oberstufe stand (abgesehen vom Religionsunterricht) noch immer unter dem Einfluss des Deutschen Humanismus. Da die Unternehmer der Stadt ihre Söhne aber nicht mehr wie künftige Geistliche ausbilden lassen wollten, teilte die Schulordnung von 1787 die Oberstufe auf: In der lateinischen Schule, die auf den Besuch der Hohen Schule in Bern vorbereitete, gab es ausser den alten Sprachen einzig die Fächer Geografie und Geschichte. Ein Jahr später hatte diese Schule nur noch zwei Schüler, was auch am Lehrer lag. An der neu eröffneten Realschule dagegen wurden Vernunftlehre, Naturlehre, Politik (Geschichte, Geografie), Statistik (Staatskunde) und Mathematik unterrichtet, wenn auch an erster Stelle immer noch die Religion stand. Die deutsche Sprache kam endlich zu ihrem Recht, doch wurde das Aufsatzschreiben an den Schreib- und Zeichenmeister delegiert. Französischunterricht erteilte – falls überhaupt – der Unterstufenlehrer. Von Opposition gegen die Herrschaft Berns, dessen Werkzeug die reformierte Staatskirche war, zeugt der Beschluss des Schulrats, Direktor (und einziger Lehrer) der Realschule dürfe nie ein einheimischer Geistlicher werden. Diese Stelle erhielten dann in Zürich ausgebildete Theologen: zuerst Konrad Fischer (…–…) und nach dessen Wahl zum Pfarrer von Tegerfelden (1796) Ludwig Rahn (1770–1836).[1]

1793 erreichten die berntreuen Pfarrer Johann Jakob Pfleger (1746–1819) und Franz Ludwig Stephani (1749–1813), dass schon vom dritten Schuljahr an und möglicherweise auch wieder an der Realschule Latein unterrichtet wurde. Im Gegenzug veränderten zwei spätere Revolutionäre, Fabrikant Johann Georg Hunziker (…–…) und Pfarrer Johann Georg Fisch (1758–1799), beim Weggang von Direktor Fischer den Lehrplan der Realschule: An die Stelle der Fächer Vernunftlehre, Statistik, Moral und Briefschreiben traten Technologie, Gesundheitslehre und Aufsatzschreiben. Naturlehre und Arithmetik wurden auf die Praxis in Landwirtschaft, Handel und Gewerbe ausgerichtet.[2]

1798 wirkten an der Oberstufe der Stadtschulen je ein Lehrer der unteren Lateinschule, der oberen Lateinschule und der Realschule, ein Schreib- und Zeichenmeister sowie ein Singmeister.[3] Daneben existierte eine Privatschule für Knaben, die vom Zürcher Johann Heinrich Rahn (1726–1801) unter Beteiligung seines Bruder Johann Jakob (1728–1802) gegründet worden war.[4] Johann Heinrich war mit einer Freundin von Pestalozzis Frau verheiratet. Das Rahnsche Institut bereitete etwa 24 Zöglinge vorwiegend auf den Kaufmannsberuf vor.[5] Es war durch eine betont familiäre und freie Atmosphäre gekennzeichnet.[6] Leiter war seit 1793 der erwähnte Ludwig Rahn (ein Sohn Johann Heinrichs), mit dem Pestalozzi ebenfalls herzliche Kontakte pflegte.[7]

Fachlehrer statt Theologen (1798–1801)

Im Februar 1798 wollten die Schulknaben, die seit 1789 ein bewaffnetes und uniformiertes Kadettenkorps bildeten, die Aarauer Revolution verteidigen helfen, was ihnen aber nicht gestattet wurde.[8] Zu Beginn der Revolution wurde die obere Lateinschule wegen zu geringen Besuchs aufgehoben.[9]

Als zuständiger Minister der Helvetischen Republik versuchte Philipp Albert Stapfer das Schulwesen zu verbessern. Unter anderem setzte er in jedem Kanton einen Erziehungsrat und in jedem Distrikt einen Schulinspektor ein. Der aargauische Erziehungsrat stand unter der Leitung von Stapfers Freund und Mitarbeiter Fisch und nahm seine Arbeit im November 1798 auf. Im Januar 1799 wandte er sich Aaraus Stadtschulen zu, die Vorbildcharakter erhalten sollten.[10] Bei Fischs Tod im März lag bereits der Entwurf für die Reorganisation der Knabenschulen vor. Auf der Oberstufe, die vier Jahre dauerte[11], unterrichteten neu drei Fachlehrer. Der Religionsunterricht wurde durch eine Stunde Moral ersetzt. Es gab aber – wohl aus Kostengründen – auch einen Rückschritt: Latein war wieder obligatorisch (bis 1804) und beanspruchte am meisten Wochenstunden. Dazu trat neu das Französische. Das Deutsche fristete immer noch ein Schattendasein. Den übrigen Lehrstoff bildeten Geschichte, Konstitution (Verfassungskunde), Geografie, Archäologie (Altertumskunde), Rechnen, Geometrie, Algebra, Trigonometrie, angewandte Mathematik, Naturbeschreibung, Physik, Naturgeschichte, Technologie und Buchhaltung. Daneben war der Unterricht des Schreib- und Zeichenmeisters sowie des Singmeisters zu besuchen.

Der Erziehungsrat ernannte die meisten Mitglieder der neu geschaffenen Stadtschulkommission selber.[12] Der Reform der Stadtschulen erwuchs kein Widerstand, zumal sie keine zusätzlichen Stellen erforderte. Im April 1799 wurde die Stadtschulkommission mit der Ausführung beauftragt. Es ging aber noch bis zum Frühjahr 1800, bis das Lehrpersonal der Oberstufe komplett war: Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) aus Braunschweig unterrichtete Mathematik, Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) aus dem hannoverschen Hoya Geschichte und Geografie und Andreas Wanger[13] (1774–1836) aus Aarau Sprachen. Bartels und Gautzsch sassen auch in der Stadtschulkommission. Gautzsch fungiert dort und später in der Kantonsschulkommission als Aktuar.[14] Der Theologe Wanger hingegen wurde nicht an die Kantonsschule übernommen.

Kaderschmiede der Helvetischen Revolution

Stiftung (1801)

Eröffnung (1802)

Illuminatenverfolgung (1802)

Schüler aus dem ganzen Land (1803)

Umwandlung in ein Gymnasium

Berufung des deutschen Nationalisten Evers (1804)

Vertreibung der Lehrer

Zwei Drittel weniger Schüler

Sexskandal im Hause Evers (1817)

Umschreibung der Gründungsgeschichte

Totgeschwiegene Revolutionäre

„Vater Meyer“ als angeblicher Gründer

Evers als angeblicher Retter

Literatur

  • Johann Georg Fisch: Denkschrift über die letzten Begebenheiten in der Bernerischen Munizipalstadt Arau im Argau. Basel 1798.
  • Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) (Sankt Gallen 1800).
  • Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802.
  • Andreas Moser: Lieder zur Aufmunterung zur Tugend, zur Beförderung menschlicher Geselligkeit, zur Erhöhung der Freuden und zur Belebung des beglückenden Frohsinns (…) Erstes Heft (mehr nicht erschienen), Aarau 1802.
  • Johann Jakob Pfleger: Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung über Mosers gesunden Menschenverstand (…) Arau 1802.
  • Andreas Moser: Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. (…) Helvetien (Bern) 1802.
  • Georg Franz Hofmann: Ueber Entwicklung und Bildung der menschlichen Erkenntnisskräfte, zur Verbindung des Pestallozzischen (sic) Elementarunterrichts mit dem wissenschaftlichen Unterrichte in Realschulen. Basel/Arau 1805.
  • (Ernst August Evers:) Fragment der Aristotelischen Erziehungskunst, als Einleitung zu einer Prüfenden Vergleichung der antiken und modernen Pädagogik, nebst einem Beytrag zur Geschichte der Kantonsschule in Aarau. Basel/Aarau 1806.
  • Ernst August Evers: Vater Johann Rudolf Meyer, Bürger von Aarau, eine Denkschrift. Aarau 1815.
  • Franz Xaver Bronner: Der Canton Aargau, historisch, geographisch, statistisch geschildert (…) 2 Bände, Sankt Gallen/Bern 1844.
  • Martha Reimann: Die Geschichte der Aarauer Stadtschulen von ihren Anfängen bis zum Ende der bernischen Herrschaft (1270–1798). Aarau 1914.
  • Ernst Jörin: Der Aargau 1798–1803, vom bernischen Untertanenland zum souveränen Großkanton (Argovia 42). Aarau 1929.
  • Peter Genner: Von Aarau nach Bayern, Auswanderung und Niedergang der Unternehmerfamilie Meyer. In: Aarauer Neujahrsblätter, 2. Folge, 85/2011, S. 36–69, 86/2012, S. 97–143.
  • Peter Genner: Nach dem Ende der Klosterherrschaft – Schweizer Revolutionäre im Pfaffenwinkel. In: Der Welf (Schongau). 13/2013, S. 69–192.
Joseph Reinhawiederum durch einen Deutschenrt: Johann Rudolf Meyer Sohn, ca. 1790
Johann Samuel von Gruner, Federskizze von Klara Reinhart, um 1800.
Johann Ulrich Schellenberg (1773–1838): Andreas Moser, 1800.
Johann Christian Martin Bartels.
Aarau auf dem Aareplan von Samuel Kyburz, 1809. 1: Meyerhaus. 2: Kantonsschule. 3: Telliring (von Andreas Moser konzipierter ältester Turnplatz der Schweiz).
Joseph Reinhart: Pfarrer Johann Jakob Pfleger, 1788.
Joseph Maria Christen:
Franz Xaver Bronner.
Joseph Maria Christen:
Ernst August Evers.

Johann Rudolf Meyer (Fabrikant, 1768)

Der Seidenbandfabrikant und Naturforscher Johann Rudolf Meyer Sohn (1768–1825) betrieb die Gründung der ältesten Kantonsschule der Schweiz.

1801 stellte Meyer den bayerischen Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806) als Hauslehrer und Bibliothekar ein. Wohl unter dessen Einfluss forderte er in einem Aufsatz, „daß bey jeder öffentlichen Erziehung, die sey körperlich oder geistig, keine Einmischung von Glaubensmeinungen irgend einer Art statt habe“.[15] Zusammen mit Gruner gab er den Anstoss zur Gründung der 1802 eröffneten ältesten Kantonsschule der Schweiz. Auch Moser beteiligte sich daran. Ausserdem führte er an Aaraus Stadtschulen die Pestalozzische Unterrichtsmethode ein. Wegen Mosers anderweitiger Beanspruchung schickte Meyer seine Söhne in Pestalozzis Institut in Burgdorf. Sein Vater und Jérôme halfen bei der Finanzierung der Kantonsschule. Er selber unterrichtete dort unentgeltlich Chemie und Physik. Leiter der Schule wurde der erste Redaktionssekretär der helvetischen Regierung, Georg Franz Hofmann. Mathematiklehrer Johann Christian Martin Bartels war wie Meyer ein Lichtenberg-Schüler. Moser schuf mit dem Telliring den ältesten Turnplatz der Schweiz. In seinem 1800 erschienenen Werk Gesunder Menschenverstand[16] hatte er neben der Demokratie auch offen den Deismus propagiert. Deshalb machte ihn Aaraus erster Pfarrer Johann Jakob Pfleger wenige Monate nach Eröffnung der Kantonsschule zur Zielscheibe einer Hetzkampagne.[17] Damit gab der altgesinnte Geistliche das Signal zum Ausbruch der Konterrevolution gegen die Helvetische Republik (Stecklikrieg), die Berns Aristokratie von langer Hand vorbereitet hatte. Mit dem Tod bedroht, musste Moser nach München fliehen. In der Folge wurden alle übrigen Kantonsschullehrer der revolutionären Periode entlassen und die meisten von ihnen aus Aarau vertrieben.

Die Verfolgung von Anhängern der Helvetischen Republik liess die Familie Meyer ihre Fabrik und ihr Vermögen nach Bayern transferieren, wo Kurfürst Max Joseph und sein Minister Montgelas radikale Reformen durchführten.

Johann Samuel von Gruner

Zusammen mit seinem Freund Meyer betrieb Johann Samuel von Gruner (1766–1824) die Gründung der Kantonsschule. Laut der Schrift Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau war er es, „der den ersten Gedanken und Plan zur Errichtung der Kantonsschule entworfen und in Aufnahme gebracht hat“.[18]

Johann Rudolf Meyer (Fabrikant, 1739)

Dass Meyers gleichnamiger Vater (1739–1813) der Gründer der Kantonsschule gewesen sei, ist eine der Legenden, die dessen Leben umweben.

Die Gründung der ältesten Kantonsschule der Schweiz (1801/02) wurde von Meyers Sohn Johann Rudolf und von dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner betrieben. Beteiligt daran war auch der Hauslehrer von Meyers Enkeln, der bayerische Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806). Meyer zeichnete den höchsten Beitrag an die Betriebskosten und hielt die Eröffnungsrede[19].

1802 veranstaltete Aaraus oberster Pfarrer Johann Jakob Pfleger eine Hetzkampagne gegen Moser, der sich in einem 1800 veröffentlichten Werk[20] offen zum Deismus bekannt hatte. Der Moserhandel und die nachfolgende Konterrevolution gegen die Helvetische Republik (Stecklikrieg) veranlassten Meyer, Fabrik und Vermögen nach Bayern zu transferieren.

Hieronymus Meyer

Auch Meyers Bruder Hieronymus (1769–1844) half 1801/02 bei der Finanzierung der ältesten Kantonsschule der Schweiz. Deren Gründung wurde von seinem Bruder Johann Rudolf und von dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824) betrieben. Beteiligt daran war auch der Hauslehrer von Johann Rudolfs Kindern, der bayerische Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806). Eine Hetzkampagne gegen Moser, der in einem 1800 veröffentlichten Werk[21] den Deismus propagiert hatte, und die anschliessende Konterrevolution gegen die Helvetische Republik veranlasste die Familie Meyer 1802, nach Bayern auszuwandern.

Andreas Moser (Schriftsteller)

An der Gründung der Kantonsschule war der bayerische Schriftsteller Andreas Moser (1766–1806) beteiligt. Er schuf für die Schüler den ältesten Turnplatz der Schweiz. Am Vorabend der Konterrevolution von 1802 (Stecklikrieg) wurde er als angeblicher Illuminat zur Zielscheibe einer Hetzkampagne.

Mit der Aussicht, Nachfolger Pestalozzis als Waisenvater in Stans zu werden, liess er sich von Januar bis Mai 1801 von dem Pädagogen in dessen Lehrerseminar in Burgdorf ausbilden. Als die erwähnte Stelle nicht wiederbesetzt wurde, wurde Moser im Juni Hauslehrer und Bibliothekar bei Johann Rudolf Meyer Sohn. In dessen Villa (Meyerhaus) hatte Pestalozzi während seiner Tätigkeit als Propagandist der Helvetischen Revolution 1798 Gastrecht genossen. Meyer hatte drei Kinder.[22] Weil er die Herausgabe einer Enzyklopädie der Chemie[23] vorbereitete, kaufte er ab 1790 gegen 40 000 naturwissenschaftliche Bücher zusammen[24]. Mosers Dienste wurden aber bald auch anderweitig in Anspruch genommen: Er war an der Gründung der Kantonsschule beteiligt, die sein Arbeitgeber und dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824) betrieben. Gleichzeitig führte er zusammen mit dem Unterstufenlehrer Christian Würsten an Aaraus Stadtschulen die Unterrichtsmethode Pestalozzis ein. Um Moser zu entlasten, schickte Meyer seine Söhne in Pestalozzis Erziehungsinstitut in Burgdorf.

Die Anfang 1802 eröffnete Kantonsschule sollte besonders auf „die Berufsarten des Landwirths und Kaufmanns, des Gelehrten und Staatsmannes“ vorbereiten.[25] Als Lehrer der Landwirtschaft war Moser eine zentrale Rolle zugedacht. Daneben unterrichtete er „Zeichnungskunst in Mechanik, Architektur und Maschinenwesen“, Vokalmusik und Gymnastik.[26] Für den Gesangsunterricht veröffentlichte er ein Liederheft mit dem Motto: „Wer arbeitet und sich seines Lebens freut, der ehret Gott.“[27] Neben Freimaurerliedern enthält es auch eine Übersetzung des Revolutionslieds Ah ! ça ira, das zum Aufhängen der Aristokraten aufruft. Mit dem Telliring schuf Moser den ältesten Turnplatz der Schweiz – Jahre vor den entsprechenden Anlagen von Turnvater Jahn in Berlin (1811) und von Phokion Heinrich Clias in Bern (1817). Der Präsident der Kantonsschulkommission (Lehrerkonferenz), Georg Franz Hofmann, zählte zu seinen Freunden.

Im Oktober 1801 hatten sich in der Helvetischen Republik die Föderalisten (Anhänger des Ancien Régime) an die Macht geputscht. Nach dem Gegenputsch der Unitarier im April 1802 wurde den Stimmberechtigten am 2. Juni eine neue Verfassung vorgelegt. Dabei bekannten sich die Kantone Aargau und Baden zum Einheitsstaat.[28] Am selben Tag hob der Kleine Rat der Helvetischen Republik die von den Föderalisten eingeführte Zensur auf. Dies ermöglichte es Aaraus erstem Pfarrer Johann Jakob Pfleger (1746–1819)[29], eine Woche später ein Pamphlet zu veröffentlichen, das wie eine Bombe einschlug. Darin bezeichnete er Moser als Haupt einer Verschwörung von Illuminaten[30], die ein neues Heidentum einführen wollten, ja als Antichrist.[31] Dies, obwohl der Angegriffene an seiner neuen Wirkungsstätte nicht für seine religiösen Überzeugungen geworben hatte.

Im anschließenden Moserhandel[32] wichen Aaraus Patrioten der Gretchenfrage aus, wie sie es mit dem Christentum hielten. Moser selbst schwankte in seiner Antwort an Pfleger[33] zwischen Verteidigung und Gegenangriff. Nur vom liberalen Politiker und Publizisten Paul Usteri (1768–1831) erhielt er Unterstützung. Glaubenseiferer verwüsteten den Gemüsegarten von Mosers Freund Würsten und fällten am Telliring Bäume. Die Gegenpartei suchte Pfarrer Pflegers Garten heim.[34] Schließlich ließ man Moser fallen, um den Weiterbestand der Kantonsschule zu sichern. An Leib und Leben bedroht[35], floh Moser nach München[36].

Georg Franz Hofmann

Die Schulkommission der neu eröffneten Kantonsschule wurde von dem aus der Pfalz stammenden Pädagogen Georg Franz Hofmann (1765–nach 1838) präsidiert, der eine der wichtigsten Kanzleistellen in der Helvetischen Republik bekleidet hatte.

Hofmann schreibt: „Jemehr meine Hoffnungen, eine Reformation der Menschen durch politische Revolutionen befördert zu sehen, durch meine täglich schlimmere Erfahrungen sank, desto höher stieg mein Glauben an die Verbesserung des Menschengeschlechts durch die pädagogische Umschaffung Pestallozzi’s (sic) (…)“[37] Nach dem Staatsstreich der Föderalisten (Gegner des helvetischen Einheitsstaates) im Oktober 1801 wurde er mit der Organisation der Kantonsschule in Aarau betraut.[38] Die Gründung dieses bis 1813 privaten Instituts ging von Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824)[39] und Seidenbandfabrikant Johann Rudolf Meyer (1768–1825) aus. Das im November veröffentlichte Programm der Schule trägt Hofmanns Unterschrift. Es heisst darin: „(…) sclavische Huldigung gegen fremde Autorität ist der wahre Tod der Vernunft.“ Die Zöglinge sollten „nützliche Glieder eines freyen Staates“ werden. Jedes Kind dürfe sich entwickeln, wie es seinen Anlagen und Neigungen entspreche.[40] Bei der Erziehung werde man „den Winken und Vorschriften der Natur, der weisesten und sichersten Gesetzgeberin folgen“ und nach dem „Stuffengange der Natur“ vorgehen.[41]

Bei der Eröffnung der Schule im Januar 1802 war Hofmann der Hauptredner.[42] Die führende Zeitung der Helvetik nannte ihn „die Seele des Instituts“.[43] Er übernahm die Fächer Philosophie und Rhetorik. Wie er selber schreibt, wurde sein Unterricht in „Menschen-, Sitten- und Pflichtenlehre (…) oft angefochten und verdächtiget“.[44] Er war mit seinem Lehrerkollegen Andreas Moser (1766–1806) befreundet,[45] einem Deisten und angeblichen Illuminaten, der zur Zielscheibe der im April 1802 entmachteten Föderalisten wurde. Im Vorfeld der Konterrevolution vom darauffolgenden September (Stecklikrieg) musste Moser aus Aarau fliehen. Im Oktober verlangte die Standeskommission des Kantons Bern erfolglos auch Hofmanns Ausweisung.[46]

Klassische versus Menschenbildung

Hofmann war bis 1804 gewählter Präsident der Schulkommission (Lehrerkonferenz). Er bestand darauf, dass sich seine Kollegen an gemeinsam gefasste Entscheidungen hielten. Es kam zu Zwistigkeiten mit Pfarrer Ludwig Rahn (1770–1836), der vor der Gründung der Kantonsschule ein eigenes Erziehungsinstitut in Aarau und die städtische Realschule geleitet hatte.[47] Das System der kollektiven Führung missfiel dem nach dem Ende der Helvetik (1803) eingestellten Altphilologen Luzius Hold (1778–1852). Vom Studium in Halle her an preussisch-autoritäre Verhältnisse gewöhnt, betrieb er die Einsetzung eines Rektors. Als man dieses mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattete Amt nicht ihm anvertrauen wollte, erreichte er die Berufung seines erst 25-jährigen Studienfreunds und Fachkollegen Ernst August Evers (1779–1823). Wie der Mathematiker Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) und der Theologe Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) sah auch Hofmann in Evers die „Beschränktheit der niederdeutschen Magister“ verkörpert, „die meistens außer ihren griechischen und lateinischen Schulbüchern kaum andere Kenntnisse besäßen“.[48] Vergeblich schlug er vor, den jungen Mann nur zum Rektor der kleinen Abteilung für künftige Akademiker (Humanistische Schule) zu machen, ihn selber aber zu jenem der größeren für Kaufleute (Realschule).[49]

Mit Hold und Evers trat an der Kantonsschule der Neuhumanismus mit seinem klassischen Bildungskanon an die Stelle des auf Menschenbildung abzielenden Erziehungssystems von Pestalozzi. Alle bisherigen Lehrer verliessen die Schule, die Zahl der Schüler sank auf die Hälfte. Als 1805 ein neues Schulprogramm erschien,[50] über das Hofmann nicht informiert worden war, kündigte auch er. Dies, obwohl er erst im Vorjahr ein Haus an der Laurenzenvorstadt samt dem Bürgerrecht von Aarau erworben und ein Pensionat für Kantonsschüler eröffnet hatte. „Als öffentliche Rechtfertigung gegen öffentliche Kränkungen“ verfasste er die Schrift Über Entwicklung und Bildung der menschlichen Erkenntnisskräfte zur Verbindung des Pestallozzischen (sic) Elementarunterrichts mit dem wissenschaftlichen Unterrichte in Realschulen.[51] Darin schonte er seine beiden Kontrahenten nicht. Hold reichte darauf ohne Erfolg eine Verleumdungsklage ein.[52] Evers aber wurde im Prolog seines Fragments der Aristotelischen Erziehungskunst noch weit polemischer als Hofmann. So bezeichnete er es – an diesen gewandt – als überflüssig, „Ihre pädagogische Ignoranz, das armselige Blendwerk Ihrer hohltönenden Phrasen und die Puppeneitelkeit auf nichtige Vorzüge Ihrem Paar Ohren vernehmlicher darzustellen“.[53]

Johann Christian Martin Bartels

Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) aus Braunschweig war wie Johann Rudolf Meyer Sohn ein Schüler Lichtenbergs. 1800 wurde er Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an der Realschule sowie Mitglied der städtischen Schulkommission. Ab 1802 unterrichtete er an der neu eröffneten Kantonsschule Mathematik, Handelsfächer und Italienisch. Von Aarau aus besuchte er Pestalozzi]] in Burgdorf. 1802 heiratete er Anna Magdalena Saluz, deren Vater Rektor der Stadtschulen von Chur war. Seine spärliche Freizeit widmete er der höheren Mathematik. Als 1804 Evers Rektor der bisher im Geist Pestalozzis geführten Kantonsschule wurde, kündigte er seine Stelle.

Wilhelm Benjamin Gautzsch

Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) aus Hoya, Hannover, wurde 1800 Lehrer für Geschichte und Geografie an der oberen Knabenschule. Gleichzeitig gehörte er als Aktuar der Stadtschul- und später der Kantonsschulkommission an. 1801/02 führten Andreas Moser und Christian Würsten an den Stadtschulen die Unterrichtsmethode von Johann Heinrich Pestalozzi ein. Darüber berichtete Gautzsch der Munizipalität und der Gemeindekammer, wobei er die Methode „eines der vorzüglichsten Mittel zur Verbesserung des Elementarunterrichts“ nannte.[54]

Er unterrichtete auch an der 1802 eröffneten Kantonsschule, und zwar Geografie, Geschichte und Latein. Dazu brachte er den zahlreichen Waadtländern unter den Schülern die deutsche Sprache bei. Anlässlich der Eröffnung des Instituts sagte der Präsident der Kantonsschulkommission (Lehrerkonferenz), Georg Franz Hofmann, im Zusammenhang mit dem „geographischen, historischen und staatistischen Unterricht“ von Gautzsch, der Geist der Zeit, dem sich auch die Schweiz nicht entziehen könne, verlange über die Grenzen hinaus eine „Annäherung und Verähnlichung der Menschen“.[55] Mit seinen Lehrerkollegen setzte sich Gautzsch für den Deisten Moser ein, als dieser im Vorfeld der Konterrevolution von 1802 (Stecklikrieg) zur Zielscheibe einer Hetzkampagne wurde.

Der Dichter Franz Xaver Bronner, welcher 1803 als Aufseher in einem Pensionat für Kantonsschüler nach Aarau kam, beschreibt Gautzsch als „hochstämmigen, gutmütigen Mann, sehr fleissig in seinem Berufe“[56]. Als 1804 ein Landsmann von Gautzsch, der Neuhumanist Ernst August Evers, Rektor der Kantonsschule wurde, verliessen der Mathematiker Johann Christian Martin Bartels[57] sowie Gautzsch und Hofmann Aarau. Laut Bronner glaubten sie „die Beschränktheit der niederdeutschen Magister zu kennen, die meistens ausser ihren griechischen und lateinischen Schulbüchern kaum andere Kenntnisse besässen, und wollten einem solchen Schulherrn nicht untergeordnet sein“.[58]

Franz Xaver Bronner

Der Dichter Franz Xaver Bronner (1758–1850) aus Höchstädt an der Donau war 1804–1810 und 1817–1827 Lehrer an der Kantonsschule.

Ernst August Evers

Ernst August Evers (1779–1823) aus Isenhagen bei Celle kam 1804 nach Aarau, um die Kantonsschule zu reorganisieren, die nach dem Wunsch ihrer Gründer das geistige Zentrum des neuen Großkantons Aargau werden sollte. Evers gab der Schule eine feste Organisation und einen Lehrplan. Als Kritiker der aufklärerischen Pädagogik wandte er sich dabei gegen die Vorstellung, dass das Individuum der Brauchbarkeit und Nützlichkeit und den Zwängen von Staat und Beruf zu opfern sei. Er stellte vielmehr die umfassende Bildung des Menschen und besonders das Studium der philologischen Fächer in den Vordergrund. … heiratete er … Nüsperli und wurde dadurch zum Schwager Heinrich Zschokkes, der aber seine Begeisterung für den deutschen Nationalismus nicht teilte. 1811 wurde ihm das Ehrenbürgerrecht von Aarau verliehen. 1815 veröffentlichte er eine geschönte, entpolitisierte Biografie Vater Meyers. 1817 musste Evers die Stadt verlassen, nachdem es im Pensionat für Kantonsschüler, das er in seinem Haus betrieb, zu sexuellen Verfehlungen gekommen war.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Reimann, S. 179/Anm. 1, 185–188, 203–205, 215–217.
  2. Reimann, S. 205–213.
  3. Reimann, S. 182 f., 205/Anm. 1.
  4. Die beiden Seidenfärber und -drucker waren 1772 wegen Zahlungsunfähigkeit aus ihrer Vaterstadt verbannt worden. Vgl. Carl Keller-Escher: Die Familie Rahn von Zürich. 2 Teile, Zürich 1914/1951, ZB (Zürich) LHS 95 GG Ra 1 f.
  5. Bronner, 2. Band, S. 10.
  6. Tobler, S. 7 f.; Stiefel, S. 126.
  7. Reimann, S. 204 (?); Beat Hodler: Junge Schule – lange Geschichte, die Neue Kantonsschule Aarau, Baden 2014, S. …, AKB AG 2598.
  8. Fisch, S. 50, 57.
  9. Jörin (1929), S. 153, 156.
  10. Jörin (1929), S. 151 f.
  11. Jörin (1929), S. 153.
  12. Jörin (1929), S. 154 f.; Jörin (1963–1965), …/…, S. ….
  13. Vgl. Mathias Hefti-Gysi: Wanger, Andreas, in: BLA, S. 819 f.
  14. StAAa, Briefband Kirche und Schule, Schulkommission an Munizipalität, 3. April 1800; Protokoll der Munizipalität, 4. April 1800; StAAG, Protokoll des Erziehungsrats, 15. April und 20. Mai 1800; Bronner (Ms.), S. 9; Roedel, S. 142/Anm. 38.
  15. Ueber Grundsätze der gesellschaftlichen Verbindungen. In unbekannter Publikation, S. 47–58, Separatabdruck Arau 1801. Zitiert nach Rezension in: Der neue schweizerische Republikaner, Bern 11. August 1801, S. 416. In: Der Republikaner nach liberalen Grundsätzen, Bern 27. Dezember 1801, S. 143 f., wird „Meyer, Sohn“ als Autor angegeben.
  16. Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft. (Johann Jakob Hausknecht, St. Gallen 1800); 2. Auflage, (Huber & Co., St. Gallen) 1807 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DycFLAAAAcAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26dq%3DGesunder%2BMenschenverstand%2B%C3%BCber%2Bdie%2BKunst%26hl%3Dde%26sa%3DX%26ved%3D0ahUKEwiI94yJscDNAhXrKsAKHcKRC8gQ6AEIHjAA%23v%3Donepage%26q%3DGesunder%2520Menschenverstand%2520%C3%BCber%2520die%2520Kunst%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  17. Johann Jakob Pfleger: Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung über Mosers gesunden Menschenverstand, Arau (9. Juni) 1802. Vergleiche Johann Rudolf Meyer et al.: Dem Bürger Pfleger, Kammerer und erster (sic) Pfarrer in Aarau, (Aarau) 29. Juni 1802; Beyträge zur Beurtheilung der Fehde des Pfarrers und Kammerers Pfleger, mit Mosers gesundem Menschenverstande, (Aarau 1802); dito, Erste Fortsetzung, (Aarau 1802); Johann Rudolf Meyer: Ein freymüthiges Wort über die Zuschrift der 40 Bürger an Herrn Kammerer Pfleger, nebst Beurtheilung seiner Antwort auf dieselbe, (Aarau 1802); Johann Rudolf Meyer: Beleuchtung einiger Stellen in Herrn Kammerer Pflegers Schrift, die Erziehungsanstalten in Arau betreffend, Aarau 1802; Andreas Moser: Der Kampf eines Laien mit einem Priester (…) Helvetien (Bern) 1802 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DuzdOAAAAcAAJ%26pg%3DPA1%26dq%3DDer%2BKampf%2Beines%2BLaien%26hl%3Dde%26sa%3DX%26ved%3D0ahUKEwj53fmqscDNAhUJCsAKHdbgAxQQ6AEIHjAA%23v%3Donepage%26q%3DDer%2520Kampf%2520eines%2520Laien%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  18. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, (Aarau) 1802, S. 33.
  19. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802, S. 5–8.
  20. Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft. (Johann Jakob Hausknecht, St. Gallen 1800.)
  21. Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft (Johann Jacob Hausknecht, St. Gallen 1800); 2. Auflage, (Huber & Co., St. Gallen) 1807 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DycFLAAAAcAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26dq%3DGesunder%2BMenschenverstand%2B%C3%BCber%2Bdie%2BKunst%26hl%3Dde%26sa%3DX%26ved%3D0ahUKEwiI94yJscDNAhXrKsAKHcKRC8gQ6AEIHjAA%23v%3Donepage%26q%3DGesunder%2520Menschenverstand%2520%C3%BCber%2520die%2520Kunst%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  22. Johann Rudolf (1791–1833), Justine (1792–1806) und Johann Gottlieb (1793–1829).
  23. Systematische Darstellung aller Erfahrungen in der Naturlehre, entworfen von Johann Rudolph Meyer dem Jüngern, bearbeitet von mehreren Gelehrten. 4 Bände (mehr nicht erschienen), Aarau 1806–1808.
  24. Katalog über die von Johann Rudolph Meyer sel. hinterlassene naturwissenschaftliche Bibliothek. Aarau 1827 (überklebt: Schaffhausen 1831).
  25. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802, S. 19.
  26. Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. Helvetien (Bern) 1802, S. 14.
  27. Lieder zur Aufmunterung zur Tugend, zur Beförderung menschlicher Geselligkeit, zur Erhöhung der Freuden und zur Belebung des beglückenden Frohsinns. Erstes Heft (mehr nicht erschienen), Aarau 1802.
  28. Im Kanton Aargau lautete das Ergebnis 6356 Ja gegen 1793 Nein bei 6412 Nichtstimmenden, im Kanton Baden 6474 Ja gegen 1422 Nein bei 3562 Nichtstimmenden. (Johannes Strickler: Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik. 8. Band, Bern 1902, S. 260.)
  29. Bruder von Daniel Pfleger (1751–1829), der 1798 Aaraus Revolutionskomitee präsidiert hatte. Vergleiche Georges Gloor: Pfleger, Johann Jakob. In: Biographisches Lexikon des Aargaus 1803–1957, Aarau 1958, S. 596 f.
  30. In den 1780er Jahren hatte der Geheimbund einen Ableger in der Schweiz besessen, den Pestalozzi leitete (Peter Stadler: Pestalozzi, Geschichtliche Biographie. Band 1, Zürich 1988, S. 275–281).
  31. Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung, über Mosers gesunden Menschenverstand, von Joh. Jakob Pfleger, erster (sic) Pfarrer in Arau. Arau (9. Juni) 1802.
  32. Paul Erismann: Aarau im Stecklikrieg Anno 1802, in: Aarauer Neujahrsblätter 1952, S. 3–21, hier: S. 8; Nold Halder: Geschichte des Kantons Aargau. 1. Band, Aarau 1953, S. 51.
  33. Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. Helvetien (Bern) 1802.
  34. Stadtarchiv Aarau, Protokoll der Munizipalität, 6. Juli 1802, S. 337; 23. Juli 1802, S. 342; 10. August 1802, S. 347 f.
  35. Franz Xaver Bronner: Der Canton Aargau (…) 2. Band, St. Gallen/Bern 1844, S. 13. („Ein Metzger verfolgte ihn mit gezogenem Messer; mit Noth vermochte er sich in ein Bürgerhaus zu retten und durch die Hinterthür zu entfliehen.“)
  36. Münchner Tagblatt, 27. September 1802, S. 619 (23. September: „Moser, Prof. an der Kantonsschule in Arau“); Kurpfalzbaierischer Münchner Anzeiger, 29. September 1802 (22. September: „Hr. Moser, Professor aus der Schweitz“).
  37. Hofmann (1805), S. V f.
  38. Morf (1889), S. 712/Anm.; Morf (1897), S. 1.
  39. Gruner heiratete 1817 die verwitwete Schwester von Hofmanns Landsmann Philipp Franz von Walther.
  40. Kantons-Schule in Aarau, S. 1.
  41. Kantons-Schule in Aarau, S. 2 f.
  42. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, S. 14–29.
  43. Der Republikaner (Luzern), 16. Januar 1802, S. 17, vergleiche 4. Februar 1802, S. 45/Anm. 1.
  44. Hofmann (1805), S. XVII inklusive Anm.
  45. Christian Roedel: Pestalozzi und Graubünden. Winterthur 1960, S. 143.
  46. Standeskommission von Bern an Regierungsstatthalter David Rudolf Bay, 1. Oktober 1802. In Johannes Strickler (Bearbeiter): Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik, 9. Band, Bern 1903, S. 71; von Ernst Jörin: Der Aargau 1798–1803 (Argovia 42), Aarau 1929, S. 227/Anm. 66, falsch interpretiert.
  47. Franz Xaver Bronner (1758–1850), ab 1804 Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften: „(…) die oft erneuerten Gezänke auf den Hausgängen gaben Lehrern und Schülern Aergerniß.“ (Bronner, S. 13.) Vergleiche Evers (1806), S. V, XV, XVI inklusive Anm.
  48. Bronner, S. 14.
  49. Evers (1806), S. XIX.
  50. Evers (1805).
  51. Hofmann (1805), S. III.
  52. Kaiserlich und Königlich bairische privilegirte Allgemeine Zeitung (Ulm), 28. März 1806, S. 347.
  53. Evers (1806), S. XXIV. Vergleiche vom selben Autor: Über die Schulbildung zur Bestialität. Aarau 1807.
  54. Roedel, S. 143.
  55. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. 1802, S. 24.
  56. Roedel, S. 142.
  57. Bartels war wie Gautzsch 1800 nach Aarau gekommen.
  58. Franz Xaver Bronner: Der Kanton Aargau. 2. Band, St. Gallen/Bern 1844, S. 14.


Franz von Ittner

Franz von Ittner (* 11. Februar 1787 in Heitersheim[1]; † 29. August 1821[2] in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Chemiker.

Leben

Seine Eltern waren Joseph Albert von Ittner (1754–1825), Kanzler des Großpriors der deutschen Malteser, und Maria Theresia von Frank (* 1760), Tochter des Kanzlers der Fürsten von Hohenzollern. Ittner war das jüngste von vier Kindern. Den ersten Unterricht erhielt er von Hauslehrern, vom Vater und von französischen Emigranten.

Studium

Als Ittner sechzehn wurde (1803), nahm er das Hochschulstudium auf. Zuerst verbrachte er zwei Semester in Landshut, wo er bei Mediziner Andreas Röschlaub (1768–1835) wohnte und von Botaniker Franz von Paula Schrank (1747-1835) und Pharmazeut Georg Augustin Bertele (1767–1818) gefördert wurde. In Würzburg blieb er drei Semester und wohnte bei Chemiker Franz Lothar August Sorg (1773–1827). In Göttingen blieb er zwei Jahre und hörte Physiker Johann Tobias Mayer (1752–1830) und die Mediziner Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840), Karl Gustav Himly (1772–1837), Friedrich Benjamin Osiander (1759–1822) und Konrad Johann Martin Langenbeck (1776–1851). 1807 wurde er in Freiburg im Breisgau mit einer Dissertation über Blausäure zum Dr. med. promoviert.

Aufenthalt in Paris

Bei einem einjährigen Aufenthalt in Paris lernte Ittner … kennen. Nach seiner Rückkehr arbeitete er im Laboratorium des Pharmazeuten Maximilian Keller in Freiburg im Breisgau. Johann Rudolf Meyer aus Aarau beauftragte ihn damit, als Nachfolger des verstorbenen Ludwig von Schmidt, genannt Phiseldeck (* 1781) die Redaktion der Meyerschen Naturlehre[3] zu leiten, die dann aber aus finanziellen Gründen nicht fertiggestellt werden konnte.[4]

Professor in Freiburg im Breisgau

1808 erhielt Ittner die Approbation als Arzt. Die Universität Freiburg im Breisgau ernannte ihn 1813 zum außerordentlichen, 1818 zum ordentlichen Professor der Medizin und der Naturwissenschaften. Ein Jahr vor seinem Tod erhielt er als Nachfolger von Franz Ignaz Menzinger (1745–1830) den Lehrstuhl für Chemie und Mineralogie. Ittner war Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften in Sankt Petersburg, Bonn und Zürich. Er starb mit bloß 34 Jahren.

Werke

Literatur

  • J(ohann) M(atthias) Alexander Ecker: Biographische Skizze zum Andenken des ordentlichen öffentlichen Professors Dr. Franz von Ittner, vorgetragen am 6. März 1823 in der öffentlichen Sitzung der Gesellschaft für Beförderung der Naturwissenschaften zu Freiburg im Breisgau. Freiburg im Breisgau 1825.
  • Albert Ladenburg: Ittner, Franz von. In: Allgemeine Deutsche Biographie, 14. Band, Leipzig 1881, S. 646 f.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Residenz des Großpriors der deutschen Malteser.
  2. Ladenburg gibt als Todesjahr irrtümlich 1823 an.
  3. Systematische Darstellung aller Erfahrungen in der Naturlehre, entworfen von Johann Rudolph Meyer dem Jüngern, bearbeitet von mehreren Gelehrten. 4 Bände (mehr nicht erschienen), Aarau 1806–1808.
  4. Ecker, S. 10.