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Psycho (1960)

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Film
Titel Psycho
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1960
Länge 109 Minuten
Stab
Regie Alfred Hitchcock
Drehbuch Joseph Stefano
Produktion Alfred Hitchcock
Musik Bernard Herrmann
Kamera John L. Russell
Schnitt George Tomasini
Besetzung

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Psycho ist der Titel eines Films von Alfred Hitchcock nach einem Roman von Robert Bloch.

Robert Bloch hatte sich bei seiner Romanvorlage von dem Serienmörder Ed Gein inspirieren lassen. Diese Mischung aus Thriller und Horrorfilm machte den Film zu einem zentralen Film der genannten Genres.

Handlung

Marion, eine Sekretärin, (Janet Leigh) ist unglücklich, sie hat es satt, sich mit ihrem Freund Sam (John Gavin) nachmittags in billigen Absteigen zu treffen und möchte ihn endlich heiraten. Er fühlt sich jedoch finanziell noch nicht genug abgesichert, um ihr ein sicheres Leben zu ermöglichen. Als Marion für ihren Arbeitgeber 40.000 Dollar zur Bank bringen soll, entschließt sie sich, das Geld zu stehlen und flüchtet mit ihrem Auto aus der Stadt Phoenix. Nach einer langen Fahrt steigt sie nachts in einem verlassenen Motel ab. Dessen junger Besitzer, Norman Bates (Anthony Perkins), lebt nebenan in einem viktorianischen Haus zusammen mit seiner Mutter.

Datei:Bild 119.jpg
Das Psycho Haus mit dem Motel im Vordergrund

Als Marion vor dem Schlafengehen unter die Dusche geht, wird sie dort erstochen. Norman entdeckt die Leiche. Er ist bestürzt von der Tat, die offenbar seine herrschsüchtige Mutter bagangen hat, beseitigt aber sorgfältig alle Spuren der Tat. Marions Leiche samt Gepäck und gestohlenem Geld verstaut er in ihrem Auto und versenkt es in einem Sumpf.

Marions Arbeitgeber ist von einer Affekthandlung Marions überzeugt. Anstatt sie bei der Polizei anzuzeigen, schickt er den Privatdetektiv Arbogast (Martin Balsam) auf die Suche nach dem verlorenen Geld. Auch Marions Schwester Lila (Vera Miles) ist besorgt und macht sich mit Sam auf die Suche. Arbogast klappert sämtliche Hotels und Motels der Umgebung ab und stößt schließlich auf Bates, dem er sofort misstraut. Bates weigert sich, ihn zu seiner Mutter zu bringen.

Nachdem er Lila und Sam von seinem Verdacht berichtet hat, kehrt Arbogast heimlich in das Haus zurück, um mit Normans Mutter zu sprechen. Diese üerrascht ihn im ersten Stock mit einem großen Messer und sticht auf ihn ein. Arbogast fällt die Treppen hinunter und stirbt. Norman übernimmt erneut die "Aufräumarbeiten".

Alarmiert von Arbogasts Bericht und seinem Verschwinden fahren Lila und Sam selbst in den Ort in dem Bates lebt. Sie weden vom örtlichen Sheriff informiert, dass Mrs. Bates angeblich schon seit 10 Jahren auf dem örtlichen Friedhof begraben sei.

Die Beiden beschließen, sich inkognito im Bates Motel einzumieten um eventuell mit Normans Mutter zu sprechen. Während Sam Norman ablenkt, allerdings von ihm niedergeschlagen wird, sieht sich Lila in dem alten Haus um. Sie besucht das Zimmer Mrs. Bates', die offenbar nicht zu Hause ist und bemerkt, dass Normans Zimmer voll mit alten Spielsachen ist. Als dieser in das Haus zurückkehrt, kann sich Lila gerade noch im Keller des Hauses verstecken, dort findet sie den toten, mumifizierter Körper von Normans Mutter.

Plötzlich kommt Norman, der sich als der Killer entpuppt, in Kleidern seiner Mutter, Perrücke und einem riesigen Küchenmesser in den dunklen Kellerraum. Lila entgeht nur knapp dem Tod, da Sam es gerade noch gelingt, Norman zu überwältigen.

Im Polizeirevier erfahren wir von Normans gespaltener Persönlichkeit. Einerseits ein schüchterner, jedoch normaler junger Mann, verkörpert der andere Teil seiner Persönlichkeit seine herrschsüchtige Mutter, die er 10 Jahre früher gemeinsam mit ihrem Freund aus Neid tötete. Als Mrs. Bates begraben werden sollte, stahl er ihren Körper und konservierte ihn in seinem Keller, anscheinend um das Verbrechen ungeschehen zu machen. Zusätzlich imitierte er die Stimme seiner Mutter, zog ihre Kleider an, führte sogar Unterhaltungen mit sich selbst. So ermordet er als eifersüchtige Mutter junge Frauen, an denen er, als Norman, interessiert ist. Jedoch ist er sich immer absolut sicher, dass er unschuldig ist, hat doch "Mutter" die Unschuldigen erstochen.

Hintergründe

Mit Psycho hat der Regisseur Alfred Hitchcock seinen wohl berühmtesten Film gedreht. Wegen seiner durchdacht eingesetzten Horroreffekte war der Film bei jüngeren Zuschauern beliebt, stieß aber bei Kritikern zu der Zeit auf einige Ablehnung, vor allem in Bezug auf Hitchcocks vorherige Werke, insbesondere seinen vorherigen Film Der unsichtbare Dritte.

Noch unter Vertrag bei Paramount, versuchte das Studio Hitchcock von seinem Plan abzubringen, das blutdurchtränkte Buch Blochs zu verfilmen. Man wollte an den Erfolg von North by Northwest (engl. Originaltitel von Der unsichtbare Dritte) anknüpfen und einen weiteren soliden Spionagethriller drehen, Hitchcock wollte jedoch etwas "experimentieren". Man versuchte, ihn durch Gagenkürzung von dem Projekt abzubringen und log, sämtliche Studios wären ausgebucht. Hitchcock investierte selbst in den Film, war dadurch Rechteinhaber und drehte stattdessen in den Studios von Universal, wo er auch seine Fernsehserie 'Alfred Hitchcock Presents' produzierte. Er dreht den Film mit einem TV-Team als "low budget" schwarz-weiß Film für unter 1 Million $. Der Erfolg war gewaltig und Psycho wurde sein finanziell erfolgreichstes Werk.

Die Musik von Bernard Herrmann wird sehr wirkungsvoll eingesetzt, insbesondere in der zitierten Dusch-Szene, wo die stakkatohaften metallenen Streicher für einen Gänsehaut-Effekt sorgen. Viele Motive der Musik, so die auflösende Bassführung, basieren auf der Dante-Sinfonie von Franz Liszt.

Mit dem Mord unter der Dusche hat Hitchcock wohl eine der meistzitierten Szenen der Filmgeschichte geschaffen. Saul Bass, seinem Artdirector, der auch für die Titelgestaltung dieser und anderer Hitchcockfilme verantwortlich war, trug Hitchcock auf, die Szene grafisch umzusetzen. Hitchcocks Kameramann John L. Russell drehte sie weitgehend genauso, wie Bass sie gezeichnet hatte. Jahre später konnte sich Saul Bass darum die Bemerkung nicht verkneifen, er selbst hätte die berühmte "Duschszene" inszeniert. Diese Szene dauert 45 Sekunden lang und zeigt, wie Marion von einer unbekannten Person in der Dusche niedergestochen wird. Nie sieht man jedoch das Messer den Körper berühren, die Gewalttat wird nur angedeutet. Für die Geräusche stach man mit Messern in Melonen, um einen möglichst echt wirkenden Effekt zu erzielen.

Da der Überraschungseffekt bei dem Film erheblich ist, und der eigentliche Star, Janet Leigh, bereits in der ersten Hälfte des Films stirbt, griff Hitchcock zu einer damals ungewöhnlichen Maßnahme: Die Zuschauer mussten pünktlich im Kinosaal sitzen, wer zu spät kam, hatte keine Chance mehr, hereingelassen zu werden.

Hitchcock hat sich mit diesem Film bewusst von seinen vorherigen Werken abgesetzt. Waren vormals aufwändige - teilweise heitere - Thriller verfilmt worden, bildet Psycho mit seiner düsteren Handlung dazu einen starken Kontrast und leitete eine Wende in Hitchcocks Schaffen zu mehr psychologisch orientierten Filmen ein (folgend: Die Vögel und Marnie).

Trivia

  • Robert Bloch, Autor der Romanvorlage wohnte 1957 in Wisconsin im selben Ort wie der Serienmörder Ed Gein, der im selben Jahr nach erschreckenden Morden gefasst wurde. Bloch kam so auf die Idee, eine Geschichte zu verfassen, in der der "harmlose Nachbar" zum gefährlichen Killer wird.
  • Psycho war der erste Film, in dem die Hauptfigur schon vor der Hälfte des Werkes stirtbt. Dies war für die Zuschauer von 1960 eine schockierende Wendung, da auch unbewusst wurde, wie sich die Geschichte fortsetzen würde.
  • In Psycho war zum ersten Mal in der Filmgeschichte eine Toilette zu sehen. Drehbuchautor Joseph Stefano baute dafür den kleinen Zettel auf den Marion Crane ihre bisherigen Ausgaben notiert und dann im Klo hinunterspült in die Geschichte ein, da die Kameraeinstellung sonst geschnitten worden wäre.
  • Hitchcock verwendete "Bosco Shokoladen Sirup" um das Blut darzustellen, da Filmblut in Schwarz-Weiß-Aufnahmen seiner Meinung nach nicht dunkel genug erscheint.
  • Um das schockierendste Skellet der Mutter auswählen zu können, ließ der Regisseur verschiedene Modelle in Janet Leigh's Umkleideraum stellen und hörte bei welchem ihr Schrei am lautesten war, als sie es entdeckte.
  • Nach Angaben der Hauptdarstellerin Janet Leigh stimmt das Gerücht nicht, Hitchcock habe bei den Aufnahmen zu der Duschszene absichtlich kaltes Wasser fließen lassen, damit ihr Gesicht entsetzt aussähe. Hitch habe sogar großen Wert darauf gelegt, dass das Wasser genau nach ihren Wünschen temperiert wurde.

Am Anfang des Films, als Marion Crane nach ihrem Treffen mit Sam bei ihrer Arbeitsstelle eintrifft sieht man Hitchcock draußen vor der Tür mit einem Cowboyhut auf dem Kopf.

Hitchcock hielt es in Psycho für besonders notwendig, gleich zu Beginn des Films aufzutreten, da die Zuschauer nicht von der eigentlichen Handlung abgelenkt werden sollten. Außerdem sieht man Hitchcock vor einer nicht sonderlich bedeutsamen Szene, worauf der Regisseur auch Wert legte.

Kritiken

  • Lexikon des Internationalen Films: Zum Kultfilm gewordenes Meisterwerk Alfred Hitchcocks, das perfekt Atmosphäre, Montage und Musik zur Erzeugung beklemmenden Horrors einsetzt. In der Hauptrolle brilliert Anthony Perkins.

Fortsetzungen

Psycho wurde – wieder mit Anthony Perkins in der Hauptrolle – in drei Fortsetzungen wiederbelebt:

Außerdem gibt es ein Remake:

Verbindungen und Symbole

  • Alle Beteiligten in der Handlung verstecken, verbergen, verheimlichen etwas (Beziehungen, Schlaftabletten, Whiskey, Geld, Mütter).
  • Spiegel als Symbol einer gespaltenen Persönlichkeit und das Erkennen von sich selbst (zum Beispiel Lila Crane gespalten von mehreren Spiegeln in Mrs. Bates Zimmer).
  • Spaltungen, Zerschneidungen: Der zerschnittene Vorspann, die Komposition der Bilder, die gespaltenen Persönlichkeiten. Das hohe Haus und das flache Motel, der stehende Sam und die liegende Marion zu Beginn des Filmes. Der Zuschauer selbst ist zerrissen, der Diebin Marion die Flucht zu gönnen und später mit ihrem Mörder Bates zu hoffen, dass das Auto doch noch im Sumpf versinkt.
  • Sehen und Voyeurismus: Norman Bates spannt durch ein verstecktes Guckloch in Marion Cranes Zimmer. Die Kamera spielt in der ersten Szene Voyeur (des heimlichen Treffens mit Sam und Marion). Norman Bates fühlt sich zum Ende hin beobachtet. Die Vögel können nur ins Leere schauen. Der Zuschauer ist ebenfalls Voyeur, er will alles sehen (zum Beispiel, wenn Lila Crane sich entscheidet, in den Keller zu gehen). Dafür muss er aber die moralischen Grundlagen verlassen (Voyeurismus, Perspektivenwechsel). Er wird Komplize des "Bösen". Trotzdem bekommt er nicht alles in seinen Blick: Der Inhalt des Buches ohne Titel, in das Lila Crane erschrocken schaut, wird nicht gezeigt.
  • Vögel: Sie beobachten scheinbar Norman Bates, starren aber nur ins Leere. Der auffälligste Vogel ist die Eule, ein Jagdvogel, der seine Beute nachts fängt. Eventuell auch ein sexueller Verweis auf Norman Bates Handeln: Dem Erstechen der Frau, in die er sich verliebt hat, im Auftrag der eifersüchtigen Mutter mit einem übertrieben großem Messer. Natürlich auch eine Verbindung zum Nachfolgerfilm Die Vögel (1963), in dem die Tiere dann aber aktiv werden.
Auch in kleinen Details ist das "Vogel"-Motiv zu finden:
- Marion Crane (dt.: Kranich) wohnt in Phoenix/Arizona, der Stadt, die nach dem sagenhaften Vogel benannt ist, der aus der Asche heraus wieder aufersteht.
- Als Norman die Leiche entdeckt, stößt er versehentlich die Skizze eines kleinen Vogels von der Wand in Marions Motelzimmer.
  • Familie: Sam kann Marion aus Geldnot nicht heiraten. Der texanische Vater, der seine Tochter mit Geld schützt. Marions Kollegin (gespielt von Hitchcocks Tochter Patricia) wird von der Mutter umsorgt. Und natürlich Norman Bates, der seine Mutter und ihren neuen Freund - wahrscheinlich aus Eifersucht - umgebracht hat (siehe auch de Entwicklung von Marnie im Nach-Nachfolgerfilm (1963)), die aber als Tote ihren Einfluss weiter ausübt (siehe auch der Vor-Vorgängerfilm Vertigo (1957)) und schließlich die vollständige Kontrolle über ihn besitzt.

Auszeichnungen

Die Originalverfilmung wurde 1961 in den vier Kategorien Regisseur, Nebendarstellerin, Szenenbild in einem Schwarz-Weiß-Film und Kamera für den Oscar nominiert. Janet Leigh gewann den Golden Globe in der Kategorie Beste Nebendarstellerin.

Außerdem erhielt der Film die folgenden Auszeichnungen:

Literatur

  • Robert Bloch: Psycho (OT: Psycho). Heyne, München 1987, ISBN 3-453-01991-1
  • Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme (OT: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4
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