Massaker von Chodschali
Am 25. Februar 1992 ereignete sich ein Massaker in Xocalı (ausgesprochen Chodschali, in englischer Transkription Khojaly) im Zuge des bewaffneten Konfliktes mit Armenien um Bergkarabach. Die armenische Seite verneint die Tat.
Das Massaker wird in allen aserbaidschanischen Quellen, einschl. derjenigen der Regierung als Chodschali-Völkermord oder Chodschali-Tragödie, bezeichnet[1]. In den armenischen Quellen werden dagegen für das Massaker die Bezeichnungen wie Chodschali-Schlacht oder Chodschali-Ereignisse verwendet.
Geschehnisse nach aserbaidschanischen Angaben
Das Chodschali-Massaker war ein Akt des bewußten und vorher geplanten Mordens an einer großen Zahl aserbaidschanischer Zivilbevökerung in der Stadt Chodschali der Region Bergkarabach Aserbaidschans am 25. Februar 1992. Laut den Angaben der aserbaidschanischen Seite sowie des russischen Menschenrechtzentrums Memorial, von Human Rights Watch und anderer internationaler Beobachter wurde das Massaker durch die armenischen Streitkräfte mit der Unterstützung des 366. russischen Motorschützenregiments begangen. Die von aserbaidschanischen Behörden zur Verfügung gestellte offizielle Zahl der Todesopfer lautet: 613 Personen, davon 106 Frauen und 83 Kinder [2].476 Menschen wurden dauerhaft entstellt. Von 150 Geiseln der insgesamt 1.275 fehlt bis heute jede Spur
Geschehnisse nach armenischen Angaben
Die armenische Seite behauptet, dass die Mordfälle infolge der Kriegsmilitäreinsätze vorkamen und teilweise durch die Verhinderung der Evakuierung der Stadteinwohner durch die aserbaidschanischen Kräfte verursacht wurden. Die armenische Seite erklärt ferner, dass Dutzende von Verteidigern der Stadt und weniger als 15 Stadteinwohner im Kampf um Chodschali starben und wurden nicht niedergemetzelt, wie es von aserbaidschanischer Seite und internationalen Beobachtern [3], [4] behauptet wird. Die armenische Seite räumt auch ein, dass die meisten von denjenigen, die sich durch den humanitären Korridor retteten, angeblich aus politischen Gründen von Aserbaidschanern selbst ermordet wurden [5], als sie in die nahe ligende aserbaidschanische Stadt Aghdam fliehen wollten.
Diese Erklärung ist jedoch weit bestritten, unter anderem auch von Human Rights Watch, deren Exekutiver Direktor folgendes festgestellt hat: "Wir ziehen die armenischen Kräfte in Karabach zur direkten Verantwortung für diese Ziviltodesfälle. Tatsächlich schließen weder unser Bericht noch der von Memorial irgendwelche Beweise ein, um das Argument zu unterstützen, dass aserbaidschanische Kräfte die Flucht von aserbaidschanischen Zivilisten verhindert, oder gar auf sie geschossen hätten“ [6]
Beurteilung von internationaler Seite
Human Rights Watch bezeichnete die blutigen Ereignisse in der Stadt Chodschali als „das größte Massaker“ im Zuge des Bergkarabach-Konfliktes (Zitate nach:Human Rights Watch / Helsinki. Azerbaijan: Seven Years of Conflict in Nagorno-Karabakh. New York. 1994). Das in Moskau ansässige Menschenrechtszentrum Memorial schrieb in seinem Bericht, dass der Massenmord an Zivilisten in Chodschali unter keinen Umständen gerechtfertigt werden könne und dass die Handlungen der armenischen Milizen eine grobe Verletzung einer Reihe internationaler Menschenrechtskonventionen darstellten[7]. Bezüglich der Anzahl von ermordeten Zivilisten stellte Human Rights Watch fest, dass „es keine genauen Angaben zur Opferzahl an aserbaidschanischer Seite gibt, weil gleich nach dem Massaker die Gegend durch die Streitkräfte der Karabach-Armenier unter Kontrolle genommen wurde.“ Der Bericht von Human Rights Watch von 1993 geht von mindestens 161 Toten aus [8], obwohl in den späteren Berichten von mindestens 200 Toten die Rede ist. Laut Human Rights Watch „obschon es weit angenommen worden ist, dass die Zahl der ermordeten Aserbaidschaner 200 sei, könnte man allerdings auch von 500 bis 1000 Opfern sprechen.“ (Zitate nach: Human Rights Watch / Helsinki. Azerbaijan: Seven Years of Conflict in Nagorno-Karabakh. New York. 1994)
In der schriftlichen Erklärung Nr. 324 haben die Mitglieder der Parlamentarische Versammlung des Europarats aus Albanien, Aserbaidschan, der Türkei und Großbritannien zusammen mit den Einzelmitgliedern aus Bulgarien, Luxemburg, Mazedonien und Norwegen folgendes gefasst: „Am 26. Februar 1992 haben die Armenier sämtliche Bevölkerung von Chodschali massakriert und die Stadt völlig vernichtet“. Daraufhin haben sie die Versammlung aufgerufen, dieses Massaker als „einen durch die Armenier gegen die aserbaidschanische Bevölkerung verübten Völkermord“ anzuerkennen. [9]
Literatur
- Johannes Rau: Der Nagorny-Karabach-Konflikt (1988-2002). (enthält auch Bilder) Verlag Dr. Köster, Berlin 2003, ISBN 3-89574-510-3
- Svante E Cornell: Small Nations and Great Powers: A Study of Ethnopolitical Conflict in the Caucasus, S. 94-96, S. 294, 2001 ISBN 0700711627
- Michael P Croissant: The Armenia-Azerbaijan Conflict: Causes and Implications, S. 78-80, 1998 ISBN 0275962415
- Abbas Malek / Anandam P Kavoori (Hrsg.): The Global Dynamics of News: Studies in International News Coverage and News Agenda, S. 184-187, 1999 ISBN 1567504620
- Thomas De Waal, Black Garden: Armenia and Azerbaijan through Peace and War, NYU Press, 2004, ISBN0814719457.Chapter 11. August 1991 – May 1992: War Breaks Out. Online [10](in russischer Sprache)
Externe Links und Quellen
- Bericht der Uni Stanford über die Geschehnisse in Aserbaidschan (darunter auch über das Massaker in Khojali) (im Google-Cache)
- Helsinki Human Rights Watch-Bericht über die Lage in Aserbaidschan (darunter auch über Khojali)
- Das Schreiben der ausführenden Direktors von HRW-Helsinki an den armenischen Minister des Auswärtigen vom 24.03.1997
- Report of Memorial Human rights center (in russischer Sprache)
- Fred Hiatt, Killings Rife in Nagorno-Karabakh, Moldov, The Washington Post. Washington, D.C.: Mar 3, 1992
- Jill Smolowe, Massacre in Khojaly: The blood feud between Armenians and Azerbaijanisclaims 200 civilians, Time, New York: Mar 16, 1992
Von aserbaidschanischer Seite
- Schriftliche Verurteilung seitens Aserbaidschan vor den VN (englisch)
- Khojaly Massacre Commemoration Site
- Khojali - A Decade of Useless War Remembered
- Genocide Events In Khojali
- Khojaly.org
- Völkermord in der Stadt Chodschali
Von armenischer Seite
- Stellungnahme der Republik Armenien gegenüber den VN (englisch)
- The Khojalu case: a special dossier (englisch)