Philipp Hübl

Philipp Hübl (* 21. November 1975 in Hannover) ist ein deutscher Philosoph und Autor. Er ist Junior-Professor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.
Zuvor hat er Philosophie an der RWTH Aachen und an der Humboldt-Universität zu Berlin gelehrt.
Leben
Hübl studierte Philosophie und Sprachwissenschaft in Berlin, Berkeley, New York und Oxford. Er wurde 2010 an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit zu „Action and Consciousness“ promoviert.[1]
Hübl forscht in der Philosophie des Geistes, Handlungstheorie, Sprachphilosophie, Metaphysik und Wissenschaftstheorie.[2] Seit 2017 schreibt er die Kolumne „Hübls Aufklärung“ im Philosophie Magazin.
Er ist der Sohn von Lothar Hübl und der Bruder von Johannes Hübl und Julius Hübl.
Werke
Im Jahr 2012 erschien sein erstes Buch Folge dem weißen Kaninchen.[3] Darin führt er in die moderne Philosophie ein und gibt klare Antworten auf grundlegende Fragen des Lebens wie: Kann man ohne Gefühle leben? Was ist Bewusstsein? Hat der Tod einen Sinn? Das Buch war über ein Jahr auf der Spiegel-Bestsellerliste,[4] wurde in mehrere Sprachen übersetzt und mit dem Mindelheimer Philosophie-Preis ausgezeichnet.[5]
Im Jahr 2015 erschien sein Buch Der Untergrund des Denkens: Eine Philosophie des Unbewussten bei Rowohlt.[6] Darin legt Hübl eine grundlegende philosophische Analyse unbewusster Vorgänge vor. Er hält die These von der Macht des Unbewussten für einen Mythos und argumentiert dafür, dass Vernunft und kontrollierte Aufmerksamkeit uns vor Manipulation schützen.[7]
Positionen
Fake News und Bullshit
Bei den Römerberggesprächen 2017 in Frankfurt vertrat Hübl die These, dass nicht unser Zeitalter postfaktisch ist, sondern vielmehr der Denkstil einer bestimmten sozialen Gruppe, die vor allem im rechtsradikalen Lager anzufinden sei.[8] Die Produktion von Fake News und der Vorwurf der Lügenpresse seien „zwei Seiten derselben Medaille“, denn beide Manöver seien „von dem Wunsch gesteuert, dass die Welt zur eigenen normativen Auffassung passen möge. Wenn das nicht der Fall ist, hat man zwei Möglichkeiten, um eine kognitive Dissonanz, also eine innere Spannung zu vermeiden: die eigenen Auffassungen revidieren oder die Welt umdeuten.“[9] Menschen mit einem „intuitiven Denkstil“ würden eher die zweite Option wählen.[10]
Rechtsruck
Aufbauend auf empirischen Studien hält Hübl den rechtsradikalen Denkstil für eine Extremform des konservativen Denkstils, bei dem Autorität, Loyalität und Ekel eine Rolle spielen.[11] Die Ekel-Disposition mache Menschen „zu Traditionalisten. So scheuen Konservative ganz allgemein vor Neuem zurück; sie reagieren selten positiv auf überraschende Stimuli, wollen lieber Ordnung und Vertrautheit im Leben. Bei Progressiven hingegen ist die Neigung zum Ekel deutlich schwächer ausgeprägt: Sie benötigen dementsprechend weniger Struktur und Ordnung im Leben, schätzen Individualität, Kreativität und neue Eindrücke.“[12]
Gott und Religion
Hübl ist bekennender Atheist.[13] Er argumentiert gegen die These, die „westlichen Werte“ würden aus dem Christentum entspringen. „Unsere Vorstellungen von Demokratie, Meinungsfreiheit oder der Gleichstellung von Mann und Frau stammen nicht aus der Bibel, sondern aus dem Humanismus, der Aufklärung und aus späteren Freiheitsbewegungen. Demokratie und Gleichberechtigung sind den meisten Religionen fremd.“[14]
Hass und Gewalt im Netz
Hübl zufolge befinden sich die Deutschen nicht in einer „moralischen Orientierungslosigkeit“[15], vielmehr ist „Die Kriminalitätsrate vor allem von Kapitalstraftaten ... nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute kontinuierlich gesunken“. Allerdings habe sich die Sichtbarkeit von Unzufriedenheit und Hass durch die sozialen Netze erhöht.[16]
Intuitionen
Hübl kritisiert die verbreitete Annahme, man soll sich bei Entscheidungen auf seinen Bauch oder seine Intuition verlassen.[17] „Es gibt mittlerweile sehr viel empirisches Wissen aus der Psychologie und Neurowissenschaft, das auch in anderen Fächern und in den Medien lebhaft diskutiert wird – besonders steile Thesen wie die, dass der freie Wille eine Illusion sei. Und viele Menschen empfinden unsere rationale Kultur als kalt und anstrengend. Daher wirken Botschaften wie die, man könne einfach auf seinen Bauch hören, tröstlich. Doch das wäre unklug. Denn vorher muss man noch eine andere Frage beantworten: Habe ich gute Gründe, in diesem Moment auf meinen Bauch zu hören? Oder leiten mich meine Gefühle vielleicht in die Irre? Diese Entscheidung lässt sich nur auf eine reflektierte, vernünftige Weise treffen.“[18]
Aufmerksamkeit und Vernunft
Hübl vertritt die These, dass aktive Aufmerksamkeit der Schlüssel zum Verständnis von menschlicher Autonomie und Vernunft ist: „Kontrollierbares Handeln: Beim Handeln sind wir frei in unseren Entscheidungen, auch wenn wir uns manchmal über den Einfluss täuschen, den wir auf die Welt haben. Unser Handlungserleben ist keine Illusion. Die meisten Vorgänge in unserem Körper laufen zwar automatisch ab, aber wir können in sie eingreifen und sie kontrollieren. Manchmal lassen wir unbewusste Prozesse wohlüberlegt für uns arbeiten. Ein Beispiel dafür ist Kreativität. Konzentrierte Vernunft: Wir sind zwar die Hälfte unseres wachen Lebens zerstreut und hängen Tagträumen nach, doch wenn es dar auf ankommt, haben wir mentale Autonomie. Unsere Aufmerksamkeit können wir wie einen Muskel trainieren, was uns erfolgreicher und zu zufriedener im Leben macht. Wir haben zudem die Fähigkeit, uns die Grundprinzipien der Vernunft zu vergegenwärtigen, indem wir unser Denken selbstbezüglich auf uns richten. So schützen wir uns gegen Aberglauben, Propaganda, Werbung und Pseudowissenschaft und stellen unser Denken auf Langfristigkeit ein.“[19]
Engagement
Als Mitglied im Think Tank 30 des Club of Rome schlug Hübl mit Andreas Barthelmess eine Neugliederung des Bundesgebiets vor, die nur noch sechs Bundesländer vorsieht.[20] Mit Mitgliedern des Think Tank 30 hat er einen offenen Brief an den damaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad geschrieben, in dem sie ihn zu einem Dialog mit dem Westen auffordern.[21]
Hübl setzt sich für die vollständige Gleichstellung der Homo-Ehe ein.[22]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://philipphuebl.com/pdf/Huebl_Action%20and%20Consciousness_Pr%C3%A9cis_2011.pdf
- ↑ www.philipphuebl.com
- ↑ https://www.rowohlt.de/taschenbuch/philipp-huebl-folge-dem-weissen-kaninchen.html
- ↑ https://www.buchreport.de/bestseller/buch/isbn/9783499624797.htm
- ↑ http://www.augsburger-allgemeine.de/mindelheim/Preisvergabe-schlaegt-Wellen-id24803351.html
- ↑ �https://www.rowohlt.de/hardcover/philipp-huebl-der-untergrund-des-denkens.html
- ↑ �https://www.podcast.de/episode/275818033/Mitbestimmend%253F%2B-%2Bdas%2BUnbewusste/
- ↑ http://www.roemerberggespraeche-ffm.de/?page_id=339
- ↑ Fabio Bacigalupo: Die Ohnmacht der Aufklärung - Eine Intervention der Römerberggespräche: MP3 online hören - hr2 Kulturszene Hessen - Audio 336446513. Abgerufen am 10. November 2017.
- ↑ Philosophie Magazin
- ↑ Philipp Hübl: Was Progressive und Konservative unterscheidet, sind ihre Gefühle | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. 29. Mai 2017, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 10. November 2017]).
- ↑ Philipp Hübl: Was Progressive und Konservative unterscheidet, sind ihre Gefühle | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. 29. Mai 2017, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 10. November 2017]).
- ↑ Die Gretchenfrage. Zwei Philosophen streiten sich über Gott. Schweizer Radio und Fernsehen SRF, 11. Oktober 2015, abgerufen am 10. November 2017 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Hübl, Philipp: Folge dem weißen Kaninchen ... in die Welt der Philosophie, 2012, Reinbek: Rowohlt, S. 104
- ↑ Philosophie Magazin Nr. 3, 2017, S. 54
- ↑ Fake News in Sozialen Netzwerken. (zdf.de [abgerufen am 10. November 2017]).
- ↑ http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=58205
- ↑ https://www.brandeins.de/archiv/2016/intuition/philipp-huebl-interview-sind-die-signale-die-richtigen/
- ↑ Philipp Hübl, Der Untergrund des Denkens. Eine Philosophie des Unbewussten, 2012, Reinbek: Rowohlt, S. 367
- ↑ http://www.spiegel.de/politik/deutschland/laender-neuordnung-plaedoyer-fuer-die-starken-sechs-a-454565.html
- ↑ http://www.taz.de/!425495/
- ↑ http://www.spiegel.de/politik/deutschland/prominente-fuer-die-homo-ehe-die-liste-der-unterzeichner-a-899474.html
Personendaten | |
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NAME | Hübl, Philipp |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Philosoph und Autor |
GEBURTSDATUM | 21. November 1975 |
GEBURTSORT | Hannover |