Deutschland-Stiftung
Vorlage:Qualitätssicherungstext
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Hier der konkrete Grund, warum dieser Artikel auf den QS-Seiten eingetragen wurde: es besteht Klärungsbedarf zum Konrad-Adenauer-Preis: Gibt es zwei solche Preise, oder wie ist der Zusammenhang zwischen der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands und der Deutschland-Stiftung? So wirft das mehr Fragen auf, als Antworten geliefert werden. (zudem enthält dieDiskussionsseite eine umfangreiche Artikelsammlung und sollte auf URV geprüft und bei Bedarf gesäubert werden). -- srb ♋ 14:19, 25. Mai 2006 (CEST)
Die Deutschland-Stiftung eV. zählte in der Zeit ihres Bestehens zu den wichtigsten Publikationsorganen im politischen Übergangsfeld zwischen rechtem Konservatismus und Neofaschismus.
Dies macht sich sowohl an ihrem mitarbeitenden Personal als auch an ihren „Produkten“ kenntlich.
Gründung und Sitz
Ihre Gründung erfuhr die Stiftung im bayerischen Landkreis Rosenheim mit Sitz in Breitbrunn a.Chiemsee durch registerliche Eintragung im Mai 1967.
Urheber dieser Deutschland-Stiftung und langjähriger Herausgeber ihres Organs Deutschland-Magazin war Kurt Ziesel, der in Kontakt zur personellen Spitze der Unionsparteien stand und sich im Einvernehmen mit deren rechtskonservativem Flügel sah, eine solche Institution ins Leben zu rufen. In der Selbstdarstellung des „Deutschland-Magazins“ liest es sich folgendermaßen: „Der Schriftsteller Kurt Ziesel – der eine jahrzehntelange Erfolgsserie als Romancier abgebrochen (hatte) und ins politische Streitfach gewechselt war – besuchte Altbundeskanzler Dr. Konrad Adenauer. Das war 1966. Die beiden Gesprächspartner kamen zu den gleichen Entschlüssen. Die Deutschland-Stiftung e.V. wurde aus der Taufe gehoben.“
Satzung und Profil
Die Deutschland-Stiftung diente ehemaligen Verlegern und Publizisten aus der nationalsozialistischen Szene als Sammelbecken. In ihrer Satzung „demokratisch zuverlässig“ profiliert, drang die neugegründete Institution in die Gefilde des zu verwaisen drohenden rechten Konservatismus ein. Laut Urteilen einer beträchtlichen Anzahl an Gerichten auf allen prozessualen Ebenen durfte „... die Deutschland-Stiftung ... zu den demokratiefeindlichen Gruppierungen ...“ gezählt werden, „... die in Wahrheit an der Zerstörung der Demokratie arbeiten ...“ Ihr Organ, das Deutschland-Magazin, konnte gerichtsfest als „... von Alt- und Neufaschisten durchsetzt ...“ bezeichnet werden.
Inhalte und Zielsetzungen
Zielsetzung der Deutschland-Stiftung war die anfangs von Demokratiewillen und im wirtschaftlich aufstrebenden und um internationale Anerkennung bemühten Nachkriegsdeutschland von lauteren Zielen ummantelte, aber im Verlauf ihres Bestehens immer offener zu tage tretende nationalsozialistische Infiltration auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene, bewerkstelligt durch das Bemühen der Schaffung einer rechtspolitischen Basis. Um ihre Begünstiger und Förderer in Bonn und in München willen -zunächst noch zurückhaltend, in den weiteren Jahren ihres Bestehens jedoch immer offensichtlicher und agressiver- wurden in der Zeit nach der Gründung demokratiekonforme, aber fortschreitend auch subversive Gruppierungen auf verschiedenen Ebenen gefördert. Als Speerspitze des Revanchismus bewährte sich die Institution als eine konzertierte Aktion, die kontinuierlich die Schuld Hitler-Deutschlands am Zweiten Weltkrieg und an der Teilung in zwei deutsche Staaten relativierte und die die „... Vertreibung der Deutschen ...“ als „... Siegerjustiz“ historisch verdrehte. Die politischen Ziele der Deutschland-Stiftung zeichneten sich von jeher durch Antiliberalismus, Antipluralismus und Antikommunismus aus.
Die inhaltlichen Schwerpunkte der Stiftungsarbeit lagen
- im massiven Verhetzen der Entspannungspolitik der bundesdeutschen Regierung in der Amtszeit unter Willy Brandt und Walter Scheel, wobei man eng mit der seitens der NPD gesteuerten „Aktion Widerstand“ kooperierte, die „... Brandt an die Wand ...“ stellen wollte,
- sowie in der publizistischen Unterstützung von rechtsgerichteten Bürgerbewegungen, Bürgerwehren und Wehrdienstgruppen, die als „... Institutionen im Sinne des Volks ...“ dargestellt wurden,
- in der Medienunterstützung rechtsgerichteter Parteien und deren Splittergruppen vom gemäßigten Flügel bis hin zu den Radikalen am Rand der rechten Bewegung, insbesondere mit massiven Aktionen im Vorfeld und außerparlamentarisch während politischer Wahlen.
- in der Verleihung des zeitweise mit Geldbeträgen aus Stiftungsspenden als Preisgelder verbundenen Konrad-Adenauer-Preises an Personen, die
-als politisch rechtsgerichtete,
-oder als mit der rechten politischen Szene sympatisierende,
-oder durch Gewährung oder einfaches Stillschweigen in der Öffentlichkeit begünstigende gesellschaftliche Funktionsträger (wie Politiker, Mediengrößen, Wissenschaftler oder Künstler), die für die Ziele der Stiftung nützliche Persönlichkeiten waren oder die der Stiftung den gesellschaftlich notwendigen Rahmen gaben, als seriöse Institution den eigentlichen Zweck ihres Bestehens zu verschleiern.
Verfasser des Organs
Zu den zahlreichen Redakteuren und journalistischen Mitarbeitern der Stiftungspublikation „Deutschland-Magazin“ zählten viele Publizisten mit NS-Vergangenheit wie Hans-Georg von Studnitz, Heinrich Jordis Lohausen und Harald Moesli, die auch in Nation Europa schrieben, einer seinerzeit der rechten politischen Gesinnung zuzuordnenden Zeitschrift.
Viele bekannte Neofaschisten der alten Bundesrepublik wie Thies Christophersen, der Verfasser des als verfassungsfeindlich verbotenen Pamphlets „Die Auschwitz-Lüge“ oder Manfred Roeder, konnten sich äußern. Ihre Werke wurden zielgruppengerecht vermarktet, indem Literaturbesprechungen die Inhalte würdigten oder Kritiken einseitig positiv abgehandelt wurden. Die seinerzeitige Vizepräsidentin des Bundes der Vertriebenen Erika Steinborn, gehörte zu den Stammautoren des Deutschland-Magazins. Aus der Feder des Herausgebers Kurt Ziesel stammt eine Großzahl der veröffentlichten Artikel.
In ihrer eigenen Publikation zeigte sich die „Deutschland-Stiftung“ keineswegs in dem demokratischen Licht, dass sie sich in ihrer Satzung auferlegt hatte. Vielmehr zeugte das Agieren der Stiftung im Außenverhältnis und die Protokolle über Beschlussfassungen im Innenverhältnis der Stiftung von einer antidemokratischen und autoritären Grundhaltung, zu der Walter Jens treffend bemerkte „... die Erben Hugenbergs blasen zur Treibjagd“.
Preisträger des Konrad-Adenauer-Preises
Laut Satzung der Deutschland-Stiftung war die Vergabe des Konrad-Adenauer-Preises mit einer zweijährlichen Dotierung in Höhe von damals 10.000 DM vorgesehen. Die mit den Jahren des Bestehens der Stiftung dem Stiftungsfinanzierungsverlauf zu entnehmende Entwicklung liess jedoch mit zunehmender Zeit eine solche Budgetierung mangels Masse nicht mehr zu. Die Preisträger sollten in den Sparten Wissenschaft, Literatur und Publizistik ausgezeichnet werden.
Die (zum Zeitpunkt der Artikelentstehung noch unvollständige) Liste der Preisträger, soweit sie vorliegt:
Frank Thiess 1968 (Literatur)
Emil Franzel 1968 (Wissenschaft)
Edzard Schaper 1969 (Literatur)
Pascual Jordan 1970 (Wissenschaft)
Gerhard Löwenthal 1975 (Publizistik)
Karl Steinbuch 1975 (Wissenschaft)
Hans Habe 1977 (Publizistik)
Otto von Habsburg 1977 (Bedarf der Klärung)
Herbert Kremp 1984(Publizistik)
Jean-François Revel 1986 (Wissenschaft)
Rödental 1988
Gertrud Höhler 1988 (Literatur)
Sonnefeld 1988
Gerd-Klaus Kaltenbrunner 1986 (Literatur)
Gabriele Wohmann 1992 (Literatur)
Michael Wolffsohn 1992 (Wissenschaft)
Walter Kempowski 1994 (Literatur) (Bedarf der Klärung)
Lutz Rathenow 1996 (Literatur)
Hans-Peter Schwarz 1996 (Wissenschaft)
Thomas Hürlimann 1997 (Literatur)
Odo Marquard 1998 (Wissenschaft)
Ernst Nolte 2000 (Wissenschaft)
Otfried Preußler 2000 (Literatur)
Herta Müller 2004 (Literatur)
Daniel Kehlmann 2006 (Literatur)
Nach dem Wortlaut der Stiftungs-Satzung soll der Preis „Taten und Menschen ehren, die zu einer besseren Zukunft beitragen“, womit freilich nach den Vorstellungen der Stiftung eine vorherrschend deutsch-nationale Zukunft gemeint war.
Organisation, Ämter und Innenverhältnis der Stiftung
In seiner Entstehung bis zur amtlichen Eintragung der Stiftung war Kurt Ziesel geschäftsführendes Grundungsmitglied.
Den Vorsitz der Deutschland-Stiftung übernahm 1977 der Journalist und Fernsehmoderator Gerhard Löwenthal, den dieser erst 16 Jahre später niederlegte auf Grund aufgedeckter Verbindungen der Stiftung zum Bund freier Bürger, dem eine Nähe zur FPÖ nachgesagt wurde.
Obwohl in der Öffentlichkeit bekannt war, dass die Deutschlands-Stiftung seit ihrer Gründung mit Vertretern des bundesdeutschen Rechtsextremismus zusammenarbeitete, saßen von Jahr zu Jahr wiederholt honorige Personen im Ehrenpräsidium. Zu diesem Kreis gehörten der Ministerpräsident von Thüringen Bernhard Vogel, der ehemalige Bundesverteidigungsminister und Militärexperte der CDU Rupert Scholz und die populäre Unternehmensberaterin und Literaturdozentin Gertrud Höhler.
Stellung und Ansehen der Stiftung in der deutschen Öffentlichkeit
Wolfgang Benz, der Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung stellte fest: „Die Deutschland-Stiftung hat ihren Platz da, wo das Seriös-Konservative aufhört und wo das Unseriös-Nationalistische, ins Rechtsradikale Hineinschillernde beginnt.“
Trotz der bekannten Hintergründe hatte die Deutschlandstiftung einen gesellschaftlichen Leumund, den keine andere rechtsorientierte Institution im Nachkriegsdeutschland für sich beanspruchen konnte. Bundeskanzler Helmut Kohl lobte „... das Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung ... oft auch gegen den Widerstand des Zeitgeistes - für die werte Heimat, Vaterland, nationale Identität und Europa ...“
Im Juni 1996 kam es zu öffentlichen Protesten und einer Fragestunde im Deutschen Bundestag, weil Altkanzler Helmut Kohl zwei Jahre zuvor den Konrad-Adenauer-Preis entgegengenommen hatte. Die sich mit den Jahren verlängernde Liste bekannter Preisträger trug zur erheblichen Aufwertung des Preises und damit auch zu einem wachsenden Popularitätsgrad der Trägerstiftung in der Öffentlichkeit bei, den Friedrich Bohl, Kanzleramtsminister a.D., im Parlament mit der nach Ansicht der Bundesregierung „ausgesprochen verdienstvollen Arbeit der Deutschland-Stiftung“ begründete.
Auf öffentlichen Druck hin sah sich die seinerzeit als Bundesvorsitzende der CDU amtierende Angela Merkel gezwungen, sich „aus persönlichen Schwierigkeiten mit dem Preisträger“ von der Verleihung des Konrad-Adenauer-Preises zu distanzieren. Nachdem führende Persönlichkeiten der Christdemokraten über drei Jahrzehnte der Deutschland-Stiftung wohlwollende Unterstützung hatten zu teil werden lassen, war es die Preisverleihung im Sommer 2000 an den Berliner Historiker Ernst Nolte die auf Grund dessen offenkundiger Rechtsnähe die Kritik der Öffentlichkeit herausforderte; als herausragenden Verdienst hatte die Stiftung Noltes These angesehen, Stalins Gulag sei „ursprünglicher als Auschwitz“ gewesen, was weltweit den sogenannten Historikerstreit auslöste, in der Nolte seinem Gegenspieler, dem Geschichtsphilosophen Jürgen Habermas, argumentiert, „den Holocaust im Selbstverständnis Hitlers als eine Art Notwehrhandlung“ zu sehen. Durch die Schädigung des öffentlichen Ansehens Deutschlands im Ausland war die Deutschland-Stiftung in das Blickfeld der Medien geraten, die die Stiftung von nun an durchleuchteten.