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Drachen

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Spielgerät Drachen. Für das ähnlichnamige Fabeltier siehe Drache (Mythologie), für andere Bedeutungen des Wortes, siehe Drache.


Drachen in der tunesischen Sahara

Ein Drachen (nicht: Drache) ist ein Spiel- und Sportgerät, das mit Wind betrieben wird. Er besteht aus einem Segel, das durch ein Gestänge aufgespannt wird und einer am Gestänge befestigten Leine, die vom Drachensteigenden (im Drachensport oft: "Pilot") gehalten wird. Der Drachen wird so in den Wind gestellt, dass durch die Anströmung der Luft gegen das Drachensegel Auftrieb entsteht und der Drachen nach oben steigt.

Es gibt auch ein Drachenfliegen ohne Wind, bei dem die Luftanströmung durch Fortbewegung des Piloten erzielt wird. Auf diese Weise kann draußen bei Windstille oder in Hallen geflogen werden (Indoor-Kiting). -

Geschichte

Drachen tauchen im 4. Jahrhundert v. Chr. in China das erste Mal in der Geschichte auf, aber es gibt Hinweise, dass sie bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. erfunden wurden.

Jüngste Funde im indonesischen Raum lassen jedoch die Möglichkeit offen, dass Drachen als Flugobjekt noch wesentlich älter sein können.

Drachen wurden früher auch zum Ziehen von Wagen und Booten und als Hilfsmittel in der Meteorologie eingesetzt.

Typische Materialien zum Bau sind: GESTÄNGE: Bambusspaltstäbe, Holz, Aluminium, Fiberglas- oder Kohlenstoffverbundmaterialien (Latten, Rundprofile, Rohre, konische Streben) SEGEL /BESPANNUNG: Papier, Segeltuch(aus Nylon oder Polyester), Baumwoll-/Hanftuch, Naturmaterialien (Blätter, Leder), Folien aus Polyester/Aluminium, u.a.

Drachentypen

Folgende Drachentypen werden unterschieden:

Einleinerdrachen

Einleinerdrachen sind die Grundform der Drachen. Sie sind üblicherweise ungelenkt. In Europa sind deltoide Flachdrachen der verbreiteste Typ.

==== Kampfdrachen ====

Datei:Pakpao3060.jpg
Kampfdrachen Thailand

Kampfdrachen sind einleinige Lenkdrachen.

Wird die Leine locker gelassen, bricht der Drachen seitlich aus. Durch Ziehen an der Leine stabilisiert er seine Flugbahn in einen Geradeausflug.

Der Bau des einleinigen Lenkdrachen ist eine knifflige Sache, da der Drachen perfekt austariert sein muss. Die Handhabung ist ebenfalls eine Übungssache und erfordert Geschick und Reaktionsschnelligkeit.

Weitere Typen von Einleinerdrachen

Kastendrachen, Rolplan, Gleitdrachen, Cody, Saul's Barrage Drachen, Rokkaku

Mehrleinige Drachen (Lenkdrachen)

Ein Lenkdrachen ist ein Drachen, der sich lenken lässt. Er hat gewöhnlich zwei Leinen, an denen unterschiedlich stark gezogen werden kann. Jeweils eine Leine ist mit einem Teil des Drachens verbunden. Gewöhnlich gibt es einen linken und einen rechten Teil, von dem jeweils eine Leine abgeht.

Da gute Drachen die Eigenschaft haben, bei genügend Wind von allein aufzusteigen, kann, wenn z.B. an der rechten Leine gezogen wird, in diesem Fall nur der linke Teil des Drachens aufsteigen. Folglich dreht er sich in diesem Fall um seinen rechten Teil, vom Piloten aus gesehen im Uhrzeigersinn. Wird an der rechten Leine gezogen, so stehen sich der Vektor der Windkraft und der Vektor der Zugkraft nicht genau gegenüber. Folglich verdreht sich der linke Teil des Drachens leicht nach hinten (in Windrichtung), sodass der Drachen aus Sicht des Piloten weiter nach rechts zeigt. Das hat zur Folge, dass der Drachen auch weiter nach rechts fliegt. Mit dem Zug an der linken Leine verhält es sich spiegelsymmetrisch.

Piloten können durch geschickten Zug an den Leinen mit einiger Übung den Lenkdrachen Loopings, Schrauben und andere Figuren fliegen lassen. Je nach Leinen sind bis zu 15 Loopings und somit Verdrehungen der Steuerleinen nach einer Seite möglich. Fliegt man zu viele Loopings nach einer Seite, blockieren die Leinen aufgrund der Reibung und der Drachen wird unsteuerbar.

Sehr viele Lenkdrachen sind in der Drachendatenbank zu finden, die dort teilweise auch äußerst ausführlich beschrieben sind.


Deltadrachen

Der Deltadrachen ist der klassische Lenkdrachen. Er wurde mit dem Rhombusdrachen als erster als Lenkdrachen eingesetzt.

Ein Deltalenkdrachen

Der Delta besteht aus einen V-förmigen Segel, dass durch ein etwas schmaleres V in der Stabkonstruktion aufgespannt wird. Der Wind wölbt die Segelflächen nach oben und bildet das Profil aus. Bei ein Drittel der Stablänge des V und bei rund 2 Drittel wird je eine Waagenleine befestigt. Die dritte Leine kommt an das untere Ende der Mittelstrebe. Damit enthält man 2 Befestigungspunkte für die Steuerleine.

Deltadrachen in anderer Bauform

Deltadrachen gibt es in vielen Ausführungsvarianten. Beim rechts abgebildeten Exemplar wird die Segelfläche durch kleine Ständer, so genannte Stand-Offs, vorgespannt.

Beim links abgebildeten Exemplar wird die Segelfläche nicht vorgespannt, dafür sind die Flügelenden breiter und haben eine zusätzliche Versteifungsrippe.

Grundsätzlich gilt, dass kleine Drachen schneller in ihren Bewegungen sind. Große Drachen sind langsamer und entwickeln höhere Zugkräfte.

Mattendrachen

Mattendrachen (auch: Airfoils) sind stablose Drachen, die nur durch den Wind in Form gebracht werden.

Die Matte besteht aus der Segelfläche und den sie stabilisierenden Luftkammern. Die Matten werden meist aus zwei gleichen Segelflächen mit den sie verbindenden Kammern hergestellt. Die Kammern haben Luftverbindungen, um Druckunterschiede in ihnen auszugleichen.

Eine Matte muss immer mit Zug an den Leinen geflogen werden. Wird sie drucklos, klappt sie zusammen. Deshalb werden beim Kite-Surfen Drachen mit aufblasbarer Vorderkante (Tubes) eingesetzt. Diese verhindert bei fehlendem Zug, dass die Matte zusammenfällt.

Vierleiner

Die Steigerung des Lenkdrachens findet sich im Vierleinerdrachen wieder. Beim 4-Leiner werden die beiden üblichen Steuerleinen durch zwei weitere an der hinteren Segelkante angebrachte "Bremsleinen" ergänzt. Durch diese beiden Leinen lässt sich der Anstellwinkel der beiden Segelflächen variabel einstellen. Damit lassen sich die Drachen auch rückwärts fliegen, auf der Stelle stehen oder drehen und sanft auf den Boden aufsetzen.

Vierleiner Drachen "vision/ksf"

Weitere typische Lenkdrachen

  • Deltadrachen (deltaförmiger Grundriss)
  • Nasa Wing "powerkite / zugschirm"
  • Vierleiner-Ballettdrachen
  • Rhombusdrachen, Eddy-Lenkdrachen

Drachensteigen

Je nach Wind können Drachen solche Kraft entfalten, dass sie den Piloten mitschleifen oder sogar in die Luft ziehen können. Das bewusste Spiel mit den Kräften des Drachens wird Power-Kiting genannt. Anfänger sollten im Zweifelsfall den Drachen lieber allein fliegen lassen, d.h. die Leinen loslassen. Da dann kein Leinenzug mehr herrscht sinkt der Drachen zu Boden.

Eine weitere Form des Drachenfliegens ist das Fahren mit einem Buggy. Hierbei läßt man sich i.d.R. von großen zugstarken Matten ziehen.

Drachenleinen

Drachenleinen von Lenkdrachen werden üblicherweise aus Dyneema / Spectra oder Kevlar hergestellt. Im Gegensatz zu den Leinen ungelenkter Drachen wird kein Nylon verwendet, da sich dieses unter Zug zu sehr längt, was den Drachen schwer steuerbar machen würde.

Für die Leinen von einleinigen, ungelenkten Drachen verwendet man Nylon oder Polyester. Nylon längt sich unter Zug, was dazu führt, dass die Leine Windschwankungen ausgleichen kann.

Drachenleinen können durch ihren geringen Durchmesser verbunden mit der starken auf ihr lastenden Zugkraft schneidend wirken. Deswegen dürfen sich Menschen in der Viertelkugel (auch: Windfenster), die Drachen und Piloten zusammen mit den Leinen beschreiben können, nicht aufhalten.

Viele Gebietskörperschaften haben Regelungen, die die Länge der Drachenleinen begrenzen. Üblich sind dabei Grenzen zwischen 60m und 100m. Lenkdrachen werden üblicherweise mit Leinenlängen von etwa 30 Meter je Leine geflogen.

Da die meisten Drachenschnüre elektrischen Strom leiten, ist es bei Blitzgefahr und in der Nähe von Hochspannungsleitungen nicht ratsam, einen Drachen steigen zu lassen.

siehe auch

Drachenflieger