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Cottbuser Ostsee

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Cottbuser Ostsee/
Chóśebuski pódzajtšny jazor
Neu gestalteter Uferbereich im Südosten des zukünftigen Ostsees (September 2010)
Geographische Lage Stadt Cottbus, Landkreis Spree-Neiße
Zuflüsse Glötschergraben, Hammergraben, Haasower Landgraben, Lakoma, Tranitzfließ und Wildwasserbach
Abfluss Freigraben, Hammergraben, Randgraben und Schwarzer Graben
Inseln Klein Bornholm
Orte am Ufer Lakoma, Neuendorf, Merzdorf, Schlichow und Willmersdorf
Ufernaher Ort Cottbus, Bärenbrück und Haasow
Daten
Koordinaten 51° 47′ 15″ N, 14° 25′ 56″ OKoordinaten: 51° 47′ 15″ N, 14° 25′ 56″ O
Cottbuser Ostsee (Brandenburg)
Cottbuser Ostsee (Brandenburg)
Höhe über Meeresspiegel 61,8 m
Fläche max. 1900 hadep1
Maximale Tiefe 30 m
Mittlere Tiefe 2,5

Besonderheiten

künstlich angelegter See, Tagebaurestsee

Der Cottbuser Ostsee, niedersorbisch Chóśebuski pódzajtšny jazor, ist ein Projekt, bei dem der Braunkohletagebau Cottbus-Nord ab 2018[veraltet] geflutet wird. Daraus soll der mit 1900 Hektar flächenmäßig größte See des Lausitzer Tagebauseengebiets entstehen.

Gegenwart

Tagebau Cottbus-Nord (zukünftiger Cottbuser Ostsee) aus 600 Meter Höhe. Die Südwestsicht über den Cottbuser Ortsteil Merzdorf stammt aus dem Jahr 2007.

Der Tagebau Cottbus-Nord war mit etwa 83 Millionen Tonnen abbaubarer Braunkohle (Stand: 2000) der kleinste der fünf Vattenfall-Tagebaue und diente ausschließlich der zusätzlichen Versorgung des Kraftwerks Jänschwalde. Die Flözhöhe betrug etwa acht bis elf Meter bei einer Abraummächtigkeit von 32 bis 40 Metern. Die jährliche Kohlefördermenge des Tagebaus betrug etwa vier Millionen Tonnen (Stand 2008).[1]

Im Jahr 2001 wurde in einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb eine Ideensammlung entwickelt, aus der ein Masterplan für die Gestaltung des 1900 Hektar großen Sees und der umliegenden Uferabschnitte erstellt wurde.[2] Erstes sichtbares Zeichen der neuen Landschaft ist ein 34 Meter hoher Aussichtsturm am Westrand des Tagebaus. Im Juli 2010 wurde auf der Ostseite des zukünftigen Sees (Bärenbrücker Höhe) ein zweiter Aussichtsturm fertiggestellt.

Am 23. Dezember 2015 fuhr der letzte Kohlezug aus dem Tagebau Cottbus-Nord.[3] Als Tagebaubetreiber ist Vattenfall zur Rekultivierung verpflichtet. Das bleibende Tagebaurestloch soll ab 2018[veraltet] geflutet werden. Die Planungen des Sees sehen mehrere Jachthäfen, eine Fährverbindung Cottbus–Neuendorf und mehrere Badestrände vor. In der zukünftig am östlichen Seeufer gelegenen Gemeinde Teichland wurde bei Neuendorf ein Freizeitpark mit Sommerrodelbahn, ein Götterhain (Skulpturenpark mit altslawischen Göttern) und weiteren Attraktionen errichtet. Am 24. August 2009 erfolgte der erste Spatenstich für die zukünftigen umfangreichen Uferbefestigungen an der Südostecke des Tagebaues. Die lange von der Stadt Cottbus beworbene Seeallee, eine Verkehrsanbindung von der Stadt zum See auf einem ehemaligen Teilstück der Bahntrasse Cottbus-Guben, wurde 2011 verworfen. Zwischen September 2011 und März 2012 wurden stattdessen alternative Verkehrsanbindungen geschaffen.

Da das aufsteigende Grundwasser für die Füllung des Sees nicht ausreichen und nur rund 12 % der Wassermenge ausmachen wird, ist beabsichtigt, über einen Zeitraum von zehn Jahren jährlich bis zu 30 Millionen m³ Spreewasser einzuleiten. Wenn der See komplett gefüllt ist, wird er eine Kapazität von 150 Millionen m³ Wasser haben und eine Tiefe von etwa 2,50 bis 3,70 Meter, an Randabschnitten werden auch Tiefen von bis zu 30 Meter vorhanden sein. Nach ersten offiziellen Schätzungen ist die Flutung im Jahr 2030 abgeschlossen. Nach aktuellen Prognosen (Stand: Februar 2014) wird diese voraussichtlich schon im Jahr 2024 abgeschlossen sein.[4]

Der Cottbuser Ostsee darf nach einem Beschluss der Stadtverordneten der Stadt Cottbus seit dem 30. Mai 2013 endgültig diesen Namen tragen. Der Name wurde schon 1998 im Rahmen eines Workshops erfunden, in dem es um die Entwicklung des Ortsteils Merzdorf ging. Der bereits 2002 gegründete Inselrat mit den Vertretern der Tagebau-Anrainergemeinden sowie den beratenden Mitgliedern der Ortsbeiräte Willmersdorf, Merzdorf und Dissenchen hat bereits im Dezember 2012 der Benennung „Cottbuser Ostsee“ zugestimmt.

Im Juli 2016 wurde von einer Marketing-Firma zusammen mit den Anrainern des zukünftigen Sees eine Potenzialanalyse vorgestellt. Diese Analyse orientierte sich an realistischen Umgebungsvariablen und reduzierte die Projekte der Vorplanungen auf ein konsensfähiges Maß. Einige Projekte wurden gestrichen, andere dem tatsächlich prognostizierten Bedarf angepasst. Gleichwohl wurde eine wichtige Frage zu diesem Termin noch nicht beantwortet: Wer wird der Eigentümer des zukünftig größten Brandenburger Sees. Das Land Brandenburg hielt sich immer noch die Option offen, den See als Speicherbecken mit ständig schwankenden Pegelständen zu betreiben. Allein dieses Szenario könnte viele der in der Potenzialanalyse vorgestellten Projekte gefährden bzw. deren Überarbeitung erfordern.

Ebenfalls im Juli 2016 unterstützte das Bundesbauministerium mit 180.000 Euro den städtebaulichen Wettbewerb für das Hafenquartier Cottbus am zukünftigen See.

Obwohl der Cottbuser Ostsee noch nicht geflutet oder fertiggestellt ist, findet jährlich zu Ehren des künftigen Sees das große Ostsee-Fest statt. Es wandert von Jahr zu Jahr einmal rund um den zukünftigen See. 2014 war Maust in der Gemeinde Teichland Gastgeber der großen Feierlichkeiten.[5]

Häfen

Neuendorf

[veraltet] Ende August 2012 wurde der Architekturwettbewerb für den Neuendorfer Ostseehafen entschieden. Nach dem Plan soll der Hafen eine Fläche von 14.800 m² umfassen, mit Bootsstegen und Liegeplätzen für rund 120 Boote. Das Konzept geht von einer Hafenbucht mit mehreren vorgelagerten Inseln aus, auf der größten soll ein Hotel entstehen, das über eine Brücke erreichbar sein wird. Das Hafenhintergrundgebiet mit Bootshallen, Geschäften und Einfamilienhäusern umfasst etwa drei Hektar. Bereits begonnen wurde mit den Arbeiten an der „Seeachse“. Vor dem Flutungsbeginn des Sees im Jahr 2018 soll bereits ein erheblicher Teil der Bauarbeiten abgeschlossen sein.

Chronik

Datum Ereignis Standort
2006 Fertigstellung des 1. Aussichtspunktes, 34 m Aussichtsturm mit 173 Stufen Cottbus-Merzdorf
25. Juni 2006 Das 1. Ostseefest, damals noch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land, stimmt die Cottbuser auf Ihren zukünftigen See ein. Cottbus-Merzdorf,
Bahnhof. Bahntrasse
10. September 2006 Einweihung des Ehrenhaines für Feuerwehrleute, die während ihres Dienstes ums Leben gekommen sind Nordufer
Sommer 2008 Fertigstellung des Freizeitparkes „Erlebnispark Teichland“ u.a. mit Sommerrodelbahn, Minigolf, Kletterfelsen Bärenbrücker Höhe
Sommer 2009 Der Tagebau Cottbus-Nord vollführt (nachdem er Cottbus-Merzdorf passiert hat) einen Knick nach Norden zur letzten Etappe des Tagebaus. Dabei wird das Areal der ehemaligen Ortschaft Lakoma und dessen Teichgebiet „überfahren“ Nordufer
24. August 2009 erster Spatenstich zur Ufergestaltung des Sees Südostufer
12. Juni 2010 Einweihung der Gedenkstätte für das abgebaggerte Dorf Tranitz Nordosten am Windpark
17. Juli 2010 Einweihung des 2. Aussichtspunktes, 57 m Aussichtsturm mit 272 Stufen, ein Museum im Rahmen des 5. Cottbuser-Ostsee-Festes Neuendorf (Teichland)
09.2011 – 03.2012 umfangreiche Ufergestaltung von Schlichow bis Cottbus, Umfeld des Aussichtsturms Merzdorf gestaltet Südufer Cottbus-Merzdorf
9. Juni 2012 Einweihung der Gedenkstätte für die zwischen 1976 und 1984 devastierten Orte Groß- und Klein Lieskow Südostufer östlich von Schlichow
3. September 2012 Einweihung des ersten Teilstücks der Ortsumgehung Cottbus, die zugleich die verkehrstechnische Anbindung zu dem zukünftigen Cottbuser Strand darstellt bei Merzdorf
Herbst 2012 Fertigstellung der Uferböschung (späterer Strandbereich) am Südostufer Schlichow bis Merzdorf
30. Mai 2013 Offizielle Namensverleihung „Cottbuser Ostsee“ durch die Stadt Cottbus und den Anrainergemeinden. Die Bestätigung durch den Eigentümer Land Brandenburg steht noch aus.
23. Dezember 2015 Einstellung des Tagebaubetriebes Tagebau Cottbus-Nord
ab Februar 2015 Beginn der Böschungsarbeiten am Westufer (zwischen Merzdorf und Lakoma). zwischen Merzdorf und Lakoma
3. März 2016 Sprengung der Abraumförderbrücke F34. Sie war 32 Jahre lang im Einsatz und war die letzte ihrer Art, 24 kg Sprengstoff wurde an 150 Stellen an der Förderbrücke angebracht und verwandelten die Brücke in 2200 Tonnen Stahlschrott. bei Neuendorf
6./7. Juli 2016 Vorstellung einer Potenzialanalyse für den Cottbuser Ostsee (Gemeinschaftsarbeit mit den Anrainern des zukünftigen Sees mit einem bundesweit bekannten Marketing-Büro) Stadthaus Cottbus
Dezember 2016 Abschluss der Rütteldruckverdichtungsarbeiten an der Südböschung des zukünftigen Cottbuser Ostsees. Es wurden auf einer Fläche von 1,2 Kilometern Länge und bis zu 108m Breite rund 3,4 Millionen Kubikmeter Erdmasse zu einem Stützkörper verdichtet. Dabei wurden 140 000 Kubikmeter Erdmasse dazugegeben, um die Verdichtung auszugleichen. (Quelle: LMBV Konkret, 22. Jahrgang vom Februar 2017, Seite 4 ) Südböschung
2. Juni 2017 1. Spatenstich für den Bau des Ostsee-Zulaufs, der die Verbindung von der Spree zum Cottbuser Ostsee herstellen soll. 80% des Seewassers soll über diese Verbindung in den See laufen. bei Lakoma
2018/2019 (Voraussichtlicher) Beginn der Flutung des Tagebaurestloches

Planung

Typ Ort Fertigstellung
Häfen Cottbuser Stadthafen, Neuendorfer Hafen
Fähranleger Cottbus-Hafen, Neuendorf-Hafen
Strände Cottbuser, Merzdorfer Surfstrand, Willmersdorfer, Jugendorf (Neuendorf), Neuendorfer, Bärenbrücker Bucht
Campingplätze Willmersdorf, Jugendorf (Neuendorf)
gestrichene Projekte aus vorherigen Planungen Binnenhafen Dissenchen, Seebühne Merzdorf, Golfplatz Schlichow, Wildwasserbahn, Verbindung Klinger See/Ostsee, Lakomaer Hafen
(Stand Juli 2016)
Commons: Cottbuser Ostsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tagebau Cottbus-Nord, Datenblatt der Vattenfall Europe Mining AG.
  2. Masterplan (PDF; 705 kB)
  3. Peggy Kompalla: Vattenfall beendet planmäßig Tagebau Cottbus-Nord. Letzte Fahrt aus der Grube – Start für den Ostsee. 24. Dezember 2015, abgerufen am 10. Februar 2016.
  4. BTU Cottbus-Senftenberg: Ausstellung studentischer Arbeiten: Cottbus am See, Mitteilung, 19. Februar 2014.
  5. Cottbuser Ostseefest in Maust