Abolitionismus (Kriminologie)
Abolitionismus ist im kriminalsoziologischen Sinne ein theoretischer Ansatz, der den Verzicht auf die totale Institution des Gefängnisses oder in einem noch umfassenderen Sinne die Abschaffung des Strafrechts fordert.
Die kriminalsoziologischen Abolitionisten sind grundsätzlich der Meinung, dass der Staat nicht das richtige Organ sein kann, um die Art und Weise der Bestrafung festzusetzen. Ihrer Ansicht nach sollten das nähere Umfeld eines Täters oder eines Opfers die Möglichkeit haben, eine geeignete Reaktion festzusetzen. Ein Modell hierfür könnte Community Accountability darstellen.
Bedeutende Vertreter des kriminologischen Abolitionismus sind Nils Christie, Thomas Mathiesen, Herman Bianchi und Louk Hulsman. Eine abolitionistische Organisation ist das Anarchist Black Cross.
Literatur
- Thomas Mathiesen: Überwindet die Mauern! Die skandinavische Gefangenenbewegung als Modell politischer Randgruppenarbeit, Neuwied: Luchterhand, 1979, ISBN 3-472-58044-5
- Sebastian Scheerer: Die abolitionistische Perspektive], in: Kriminologisches Journal, Nr. 16, 1984, S. 90–111.
- Karl F. Schumann (Hrsg.): Vom Ende des Strafvollzugs. Ein Leitfaden für Abolitionisten, Bielefeld: AJZ, 1988, ISBN 3-921680-73-5.