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Benutzer:Veleius/Spielwiese

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Kastell Beckfoot
Alternativname a) Bibra
b) Bribra
Limes Britannien
Abschnitt Strecke 2 (Küstenschutz Cumbria)
Datierung (Belegung) hadrianisch,
2. bis 4. Jahrhundert n. Chr.?
Typ a) Reiterkastell
b) Kohortenkastell
Einheit Cohors II Pannonoiorum
Größe 1,1 ha
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand rechteckige Anlage mit abgerundeten Ecken, oberirdisch nicht sichtbar
Ort Holme St. Cuthbert
Geographische Lage 54° 49′ 30″ N, 3° 25′ 12″ WKoordinaten: 54° 49′ 30″ N, 3° 25′ 12″ W
hf
Vorhergehend Kastell Maia (nordöstlich)
Anschließend Kastell Alauna
Vorgelagert Kastell Portus Trucculensis (östlich)
Lageskizze Kastelle an der Küste von Cumbria
Münzporträt des Hadrian
Die Solwayküste bei Beckfoot
Befundskizze des Kastells (Stand 2006)
Skizze der Bauinschrift der Pannonierkohorte

Bibra war ein römisches Hilfstruppenkastell auf dem Gebiet des Weilers Beckfoot, Gemeinde Holme St. Cuthbert, District Allerdale, County Cumbria, England.

Die Festung war Teil der Küstenverteidigung am Solway Firth, bestehend aus einer Reihe von Kastellen, Kleinkastellen und Wachtürmen entlang der Westküste von Cumbria, der auch als westlicher Flankenschutz des Hadrianswalls diente. Das Lager wurde Ende des 19. Jahrhunderts teilweise ausgegraben. Vom Kastell sind noch umfangreiche und gut erhaltene Überreste der Befestigungen und seiner Innengebäude erhalten. Außerhalb des Kastells wurden zahlreiche römische Tonscherben gefunden, was auf die Existenz einer Zivilsiedlung hindeutet. Kastell und Siedlung wurden wahrscheinlich bis ins späte 4. Jahrhundert benutzt. Südlich des Lagers wurden auch einige Brandbestattungen entdeckt.

Name

Die einzige Quelle für den römischen Namen des Kastells in Beckfoot ist ein Eintrag in der Cosmographia des Geografen von Ravenna. Sie verortet "Bribra" zwischen den Stationen Alauna (Maryport) und Maglona (Old Carlisle). Der Name stammt wahrscheinlich aus dem lateinischen und könnte Hügel (walisisch Bre)oder auch Hünengrab (barrow) bedeuten. Ohne frühere Formen ist es nur schwer möglich anzugeben, aus Sprachelementen sich der antike Ortsname zusammensetzt.[1]

Lage

Beckfoot liegt an der Küstenstraße B5300, 5 km südlich von Silloth-on-Solway, 13 km nördlich von Maryport, 3 km nördlich von Mawbray und 40 km westlich von Carlisle. Das Bodendenkmal liegt auf einer leicht nach Osten abfallenden Hangweide, dessen höchste Erhebung ein schmaler Hügel entlang der Westmauer mit uneingeschränkten Blick auf den Solway Firth ist. Das Areal gehört heute zu den Weidegründen der Beckfoot Farm, die 342 Meter nordwestlich des Kastells steht. Die Überreste des Lagers befinden nahe des heutigen Strandes.[2]

Forschungsgeschichte und Fundspektrum

Vom Kastell sind nach Analyse von Luftaufnahmen noch umfangreiche und gut erhaltene Überreste der Befestigungen und seiner Innengebäude erhalten, da es, abgesehen von der NW-Ecke, in poströmischer Zeit nie überbaut wurde. Ausgrabungen, durchgeführt in den Jahren von 1879-1880, deuten auf eine Nutzung des Lagers vom 2. bis zum 4. Jahrhundert n.Chr. hin. Das Kastell wurde nur teilweise von J. Robinson ausgegraben. Diese Ausgrabungen scheinen sich auf den südlichen Teil des Areals und auf einige eng begrenzte Suchschnitte im Norden des Forts konzentriert zu haben. Es wurden dabei auch die Fundamente eines Gebäudes beobachtet, es konnte aber nur unzureichend erforscht werden, seine Funktion ist daher unbekannt. Collingwood nahm an, dass es entweder die Fundamente eines Lagerhauses oder, wahrscheinlicher, die des Kommandantenhauses waren. Robinson war jedoch u.a.in der Lage den gesamten Verlauf der Mauern zu verfolgen. Die Grabung musste aber damals in großer Eile durchgeführt werden, sein Bericht, verfasst zusammen mit einem Befundplan, war nur eine ziemlich kurze Zusammenfassung von seinen Entdeckungen. R.G. Collingwood fasste 1936 die Ergebnisse von Robinsons Ausgrabungen zusammen und erstellte einen Befundplan. Das Areal ist hervorragend für die Anfertigung von Luftaufnahmen geeignet. Weitere Ausgrabungen wurden 2006 auf dem Gelände des Gräberfelds von einem Team der Lancaster University durchgeführt, wobei jedoch nur wenige Funde ans Tageslicht kamen. 2011 wurde das Gelände nördlich des Kastells von N. Williams, University of Central Lancashire, geophysikalisch untersucht.

Zu den bemerkenswertesten Fundstücken gehören ein unbeschrifteter, 43 x 18 cm großer Altar, eine Statue der Diana-Luna-Lucifera, eine stark beschädigte Figur der Victoria, zwei Kupferperlen, Eisenfragmente, Mühlsteine und eine größere Menge an Keramikscherben. Die Bauinschrift der Pannonierkohorte wurde vor 1880 gefunden. An Münzen konnten neun Stück geborgen werden. Zwei Kupferstücke des Trajan - eines davon war 1985 anscheinend an den Strand gespült worden. Eine weitere stammt aus der Zeit von Constantius II. Ein kleiner Hort bestand nur aus 3 Münzen, eine mit dem Portrait der Kaiserin Julia Domna, ihres Sohnes Caracalla und dem des Kaiser Valerian. Im Jahr 2010 wurden von einem Sondengänger in Beckfoot ein Keramikgefäß mit 308 römischen Münzen entdeckt. Fundstücke aus Beckfoot werden im Senhouse Roman Museum in Maryport ausgestellt.[3]

Entwicklung

122 befahl Kaiser Hadrian, im Norden Britanniens eine Sperrmauer, verstärkt durch Wachtürme und Kastelle, vom Tyne bis zum Solway Firth zu errichten, um die britischen Provinzen vor den ständigen Einfällen der Pikten aus dem Norden zu schützen. Der Wall wurde größtenteils durch Soldaten der drei in Britannien stationierten Legionen und Mannschaften der Classis Britannica errichtet. Die Küste um Beckfoot wurde in dieser Zeit durch eine Reihe von Kleinkastellen und Wachtürmen gesichert, um eine Umgehung des westlichen Endes des Hadrianswalls durch Plünderer und Invasoren zu verhindern. Sie entstand gleichzeitig mit dem Wall. Sie setzte sich ab Bowness-on-Solway noch etwa 42 km an der Westküste von Cumbria fort und bezog wohl ursprünglich auch das Kastell von Ravenglass (Tunnocelum) mit ein. Das nächstgelegene Kastell war der Nachschubhafen von Kirkbride (Portus Trucculensis) im Norden, an der Mündung des Wampool. Die Küstenbefestigungen waren zwar nicht direkt mit dem Wall verbunden, dennoch werden sie in der Forschung als Bestandteil des Wallsicherungssystems angesehen. Das Hauptquartier der hier stationierten Garnisonstruppen befand sich wohl im Kastell von Maryport (Alauna), das zusammen mit dem in Beckfoot noch bis ins 3. oder 4. Jahrhundert besetzt war. Die Besatzungen kontrollierten neben dem Schiffsverkehr am Solwy Firth eine Straße, die von Norden heranführte, und die fruchtbare Ebene der damals dicht besiedelten Solway-Planes. Die Befestigungskette dürfte teilweise aber bereits vor der Mitte des 2. Jahrhunderts wieder aufgegeben worden sein. Die Überreste der Kleinkastelle 14 und 15 befinden sich in unmittelbarer Nähe des Kastells. Die Funde deuten auf eine Besetzung von Bibra bis ins 4. Jahrhundert n.Chr. hin.[4]

Kastell

Vom Kastell und seinem Vicus ist heute nichts mehr zu sehen. Über dem Boden ist nur die stark verwitterte Kastellplattform erkennbar, die ungefähr der Form und Größe der Befestigung entspricht. Sein Areal wird heute u.a. auch landwirtschaftlich genutzt. Die NW-Ecke des Lagers wurde durch moderne Bebauung komplett zerstört. Lage und Aussehen des Kastells sind größtenteils von Luftaufnahmen bekannt. Auf ihnen sind auch sehr klar zahlreiche Details der Wehranlagen und der Innenbebauung zu erkennen. Es handelte sich dabei um eine Standardbefestigung des 2. Jahrhunderts, die zur Unterbringung einer etwa 500 Mann starken Truppe bestimmt war. Das Lager hatte einen - etwas unregelmäßigen - quadratischen Grundriss mit abgerundeten Ecken, der sich nach Osten hin etwas verjüngte und maß von Ost nach West 123 Meter, von Nord nach Süd 84 Meter. Es bedeckte eine Fläche von ca. 1,1 Hektar.

Die Umfassungsmauern waren 1,80 Meter dick, durch Zwischentürme verstärkt und von drei oder vier Gräben umgeben. Als Wehrgang diente eine rückwärtig aufgeschüttete Erdrampe. Die Ecken waren zusätzlich mit langrechteckigen Türmen verstärkt. Robinson entdeckte drei Tore, an der Nord-, Süd- und Ostseite gesichert mit je zwei Flankentürmen. Nord- und Südtor sind etwas nach Westen versetzt. An der Westseite (Küstenlinie) konnte zunächst kein Tor lokalisiert werden. Später wurde dort eine Schlupfpforte entdeckt. Das Osttor verfügte wahrscheinlich über zwei Durchgänge die durch Pfeiler (spina) voneinander getrennt waren. Einer davon wurde möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt blockiert. An der Westmauer stieß man auf einen massiven, 3,3 x 2,1 Meter messenden Mauerwerkblock. Robinson hielt ihn für das Fundament eines Leuchtturms. Wahrscheinlich handelte es sich dabei aber um die Basis einer Geschützplattform (siehe Ballistae). Diese Plattformen wurden möglicherweise im 3. oder 4. Jahrhundert errichtet. Auf den Luftbildern ist auch eine Anzahl von Straßen erkennbar die von der Festung weg führen, wo sie noch außerhalb des untersuchten Gebietes weitergehen. Die vom Nord und Südtor ausgehenden Straßen konnten ungefähr 240 Meter in beiden Richtungen verfolgt werden. Eine kürzerer Straßenabschnitt, 19 Meter, war auch am Osttor sichtbar. Die Luftbilder zeigen auch eine römische Straße, die quer durch das Lager führt. Sie verband die Festung wohl mit einer Straße bei Silloth, nördlich von Beckfoot und in weiterer Folge auch mit dem entlang der Küste verlaufenden Patrouillenweg.

Innerhalb der Festung konnten die Positionen der Lagerverwaltung (Principia), des Kommandantenhauses (Praetorium), von zwei Lagerhäusern (Horreum), möglicherweise ein Hospital (Valetudinarium), sechs Kasernenblöcke (Contubernia) und Funktionsgebäude (Fabricia), ein Bad im Nordosten (Therme/Balineum), sowie Werkstätten u.a. identifiziert werden. Die zwei Getreidespeicher standen wahrscheinlich am Südtor, westlich der nord-südlich verlaufenden Lagerhauptstraße (Via Praeatoria).[5]

Garnison

Bis heute wurde nur eine Inschrift (Bauinschrift) in Beckfoot entdeckt, die die hier stationierte Garnisonstruppe erwähnt. Es handelte sich hierbei um die Cohors secunda Pannoniorum equitata quinquenaria (die zweite teilberittene Kohorte der Pannonier), eine 500 Mann starke gemischte Hilfstruppeneinheit (Auxilia) aus Kavallerie und Infanterie. Ursprünglich aufgestellt in der Provinz Pannonien, die Teile des heutigen Ostösterreich, Slowakei, Westungarn und das nördliche Kroatien und Serbien umfasste. Möglicherweise war die Kohorte in späthadrianischer Zeit als Garnison nach Beckfoot verlegt worden und beteiligte sich anscheinend dort auch an Bauarbeiten. Laut der Inschrift wurde sie in dieser Zeit von einem Offizier im Range eines Präfekten befehligt. Wie lange diese Kohorte in Bibra lag ist unbekannt, da die wenigen Informationen, die bei den Untersuchungen gewonnen wurden, diese Frage nicht beantworten konnte.[6]

Vicus und Gräberfeld

Zu beiden Seiten einer Straße sind auf den Luftaufnahmen südlich des Kastells die Reste eines Vicus zu erkennen. Etwa 75 Meter südlich der Straße dürften eine Gruppe Streifenhäuser gestanden haben. Während 1855 durchgeführten Entwässerungsarbeiten stießen die Arbeiter südlich des Lagers auf fünf Altarfragmente. Man vermutet, dass an dieser Stelle ein Schrein oder Tempel gestanden haben könnten.

Nördlich und südlich des Kastells hatte man entlang der Küstenseite auch zwei Gräberfelder angelegt. Auf den Gräberfeldern wurden vermutlich die Toten des Kastells und auch des Vicus bestattet. Am Südfeld konnten mehrere bemerkenswerte Brandsbestattungen (Ustrina) aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert untersucht werden. Die Scheiterhaufen standen meist in einer flachen Grube, in der nach der Begräbniszeremonie auch die Urnen bestattet wurden. Aus den verkohlten Überreste in eine dieser Gruben konnte herausgelesen werden, dass der Verstorbene auf einer mit Federn gefüllten Matratze und einem Eichenbettgestell verbrannt wurde. Zur Befeuerung des Scheiterhaufens wurde Kiefernholz verwendet. Am Südfeld stieß man auch auf römische Grablegungen aus dem 3. Jahrhundert. Eines dieser Brandgräber befand sich direkt neben dem KK 15. Auf dem südlichen Gräberfeld müssten dringend Bergungsarbeiten durchgeführt werden, da es durch die stetig anhaltende Bodenerosion gefährdet ist.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Robin George Collingwood, R.P. Wright: The Roman Inscriptions of Britain. Oxford 1965.
  • R.G. Collingwood: “The Roman fort at Beckfoot”. Transactions of the Cumberland and Westmorland Antiquarian & Archaeological Society, Nr. 36, 1936.
  • David Shotter: Roman Coins from North-West England. Lancaster 1990.
  • J. Robinson: Transactions of the Cumberland and Westmorland Antiquarian & Archaeological Society. Nr. 5, 1881.
  • J. Bailey, F. Haverfield: Transactions of the Cumberland and Westmorland Antiquarian & Archaeological Society. Nr. 15, 1915.
  • J.K. St. Joseph: Society for Promotion of Roman Studies The journal of Roman studies, Nr. 41, 1951.
  • J.K. St. Joseph, S. Frere: Roman Britain from the air. Cambridge air surveys. 1983.
  • A. Rivet. Colin Smith: The place-names of Roman Britain. 1979
  • Margot Klee: Grenzen des Imperiums, Leben am römischen Limes. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-2015-8.
  • David Breeze: Handbook to the Roman Wall, 14th Edition, Soc. Ants. Newcastle 2006.
  • G. Jones, D. Woolliscroft: Hadrian’s Wall from the Air, Tempus 2001.
  • S. Willis, M. Symonds, D. Mason: Frontiers of Knowledge: A Research Framework for Hadrian’s Wall, Part of the Frontiers of the Roman Empire World Heritage Site, Durham University, Durham 2011.
  • Eilert Ekwall: The concise Oxford dictionary of English place-names. Claredon Press, Oxford 1960.
  • Dorothy Charlesworth, Richard Stillwell, William L. MacDonald, Marian Holland McAlister: The Princeton encyclopedia of classical sites. Princeton, N.J. Princeton University Press, 1976.

Anmerkungen

  • RIB = Roman inscriptions in Britain
  1. R.C. Nr. 119, Ekwall, 1960, S. 61
  2. Jones/Woolliscroft 2001, S. 128
  3. Robinson 1881, S. 136-148, RIC 411, Bailey/Haverfield 1915, S. 143, Shotter 1990, S.49, Willis 2011, S. 122
  4. Collingwood 1936, S. 76-84, Margot Klee: 2006, S. 23–24, S. Johnson 2004.
  5. Robinson 1881, S. 136-148, Collingwood 1936, S. 76-84, Jones 2001, S. 128-129, Willis 2011, S. 122.
  6. RIB 880, Willis 2011, S. 122.
  7. R.L. Bellhouse: Transactions of the Cumberland and Westmorland Antiquarian & Archaeological Society, Nr. 54, 1955, S. 47, derselbe: Roman sites on the Cumberland coast: a new schedule of coastal sites, Cumberland and Westmorland Antiquarian and Archaeological Society research series 1 (1979), Ausgabe 3, 1989, S. 47–48, N. Hodgson: Hadrian’s Wall 1999-2009, A summary of excavation and research prepared for the 13th pilgrimage of Hadrian’s Wall, 8-14 August 2009, 2009, S. 160–161, Jones 2001, S. 129, Willis 2011, S. 122.


Kategorie:Römische Befestigungsanlage (Britannia) Kategorie:Erbaut im 2. Jahrhundert Kategorie:Hadrian (Kaiser)