Zum Inhalt springen

Mathilde Jacob

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Mai 2006 um 14:05 Uhr durch 141.15.30.1 (Diskussion) (Sozalistin, Vertraute Rosa Luxemburgs). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Mathilde Jacob (* 8. März 1873 in Berlin; † 14. April 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt) war Übersetzerin und Stenotypistin. Als Sekretärin und enge Vertraute von Rosa Luxemburg schmuggelte sie deren Briefe und Manuskripte aus dem Gefängnis und rettete Teile ihres Nachlasses.


Leben

Mathilde Jacob wurde am 8. März 1873 in Berlin als Tochter des jüdischen Schlachtmeisterehepaares Julius und Emilie Jacob geboren. Als selbstständige Stenotypistin und Übersetzerin lernte sie Ende 1913 über Schreibaufträge für Die sozialdemokratische Korrespondenz deren Herausgeber Julian Balthasar Marchlewski, Franz Mehring und Rosa Luxemburg kennen.

Tief beeindruckt von der Persönlichkeit Rosa Luxemburgs half Mathilde Jacob der Pazifistin insbesondere während der mehrmaligen Inhaftierungen. Das ging von der Versorgung der Wohnung (inklusive der Katze Mimi) bis hin zum Schmuggeln von Briefen und hochpolitischen Manuskripten aus dem Gefängnis. Als Mathilde Jacob im Mai 1919 selbst kurz in Haft saß, erfuhr sie von dem Tod Rosa Luxemburgs, deren Leiche sie auch identifizieren musste.

Nachdem sie den großen Verlust überwunden hatte, schloss sie sich dem ehemaligen Verteidiger Rosa Luxemburgs, Paul Levi, an, der am 31. Dezember 1918 Vorsitzender der neu gegründeten KPD wurde. Nachdem dieser 1921 auf Grund von Meinungsverschiedenheiten aus der KPD ausgeschlossen wurde, trat er mit Mathilde Jacob der SPD bei.

Hier unterstützte sie Paul Levi bei der Herausgabe verschiedener Publikationen, wie beispielsweise der Zeitschrift Unser Weg. Nach dem Tod Levis 1930 zog sich Mathilde Jacob aus allen politischen Tätigkeiten zurück, hielt jedoch nach 1933 Kontakte zu Widerstandskreisen. Als Jüdin musste sie die Repressalien und Einschränkungen des Naziregimes ertragen. Sie konnte sich nur mit einer kleinen Rente und gelegentlichen Schreibarbeiten über Wasser halten, bis sie schließlich am 27. Juli 1942 abgeholt und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde, wo sie am 14. April 1943 starb. Ihr Leben und ihre Leistungen wurden von Heinz Knobloch „wiederentdeckt“, sorgfältig recherchiert und 1985 als Buch veröffentlicht.

Leistungen

Als historischer Verdienst wird Mathilde Jacob insbesondere angerechnet, dass sie 1915 Luxemburgs Manuskript Die Krise der Sozialdemokratie aus dem Gefängnis schmuggelte und für den Druck und Vertrieb sorgte.

Als weitere historische Leistung gilt die Rettung von Teilen des Nachlasses der Pazifistin, den Mathilde Jacob sorgfältig verwaltete und 1939 einem amerikanischen Historiker übergab.

Auszeichnungen

1995 wurde der Rathausvorplatz des damaligen Berliner Bezirks Tiergarten nach ihr benannt und 1997 eine dazugehörige Gedenktafel am Rathaus eingeweiht. Seit der Berliner Bezirksfusion 2001 gehört der Mathilde-Jacob-Platz 1 nun zum Bezirk Mitte.


Quellen

  • Kulturamt Tiergarten: Aufbrüche. Frauengeschichten aus Tiergarten 1850-1950. Berlin 1999.
  • Mende, Hans-Jürgen; Wernicke, Kurt (Hrsg.): Tiergarten. Das Bezirkslexikon. Berlin 2000.

Literatur

Knobloch, Heinz: Meine liebste Mathilde. Das unauffällige Leben der Mathilde Jacob. Berlin 1985.

Webquellen

Inschrift Gedenktafel am Bezirksrathaus Berlin-Mitte