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Centrum für Hochschulentwicklung

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Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) bezeichnet sich als eine "Reformwerkstatt" für das deutsche Hochschulwesen.

Überblick

Das Centrum für Hochschulentwicklung wurde am 1. Mai 1994 in Gütersloh von der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) als gemeinnützige GmbH gegründet. Das CHE arbeitet an Konzepten zur Hochschulreform, als Projektpartner für Hochschulen und Ministerien und als Anbieter von Fortbildungsprogrammen. In der Öffentlichkeit bekannt ist die gGmbH vor allem durch das jährlich veröffentlicht Hochschulranking, in dem gleiche Studiengänge an verschiedenen Hochschulen unter verschiedenen Aspekten verglichen und gerankt werden. Mit Hilfe internationaler Vergleiche entwickelt das CHE außerdem Modelle zur Weiterentwicklung der deutschen Hochschulen.

Als Leitbild des CHE dient die Idee der „entfesselten Hochschule“, die autonom, wissenschaftlich, profiliert und wettbewerbsfähig, wirtschaftlich, international und neuen Medien gegenüber aufgeschlossen sein soll. Diese Grundlagen finden sich exemplarisch im Buch Die entfesselte Hochschule von Detlef Müller-Böling, der auch der Leiter des CHE ist.

Nach eigenen Angaben beträgt der Jahresetat gut 3,2 Mio Euro, von denen etwa 75 % von der Bertelsmann-Stiftung gestellt werden.

Positionen

Die Arbeit des CHE findet in einer Reihe von Themenfeldern statt, die unter anderem Autonomiefragen, Profilbildung, Wettbewerb, Wirtschaftlichkeit, Internationalisierung und Virtualisierung von Hochschulen behandeln. Das CHE tritt dabei dafür ein, dass die Hochschulen "mehr Freiheiten" bekommen, um im Rahmen staatlicher Rahmenvorgaben selbstverantwortlich zu agieren, um eigene Strategien entwickeln und verfolgen zu können. Sie sollen zum Beispiel das Recht haben ihre Studierenden selbst auszusuchen und ihre interne Organisationsform selbst zu bestimmen. Das CHE befürwortet auch sozialverträglich gestaltete Studiengebühren, sofern diese direkt der Verbesserung der Lehre zu Gute kommen.

Kritik

Kritiker sehen im CHE einen Motor einer neoliberalen Umgestaltung von Hochschulen. Das CHE betreibt ihnen zufolge Lobbyarbeit in Medien, Politik und Gesellschaft, um die Akzeptanz von Studiengebühren und Eliteuniversitäten zu erhöhen. Dabei wird unter anderem ein Zusammenhang zwischen der Arbeit des CHE und einem wahrgenommenen steigenden Einfluss der Wirtschaft auf staatliche Bildungseinrichtungen hergestellt, der nicht notwendigerweise dem Interesse der Allgemeinheit liege. Gefordert wird stattdessen, dass Bildung keine Ware werden und nicht betriebswirtschaftlichen Anforderungen unterliegen dürfe.

Ebenfalls kritisiert wurde die Nähe des CHE zum Medienkonzern Bertelsmann AG. Da das Centrum finanziell wesentlich von der Bertelsmann-Stiftung getragen wird, die auch Eigentümerin [1] der Bertelsmann AG ist, unterstellten Studentengruppen, dass die Politik des CHE durch Vorgaben des Medienkonzern beeinflusst werde. Zusätzlich wurde beklagt, dass Kritiker eigenen Positionen auf Grund mangelnder Medienpräsenz nicht ähnlich erfolgreich transportieren könnten.

Im Kontext der Debatte um Studiengebühren geriet schließlich eine Umfrage des CHE in die Kritik, die das Forsa-Institut im Auftrag der Stiftung durchführte. Die Befragten wurden nacheinander nach drei Studiengebührenmodellen gefragt, die sie jeweils befürworten oder ablehnen konnten. Aus der Bevorzugung eines Gebührenmodells durch die befragten Studierenden wurde in einer Presserklärung darauf geschlossen, dass eine generelle Zustimmung von Studenten für die Einführung von Studiengebühren bestände. Die prinzipielle Zustimmung zu Studiengebühren war hingegen nicht abgefragt worden. Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften forderte daraufhin, die Zusammenarbeit der Hochschulen mit dem CHE einzustellen.

Literatur