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Paulo Coelho

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Paulo Coelho

Paulo Coelho (* 24. August 1947 in Rio de Janeiro) ist ein brasilianischer Schriftsteller und Bestsellerautor.

Biographie

Paulo Coelhos Leben war von Beginn an religiös geprägt. Als Junge besuchte Coelho die Jesuitenschule San Ignacio in Rio de Janeiro, in der er bei einem schulischen Lyrikwettbewerb einen Preis erhielt. Der Traum, Schriftsteller zu werden, wird in ihm geboren. Coelho studierte gegen den Wunsch seines Vaters, der ihn gerne als Ingenieur gesehen hätte, Rechtswissenschaften, unterbrach 1970 jedoch sein Studium, um als Hippie eine Weltreise durch Südamerika, Nordafrika und Europa zu machen. Erst zwei Jahre später kehrte er nach Brasilien zurück.

Coelhos anschließende Tätigkeit als Theater- und Drehbuchautor sowie sein in dieser Zeit währender Drogenkonsum wurden von seinen streng katholischen und konservativen Eltern scharf verurteilt. Sein rebellisches Aufbegehren gegen die Vorstellungen und Ziele seiner Eltern führte aufgrund der Annahme, ihr Sohn sei geistesgestört, zu insgesamt drei Einweisungen in die Psychiatrische Anstalt „Casa de Saúde Dr. Eiras“ (1966, 1967 und 1968), wo er auch mit Elektroschocks behandelt wurde. Die Erfahrung, für verrückt gehalten zu werden, schilderte er später in seinem Roman Veronika beschließt zu sterben.

Coelho war und ist auch politisch tätig. Der bekannte Musiker Raul Seixas und Coelho wurden 1973 Mitglieder der antikapitalistischen "Alternativen Gesellschaft", die Freiheit und Selbstbestimmung propagierte, und in der Schwarze Magie praktiziert wurde. Coelho engagierte sich in dieser Zeit für eine Comic-Serie, genannt Kring-ha, die ebenfalls für mehr Freiheit im vom Militär regierten brasilianischen Staat eintrat. Aufgrund der möglichen Gefahr einer Oppositionsbildung wurden die beiden Männer 1974 vom Militärregime willkürlich verhaftet. Zwei Tage nach seiner Freilassung wurde Coelho von einer paramilitärischen Organisation für mehrere Tage verschleppt und gefoltert. Er fügte sich selbst Wunden zu, und konnte glaubhaft machen, dreimal in einer Nervenheilanstalt gewesen zu sein. Die Entführer hielten ihn für geistesgestört, und insofern nicht für sein politisches Engagement verantwortlich, und ließen ihn frei.

Zwischen 1974 und 1976 schrieb er unter anderem zusammen mit Raul Seixas provokante Songtexte. Es entstanden insgesamt 65 Rocklieder, die sich in Brasilien großer Beliebtheit erfreuen. Weitere Texte schrieb er für die Popsängerin Rita Lee, die Jazzsängerin Elis Regina und für Maria Bethânia. Coelho interessierte sich stets für die unterschiedlichsten alternativen Lebensmodelle und Anschauungen, so unter anderem für die Ideen und Riten der Hare Krishna und der Wicca. 1977 verließ er Brasilien und zog mit seiner ersten Frau nach London. Nach einem Jahr, das er erfolglos der Schriftstellerei widmete, kehrte er 1978 wieder nach Brasilien zurück. Dort arbeitete er drei Monate als leitender Angestellter bei den Plattenfirmen CBS und PolyGram. Ebenfalls war er kurze Zeit für ein Musikmagazin und eine eigene Untergrundzeitschrift als Redakteur tätig. Abrupt beendete er seine beruflichen Ambitionen und trennte sich auch von seiner ersten Frau.

Auf einer Reise durch Europa besuchte Coelho mit seiner Freundin und späteren Frau Christina unter anderem das Konzentrationslager von Dachau. Er berichtete, dort eine Vision gehabt zu haben, bei der ihm ein Mann erschienen sei, der ihm zwei Monate später in einem Café in Amsterdam begegnete. Im Gespräch überzeugte ihn dieser, zur katholischen Religion zurückzufinden, und sich auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu begeben. Von 1980 bis 1985 lebte Paulo Coelho zurückgezogen in einem spanischen alten Orden namens 'Tradition', um die christliche Symbolsprache zu studieren. Coelho bestätigte es selbst nicht, es ist aber naheliegend, dass es sich dabei um den Orden R.A.M. (Regnus Agnus Mundi) mit katholischem Ursprung handelte, der 1492 ohne Amtssitz gegründet wurde.

1986 pilgerte er in 55 Tagen 700 km auf dem mittelalterlichen Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Diese Erfahrung, die er selbst als Wendepunkt seines Lebens versteht, und Exerzitien des R.A.M. verarbeitete Coelho im gleichnamigen Buch Auf dem Jakobsweg – Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela, das ein Jahr später erschien.

Paulo Coelho erhielt 2002 die für brasilianische Schriftsteller größte Auszeichnung: er wurde zum Mitglied der Academia Brasileira de Letras gewählt, die sich unter anderem die Aufgabe gesetzt hat, die portugiesische Sprache zu pflegen. Zudem ist er Sonderberater des UNESCO-Projekts "Convergences spirituelles et dialogues interculturels" (Interkultureller Dialog) und Vorstandsmitglied der Schwab Foundation for Social Entrepreneurship.

Einen Teil seines Vermögens spendet er in seine selbst gegründete Stiftung Instituto Paulo Coelho. Mit einem jährlichen Budget von 400 000 Dollar hilft Coelho Favelas, hilfsbedürftigen Kindern und alten Menschen und unterstützt die Übersetzung brasilianischer Literatur in andere Sprachen. Außerdem spendet er an Kinderkrankenhäuser und andere Institutionen im Ausland beträchtliche Summen.

Zur Zeit lebt er mit seiner zweiten Frau, der Malerin Christina Oiticica, in Rio de Janeiro und in Tarbes, Frankreich, in unmittelbarer Nähe von Lourdes. Paulo Coelho ist laut Interview mit der FIFAworldcup.com begeisterter Fan der brasilianischen Fußballnationalmannschaft Seleção.

Anima Mundi

Coelhos Anschauung der Anima Mundi, der Weltenseele, die in allen Erscheinungen der Welt erfahren werden kann, wird während seines fünfjährigen Aufenthaltes im spanischen Orden geprägt. Coelho glaubt fest an Zeichen, die ihm alltäglich widerfahren. Er deutet sie für sich persönlich als Hinweise und stimmt darauf sein weiteres Handeln ab. Ein Beispiel ist die weiße Feder, die er erst finden muss, bevor er ein neues Buch beginnen kann. Dieses Verständnis von Zeichenmystik veranschaulicht der Autor in seiner gesamten Publikation.

Coelhos weltweite Engagements für mehr Toleranz und Vielfalt, sein Einsatz für zivilbürgerliches Engagement und die Gestaltung einer besseren Zukunft können als immanente und konsequente Fortführung dieser Betrachtungsweise der Weltenseele gedeutet werden.

Zum Werk

Die Bücher Coelhos haben autobiografische Züge, die beschriebenen Landschaften und Länder hat er auf seinen Reisen selbst besucht. Coelho schreibt meist in einfacher, schmuckloser Sprache. Er verarbeitet ursprüngliche Symbole, metaphysische Elemente und christliche Mystik in märchenhaften Gleichnissen, Parabeln und Fabeln. Dabei arbeitet er auch immer biblische und spirituelle Elemente in den Kontext ein. Seine Themen sind unter anderem immer wieder die Liebe zu einem anderen Menschen im Kontrast zu der Liebe zu sich selbst, die Suche nach dem Sinn des Lebens sowie die spirituelle Selbstfindung, die er vor allem an der einen simplen Weisheit fest macht: "Verwirkliche Deinen Traum." Die Begeisterung, die seine Werke auslösen, liegt unter anderem darin begründet, dass Coelho es vermag, die Menschen zu ihrem Selbst zurückzuführen, und sie dazu zu bringen, sich den wesentlichen Dingen zuzuwenden und sich ihren Träumen zu widmen. Coelho hat mit seinen Werken vielen Menschen Mut gegeben, ihr Leben neu zu beginnen und ihren eigentlichen Lebenstraum zu verwirklichen.

Weltruhm erlangte er mit seinem Roman Der Alchimist, der bisher in 56 Sprachen erschienen ist. Eine Verfilmung des Buches steht in Produktion. Laurence Fishburne schrieb das Drehbuch, führt Regie und soll zudem den Alchimisten darstellen. Madonna und Jeremy Irons spielen weitere Hauptrollen, Peter Gabriel soll für den Soundtrack verantwortlich sein. Der Beginn der Dreharbeiten war für Herbst 2003 in Jordanien vorgesehen.

Coelho gehört zu den zehn Autoren, die weltweit die meisten Bücher verkauften. Die Gesamtauflage seiner Publikationen soll inzwischen auf 65 Millionen Exemplare angewachsen sein (2005). Inzwischen sind auch zahlreiche Hörbücher zu seinen Romanen im Handel.

Coelhos zuletzt erschienener Roman Der Zahir wurde auf der 18. Internationalen Buchmesse von Teheran im Iran ohne Angabe von Gründen konfisziert.

Kritik

Coelhos Leser sind geteilter Meinung über seine Werke. In der Beschreibung der Suche nach dem Sinn des Lebens finden sich einerseits viele Leser selbst wieder, die von den direkten und einfachen Weisheiten, die Coelho wiedergibt, begeistert sind, andererseits wird sein Werk zum Teil als „zu simpel“ oder als „esoterische Selbsthilfeliteratur“ bezeichnet.

Literaturkritiker bemängeln, er spreche Leser an, deren Bedürfnis nach Transzendenz bei den traditionellen Religionen nicht erfüllt werde. Indem er die Wunden aufzeige, die eine moderne Lebensweise in die Seele der Leser geschlagen habe, fühlten sich viele Leser verstanden. Coelho biete jedoch keine Antworten auf die Fragen; vielmehr zeige er nur die Wunden auf, lasse den Leser also allein. Unter den Kritikern ist beispielsweise Stephan Maus, ein Rezensent, zu nennen, der Paulo Coelho unter anderem als "brasilianische Schriftstellersimulation" und "weltgrößten Literaturscharlatan" bezeichnete. [[1]]

Coelho äußerte sich zu seinen Kritikern: Ich denke, Schriftsteller schreiben, Kritiker kritisieren und Leser lesen. Was die Simplizität meiner Bücher betrifft, gebe ich meinen Kritikern total Recht. Einfach zu sein ist das Allerschwierigste. [[2]]

Zudem wurde kritisiert, dass Coelho einerseits in seinen Büchern ein Klagelied auf die fortschreitende Kommerzialisierung der Welt anstimme, andererseits nicht davor zurückschrecke, als Werbetexter und -figur für einen Automobilhersteller aufzutreten. [[3]](S.24 - 26)

Werke

Die Bücher wurden, sofern nicht anders angegeben, von Maralde Meyer-Minnemann vom Portugiesischen ins Deutsche übertragen.

  • Arquivos do Inferno, 1982 im Eigenverlag, eine Auflage von 2000 Exemplaren, nicht übersetzt
  • O Manual Prático do Vampirismo, 1986, nicht übersetzt, wurde 1987 eingezogen. Coelho untersagte eine Neuauflage des Buches
  • O Diário de um Mago. 1987
    • Die heiligen Geheimnisse eines Magiers – 12 Einweihungen auf dem Jakobsweg. Dt. von Cordula Swoboda Herzog. Erd, München 1991. ISBN 3-8138-0228-0, später unter dem Titel Das Schwert des Magiers, Verlag Peter Erd, München 1991
    • Auf dem Jakobsweg – Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Diogenes, Zürich 1999. ISBN 3-257-23115-6
  • O Alquimista. 1988
    • Der Schatz der Pyramiden – oder die Reise ins Meister-Bewusstsein. Dt. von Cordula Swoboda Herzog. Erd, München 1991. ISBN 3-8138-0208-6, später unter dem Titel Der Alchimist, Dt. von Cordula Swoboda Herzog. Diogenes, Zürich 1996. ISBN 3-257-06126-9
  • Brida. 1990. ISBN 8-408-05216-0
  • As Valkírias. 1992
    • The valkyries – An encounter with angels. Engl. von Alan R. Clarke. Thorsons, London 1996. ISBN 0-7225-3394-2
  • Na Margem do Rio Piedra eu Sentei e Chorei. Rocco, Rio de Janeiro 1994. ISBN 8-532-50469-8
  • Maktub. (Kolumnen) 1994
  • O Monte Cinco. 1996
  • Manual do guerreiro da luz. 1997
  • Veronika decide morrer. 1998
  • O Demônio e a Srta Prym. 2000
  • Onze Minutos. 2003
  • O Zahir. 2005
  • Sei wie ein Fluss, der still die Nacht durchströmt. Neue Geschichten und Gedanken 1998-2005, erscheint in Deutschland im August 2006, Rheda-Wiedenbrück 2006. ISBN 3-257-06542-6 (in der Schweiz und Österreich bereits erschienen)

Theateraufführungen

  • 01.02.2006 Premiere der Aufführung Der Alchimist durch das Schweizer Tournée-Theater 58 in der reformierten Kirche Gerliswil in Emmenbrücke, Schweiz.
  • 16.03.2006 Premiere der Aufführung Veronika beschließt zu sterben, in einer Bearbeitung von Hakon Hirzenberger am brandenburgischen Landestheater "Hans-Otto-Theater" in Potsdam, Deutschland.

Auszeichnungen (Auswahl)

1993: Auszeichnung Bedeutende Kunstbegegnung, Brasilien 1995: Literaturpreis der Zeitschrift ELLE 1996: Medaille Chevalier dans l’Ordre des Arts et des Lettres, verliehen durch Philippe Douste-Blazy, dem damaligen französischen Kulturminister, Frankreich

  • : Super Grinzane Cavour, Italien
  • : Premio Internazionale Flaiano, Italien

1997: Ehrenorden, Spanien

  • : Finalist des Internationalen IMPAC Literaturpreises, Irland

1998: Ehrenmitglied des Ordens von Rio Branco, Brasilien

  • : Diplom des Bruderordens Sonnenkreuz, Brasilien
  • : Verdienste um die Menschenrechte, Brasilien
  • : Sara Kubitscheck Preis, Brasilien
  • : Ehrenmedaille der Stadt Paris, Frankreich
  • : Preis von Ljubliana, Slowenien
  • : Verdienste um das 17. Buch Istanbuls, Türkei
  • : Persepolis Achaemenian Soldié, Iran

1999: Crystal Award des World Economic Forum in Davos, Schweiz

  • : Golden Medal of Galicia am Jakobstag (25. Juli) für Coelhos Verdienste um den Pilgerweg von Santiago de Compostela. (Bisher wurde diese Medaille nur dem spanischen König und Kardinal Rouco Varela von Madrid verliehen.), Spanien
  • : Auszeichnung von Zagreb, Kroatien
  • : Crystal Mirror Preis, Polen

2000: Auf Empfehlung des französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac: der Orden Chevalier de L'Ordre national de la Legion d'honneur (Ritter der Ehrenlegion), Frankreich

  • : The Crystal Mirror Award, Buchmesse in Warschau, Polen

2001: Literaturpreis Premio Fregene, Italien

  • : Bambi für Kultur, Deutschland

2002: Planetary Consciousness Award, verliehen durch den Club of Budapest für "sein Leben als Grenzgänger und Weltbürger und für sein Streben, Brücken zu bauen zwischen Generationen und Kulturen"

  • : Aufnahme als Mitglied der Academia Brasileira de Letras, Brasilien
  • : Corine - Internationaler Buchpreis für Belletristik, München, für seinen Roman Der Alchimist
  • : Globales Bewusstsein, Literaturpreis, Frankreich

2003: Guiness World Records™ für die meisten in einer Stunde signierten Bücher

  • : Offizielle Medaille für Kunst und Literatur, Frankreich

2004: Für seinen Roman Elf Minuten erhält Coelho den 2. Deutschen Bücherpreis, Deutschland

  • : Außerordentlicher Literaturpreis Giovanni Verga für einen nicht–italienischen Autor, Italien
  • : Offizielle Medaille für Kunst und Literatur für Der Alchimist, Großbritannien
  • : Goldener Bestseller Preis von Vecernje Novosti für die größte publizistische Verbreitung, Serbien
  • : Ex Libris Preis für Elf Minuten, Serbien
  • : Ehrenorden der Ukraine, Auszeichnungsmedaille von Kiew, Ukraine
  • : Orden der Heiligen Sophie, Medaille für besondere Verdienste in Wissenschaft und Kunst, Ukraine
  • : Nielsen Goldener Buchpreis für Der Alchimist, England

2005: Goldene Feder, Ehrenpreis für schriftstellerische Leistung, Deutschland

Literatur

  • Juan Arias: Las confesiones del peregrino, Editorial Planeta, Barcelona, 1999.
    • Bekenntnisse eines Suchenden, Juan Arias im Gespräch mit Paulo Coelho, Diogenes, Zürich 2001. Übersetzung ins Deutsche von Maralde Meyer-Minnemann. ISBN 3-257-23294-2