Silbersee (Nürnberg)
Der Silbersee ist neben dem heutigen Silberbuck Bestandteil einer ehemaligen Mülldeponie aus der Nachkriegszeit, die südöstlich des Stadtzentrums von Nürnberg liegt und heute Teil des Naherholungsgebiets „Volkspark am Dutzendteich“ ist.
Geschichte
Der Silbersee ist ein Relikt aus Zeiten der NS-Diktatur. Ursprünglich sollte hier auf dem Reichsparteitagsgelände nach dem Willen Hitlers das riesige Deutsche Stadion entstehen, jedoch wurde nicht mehr als die Baugrube fertiggestellt. Das in der Region um den Dutzendteich sehr hoch stehende Grundwasser wurde zu NS-Zeiten mit technischen Vorrichtungen am Eindringen in die Baugrube gehindert, diese Grundwasserhaltung wurde jedoch Anfang 1945 eingestellt, woraufhin sich die Baugrube mit Grundwasser füllte und der heutige Silbersee entstand.
In den folgenden Jahren bis 1962 wurde zunächst der Silbersee selbst als Schuttdeponie verwendet, ab 1951 begann man die Hochdeponie des heutigen Silberbucks zu errichten. Dabei wurde ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen nach heutigen Maßstäben kritischer Sondermüll in die Deponie eingebracht, unter anderem auch Kampfstoffe aus dem Zweiten Weltkrieg und Abfälle aus der Pharma-, Mineralöl-, Pflanzenschutz- und Metallindustrie.
Der Silbersee heute
Wenngleich die romantische, bewaldete Landschaft anderes vermuten lässt, ist der Silbersee heute ein toxisch stark belastetes Gewässer. Insbesondere die Belastung mit dem Nervengift Schwefelwasserstoff stellt eine große Gefahr für den Menschen dar. An manchen Ecken des Silbersees kann man die Schwefelwasserstoff-Verbindungen an ihrem unangenehmen Geruch nach faulen Eiern ganz offensichtlich erkennen, wenngleich die Konzentration hier niedrig genug ist, um gesundheitliche Folgen auszuschließen. Das Baden im Silbersee ist aber nach wie vor lebensgefährlich und streng verboten. Die Missachtung dieser Vorschrift hat seit Kriegsende einigen Menschen das Leben gekostet.
Die Brisanz des Silbersees erhöht sich durch die Altdeponie des heutigen Silberbucks, von der zusätzlich giftige Stoffe durch Sickerwasser in den Silbersee gelangen. Insbesondere weil der Silbersee stark in den Grundwasserkreislauf eingebunden ist, stellt er keinesfalls eine geeignete Sondermülldeponie, sondern vielmehr ein Risiko für Mensch und Natur dar.
Sanierungsmaßnahmen
Mit einer 1985 in Betrieb genommenen Belüftungsanlage am Grund des Silbersees versucht man, der Bildung von Schwefelwasserstoff entgegenzutreten. Der positive Effekt der Anlage wird jedoch von vielen Sachverständigen bezweifelt.
Eine tatsächliche Sanierung des Geländes ist aufgrund der gigantischen Ausmaße der Deponie weit außerhalb des finanziellen Spielraums der Stadt Nürnberg. Finanziell zuständig wäre aber ohnehin der Bund, da er als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches für solches verantwortlich ist. Ein erster Schritt wäre jedoch zumindest die künstliche Abkoppelung der Deponien vom Grundwasserkreislauf, wenngleich auch dieser Schritt immense Kosten verursachen würde und technisch nur äußerst kompliziert zu bewerkstelligen wäre.