Tabula Traiana

Die Tabula Traiana (deutsch Tafel des Traian) ist eine in den Fels des Eisernen Tors gemeißelte, dem römischen Kaiser Trajan gewidmete Inschrift am Fuße der Almascher Berge, in der Nähe der serbischen Ortschaft Golo Brdo westlich von Kladovo im Nationalpark Đerdap.
Geschichte
Die am serbischen Ufer der Donau in Fels befestigte Tabula Traiana, ein riesiger Marmorblock, war unter dem römischen Kaiser Trajan im Jahre 100 n. Chr. anlässlich der Beendigung des Straßenbauabschnittes der römischen (von Historikern Donausüdstraße genannten) Straße (von den Donauquellen bei Donaueschingen bis Rumänien) von Golubac bis Kladovo unterhalb der Schlucht des Eisernen Tors angebracht worden.
1972 wurde bei den Bauarbeiten für das gemeinsame Kraftwerkprojekt Đerdap des damaligen Jugoslawien und Rumänien die Inschrift zusammen mit dem Felsen herausgemeißelt und auf ein höheres Niveau versetzt, um sie zu erhalten. Heute ist sie nur noch vom Wasser aus sichtbar. Der Wasserpegel des Djerdapsee erreicht seit der Errichtung des Staudamms fast den unteren Rand der Tafel, während die hier als Galerie[1] ausgeführte „Trajan-Straße“ heute weit unter dem Wasserspiegel verläuft.
Die „Trajan-Straße“, lateinisch „via iuxta danubium“, von heutigen Historikern Donausüdstraße genannt, ist die östliche Verlängerung der schon um 45 n. Chr. gebauten römischen Militärstraße, die vom „Donauanfang“ beim Kastell Hüfingen bei Donaueschingen zunächst nur bis zum Donaudurchbruch bei Weltenburg oberhalb von Kelheim führte. Trajan ließ um das Jahr 100 diese strategisch wichtige Straße nach Osten verlängern, nachdem er den als Eisernes Tor bekannten Donaudurchbruch als vorbereitende Maßnahme für die Dakerkriege erobert hatte. Die Straße führte bis östlich von Belgrad. Dort hatte Kaiser Trajan für den Nachschub einen Donauhafen anlegen und die Trajansbrücke über die Donau bauen lassen. Schon vor dem Bau des Kraftwerks war die Donauschlucht am Eisernen Tor so eng, dass zwischen Fluss und Felswand kein Platz für eine Straße war. Trajans Architekt Apollodor von Damaskus ließ daher an dieser Stelle die Straße über einseitig horizontal im Fels befestigte Balken (eine balkonartige Konstruktion) führen. Die römischen Legionäre schienen so vom gegenüberliegenden Ufer aus gesehen über dem Wasser der Donau zu schweben. Der Bau dieser Straße ist auf der Trajanssäule in Rom dargestellt.
Ausführung
Die doppeltgeränderte Tabula Traiana mit einer Länge von 3,2 m und einer Höhe von 1,8 m zeigt zu beiden Seiten schwebende Delfine. Im oberen Bereich befindet sich ein Vordach mit rosettengeschmückten Kassetten, darüber die Darstellung eines Adlers mit geöffneten Schwingen, rechts und links sind je drei sechsblätterige Rosen als Reliefs in den Stein gehauen.
Inschrift
Von der einstigen Bauinschrift blieben vier von insgesamt sechs Zeilen erhalten. Sie wird von zwei eingemeißelten geflügelten Genien getragen und lautet:[2]
Imp(erator) Caesar divi Nervae f(ilius)
Nerva Traianus Aug(ustus) Germ(anicus)
pontif(ex) maximus trib(unicia) pot(estate) IIII
pater patriae co(n)s(ul) III
montibus excisi[s] anco[ni]bus
sublat[i]s via[m r]e[fecit]
Übersetzung: „Der Sohn des göttlichen Nerva und regierender Kaiser, Nerva Traianus Augustus Germanicus, Pontifex Maximus, zum vierten Male Inhaber der tribunizischen Gewalt, Vater des Vaterlandes und zum dritten Mal Konsul, nachdem er die Berge durchbrochen und eine kragende Konstruktion (ancones) hoch aufgestellt hatte, stellte die Straße wiederhergestellt.“
Literatur
- Hans Ulrich Instinsky: Zur Interpretation der Tabula Traiana. In: Wiener Jahreshefte. Bd. 35, Beiblatt, 1943, ISSN 0259-1464, S. 33–38.
Weblinks
- Foto der Inschrift vor ihrer Versetzung ( vom 29. September 2007 im Internet Archive)
Anmerkungen
- ↑ In den Fels des Kazan gehauene Öffnungen nahmen eine horizontale Balkenkonstruktion auf, die die 550 cm breite Straße abstützte.
- ↑ CIL 3, 8267.
Koordinaten: 44° 39′ 17″ N, 22° 18′ 29″ O