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Tallinn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen
Wappen von Tallinn Wappen von Tallinn
Flagge
Karte
Datei:Tallinn-pos.jpg
Basisdaten
Kreis: Harjumaa
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Fläche: 158 km²
Einwohner: 403.505 (1. Jan. 2006)
Bevölkerungsdichte: 2.554 Einwohner je km²
Höhe: 44 m ü. NN
Postleitzahlen: 15080 (Zentrum)
Vorwahl: 6
Kfz-Kennzeichen: A/B
Adresse der
Stadtverwaltung:
Vana-Viru 12
15080 Tallinn
Offizielle Website: www.tallinn.ee
E-Mail-Adresse: infopunkt@tallinnlv.ee
Politik
Bürgermeister: Jüri Ratas
Datei:Tallinn-steinberg.jpg
Tallinn: Blick über die Altstadt
Tallinn vom Hafen aus
Teil der Stadtmauer
Olaikirche
Datei:Tallinn Schwarzhäupterhaus.jpg
Eingang zum Schwarzhäupterhaus
Rathaus von Tallinn
Das höchste Bürogebäude der Stadt: Die 1999 errichtete, 94 Meter hohe „Eesti Ühispank“

Tallinn (amtlich bis 1918, sowie danach im deutschsprachigen Raum auch weiterhin gebräuchlich Reval) ist die Hauptstadt von Estland. Sie liegt am Finnischen Meerbusen der Ostsee, südlich von Helsinki.

Geschichte

Tallinn entstand als estnische Siedlung namens Lindanise. 1219 wurde es von den Dänen erobert und zur Stadt ausgebaut. Woher der Name Tallinn kommt, ist nicht geklärt. Entweder stammt es vom altestnischen taani linna (Dänenburg), oder von tali linna (Winterburg). Die Bezeichnung Reval leitet sich von einer alten estnischen Bezeichnung für die Region, Rävala, ab. Im Jahre 1285 wurde Reval Mitglied der Hanse und in den Ostseehandel eingebunden. Die Deutschen blieben die Herren im Land und stellten die Mehrheit der Bürgerschaft, kontrollierten die Rechtspflege und die Verwaltung, Deutsch war Amtssprache. Die estnische Sprache und Kultur blieb den Bauern vorbehalten, die hauptsächlich außerhalb der Stadtmauern, insbesondere auf der Fischermai, wohnten.

1346 wurde Reval an den Deutschen Orden verkauft, ein Jahr später an den Schwertbrüderorden.

1549 erhielt die Olaikirche einen gotischen Turm mit einer Höhe von 159 Metern. Dies war zu dieser Zeit außergewöhnlich, er blieb bis zum Brand von 1629 das höchste Gebäude der Welt. Heute ist er nach einem Wiederaufbau im 19. Jh. nur noch 123,7 Meter hoch.

1561 wurde die Stadt schwedisch. Die Schweden reduzierten nach und nach die Vorrechte der Deutschen, jedoch nicht in dem Ausmaß, wie es die Esten zunächst im Hinblick auf den Status der Bauern in Schweden erhofft hatten.

Infolge des Großen Nordischen Krieges fiel Reval 1721 an Russland. Peter der Große setzte die alten deutschen Ratsgeschlechter wieder vollständig in ihre ursprünglichen Rechte ein, in den nächsten zwei Jahrhunderten wurden die Rechte der Stadtregierung aber peu à peu wieder beschränkt.

1918 schließlich wurde es als Tallinn Hauptstadt des unabhängigen Estlands. Die eigentliche Unabhängigkeit wird im Freiheitskrieg (1918-1920) erkämpft, die durch den Friedensvertrag mit dem sowjetischen Russland gekrönt wird.

Ein geheimes Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt (im August 1939) machte den Weg frei für die völkerrechtswidrige Okkupation und Annexion Estlands durch die Sowjetunion. Die baltendeutsche Bevölkerung wird vom Tallinner Hafen aus auf Befehl Hitlers in den Warthegau umgesiedelt. Nach der sowjetischen Okkupation im Juni 1940 wird die "Estnische Sowjetrepublik" im Juli 1940 ausgerufen, wobei Tallinn die Hauptstadt bleibt. Es beginnen die ersten Deportationen der estnischen Bevölkerung - insbesondere der politischen und kulturellen Elite - nach Sibirien und Nordrussland.

1941 besetzt die Deutsche Wehrmacht Tallinn. Hitler verfolgt das Ziel, Estland an das Deutsche Reich anzugliedern. Die von den Esten erhoffte Wiederherstellung der Unabhängigkeit erfolgt nicht. Dennoch beteiligen sich viele junge Esten am Vormarsch der Deutschen gen Osten und nehmen am Krieg gegen Stalinismus teil. Die jüdische Bevölkerung Tallinns und Estlands wird nahezu gänzlich ermordet.

Während des Krieges blieb der Charakter der Altstadt trotz Bombardierungen der sowjetischen Luftwaffe gegen die in und um Tallinn stationierten deutschen Truppen erhalten. Die Wehrmacht wird bis zum Ende des Jahres 1944 aus Tallinn und Estland zurückgedrängt und die Sowjetmacht re-installiert.

Nach 51 Jahren wird Tallinn am 20. August 1991 zur Zeit des Moskauer Putsches wieder zur Hauptstadt des unabhängigen Estlands, das kurz darauf in die UNO eintritt. Heute ist Estland Mitglied von NATO und EU.

Tallinn wird nicht zuletzt dank der konsequenten Abfallwirtschaft, strenger Gesetze und guter Pflege auch als sauberste Stadt Europas bezeichnet.

Einwohnerentwicklung

  • 1934 - 137.792
  • 1959 - 281.714
  • 1970 - 369.583
  • 1979 - 441.800
  • 1989 - 499.421

Tourismus

Sehenswürdigkeiten

Die Stadt hat eine schöne mittelalterliche Altstadt mit Stadtmauer und Türmen, die 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Das Zentrum bildet der Rathausplatz (estn.: Raekoja plats), der von dem 1322 erstmals erwähnten gotischen Rathaus und anderen stattlichen Gebäuden umschlossen wird. Von der öffentlich zugänglichen Aussichtsplattform des Rathauses bietet sich ein hervorragender Blick über Stadt, Hafen und Meerbusen. Das Wahrzeichen Tallinns - die Figur des Stadtknechts "Alter Thomas" (estn.: Vana Toomas) - schmückt seit 1530 die Turmspitze.
Gegenüber befindet sich die Ratsapotheke (estn.: Raeapteek), 1422 erstmals erwähnt und damit eine der ältesten Apotheken der Welt.
Sehenswert sind weiterhin die Nikolaikirche (estn.: Niguliste kirik), ein schönes Beispiel der im 13. Jahrhundert verbreiteten "Kaufmannskirchen" (der Dachstuhl der Kirche diente als Warenlager), die Hl. Geist-Kirche (estn.: Pühavaimu kirik) mit ihrem spätmittelalterlichen Flügelaltar des Lübecker Meisters Hermen Rode und einem Fragment des Totentanzgemäldes von Bernt Notke, die Olaikirche (estn.:Oleviste kirik), benannt nach dem norwegischen König Olaf II., der die Christianisierung Nordeuropas betrieb sowie die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale (estn.: Aleksander Nevski katedraal) mit ihren weithin sichtbaren Zwiebeltürmen, 1894-1900 als Sinnbild der Russifizierung Estlands erbaut.

Von der mittelalterlichen Burg auf dem Domberg (estn. Toompea loss) sind nur noch die nördliche und westliche Mauer sowie drei Türme erhalten, darunter der "Lange Hermann" (estn.: Pikk Hermann). Daneben befindet sich das repräsentative Schloss, dessen wesentliche Umbauten im 18. Jahrhundert von der russischen Zarin Katharina II. veranlasst wurden. Heute ist es Sitz von Parlament und Regierung.

Am Stadtrand befindet sich das Schloss Katharinental (estn. Kadriorg). Revals deutscher Friedhof Ziegelskoppel (estn. Kopli) auf der gleichnamigen Halbinsel nördlich der Altstadt, Schauplatz einiger Erzählungen von Werner Bergengruen (siehe unten), und der Friedhof der Grauen also der estnischen Bevölkerung auf der Fischermai sind leider keine Sehenswürdigkeiten mehr. Beide wurden in den 1960er Jahren in 'Parks' umgewandelt. Umfassungsmauern und Baumreihen lassen die frühere Nutzung noch erkennen, alle Grabsteine sind aber entfernt worden. Während in der Fischermai eine Inschrift an dem kürzlich restaurierten Eingangstor des Friedhofes wieder an die frühere Nutzung erinnert, lässt sich der Friedhof von Ziegelskoppel nur durch einen Vergleich alter und neuer Stadtpläne ausfindig machen.

Im Stadtteil Pirita nordöstlich des Stadtzentrums gibt es einen Yachthafen sowie einen ausgedehnten Sandstrand, der von einem Kiefernwald begrenzt wird. An warmen Sommertagen ist dort Partystimmung angesagt und der Strand deswegen oft sehr voll. Bei Joggern und Inlineskatern ist vor allem die Promenade zwischen Pirita und der Stadtmitte beliebt.

Eine idyllische Abwechslung bietet dagegen die dem Festland vorgelagerte Insel Naissaar in der Tallinner Bucht.

Den besten Ausblick auf die Stadt und bei guten Sichtverhältnissen sogar bis zur finnischen Küste bietet der Fernsehturm (estn. Teletorn) mit seiner Aussichtsplattform.

Einkaufen

In der Altstadt dominieren vor allem Souvenirläden sowie kleine Bekleidungsgeschäfte. In der neuen City nahe der Altstadt gibt es im Viru keskus, einem großen Einkaufszentrum, zahlreiche Bekleidungsgeschäfte von Sportartikeln bis hin zu Schuhen sowie kleinere Cafés und einen großen Supermarkt. Vor allem für Finnen ist Tallinn ein beliebter Einkaufsort, da die Preise in Estland moderater sind und die Verbindung zwischen Helsinki und Tallinn mit Schnellbooten weniger als zwei Stunden dauert. Wer es ganz eilig hat, kann auch die Hubschrauberverbindung der Fluglinie Copterline (18min) nutzen.

Gastronomie

Die Altstadt von Tallinn bietet viele Restaurants wie auch Biergärten an. Im Sommer kann man an den verkehrsfreien Gassen draußen essen. Eine recht umfangreiche Liste Tallinner Restaurants findet man auf [1], das bekannteste ist das Mittelalterrestaurant Olde Hansa.

Verkehr

Tallinn ist ein bedeutender Ostsee-Fährhafen (Verbindungen nach Helsinki, Stockholm, Åland und St. Petersburg). Daneben besitzt Tallinn einen internationalen Flughafen (Tallinn Airport), der rund vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ist. Tallinn ist Estlands wichtigster Knotenpunkt des Straßenverkehrs. Das Eisenbahnnetz ist eher schwach ausgebaut, im internationalen Personen-Fernverkehr gibt es nur eine Verbindung nach Moskau. Der Verkehr zu anderen Städten in Estland wird größtenteils mit Linienbussen abgewickelt. Daneben betreibt die finnische Gesellschaft Copterline eine Hubschrauberverbindung nach Helsinki.

Die Stadt ist durch den ÖPNV mit 4 Straßenbahnlinien, 8 Oberleitungsbuslinien sowie etlichen Buslinien sehr gut erschlossen.

Bildung

In Tallinn befindet sich die Technische Universität Tallinn. Weitere dort ansässige Bildungseinrichtungen sind die

Sport

Während der Olympischen Spiele 1980 in Moskau wurden die Segelwettbewerbe vor Tallinn ausgetragen. Einige Einrichtungen, wie die Stadthalle, das olympische Hotel, die Post wie auch das Segelsportzentrum im Stadtteil Pirita, wurden für dieses Ereignis gebaut.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

Wiktionary: Tallinn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Tallinn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien