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Sinsheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
fehlt noch Deutschlandkarte, Position von Sinsheim hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Kreis: Rhein-Neckar-Kreis
Fläche: 127,01 km2
Einwohner: 35.100 (31.12.2003)
Bevölkerungsdichte: 276 Einwohner/km2
Höhe: 154 m ü. NN
Postleitzahlen: 74871-74889
Vorwahlen: 07260, 07261, 07265, 07266, 07268
Geografische Lage: 49° 15' n. Br.
08° 53' ö. L.
KFZ-Kennzeichen: HD
Amtlicher Gemeindeschlüssel: 08 2 26 085
Gliederung des Stadtgebiets: 13 Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Wilhelmstr. 14-16
74889 Sinsheim
Website: www.sinsheim.de
E-Mail-Adresse: info@sinsheim.de
Politik
Oberbürgermeister: Rolf Geinert
Gemeinderat: CDU 17, FWV 10, SPD 8,
Aktiv für Sinsheim 4, Grüne 2

Sinsheim an der Elsenz ist eine "Große Kreisstadt im Herzen des Kraichgaus gelegen".

Allgemeines

Bekannt ist Sinsheim für das Auto- und Technikmuseum, die Messe Sinsheim, sowie die Autobahnausfahrt Sinsheim-Steinsfurt, die dreimal am Tag bei den Staumeldungen zu hören ist.

Sinsheim liegt direkt an der Bundesautobahn A6, zwischen Heidelberg und Heilbronn und grenzt an den vorderen Odenwald. Sinsheim war bis 1973 Sitz des Landkreis Sinsheim und hatte das eigene Kfz-Kennzeichen SNH

Einwohnerzahlen der Stadtteile

Sinsheim(Stadt) 12,216 
Adersbach          566
Dühren           2,331
Ehrstädt           627
Eschelbach       2,354
Hasselbach         302
Hilsbach         2,203
Hoffenheim       3,273
Reihen           2,061
Rohrbach         1,988
Steinsfurt       3,260
Waldangelloch    1,732
Weiler           1,985
----------------------
Gesamt          34,898

Geschichte

Urgeschichte

Der spektakulärste und älteste Fund aus der Entstehungsgeschichte Sinsheims datiert etwa 700.000 Jahre vor unserer Zeit. In einem Steinbruch bei Mauer zwischen Sinsheim und Heidelberg wurde im Jahr 1907 der Unterkiefer des Homo heidelbergensis gefunden, der bis dahin älteste Fund eines Vorfahren des Homo sapiens in Europa. In der weiteren Entwicklungsgeschichte der Erde bildete sich das Kraichgau über die Jahrtausende zu einer Hügellandschaft aus, die gleichermaßen fruchtbare Flussauen als auch schwer zugängliche Rückzugsgebiete bot, wodurch die Region für die Ansiedelung früher Kulturen wie geschaffen war.

Erste Besiedlung

Erste Besiedlungsspuren auf dem Gebiet der heutigen Gemarkung Sinsheim stammen aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit. Insgesamt konnten bis heute 26 Hügelgräber aus dem zweiten und dritten vorchristlichen Jahrtausend in und um Sinsheim gefunden werden, daneben steinzeitliche Urnenfelder sowie Steinbeile, Lanzenspitzen und zahlreiche weitere Funde.

Im Ortsteil Dühren bestand um 400 v. Chr. ein helvetischer Ringwall, und auch aus keltischer Zeit sind Funde in Sinsheim bekannt, z.B. das so genannte "Fürstinnengrab" mit reichen Grabbeigaben.

Römerzeit

Ab dem Jahr 90 n. Chr. drangen die Römer vom Rhein kommend westlich zum Neckar vor, wo sie verschiedene Kastelle längs des Neckarlimes errichteten. Das heutige Sinsheim liegt inmitten des damals neu besetzten Gebietes, des so genannten Dekumatlandes. Ein römischer Viergötterstein, der in Sinsheim gefunden wurde, benennt eine Siedlung "Saliobriga". Von den Römern zeugen auch die Fundamente römischer Gutshäuser auf der Gemarkung Sinsheim sowie die größte jemals in Süddeutschland gefundene Jupitergigantensäule, die im heutigen Ortsteil Steinsfurt geborgen werden konnte.

Mit dem Zerfall des Neckarlimes und dem Abzug der Römer um 260 n. Chr. drangen Germanenstämme auf das Gebiet des heutigen Sinsheim vor. Aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. sind alemannische Siedlungsspuren bekannt. Um das Jahr 500 kommt das Gebiet von Sinsheim zum Fränkischen Reich und bereits um das Jahr 550 datieren die ältesten fränkischen Siedlungsspuren im Bereich der heutigen Kernstadt.

Erste schriftliche Erwähnung im Lorscher Codex

Im Lorscher Codex wird erwähnt, dass im Jahr 770 ein gewisser Hagino dem Kloster Lorsch einen Hof in "Sunnisheim" übereignet hat. Diese Siedlung war bereits zu Beginn des 9. Jahrhunderts relativ bedeutend, da ein großer fränkischer Friedhof gefunden wurde, der Aufschluss über diese Zeit gibt. Es ist wahrscheinlich, dass Sunnisheim bereits zu dieser Zeit der Sitz eines fränkischen Gaugrafengeschlechts war.

Sinsheim zur Zeit der Salier

Die in Rheinfranken herrschenden Salier überließen zu Beginn des 11. Jahrhunderts das Kraichgau und die umliegenden Ländereien dem Geschlecht der Zeisolf-Wolframe als Lehen. Diese Gaugrafen errichteten um 1050 eine Grabanlage auf dem Michaelsberg, wo bereits seit langer Zeit eine sakrale Einrichtung bestanden haben muss. Gaugraf Zeisolf erhielt 1064 von Heinrich IV. das Marktrecht in Sunnisheim, 1067 auch das Münzrecht. Im Jahr 1100 wurde unter Anwesenheit von Heinrich IV. auf dem Michaelsberg durch Bischof Johannes von Speyer ein Benediktinerkloster gegründet.

Stadtrecht durch Heinrich VI.

Im Jahr 1192 verlieh Kaiser Heinrich VI. dem Ort städtische Rechte, die erste Erwähnung als "civitas" (Stadt) erfolgt in einer Urkunde aus dem Jahr 1234. Aus dem Jahr 1300 ist das älteste Stadtsiegel überliefert. Der Stadtname lautete inzwischen "Sunnensheim".

Besitzverhältnisse im späten Mittelalter

Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts wurden die Herren von Laufen Gaugrafen in Kraichgau und Elsenzgau, anschließend wurde Sinsheim mehrfach verpfändet, u.a. an die Markgrafen von Baden, an die Herren von Gemmingen und Hirschhorn und schließlich 1329 an die Pfalzgrafen, die sie in den Folgejahren dem kurpfälzischen Oberamt Mosbach unterstellten. Im Jahr 1410 fiel die Stadt an Pfalzgraf Otto I. von Mosbach. 1496 wurde das Benediktinerkloster zu einem adligen Ritterstift umgewandelt. Nach dem Tod des letzten Mosbachers im Jahr 1499 ging Sinsheim an die Hauptlinie der Pfalzgrafen zurück.

Ebenfalls auf das späte Mittelalter datieren die ersten Erwähnungen einer jüdischen Gemeinde in Sinsheim.

Zeit der Reformation und Bauernkriege

Im Reformationsjahr 1525 wurde Sinsheim von bewaffneten Bauern bedrängt, die nach Öffnung der Stadttore das katholische Ritterstift erstürmten und zahlreiche Zerstörungen hinterließen. Obwohl das Stift von 1528 bis 1533 wieder instandgesetzt wurde, war seiin Schicksal bereits 1565 besiegelt, als der calvinistische Kurfürst Friedrich III. die Einrichtung schließen und katholisches Inventar verbrennen ließ.

Dreißigjähriger Krieg

Während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 wurde Sinsheim mehrmals von marodierenden Truppen heimgesucht und unter der Bevölkerung herrschte Armut und Elend. Einige verlustreiche Schlachten fanden im Umland statt, z.b. die Schlachten bei Wiesloch und bei Wimpfen im Jahr 1622.

Auch nach dem Westfälischen Frieden 1648, wonach das Ritterstift zur Wiederherstellung der umliegenden Häuser vollends abgebrochen wurde, kehrte kein Frieden in Sinsheim ein. Von den großen Schlachten des Dreißigjährigen Krieges verschont, wurde Sinsheim während der Franzosenkriege im Jahr 1674 zunächst Schauplatz der Schlacht bei Sinsheim, wobei 20.000 Soldaten aufeinandertrafen und der französische Marschall Turenne die deutschen kaiserlichen Truppen empfindlich schlug. Im Jahr 1689 brannten Truppen Ludwigs XIV. unter General Melacc die Stadt komplett nieder. Trotz weiterer kriegerischer Auseinandersetzungen bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts konnte das Sinsheimer Rathaus bis 1714 wieder errichtet werden.


Sinsheim im 19. Jahrhundert

Ab der MItte des 18. Jahrhunderts waren die Kriege um Sinsheim beendet und die Stadt erfuhr Wiederaufbau und bescheidenes Wachstum, so dass Goethe im Jahr 1797 die Stadt in "Dichtung und Wahrheit" als "heiteres Landstädtchen" beschreiben konnte. Mit dem Ende der Kurpfalz im Jahre 1803 wurde der Ort kurzzeitig dem neugebildeten Fürstentum Leiningen zugeschlagen, um dann ab 1806 inzwischen als Amtsstadt zum Großherzogtum Baden zu fallen.Im Jahr 1816 erfolgte die Gründung eines Franziskanerklosters.

Ab 1819 hatte Karl Wilhelmi das Dekanat in Sinsheim inne. Im Jahre 1830 erfolgte durch ihn die Gründung der Sinsheimer "Gesellschaft zur Erforschung der vaterländischen Denkmale der Vorzeit", durch welche die Sicherung und Erfassung der vorzeitlichen Bodendenkmäler begonnen wurde.

Dennoch herrschten weiter finanzielle Probleme, so dass die Stadt beispielsweise die Planung und den Bau einer Synagoge ab dem Jahr 1827 nur mittels der Bereitstellung von Bauholz unterstützen konnte und bis zur Fertigstellung des schlichten Bauwerks über 10 Jahre vergingen.

Während der Revolution 1848 kam es in Sinsheim zu Aufständen demokratischer Bürger und Handwerker. Die Revolutionäre Karl Bauer, Eduard Speiser und Müller Rau herrschten ab April 1848 im Sinsheimer Rathaus und riefen dort die demokratische Republik aus, um anschließend mit 250 bewaffneten Freischärlern nach Heidelberg zu ziehen, um dort dem Revolutiönär Friedrich Hecker beizustehen. Die Niederschlagung des Hecker-Aufstandes führte in ganz Baden zu einer Auswanderungswelle in die USA, wo viele Badener in der Nordstaatenarmee kämpften. Der gebürtige Sinsheimer Franz Sigel erreichte dort den Generalsrang.

Sinsheim im 20. Jahrhundert

Nach der Vereinigung der Bezirke Eppingen und Neckarbischofsheim wurde Sinsheim im Jahr 1924 Kreisstadt.

Der Zweite Weltkrieg war für Sinsheim mit dem Einmarsch Amerikaner am 2. April 1945 beendet. Der Landkreis Sinsheim wurde von der amerikanischen Militärverwaltung direkt nach dem Krieg umgebildet. In den Folgejahren sorgte der Zuzug von mehreren Tausend Flüchtlingen für ein großes Bevölkerungswachstum in der Stadt. Der Bau der Autobahn A6 von Heilbronn nach Mannheim Mitte der 60er Jahre, die direkt an Sinsheim vorbeiführt, schloss Sinsheim an internationale Verkehrswege an.

Im Zuge der Kreisreform im Jahr 1973 wurde der Landkreis Sinsheim aufgelöst und Sinsheim wurde durch die Eingemeindung zahlreicher Nachbarorte zur Großen Kreisstadt erhoben.


Söhne und Töchter der Stadt

  • Karl Wilhelmi, Dekan und Altertumsforscher
  • Franz Sigel (1824-???), deutscher Freiheitskämpfer und später amerikanischer Nordstaatengeneral