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Thomas Jefferson

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Rembrandt Peale: Thomas Jefferson (1805).

Thomas Jefferson (* 13. April 1743 in Shadwell, Virginia; † 4. Juli 1826 in Monticello, Virginia) war 3. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1801-1809)., Verfasser der Unabhängigkeitserklärung und einer der einflussreichsten Staatsdenker der USA. Jefferson, ein Anhänger des klassischen Liberalismus, war der Gründer der Demokratisch-Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten, die in der amerikanischen Politik mehr als ein Vierteljahrhundert lang maßgeblich war. Außerdem war die Privatbibliothek des vielseitig interessierten Jefferson der Grundstock für den Wiederaufbau der Library of Congress nach dem Krieg von 1812.

Werdegang

Familie und Erziehung

Jefferson wurde als Sohn wohlhabender Farmer in Virginia geboren. Er besuchte das College of William and Mary, das er 1762 mit höchsten Ehren abschloss. Sein Denken war von der Aufklärung bestimmt- John Locke, Francis Bacon und Isaac Newton bezeichnete er später als "die drei größten Männer, die die Welt je hervorgebracht hat." [1] 1772 heiratete Jefferson Martha Wayles Skelton, mit der er sechs Kinder hatte, von denen aber nur drei das Erwachsenenalter erreichten. Nach dem Tod seiner Frau 1782 heiratete Jefferson nicht wieder.

Politische Karriere bis zur Präsidentschaft

Jefferson erwarb sich in den 1770er Jahren einen guten Ruf als Redner und Politiker und wurde von Virginia in den Kontinentalkongress entsandt, in dessen Auftrag er Hauptautor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 war. Ferner diente er ab 1776 in der Abgeordnetenkammer seines Heimatstaates Virginia, in der er mithalf, das virginische Rechtswesen zu reformieren. So setzte Jefferson sich beispielsweise für das Recht auf freie Religionsausübung und für die Abschaffung der Primogenitur ein. Nach drei Jahren in der Abgeordnetenkammer fungierte Jefferson bis 1781 als Gouverneur von Virginia. Nach dem Sieg der Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg wurde Jefferson als amerikanischer Botschafter nach Paris entsandt, wo er bis 1789 blieb. An der Philadelphia Convention und damit an der Entstehung der US-Verfassung war er daher nicht direkt beteiligt. Seine von naturrechtlichen Vorstellungen geprägten Ideen übten jedoch auf die Verfassungsväter großen Einfluss aus.

Zurück in den USA, deren Politik von der Föderalistischen Partei dominiert wurde, gründete Jefferson die erste Oppositionspartei der Vereinigten Staaten: die Republican Party, die sich später in Democratic Republicans umbenannte. Eine Abspaltung von ihr wiederum nahm den Namen Democrats an, so dass Jefferson indirekt als Gründer der heutigen Demokratischen Partei gilt. Die heutigen Republikaner entstanden dagegen erst in den 1850er-Jahren als eine neue Partei der Sklavereigegner um Abraham Lincoln. Jeffersons Partei trat für eine Politik ein, nach der die zentralen Institutionen des jungen Staates möglichst wenig, die Einzelstaaten dagegen möglichst weitgehende Befugnisse haben sollten. So wandte sie sich beispielsweise gegen die Gründung einer zentralen Notenbank.

Präsidentschaft

Die Wahl

Jefferson, der bei der Präsidentschaftswahl von 1796 gegen John Adams von der Föderalistischen Partei unterlegen war, aber als Kandidat mit der zweithöchsten Zahl an Wahlmännerstimmen verfassungsgemäß anstelle des Vizepräsidentkandidaten der Föderalisten, Thomas Pinckney, Vizepräsident geworden war, stellte sich im Jahr 1800 erneut zur Wahl gegen den Amtsinhaber. Diese endete in einem Patt – nicht zwischen Jefferson und Adams, sondern zwischen Jefferson und dessen Vizepräsidentkandidat Aaron Burr, die beide je 73 Wahlmännerstimmen auf sich vereinen konnten, gefolgt von Adams mit 65 und dessen Vizepräsidentkandidat Charles Cotesworth Pinckney mit 64. Aufgrund der Pattsituation ging die Aufgabe, aus diesen beiden Kandidaten den Präsidenten zu bestimmen, auf das Repräsentantenhaus über. Hier allerdings hatten die Föderalisten noch die Mehrheit, was dazu führte, dass die erforderliche absolute Mehrheit der nach Bundesstaaten abgegebenen Stimmen in insgesamt 35 Abstimmungen verfehlt wurde, bevor Jefferson diese schließlich im 36. Wahlgang am 17. Februar 1801 erlangte und damit zum Präsidenten gewählt war.[2] Durch den 12. Verfassungszusatz wurde in der Folge ermöglicht, die Wahl von Präsident und Vizepräsident im Wahlmännerausschuss in zwei getrennten Wahlgängen stattfinden zu lassen, um zukünftig Wahlausgänge wie die von 1796 und 1800 zu vermeiden.

Bereits bei der folgenden Präsidentschaftswahl war die Verfassungsänderung in Kraft. In dieser wurde Jefferson wiedergewählt; danach trat er nach dem Vorbild von George Washington nicht noch einmal an.

Der Kauf von Louisiana: Der Beginn der Westexpansion der USA

Datei:Thomas-Jefferson-Brief-an-James-Madison-Louisiana-Kauf-von-Frankreich 1.png
20. Dezember 1803: Brief an James Madison, in dem der Kauf Louisianas von Frankreich bekannt gegeben wird.

Das wichtigste Ereignis seiner Präsidentschaft war der damals umstrittene Kauf Louisianas von Frankreich im Jahr 1803 (Kaufpreis: $11.250.000). Das neue Territorium umfasste nicht nur den heutigen US-Staat gleichen Namens, sondern den gesamten damaligen französischen Kolonialbesitz in Nordamerika, das heißt: die ganzen Gebiete zwischen dem Mississippi und den Rocky Mountains. Mit dem Kauf verdoppelte sich das Territorium der USA. Mit ihm begann ihre Expansion bis zum Pazifik. Auf Weisung Jeffersons erforschte die Expedition von Lewis und Clark den damals unbekannten Westen Nordamerikas.

Der Kauf Louisianas war Ausdruck von Jeffersons Ideal der USA als einer Nation freier Bauern. Freiheit und persönliche Autonomie waren seiner Vorstellung nach nur von einer ökonomisch unabhängigen Position aus erreichbar. Wirtschaftspolitisch trat er daher dafür ein, dass es jedem Amerikaner möglich sein müsse, ein Stück Land zu erwerben. Aus dem gleichen Grund trat er für den Freihandel ein, da die US-amerikanische Landwirtschaft von ungehinderten Exporten nach Europa abhängig war.

Jeffersons Gegenspieler, der Föderalist Alexander Hamilton, wollte dagegen Wohlstand vor allem durch Handel und Produktion erzeugen und die heimische Wirtschaft notfalls auch durch hohe Zölle vor Importen aus Europa schützen. Dieser Konflikt zwischen dem agrarischen Süden und dem handwerklich-kommerziellen Norden wurde in den USA zum bestimmenden Thema der folgenden Jahrzehnte.

Alle Überlegungen Jeffersons basierten auf der Vorstellung, dass in Amerikas Westen weiterhin unbegrenzt Land zur Verfügung stünde. Mit dem Kauf von Louisiana glaubte er, Farmland für 100 Generationen erworben zu haben. Tatsächlich war der gesamte amerikanische Westen bereits nach drei Generationen weitgehend besiedelt.

Außenpolitisch verfolgte Jefferson erfolgreich eine Politik der Balance zwischen den europäischen Mächten, die während seiner gesamten Amtszeit in die Napoleonischen Kriege verwickelt waren.

Unruhestand

Monticello

Nach 1809 zog sich Jefferson auf seinen Landsitz Monticello bei Charlottesville, Virginia zurück, der nach seinen Entwürfen erbaut und mit den modernsten Errungenschaften seiner Zeit ausgestattet worden war. Jefferson war ein umfassend gebildeter Humanist. So gehörte er zu den Gründern der Universität von Virginia in Charlottesville. Zu seinen Interessengebieten zählte unter anderem die Archäologie, die er um neue Ausgrabungstechniken bereichert hat. Jefferson war auch ein Liebhaber von gutem Essen und Wein: Während seines Aufenthalts als Botschafter der USA in Paris machte er häufige Reisen in bedeutende Weingegenden und bemühte sich danach, auf seinem Landgut Weinreben zu kultivieren. Entschieden verfocht er die Vorteile des mäßigen öffentlichen Weinkonsums gegenüber dem strengen, alkoholfeindlichen Puritanismus, der seiner Ansicht nach nur zu um so größeren alkoholischen Exzessen außerhalb der Öffentlichkeit führte.

Der Intellektuelle

Der Polygraph von Thomas Jefferson – ein frühes „Kopiergerät“.

Wie viele andere Gründerväter der USA war Jefferson auch in religiösen Dingen ein Freidenker. Bekannt ist sein Versuch, ein „von Aberglauben befreites“ Evangelium zusammenzustellen (ein Neues Testament ohne Erzählungen von Wundern), bekannt als die Jefferson Bible). Dieses veröffentlichte er aber zu Lebzeiten nicht, da die meisten einfachen US-Amerikaner traditionell kirchengebunden waren.

Jefferson pflegte umfangreiche Korrespondenz mit vielen bedeutenden Menschen seiner Zeit über alle nur denkbaren Themen, aber vor allem über gesellschaftliche und politische Theorie und Praxis; diese Briefe werden auch heute in den USA noch gern zitiert.

Er war in einem recht umfassenden Sinn naturwissenschaftlich interessiert und tat sich auch als Erfinder hervor. So kreierte er die ersten - auch heute noch so verwendeten - Kleiderbügel (!) und erfand einen frühen Vorläufer der Schreibmaschine bzw. des Kopiergeräts - den Jefferson-Polygraphen, mit dem man - einigermaßen umständlich - beim Verfassen eines Dokuments sogleich eine Abschrift (einen „Durchschlag“) davon anfertigen konnte.

Als Vorlage für seinen privaten Landsitz Monticello (Charlottesville, Virginia, Entwurf von 1769) diente Jefferson Palladios Villa Rotonda und das Pantheon in Rom, das Jefferson auch für die erste US-Staatsuniversität in Charlottesville (Bauzeit: 1817-1826) als Anregung nutzte.

Als die etwa 3.000 Bände umfassende Kongressbibliothek (Library of Congress) während des Britisch-Amerikanischen Krieges 1814 ein Raub der Flammen wurde, bot Jefferson dem Kongress seine private, 6.500 Bände umfassende Büchersammlung an. Obwohl diese an Vielfalt (Jefferson besaß Werke über Philosophie, Literatur und Wissenschaft in verschiedenen Sprachen) und Umfang größer war als die alte, stimmte der Kongress zu und legte mit dem Kauf den Grundstock für die heutige Library of Congress.

Jefferson und die Sklaven

Wie viele andere Südstaaten-Grundbesitzer seiner Zeit, „besaß“ Jefferson (wie übrigens auch George Washington) Sklaven. Seine Haltung in dieser Frage war zwiespältig. Der Widerspruch zwischen seinen naturrechtlichen Vorstellungen vom Recht jedes einzelnen Menschen auf Leben, Freiheit und Glück und der Tatsache, dass er diese Rechte den eigenen Sklaven vorenthielt, war ihm durchaus bewusst. Bekannt ist sein Ausspruch, bei der Sklaverei zu bleiben sei das selbe wie einen Wolf an den Ohren zu halten: Man wolle gerne loslassen, könne es aber nicht aus Angst, gefressen zu werden. Zu seinen Lebzeiten entließ er nur zwei Sklaven in die Freiheit und erst durch Testamentsverfügung weitere fünf. Die restlichen Sklaven wurden zur Deckung seiner Schulden nach seinem Tode verkauft. Bereits zu seinen Lebzeiten entstanden Gerüchte, er habe mit der Sklavin Sally Hemings gemeinsame Kinder gezeugt. Nach einer DNA-Analyse konnte diese Frage vor einigen Jahren positiv geklärt werden. Die Nachfahren von Sally Hemings werden von den Nachkommen Jeffersons mittlerweile als vollwertige Familienmitglieder anerkannt.

Tod und Erbe

Einige der zahlreichen Jefferson-Biographen vermuten, dass er an einer speziellen Form des Autismus litt. Jefferson starb am gleichen Tag wie sein Amtsvorgänger John Adams, am amerikanischen Nationalfeiertag des Jahres 1826, also auf den Tag genau 50 Jahre, nachdem die von ihm verfasste Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet worden war. Jefferson war zum Zeitpunkt seines Todes so hoch verschuldet, dass seine Erben Monticello verkaufen mussten.

2-Dollar-Banknote

Sein Bild ziert heute die – zwar gültige, aber kaum gedruckte und so gut wie gar nicht im Umlauf befindliche – 2-Dollar-Banknote. Zahlreiche Städte wurden nach Thomas Jefferson benannt, so zum Beispiel auch Jefferson City, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Missouri. Die US-Marine benannte zwei Schiffe nach ihm, zuletzt das Unterseeboot USS Thomas Jefferson (SSBN-618) der Ethan-Allen-Klasse.

Jefferson (Zweiter von links) am Mount Rushmore

Außerdem wurde Jeffersons Porträt zusammen mit dem von drei weiteren Präsidenten am Mount Rushmore in Stein gehauen.

1943 wurde in Washington D.C. das Jefferson Memorial eröffnet.

Der bekannte Filmschauspieler Lee Marvin war ein direkter Nachkomme Jeffersons.

Literatur

  • Noble E. Cunningham: Jefferson vs. Hamilton. Confrontations that shaped a nation. Bedford, Boston, Mass. 2000, ISBN 0-312-08585-0
  • Joseph J. Ellis: American Sphinx. The character of Thomas Jefferson. Knopf, New York 1997, ISBN 0-679-44490-4
  • Ekkehart Krippendorf: Jefferson und Goethe. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2001, ISBN 3-434-50210-6 (nicht nur für Jefferson eine problemorientierte, sehr erhellende und gut lesbare Darstellung)
  • Dumas Malone: Jefferson and his time. Little Brown, Boston, Mass. 1981 (biographisches Standardwerk)
  • Merrill D. Peterson: The Jefferson Image in the American Mind. Oxford Univ.Pr., New York 1985, ISBN 0-19-500698-4

Referenzen

  1. Merrill D. Peterson, Thomas Jefferson: Writings, p. 1236
  2. Vgl. hierzu den ausführlichen Artikel der englischsprachigen Wikipedia [1]
Commons: Thomas Jefferson – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien