Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Oktober 2017 um 11:01 Uhr durch Equord(Diskussion | Beiträge)(→Güter). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Bismarck ist der Name eines alten deutschen Adelsgeschlechts, das im 13. Jahrhundert unter den Stadtgeschlechtern von Stendal erscheint. Der bedeutendste Vertreter der Familie war der erste deutsche Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck aus der Linie Schönhausen.
Geschichte
Stammtafel des Geschlechts (früheste Generationen)
Die Stammlinie der Bismarcks lässt sich bis 1270 zurückverfolgen. Der erste erwähnte Vertreter der Familie war der Vorsteher der Gewandschneider-Gilde und vermutlich auch Bürgermeister der Stadt Stendal, Herebord von Bismarck.[1]
Die Familie wurde 1345 von den Wittelsbacher Kurfürsten von Brandenburg wegen besonderer Leistungen des Nicolaus von Bismarck im Verwaltungsdienst mit dem Schloss Burgstall belehnt.[2][3] Dazu gehörte auch das Vorwerk Briest, auf dem sehr viel später, im Jahre 1624, ein Schloss in den Übergangsformen von der Spätrenaissance zum Frühbarock errichtet wurde, welches sich - nach Enteignung 1945 - heute wieder im Familienbesitz befindet. Auch der Ort Döbbelin zählt zu den ältesten Besitzungen des Geschlechts, das im Landbuch Kaiser Karls IV. dort bereits 1344 mit oben genanntem Nikolaus von Bismarck als Besitzer erscheint; das Gutshaus Döbbelin entstand aber erst 1736; auch dieses Gut wurde - nach Enteignung 1945 - inzwischen von der Familie wieder eingerichtet. Zu den ältesten Besitzungen zählte ferner Uenglingen, das ab 1375 bis Ende des 19. Jahrhunderts der Familie gehörte.
1562 musste der altmärkische Besitz um Burgstall gegen die Propstei Crevese in der Altmark/Wische und die ostelbischen Besitzungen Schönhausen und Fischbeck eingetauscht werden, unter der Auflage, dass von nun an diese Orte ebenfalls zur Altmark gezählt wurden. Das Abkommen nannte sich „Permutationsvertrag“. In Folge entstanden die Linie Bismarck-Crevese, die mit Levin-Friedrich und seinem Sohn August Wilhelm
(aus dem Zweig Briest) einen Justiz- und einen Finanzminister Friedrichs des Großen hervorbrachte, sowie die Linie Bismarck-Schönhausen, welcher der Reichskanzler entstammt. 1817 entstand aus der Schönhausener Hauptlinie durch eine Eheschließung der gräfliche Zweig Bismarck-Bohlen auf Karlsburg in Vorpommern.
Wappen
Siegel des Rudolf von Bismarck (1365)Wappen derer von Bismarck (Renaissance-Stil)
Das Stammwappen zeigt in Blau ein mit drei (2:1) silbernen Eichenblättern bestecktes goldenes Kleeblatt. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken schwebt eine goldene Blätterkrone zwischen zwei blau-silbern (auch silbern-blau) übereck geteilten Büffelhörnern.
Die Wappen der Linien sind davon abweichend. Das Wappensiegel des Ludolf von Bismarck zeigt 1465 als Helmzier ein achtendiges Hirschgeweih.[4]
Heinrich I. von Bismarck (ca. 1256–1320), Gildemeister und Ratsherr in Stendal
Rule I. von Bismarck, (um 1280–1340), Ratsherr in Stendal und Mitglied der Gewandschneidergilde
Nikolaus von Bismarck (1307–1377), Stendaler Patrizier, Großkaufmann und Ratsherr, erzbischöflich magdeburgischer Stifthauptmann, markgräflich brandenburgischer Rat und Hofmeister
Nikolaus II. (Klaus II.) von Bismarck (ca. 1342–1403), stand im Dienst des Erzbischofs von Magdeburg
Nikolaus III. (Klaus III.) von Bismarck (ca. 1385–nach 1431), Knappe
Ludolf I. von Bismarck (um 1410–um 1488)
Pantaleon I. von Bismarck (um 1460–1526)
Heinrich III. von Bismarck (… – um 1523)
Friedrich I. von Bismarck (1513–1589), führte 1562 die Verhandlungen bezüglich des Zwangstausches der Burg Burgstall gegen Krevese und Schönhausen. Ist Stammvater aller heute lebender Bismarcks.
Pantaleon II. von Bismarck (1539–1604) → s. Linie Crevese
Ludolf IV. von Bismarck (1541–1590) → s. Linie Schönhausen
Abraham von Bismarck (1544–1589), beteiligte sich mit seinem Bruder Ludolf IV. von Bismarck an den Hugenottenkriegen in Frankreich, geriet dort schwer verwundet in katholische Gefangenschaft. Wurde in einem Grenzstreit von Gutsnachbarn auf Krumke erschossen.
Anna VII. von Bismarck (1580–um 1641), verheiratet mit Ludolf von Münchhausen (1570–1640), Humanist und Gutsherr.
Linie Crevese
Pantaleon II. von Bismarck (1539–1604), Domherr zu Havelberg, Stammvater der älteren Linie zu Krevese
Christoph II. von Bismarck (1583–1655), Domherr zu Magdeburg und kurbrandenburgischer Kriegskommissar der Altmark
Levin-Friedrich I. von Bismarck (1623–1696), kurfürstlich-brandenburgischer Direktor und Kriegskommissar der Altmark
Christoph-Georg von Bismarck (1667–1730), kurfürstlich-brandenburgischer Landrat und Direktor der Altmark, verehelicht mit Anna-Elisabeth von Katte a. d. H. Wust (1670–1714) (Schwester von Dorothea-Sophia v. Katte). Deren Eltern, Hans von Katte und Dorothea-Katharina v. Witzleben, sind die letzten gemeinsamen Vorfahren aller heutigen Bismarcks.
Achatz Christoph von Bismarck (1737–1796), auf Birkholz, Kammerherr und Domherr zu Halberstadt, Johanniterritter
Heinrich Friedrich Wilhelm Achatz von Bismarck (1786–1856), Leutnant und Abenteurer – nahm 1813 im Lützow’schen Freicorps an den Befreiungskriegen teil. 1856 wurde seine Selbstbiografie veröffentlicht.
Georg Wilhelm I. von Bismarck (1741–1808), auf Briest, Welle usw., königlich-preußischer Kriegs- und Domänenrat
Hans Christoph III. von Bismarck (1704–1773), Königl.-preuß. Geheimer Justizrat, Chefpräsident des Stendaler Obergerichts, Vize-Landeshauptmann der Altmark, Ritter des Johanniterordens, Stammvater des Hauses Döbbelin (Döbbelin ist mit Unterbrechung während der DDR-Zeit seit 1344 bis heute im Besitz der Familie)
Christoph Georg Friedrich von Bismarck (1732–1818), Präsident des Obergerichts zu Stendal
Hans von Bismarck (1769–1812), Hauptmann, nahm an Schlachten der Rheinarmee gegen Frankreich teil, Erbherr auf Döbbelin
Heinrich von Bismarck (1799–1832), Leutnant
Friedrich von Bismarck (1803–1879), Premier-Leutnant, Erbherr auf Döbbelin
Klaus von Bismarck (1853–1921), Oberst, Mitbesitzer von Döbbelin
Gertrud von Bismarck (1880–1963), Gutsbesitzerin von Döbbelin, verheiratet mit Wulf Freiherr von Nordeck
Friedrich von Bismarck (1857–1927), Major, Johanniterritter, Mitbesitzer von Döbbelin
Albert von Bismarck (1805–1880), Major
Hans von Bismarck (1809–1889), Major
Hermann von Bismarck (1811–1870), Oberstleutnant
Georg von Bismarck (1813–1861), Major
Johann von Bismarck (1772–1814), Major, kämpfte in der Rheinarmee und in den Befreiungskriegen gegen Frankreich
Heinrich von Bismarck (1735–1806), königl.-preuß. Rittmeister a. D., Landrat
Otto von Bismarck (1767–1816), Major, kämpfte in der Rheinarmee gegen Frankreich
Karl von Bismarck (1770–1813), Major, nahm an Kämpfen der Rheinarmee gegen Frankreich teil
Ernst von Bismarck (1771–1837), Leutnant
Karl Wilhelm von Bismarck (1740–1812), Domherr zu Magdeburg, Geheimer Oberfinanzrat
Hans von Bismarck (1769–1840), Major
Linie Schönhausen
Schloss Schönhausen IIFerdinand von Bismarck (1771–1845) und Luise Wilhelmine Mencken, die Eltern Ottos von Bismarck, als BrautpaarFürst Otto von Bismarck, Gemälde von Franz von Lenbach, 1894Fürstliches Wappen Bismarck nach dem Diplom von 1873
Standeserhöhungen
Folgende Standeserhöhungen erfolgten für den der Linie Schönhausen entstammenden Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898):
Preußischer Grafenstand als von Bismarck-Schönhausen Berlin 16. September 1865 (unbeschränkt vererblich auf alle ehelichen Nachkommen im Mannesstamm)
Preußischer Fürstenstand als von Bismarck (vererblich nach dem Recht der Primogenitur) mit der AnredeDurchlaucht Berlin 21. März 1871 und 27. Januar 1872, Diplom ebenda vom 23. April 1873
(Die Nachgeborenen führen den Namen Graf bzw. Gräfin von Bismarck-Schönhausen)
Stammreihe
Ludolf IV. von Bismarck (1541–1590), kämpfte 1569 in den Hugenottenkriegen in Frankreich, Stammvater des Hauses Schönhausen
Valentin von Bismarck (ca. 1580–1620)
Augustus I. von Bismarck (1611–1670), kurbrandenburgischer Oberst und Kommandant von Peitz ∞ (I) Helene Elisabeth von Kottwitz , ∞ (II) Dorothea Elisabeth von Katte, ∞ (III) Frederike Sophie von Möllendorf
Augustus II. von Bismarck (1666–1732), Landrat der Altmark ∞ Dorothea-Sophia von Katte a. d. H. Wust (Schwester von Anna-Elisabeth von Katte). Deren Eltern, Hans von Katte und Dorothea-Katharina von Witzleben, sind die letzten gemeinsamen Vorfahren aller heutigen Bismarcks.
August Friedrich I. von Bismarck (1695–1742), Oberst, auf Jarchlin
Karl Alexander von Bismarck (1727–1797), Rittmeister
Ernst (Friedrich Alexander) von Bismarck (1763–1820)
Theodor von Bismarck-Bohlen (1790–1873) → s. Zweig Bismarck-Bohlen
Klaus von Bismarck (1912–1997), 1961–1976 Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR), Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages, bis 1945 letzter Besitzer von Kniephof
Friedrich August Ludwig (1809-1893), ab 1831 Graf von Bismarck-Schierstein, herzoglich naussauischer Bundesgesandter
Karl Friedrich Alexander, Graf von Bismarck (1814-1892), naussauischer Major a.D.
Friedrich Wilhelm von Bismarck (1783–1860), württembergischer Generalleutnant, 1816 in den württembergischen Grafenstand erhoben, Teilnehmer an den Napoleonischen Kriegen auf Seiten von Frankreich, erhielt 1809 von Napoleon persönlich das Ritterkreuz der Ehrenlegion
Clara Gräfin von Bismarck (1851–1946), verheiratet mit Ulrich Wille
Valentin Busso von Bismarck (1613–1679), Hauptmann, stand in schwedischem Dienst während des Dreißigjährigen Krieges
Christoph Friedrich I. von Bismarck (1652–1704), preußischer Generalmajor und Kommandant der Festung Küstrin, erster General der Familie, nahm 1685 an der Befreiung Ofens von den Türken teil
Wappen der Grafen von Bismarck-Bohlen im Kreishaus in Greifswald
St.-Gertraud-Hospital
Am 20. Juni 1370 stiftete Nikolaus I. (Klaus I.) von Bismarck zusammen mit den Brüdern Burchard und Johann Zweder aus Stendal das St.-Gertraud-Hospital, welches vor dem Uenglinger Tor zu Stendal liegt. Das Hospital diente nach dem Stiftungszweck zur Aufnahme, Heilung und Pflege heimatloser armer Kranker. Der Stifter Klaus I. von Bismarck behielt für sich und für seine Nachkommen das Patronat über das St.-Gertraud-Hospital auf „ewige Zeit“ vor. Dies Patronat wurde bis 1945 von den Gütern zu Briest, Welle und Schönhausen unterhalten.
Reinfeld (Bis 1945) – Kreis Rummelsburg / Pommern (durch Johanna von Puttkamer in die Ehe mit Otto v. B. gebracht)
Anmerkung:Infolge von Enteignungen im Zuge der Bodenreform und durch Vertreibungen ging 1945 der größte Teil des Grundbesitzes verloren. Nur das in Westdeutschland gelegene Friedrichsruh mit dem Sachsenwald blieb als Sitz der fürstlichen Linie Schönhausen erhalten, wenn auch das Schloss im Krieg zerstört worden war. Einzelne Betriebe wie Döbbelin, Briest und Welle wurden nach der Deutschen Wiedervereinigung von Familienmitgliedern wieder eingerichtet.
↑Adolph Friedrich Riedel, Geschichte des schloßgesessenen adligen Geschlechtes von Bismarck, (= Märkische Forschungen, XI. Band, hgg. vom Verein für Geschichte der Mark Brandenburg, Berlin 1867, Siegeltafel)
Adolf Friedrich Riedel: Geschichte des schloßgesessenen adligen Geschlechtes von Bismarck, bis zur Erwerbung von Crevese und Schönhausen; Denkmal der Dankbarkeit des Vereines für Geschichte der Mark Brandenburg. Berlin 1866. Digitalisat
Georg Schmidt: Schönhausen und die Familie von Bismarck. 1897.
Georg Schmidt: Das Geschlecht von Bismarck. Berlin 1908, Digitalisat