Zum Inhalt springen

Umlaufgesichertes Geld

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Juli 2004 um 15:52 Uhr durch TorsTen (Diskussion | Beiträge) (Diverse Formulierungen - noch viel zu tun.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Umlaufgesichertes Geld ist Geld mit einer zeitlich gestaffelten Verfallsgebühr.

Vertreter dieses Konzepts gehen von der Annahme aus, dass in einem System ohne Umlaufsicherung Geld wegen der Liquiditätsprämie oftmals zurückgehalten wird. Durch die Verfallsgebühr wird eine solche Geldhaltung unattraktiv, die Liquiditätskasse zu Gunsten von Investitionen und Konsum abgebaut..

Beispiele für umlaufgesichertes Geld sind:

Das Prinzip

Eine Umlaufsicherung wird damit erreicht, dass Geldscheine nach einem bestimmten Zeitraum ihre Gültigkeit verlieren und der Inhaber aktiv werden muss, um wieder gültiges Geld zu erhalten. Dies verursacht Kosten für den Geldinhaber. Jeder Besitzer umlaufgesicherten Geldes versucht deswegen, das Geld bald nach dessen Erhalt wieder loszuwerden, da es sonst ungültig wird. Dieses Verhalten sichert den Umlauf des Geldes.

Die Umlaufsicherung eines Geldscheins ist in der Höhe festgesetzt und wird in Anteilen des Nennwertes des Geldscheins auf eine bestimmte Zeitspanne ausgedrückt. Ist die Umlaufsicherung mit Kosten für den Geldscheinbesitzer verbunden, so spricht man bei diesen Kosten von einer Umlaufsicherungsgebühr.

So betrug die Umlaufsicherungsgebühr des Wörgler Schillings 1% im Monat. Die Umlaufsicherung des Gogos beträgt 5% im Jahr.

Umlaufgesichertes Geld ist nicht zu verwechseln mit inflationiertem Geld.

  • Bei umlaufgesichertem Geld (welches keiner Inflation oder Deflation unterliegen muss) ändert sich der Wert, der durch den Nennwert des Geldscheins ausgedrückt wird, nicht. Vielmehr ändert sich der Wert des konkreten Scheins selbst, ohne dass es zu einer Änderung des eigentlich durch ihn repräsentierten Nennwertes kommt. Ein Schein, der kurz vor dem Ungültigkeitsdatum steht, ist weniger wert, als einer, bei dem das Ungültigkeitsdatum noch fern ist, obwohl beide den gleichen Nennwert haben. Durch die Vorankündigung des Umtauschtermins und des Abschlagssatzes ist eine Planbarkeit gegeben.
  • Bei inflationiertem Geld, welches keiner Umlaufsicherung unterliegt, ändert sich der Wert des Nennwertes des Scheins. Beispielsweise könnte ein 100-Euro-Schein in 12 Jahren nur noch so viel Wert sein wie ein 50-Euro-Schein heute. Dies würde daran liegen, dass die Kaufkraft der Währung als solche verfällt. Alle Verträge, die auf Euro lauten, z.B. Lebensversicherungen wären dann auch nur noch die Hälfte wert. Bei umlaufgesichertem Geld muss das nicht passieren. Lauten Verträge auf umlaufgesichertes Geld, so muss immer in den Geldscheinen gezahlt werden, die zum Zeitpunkt der Zahlung gültig sind. Diese Geldscheine sind aber noch nicht abgelaufen, haben somit noch etwa fast den vollen Wert.

Man könnte meinen, in der Wirkung sei umlaufgesichertes Geld und inflationiertes Geld gleich, schließlich will jeder es loswerden. Das ist jedoch nicht richtig. Dazu folgendes Szenario:

Nehmen wir an, die Inflation läge bei 5% im Jahr und die Liquiditätsprämie bei 3% im Jahr. Dann würde ein Besitzer inflationierten Geldes sein Geld nur dann verleihen, wenn er mindestens 8% im Jahr Zinsen bekommt. Wäre der angebotene Zinssatz niedriger, so würde der Geldbesitzer keinen Vorteil sehen, in diese Anlage zu gehen. Statt dessen würde er versuchen, sein Geld in eine bessere Wertanlage (z.B. andere Währung) zu tauschen. Dies würde Kapitalflucht, aber keine Investition bedeuten.
Nehmen wir dagegen an, die Höhe der Umlaufsicherungsgebühr liege bei 5% im Jahr und die Liquiditätsprämie bei 3% im Jahr. Scheinbar gibt es keinen Unterschied, nur das hier die 5% praktisch eine Strafe sind der man nur entgehen kann, indem man das Geld vor der Entwertung ausgibt. Es verliert an Wert nur für den der es nicht in Konsum oder Investitionen umsetzt.

Während in der Inflation der Geldwert für alle gleichermaßen sinkt und die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Kreditgeber und Empfänger bestehen bleiben, sinkt beim Freigeld der Wert des Geldes nur für den, der es zurückhält. Auf diese Weise befindet sich die gesamte Geldmenge im Umlauf also im Markt arbeitend, was staatlich gesehen, jede Form von Krediten überflüssig macht. Denn alles was an Krediten theoretisch vergeben werden könnte, befindet sich in der Praxis im Umlauf also nirgendwo auf Dauer. Zu einer Inflation kann es nicht kommen: Geld kann nicht schneller ausgegeben werden als es verdient wird. Das setzt die Obergrenze für die Umlaufgeschwindigkeit. Selbst jede Form von Preiskontrolle erspart sich so, denn wo immer jemand durch hohe Preise einen höheren Gewinn erzielt muss er alles davon wiederumsetzen um der Entwertung zu entgehen. Es gibt keine Möglichkeit das Geld in irgendeiner Form für hypothetische Investitionen zurückzuhalten, es gibt nur 100% Geldumlauf, ein Maximum an Firmenumsätzen bei gezwungendermaßen längerfristig minimaler Bar-Eigenkapitalqoute. In gewisser Hinsicht wächst die Wirtschaft daraus folgend nicht einfach nur, sie explodiert, die Freigeldexpeimente wie von Wörgl und Wära waren so auch überaus erfolgreich und konnten nur von außen durch Interventionen der Staatsbanken gestoppt werden.

Im weitesten Sinne steht Freigeld für eine Form von Kommunismus (Reichtum verboten) wobei man aber Dank der selbtlaufenden Kapitalkreisläufe auf jede Kontrolle über Preise und Löhne verzichten kann, sowie sich die Unternehmerschaft (die im Kommunismus im Verdacht stehenden Ausbeuter) ersetzende dafür aber unflexibel reagierende Planwirtschaft sparen kann.

Heute kämpfen Freigelder vor allem gegen die weitverbreitete Ansicht, man müsse - um Arbeitsplätze zu schaffen - das Geldkapital und die Investoren schonen, es im Land halten, hegen und pflegen. Wo doch Geldkapital nichts anderes ist, als das Geld von einem oder wenigen Besitzenden, das aber ebenso viele haben könnten. Denn die zur Verfügung gestellte Menge bleibt die gleiche, sie müsse also nur gerechter verteilt werden. Genaugenommen wird die Rolle des Kapitals sogar eindeutig negativ gesehen, denn das Kapital predigt sich selbst als die "Investoren" wo aber doch in nichts anderes investiert werden kann, als in eine "zu bedienende Nachfrage". Aber genau diese, ist eben nicht die Folge von Investitionen von wem auch immer, sondern im Gegenteil aus der Bekämpfung von Vermögenskonzentrationen, durch hohe Löhne und Sozialabgaben und minimalen Konsum bei parallelen maximalen Kapitalsteuern, die ja vorwiegend nicht die konsumierenden Bürger zahlen.

Kritik

Da heutige Zahlungen nicht mit physischem Geld, sondern zum überwiegenden Teil als Buchgeld erfolgen, sind die Methoden zur Erhebung von Verfallsgebühren aus o.a. Experimenten nicht brauchbar. Ungeklärt ist daher, wie eine Umlaufsicherungsgebühr für Giralgeld erhoben werden soll, ohne massive Eingriffe in den Datenschutz und das Bankgeheimnis vorzunehmen.


Siehe auch: Freiwirtschaft, Silvio Gesell, Freiland, Wörgl