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Nordhausen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
Wappen Nordhausens Deutschlandkarte, Position von Nordhausen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Nordhausen
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: ca. 180-260 m ü. NN
Fläche: 89,32 km²
Einwohner: 42.765 (31. Dezember 2005)
Bevölkerungsdichte: 479 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99734
Vorwahl: 03631
Kfz-Kennzeichen: NDH
Gemeindeschlüssel: 16 0 62 041
Stadtgliederung: 8 Stadtteile/Stadtbezirke
Adresse der Stadtverwaltung: Markt 1
99734 Nordhausen
Website: www.nordhausen.de
Oberbürgermeister: Barbara Rinke (SPD)

Nordhausen ist eine Stadt in Thüringen am Südrand des Harzes. Sie ist Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises und hat den Status einer Großen kreisangehörigen Stadt.

Nordhausen wurde bei der britischen Bombardierung 1945 zu fast 80 % zerstört. Damit zählt Nordhausen zu den zehn am stärksten durch Bombardierung beschädigten Städte in Deutschland.

Wegen seiner Kautabakfabrik G. A. Hanewacker (gegründet 1817) galt Nordhausen als Zentrum der Kautabakproduktion in Deutschland.

Anfang 2004 wurde die Stadt bei der zweiten Thüringer Landesgartenschau umgestaltet. Der Bund stellte 80 Millionen Euro zur Verfügung.

Geographie

Geographische Lage

Nordhausen liegt südlich des Harzes. Durch die Stadt fließt die Zorge. Das ursprüngliche Stadtgebiet (die heutige "Altstadt") liegt auf einer westlich und südlich abfallenden Anhöhe.

Ortsteile

  • Bielen
  • Herreden
  • Hesserode
  • Himmelgarten
  • Hochstedt
  • Hörningen
  • Krimderode
  • Leimbach
  • Rüdigsdorf
  • Salza
  • Steigerthal
  • Steinbrücken
  • Sundhausen

[[ ab 2007 auch:]]

  • Rodishain
  • Stempeda

Geschichte

Kupferstich von Nordhausen um 1611

Nordhausen wurde am 13. Mai 927 in einer Schenkungsurkunde Heinrichs I. an seine Frau Mathilde erstmals urkundlich erwähnt. Eine frühere Siedlung lässt sich jedoch schon bis ins Jahr 785 nachweisen. Mathilde gründete 961 neben der von Heinrich um 910 erbauten Burg ein Stift, was Handwerk und Gewerbe einen Anreiz gab, sich hier niederzulassen.

1220 wurde Nordhausen von Kaiser Friedrich II. zur Freien Reichsstadt erhoben, 1225 erhielt sie ihr erstes Siegel und um 1260 wurde erstmals ein Rat gebildet. 1277 gab es einen Aufstand der Handwerker und Kleinbürger gegen die Reichsritter. Dabei wurde die Reichsburg zerstört, die erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts neu gebaut wurde. Bei einem weiteren Aufstand am 14. Februar 1375 wurde der Rat gestürzt und seine Mitglieder verbannt. Die Stadt erhielt eine neue Verfassung, und die Handwerker übernahmen die Macht. 1430 trat Nordhausen der Hanse bei. 1500 wird Nordhausen Teil des Niedersächsischen Reichskreises.

1507 wurde die Produktion von Branntwein in der Stadt erstmalig urkundlich erwähnt; er wurde als Nordhäuser Korn bekannt und brachte die Stadt im Mittelalter zu Reichtum. In Spitzenzeiten gab es über 100 Brennereien in der Stadt. 1523 setzte sich in Nordhausen die Reformation durch und die Kirchengüter wurden säkularisiert. In diesem Jahr hielt sich auch Thomas Müntzer in der Stadt auf. Obwohl zwei Stadtbrände (1540 und 1612), der Ausbruch der Pest (1626) und der Dreißigjährige Krieg die Entwicklung der Stadt hemmten, wuchs sie weiter an.

1866 erhielt Nordhausen Anschluss an die Eisenbahn aus Halle (Saale), die Fortsetzung nach Heiligenstadt wurde ein Jahr später eröffnet.

Historische Aufnahme von Nordhausen

Von 1937 bis 1945 befand sich bei Nordhausen das Rüstungszentrum und Konzentrationslager Dora-Mittelbau. Am 3. und 4. April 1945 wurde die Stadt durch Bomber der Royal Air Force zu drei Vierteln zerstört, wobei etwa 8.800 Menschen ums Leben kamen. Am 11. April besetzte die 1. US-Armee (General Hodges) kampflos Nordhausen, die Rote Armee zog am 2. Juli ein.

Am 31. Oktober 1989 fanden auf dem August-Bebel-Platz Demonstrationen mit 25.000 Teilnehmern statt.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):

1802 bis 1946

1950 bis 1996

1997 bis 2004

Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

1 29. Oktober
2 31. August


Geschichte der Branntwein-Herstellung

Heute prägen zwei riesige Kornflaschen das Stadtbild von Nordhausen.

Die Branntwein-Herstellung hat in Nordhausen eine lange Tradition. 1507 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt, als die Stadt begann, die Korn-Produktion zu besteuern und somit die erste Branntweinsteuer Deutschlands einführte. 1545 wurde die Kornbrennerei in Nordhausen wegen Fehlernten und drohender Hungersnot verboten; 1570 erlaubte die Stadt das Kornbrennen wieder. Ähnliches geschah in den nächsten Jahrhunderten (unter anderem auch während der Weltkriege) noch einige Male.

1726 wurden jährlich 1,3 Millionen Liter Branntwein in 69 Brennereien erzeugt. Wenig später, in der Mitte des 18. Jahrhunderts, erreichte die Zahl der Branntweinbrennereien mit 100 ihr Maximum.

1789 wurde ein Reinheitsgebot für die Zutaten des Nordhäuser Korns festgelegt: mindestens zwei Drittel Roggen und maximal ein Drittel Gerstenmalz. Als jedoch 1819 der preußische Staat die Branntweinherstellung aus Kartoffeln zu fördern begann, mischten viele Nordhäuser Brennereien dem Korn Kartoffelsprit bei.

Im April 1945 wurden bei der Bombardierung der Stadt alle Brennereien zerstört oder beschädigt, doch bereits 1948 wurden wieder 200.000 Liter Branntwein produziert. 1949 wurden mit Gründung der DDR landesweit Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) gebildet. Der VEB Nordbrand verdrängte in den folgenden Jahren die verbleibenden Brennereien. Ab 1961 wurde der Nordhäuser Korn auch nach Westdeutschland exportiert. Ende der 60iger Jahre wurden in dem Betrieb über 10 Millionen Liter Spirituosen jährlich hergestellt. Dies entsprach 15 % der DDR-Spirituosenproduktion. 1986 erreichte die Kornproduktion in Nordhausen ihren Höhepunkt, als jährlich 60 Mio Liter Branntwein gebrannt wurden. Nach der politischen Wende 1989/90 halbierte sich die Korn-Produktion. 1991 wurde der Betrieb dann von der Eckes AG übernommen, woraufhin das Produkt deutschlandweit besser vermarktet werden konnte. Im Februar 1994 begann man das ehemalige Museum der Nordhäuser Brennereigeschichte in ein arbeitendes technisches Denkmal mit eigenem Brennrecht von 103.500 Litern reinem Alkohol umzuwandeln. Die dort erzeugten Spirituosen sind so rar, dass sie nicht flächendeckend im Supermarkt verkauft werden können, sondern nur in wenigen Spirituosenläden zu erhalten sind. [1]

Politik

Seit 21. Januar 2004 besteht eine Städtekooperation mit dem benachbarten Sondershausen (Kyffhäuserkreis).

Partnerstädte

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Der Roland von Nordhausen, das Wahrzeichen der Stadt

Die Rolandsfigur am Rathaus erinnert an den Sturz des Rates von 1375. Sie ist Wahrzeichen der Stadt. Das Rathaus selbst erhielt sein heutiges Aussehen um 1610. Um den Stadtkern herum finden sich Reste der alten Stadtmauer.

Theater

Seit der Einweihung 1917 besitzt Nordhausen ein Theater, dass einen wichtigen Kulturbeitrag in Nordthüringen erbringt. Die Vereinigung im Jahre 1992 mit dem deutschlandweit bekannten Lohorchesters Sondershausen leitete die Bildung eines Drei-Sparten-Theaters ein (Musiktheater, Schauspiel, Ballett).

Kirchen & Klöster

  • Altendorfer Kirche „St. Maria im Tale“
  • Dom „Zum Heiligen Kreuz“
    Der Dom von Nordhausen
  • Frauenbergkirche „St. Maria auf dem Berg“ (Restaurierung und Neugestaltung des Außenbereichs im Vorfeld der Landesgartenschau 2004)
  • Petriturm (Restaurierung und Ausgestaltung zur Landesgartenschau 2004)
  • Pfarrhaus und Kirche „St. Blasii“ (Restaurierung der Kirche wegen Einsturzgefahr der Türme und des Dachs abgeschlossen 2004)
  • Torhaus des Spendekirchhofes

Museen und Gedenkstätten

  • Flohburg
  • KZ-Gedenkstätte Dora-Mittelbau
  • Kunsthaus Meyenburg
  • Museum Tabakspeicher
  • Traditionsbrennerei im Web

Sonstige

  • Alte Kautabakfabrik
  • Altes städtisches Wasserwerk
  • Eichamt
  • Harzquerbahnhof
  • Lindenhof

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Triebwagen der Nordhäuser Straßenbahn
Triebwagen der HSB

Durch Nordhausen verläuft die Hauptverkehrsachse Kassel-Halle (Saale). Außerdem ist die Stadt seit 1898 südlicher Endpunkt der Harzer Schmalspurbahnen (HSB).

Die Nordhäuser Straßenbahn setzt seit 2004 Fahrzeuge mit Hybridantrieb auf der Duolinie 10 ein, die innerstädtisch mit Elektromotor und Oberleitung auf den Gleisen der Straßenbahn verkehren und außerhalb der geschlossenen Ortschaften auf den Gleisen der Harzer Schmalspurbahnen von einem Dieselmotor angetrieben werden. Die Strecke führt zunächst quer durch die Nordhäuser Innenstadt und dann weiter zum Nachbarort Ilfeld und verkehrt im Stundentakt.

Folgende weiteren Eisenbahnlinien des Landes Thüringen verkehren auch in Nordhausen:
Stand 2006.

Fernstraßen

Ansässige Unternehmen

Von der "Montania AG vormals Gerlach & König" werden seit 1907 Verbrennungsmotorlokomotiven gebaut. Im Jahr 1912 wird die Montania von der Maschinenbau-Firma Orenstein & Koppel übernommen und in "Orenstein & Koppel AG - Nordhausen" umbenannt. Bis 1935 werden hier 5.299 Lokomotiven hergestellt, bis zur letzten Lieferung 1942 insgesamt 9.371 Stück, darunter vermutlich auch die DR-Dampflokomotiven-Baureihe 50 und die Kriegslokomotive BR 52. Im Januar 1942 wird der Lokomotivbau einschließlich 421 bereits begonnener Lokomotiven nach Prag verlagert. Nach Kriegsende wird der Lokomotivbau in Nordhausen nicht wieder aufgenommen.

Während der Epoche der DDR wurden im "VEB Schwermaschinenbau Nordhausen" unter anderem Bagger hergestellt. Der Betrieb wurde später in "Nordhäuser Bagger- und Stahlbau - NOBAS" umbenannt und gehört jetzt zur "Papenburg-Gruppe".

Bekannt aus der Werbung in den Medien ist die Nordbrand Nordhausen GmbH (Unternehmen der ECKES Firmengruppe), die sich aus dem ehemaligen DDR-Betrieb VEB Nordbrand Nordhausen entwickelt hat.

Bildung

Nordhausen hat derzeit als große kreisangehörige Stadt eine eigene Schulträgerschaft für die Grund-und Regelschulen. Die auf dem Gebiet der Stadt gelegenen Gymnasien (Humboldt-und Herdergymnasium) befinden sich in der Trägerschaft des Landkreises Nordhausen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Das tausendjährige Nordhausen, Verlag des Magistrats der Stadt Nordhausen 1927
  • Bornemann, Manfred: Geheimprojekt Mittelbau - Vom zentralen Öllager des Deutschen

Reiches zur größten Raketenfabrik im Zweiten Weltkrieg, Bernard & Graefe Verlag 1994. ISBN 3-7637-5927-1

  • Bornemann, Manfred: Schicksalstage im Harz - Das Geschehen im April 1945. Ed.Piepersche Verlagsanstalt 1977.
  • Bornemann, Manfred: Die letzten Tage der Festung Harz-Das Geschehen im Apri 1945 Ed.Piepersche Verlagsanstalt 1978.
  • Geiger, Walter: Nordhausen im Bombervisier - Zum Luftkriegsschicksal einer

mitteldeutschen Stadt 1940-1945, Verlag Neukirchner 2000. ISBN 3-929767-43-0

  • Hellberg, Rainer & Schmalz, Fritz: Der Mühlgraben von Nordhausen - Legende und

Wirklichkeit, Druckerei Kirchner e.K. 2003. ISBN 3-00-012886-7

  • Hellberg, Rainer: Nordhausen in alten Ansichten, Europäische Bibliothek 1998.

ISBN 90 288 6544 6

  • Junker, Jörg-Michael: Nordhausen - Ein Postkartenalbum, Geiger Verlag 1992. ISBN

3-89264-744-5

  • Köhler, Horst: Die Glocken vom Petri-Kirchturm - Miniaturen aus eineralten Stadt,

Verlag Neukirchner 1997. ISBN 3-929767-18-X

  • Kuhlbrodt, Peter: Schicksalsjahr 1945 - Inferno Nordhausen, 1995.

ISBN 3-929767-09-0

  • Müller, R.H.Walther: Merwigslinde, Pomei Bog und Königshof, Verlag Neukirchmer

2002. ISBN 3-929767-53-8

  • Rathsfeld, Werner und Ursula: Die Graupenstrasse - Erlebtes und Erlittenes,

C.Kohlmann Druck und Verlag 1993. ISBN 3-922141-14-5

  • Schmalz, Fritz: Alt-Nordhausen, Wartberg Verlag Peter Wieden 1991. ISBN 3-925277- 67-6
  • Schmalz, Fritz, Wolff, Hans-Peter: Nordhausen - Fotografien von gestern und

heute, Wartberg Verlag 1996.

  • Schöter, Manfred: Ein Blick zurück - 45 Jahre unter kommunistischer Herrschaft in

Nordhausen, Verlag E.Jungfer 1991.

  • Vladi, Firouz: Der Bau der Helmetalbahn - Ein Bericht von der Eisenbahngeschichte,

den KZ-Häftlingslagern und der Zwangsarbeit im Südharz in den Jahren 1944-45 sowie den Evakuierungsmärschen im April 1945, Verlag Meck Druck 2000. ISBN 3-932752-55-4

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