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Venedig

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Dieser Artikel behandelt die Stadt Venedig. Für die historische Republik Venedig siehe Republik Venedig, für die nach der Stadt benannte heutige italienische Provinz siehe Provinz Venedig.


Historische Karte von Venedig um 1888

Venedig, italienisch Venezia, ist eine Stadt im Nordosten Italiens an der adriatischen Küste, Hauptstadt der Region Venetien und seiner Provinz.

Venedig hat ca. 280.000 Einwohner (Stand 1999), von denen rund 64.000 in der Altstadt, dem historischen Zentrum leben. Das historische Zentrum Venedigs liegt auf mehreren Inseln inmitten der Lagune an der Mündung des Po. Am wichtigsten sind dabei die durch den Canal Grande in zwei Teile getrennte Hauptinsel und die durch den Canale della Giudecca von der Hauptinsel getrennte Giudecca. Auf dem Festland gehören die "hässlichen Schwestern" Mestre und Marghera dazu. Rund um die Lagune, finden sich weitere Städte wie Lido, Torcello und Chioggia.

Venedig ist eines der beliebtesten touristischen Ziele in Europa und ist auch für seinen Karneval bekannt.

Geschichte

Zur Geschichte der Republik, siehe den Hauptartikel Republik Venedig.

Die Stadt entwickelte sich wohl schon seit der Spätantike in Form verstreuter Siedlungen. Der Name Venedig zeugt von den illyrischen oder proto-slawischen Venetern, die hier ansässig gewesen waren. Die Stadt wurde durch Flüchtlinge aus Oberitalien besiedelt, die sich vor der Invasion der Hunnen 452 und später der Langobarden 568 in den Sümpfen und auf den zahllosen Inseln der Brenta-Mündung verbargen.


Venedig, Markusplatz

Zuerst ein Außenposten des Byzantinischen Reiches, gelang es den Venezianern zunehmende Selbstständigkeit unter Führung eines Dogen und seiner verschiendenen Ratsgremien zu erlangen. Es bildete sich die Republik Venedig heraus, die im Lauf des 14. Jahrhunderts auch auf das Festland übergriff. Bereits im 10. Jahrhundert unterstützte die Stadt ihre einstige Herrin Byzanz gegen die in Süditalien eingefallenen Muslime. Der byzantinische Einfluss in der Stadt ist auch an vielen Bauten spürbar, etwa an der Markuskathedrale, die in einem typisch griechischen Stil gehalten ist.

Im 9. Jahrhundert wurde der Heilige Markus zum Schutzpatron erkoren, er gesellte sich zum Heiligen Theodor. Die Säulen der beiden Heiligen befinden sich noch heute auf der Piazzetta, dem zum Meer weisenden Nebenplatz des Markusplatzes. Die angeblichen Gebeine des Heiligen Markus wurden dabei aus Alexandria gestohlen. Dieser Akt zeugt bereits von einem gestiegenen Selbstbewusstsein. Durch ihre Beziehungen zu Byzanz konnte die Stadt in diesem Raum enorme wirtschaftliche Vorteile lukrieren. Seit sie ihre Flotte gegen die seldschukischen Türken eingesetzt hatte, gestand ihr Byzanz 1081 ein Handelsabkommen zu, das ihr das De-Facto-Monopol im Byzantinischen Reich gab. Im Zuge der ersten Kreuzzüge und bedingt durch diese Handelsprivilegien, die sich auch in einem Kaufmannsviertel in der Hauptstadt niederschlugen, nahmen die Feindseligkeiten zwischen Griechen und Venezianern zu. Anlässlich des Vierten Kreuzzuges nützte der Doge Enrico Dandolo die Chance, sich des reichen Konstantinopel zu bemächtigen und "dirigierte" ihn um. 1204 wurde Konstantinopel erobert und geplündert, das neu entstandene Lateinische Kaiserreich wurde von Venedig dominiert - die Stadt hatte den ersten Höhepunkt ihrer Macht erreicht. Zahllose Kunstschätze strömten von Byzanz in den Westen, so auch die bronzene Quadriga der Markuskirche. Aus diesem Coup folgte allerdings auch ein endloser Konflikt mit Genua, der Ursache für vier verheerende Kriege war. Im letzten Krieg eroberten die Genuesen 1381 sogar das am Südrand der Lagune gelegene Chioggia, aber letztlich mussten sie erfolglos abziehen. Während Genua den Handel über das Schwarze Meer weiterhin dominierte, herrschte Venedig im Levantehandel vor.

Seit dem Fall von Konstantinopel 1453 allerdings musste Venedig seine Positionen im östlichen Mittelmeer nach und nach den Osmanen überlassen, seine Bedeutung nahm auch infolge der Verlagerung des Weltverkehrs auf den Atlantik immer mehr ab. In der Folge übernahm die Luxusindustrie (vor allem die Glasbearbeitung) die Rolle des Levantehandels, ebenso der Tourismus (Venedig und Florenz sind die ersten Orte, die zum grösseren Teil vom Tourismus lebten). Immerhin konnte es Dalmatien und zeitweilig den Peloponnes (unter dem Namen Morea) und einige griechische Inseln halten. Der Niedergang der Stadt im 18. Jahrhundert, zumal der ökonomische und kulturelle, wir in der jüngsten Forschung generell zumeist als Mythos behandelt; politisch war sie sicher unbedeutender als vorher. 1797 verlor die Republik Venedig durch Napoleon ihre Selbstständigkeit und wurde 1815 ein Teil des Lombardo-Venezischen Königreiches. Immerhin war die Stadt nunmehr Hauptstützpunkt der österreichischen Flotte. Im Revolutionsjahr 1848 kurz unabhängig, kam sie im Zuge des Krieges von 1866 an das neugegründete Königreich Italien.

Rialtobrücke in Venedig um 1900

Kunsthistorisch ist Venedig zur Zeit der Renaissance und des Barock von höchster Bedeutung: es war der "Gegenpol" zu Florenz und beherbergte viele Künstler wie Corregio, Giorgione, Giovanni Bellini, Tizian und später Tintoretto und Giovanni Battista Tiepolo. Der venezianische Stil ist dem florentiner komplementär: während in Florenz mehr Wert auf Zeichnung und Komposition eines Bildes gelegt wurde, dominierten in Venedig Licht und Farbe. Die Kunst, einen Gegenstand durch Farbe und Lichteffekte plastisch erscheinen zu lassen, wurde hier erfunden. So wurde auch ein großer Reichtum in der Farbpalette entwickelt. Dieser "Widerstreit" zwischen Florenz und Venedig lässt sich durch die ganze spätere abendländische Kunstgeschichte bis 1900 weiterverfolgen.

Datei:Luftbild Venedig.jpg
Luftbild von Venedig

Hochwasser

Die Gebäude Venedigs sind auf Holzpfählen erbaut, die in verschiedenen Schichten von Ton und Sand eingegraben sind. Venedig ist oft von Hochwasser (acqua alta) bedroht - 1966 ereignete sich eine große Sturmflut. Der Meeresspiegel in der Lagune liegt heute 23 cm höher als noch zu Beginn des 20. Jhdts., teils wegen der inzwischen gestoppten Absenkung des Lagunenbodens durch Wasserentnahme und durch den allgemeinen Anstieg des Meeresspiegels. Diese Entwicklung bedroht die historische Bausubstanz der Stadt.

Ein Schleusensystem an den Hafeneinfahrten soll die Stadt vor den wiederkehrenden Hochwassern schützen. Das Projekt MOSE (modulo sperimentale elettromeccanico) besteht aus 79 Schleusentoren auf dem Meeresgrund, die ab einem Hochwasser von 110 cm über dem Normalpegel durch Druckluft aufgerichtet werden sollen. Die Fertigstellung ist für 2011 vorgesehen.

Kritiker führen gegen das Projekt an, dass der Meeresspiegel durch die weltweite Klimaerwärmung noch weiter steigen könnte und die Ökologie in der Lagunenstadt durch die Schleusen beeinträchtigt wird.

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