Breitscheid (Hessen)
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 41′ N, 8° 12′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Lahn-Dill-Kreis | |
Höhe: | 462 m ü. NHN | |
Fläche: | 31,71 km2 | |
Einwohner: | 4530 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 143 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 35767 | |
Vorwahl: | 02777 | |
Kfz-Kennzeichen: | LDK, DIL, WZ | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 32 004 | |
LOCODE: | DE BTE | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausstraße 14 35767 Breitscheid | |
Website: | www.gemeinde-breitscheid.de | |
Bürgermeister: | Roland Lay (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Breitscheid im Lahn-Dill-Kreis | ||
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Breitscheid ist eine Gemeinde im Lahn-Dill-Kreis in Hessen (Deutschland).
Geografie
Geografische Lage
Breitscheid liegt in 266 bis 614 Meter Höhe am Osthang des Westerwaldes am Dreiländereck Hessen - Rheinland-Pfalz - Nordrhein-Westfalen.
Nachbargemeinden
Breitscheid grenzt im Norden an die Gemeinde Burbach (Kreis Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen), die Städte Haiger und Dillenburg, im Osten an die Stadt Herborn, im Süden an die Gemeinde Driedorf (alle im Lahn-Dill-Kreis) sowie im Westen an die Gemeinden Willingen und Liebenscheid (beide im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz).
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht neben dem Hauptort Breitscheid aus den Ortsteilen Medenbach, Erdbach, Gusternhain und Rabenscheid.
Geschichte
Die älteste erhaltene Erwähnung von Breitscheid, als „Bedinscheit“, stammt von 1230. Der Turm der im Jahre 1309 erbauten Kirche ist bis heute erhalten.
Der überwiegend landwirtschaftlich geprägte Ort machte sich ab dem 18. Jahrhundert seine reichen Tonvorkommen zu nutze, und so entstanden zahlreiche Häfnereien. Im Jahr 1880 hatte Breitscheid 650 Einwohner, davon lebte etwa ein Viertel vom Töpferhandwerk.[2] Mit dem Bau der Schamottefabrik 1899 brach in Breitscheid ein neues Zeitalter an: Viele vormals selbständige Häfner gaben ihr Handwerk auf und wurden Lohnarbeiter in der „Fabrik“. 1916 wurden in Breitscheid 948 und 1925 bereits 1091 Einwohner gezählt.[3]
Ende der 1930er Jahre errichtete die Wehrmacht einen Feldflugplatz oberhalb des Dorfes und im Jahr 1939 erhielt Breitscheid endlich den lange ersehnten Bahnanschluss.
Eingemeindungen
Am 31. Dezember 1971 schloss sich die Gemeinde Rabenscheid freiwillig der Gemeinde Breitscheid an.[4]
Am 1. Januar 1977 wurden auch Erdbach, Gusternhain und Medenbach durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen eingemeindet.[5][6]
Die Kerngemeinde Breitscheid ist der geografische, wirtschaftliche, kulturelle und verwaltungsmäßige Mittelpunkt der Gesamtgemeinde. Mit seinen heute gut 2000 Einwohnern ist das alte Kirchdorf nicht nur der größte Ortsteil, sondern stellt mit seinen sternförmig in alle Himmelsrichtungen auseinander gehenden Straßen einen bedeutenden Verkehrsknotenpunkt des Westerwaldes dar.
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt die Territorien bzw. Verwaltungseinheiten denen Breitscheid unterstand im Überblick:[7][8]
- vor 1739: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft/ Fürstentum Nassau-Dillenburg, Amt Herborn
- ab 1739: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Nassau-Diez, Amt Herborn
- 1806–1813: Großherzogtum Berg, Departement der Sieg, Kanton Herborn
- 1813–1815: Fürstentum Nassau-Oranien, Amt Herborn
- ab 1816: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Herborn
- ab 1849: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Kreisamt Herborn
- ab 1854: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Herborn
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
- ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Dillkreis
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Dillkreis
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Lahn-Dill-Kreis
Einwohnerentwicklung
Belegte Einwohnerzahlen bis 1970 sind:[7]
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Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 6. März 2016 lieferte folgendes Ergebnis,[10] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[11][12]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | ||
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CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 46,9 | 10 | 42,1 | 10 | 39,2 | 9 | 33,9 | 8 | |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | 38,1 | 9 | 34,0 | 8 | 39,3 | 9 | 39,9 | 9 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 18,3 | 4 | 23,9 | 5 | 21,6 | 5 | 26,2 | 6 | |
gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | ||
Wahlbeteiligung in % | 46,9 | 42,0 | 40,2 | 44,8 |
Wappen
Das Wappen wurde am 26. Februar 1988 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.
Blasonierung: „Über einer verkürzten und eingebogenen goldenen Spitze, diese belegt mit einem rotbezungten blauen Löwenkopf und fünf blauen Schindeln, im blauen Feld vorne einen goldenen Topf, hinten schräggekreuzt einen goldenen Schlägel und einen goldenen Hammer.“[13]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Das Töpfermuseum Breitscheid stellt die Entwicklung des Töpferhandwerks dar und zeigt Töpfereiprodukte aus 250 Jahren.
- Das Museum „Zeitsprünge“ im Ortsteil Erdbach – Geologie, Archäologie, Höhlenforschung und Eisenbahngeschichte.
Sehenswürdigkeiten
Ein Teil der Tropfsteinhöhle Herbstlabyrinth wurde zur Schauhöhle ausgebaut und 2009 eröffnet. Im Karstgebiet Breitscheid-Erdbach gibt es außerdem eine Karstquelle, mehrere Dolinen und die Erdbacher Höhlen zu besichtigen, welche man auch über einen speziellen Karstlehrpfad erreichen kann.
Sport- und Freizeitmöglichkeiten
In der Gemeinde Breitscheid gibt es viele Sportvereine, in denen man zum Beispiel Fußball, Tennis, Tischtennis oder Sportschießen betreiben kann. In der Kerngemeinde gibt es eine Sporthalle, in allen Ortsteilen Sportplätze. Im Sommer kann man auf dem Flugplatz Breitscheid Segel-, Motorflug- und Fallschirmsport sowie im Winter Ski-Langlauf betreiben.
Grillplätze und Freizeitanlagen sind in den Ortsteilen vorhanden. Die beiden Fernwanderwege Westerwaldsteig und Rothaarsteig verlaufen durch das Gemeindegebiet.
Wirtschaft und Infrastruktur
In der Kerngemeinde gibt es eine Mehrzweckhalle und auch die anderen Ortsteile verfügen über Dorfgemeinschaftshäuser. In Medenbach gibt es ein unbeheiztes Freibad.
Verkehr
Die Bundesstraße 255 berührt das südliche Gemeindegebiet. Ferner verlaufen die Landesstraßen 3042, 3044 und 3391 sowie zahlreiche Kreisstraßen durch die Gemeinde. Die Autobahn-Anschlussstelle Herborn-West an der Bundesautobahn 45 liegt von der Kerngemeinde etwa sieben Kilometer entfernt.
Der Flugplatz Breitscheid ist auch überörtlich durch seine alle zwei Jahre stattfindenden Großflugtage bekannt.
Früher war Breitscheid über die Bahnstrecke Haiger–Breitscheid an das Schienennetz angebunden. Im Ortsteil Erdbach gab es einen Spitzkehrenbahnhof, der zur Westerwaldquerbahn gehörte.
Bildung
In Breitscheid liegt die Fritz-Philippi-Schule, welche aus einer Grund-, Haupt- und Realschule mit Förderstufe besteht. Im Ortsteil Medenbach gibt es außerdem eine Grundschule. Weiterführende Schulen (Gymnasium) können in Herborn oder Dillenburg besucht werden.
Kindergärten gibt es in Breitscheid, Medenbach und Rabenscheid.
Ansässige Betriebe
Als wichtigste Arbeitgeber in der Gemeinde seien die Firmen Westerwälder Thonindustrie, Georg GmbH, Cartonia Wellpappen, Sahm Holzbau, Schreiner Formen und Hofmann Ceramik genannt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Wilhelm Kegel (1890–1971), Geologe
- Marita Metz-Becker (* 1953), Hochschullehrerin am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft
Mit der Gemeinde verbunden
- Der Pfarrer und Schriftsteller Fritz Philippi (1869–1933) wirkte von 1894 bis 1904 in Breitscheid.
- Die Hammerwerferin Kathrin Klaas (* 1984) wuchs in Breitscheid auf.
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ Hans Becker: Breitscheid, meine Heimat, Verlag Books on Demand, 2005, ISBN 3-8334-3718-9, S. 13
- ↑ Bezirkssparkasse Dillenburg: Die Zeit - das Geld - die Wirtschaft, 1995, S. 103
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 356.
- ↑ Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen vom 13. Mai 1974. In: GVBl. I S. 237
- ↑ K.-H. Gerstenmeier: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen 1977, S. 285
- ↑ a b Breitscheid, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 3. Februar 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Verwaltungsgeschichte Land Hessen bei M. Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990
- ↑ a b [1] Breitsheider Ortschronik
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006
- ↑ Staatsanzeiger für das Land Hessen 1988 Amtsblatt Nr. 11 Seite 622
Weblinks
- Website der Gemeinde Breitscheid
- Website des Zeitsprünge Breitscheid e.V. (vormals Heimat und Geschichtsverein)
- Breitscheid, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Breitscheid In: Hessische Bibliographie[1]
- Linkkatalog zum Thema Breitscheid bei odp.org (ehemals DMOZ)
- ↑ Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren! Info: Bitte auf