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Leidenhofen

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Leidenhofen
Koordinaten: 50° 44′ N, 8° 49′ OKoordinaten: 50° 43′ 35″ N, 8° 49′ 11″ O
Höhe: 219 (215–233) m ü. NHN
Fläche: 6,91 km²[1]
Einwohner: 900[2]
Bevölkerungsdichte: 130 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35085
Vorwahl: 06424

Leidenhofen ist ein Ortsteil der Gemeinde Ebsdorfergrund im Osten des mittelhessischen Landkreises Marburg-Biedenkopf.

Geographische Lage

Das Dorf grenzt südlich an Winnen, östlich an Dreihausen sowie westlich an Hachborn und an der Nordseite an Ebsdorf. Leidenhofen liegt zwischen den Lahnbergen und den Ausläufern des Vogelsberges. Westlich am Ort vorbei verläuft die Landesstraße 3089. Der Ort liegt am Leidenhöfer Kopf mit 393 m Höhe.

Geschichte

Der Kirchturm

Erstmals schriftlich erwähnt wird das Dorf im Jahre 1018, als Kaiser Heinrich II. seine Landgut in Liudenhoue dem Kloster Kaufungen schenkte.[1] In Leidenhofen wohnten diejenigen, die im Königshof Ebsdorf arbeiteten. Das Dorf hieß deshalb zuerst Liudenhoven (Liuden – Leute), der Leutehof.

In erhaltenen Urkunden wurde Leidenhofen weiterhin unter den folgenden Ortsnamen erwähnt:[1]

  • 1327: Ludinhohe
  • 1357: Ludenhaben
  • 1434: Laudinhabin
  • ab 1500: Leidenhofen

Die Kirche wurde schon im 13. Jahrhundert erbaut. Der Turm ist heute noch erhalten. Das Kirchenschiff wurde in den 1960er Jahren abgerissen und erneuert.

Am 1. Juli 1974 wurde Leidenhofen im Rahmen der Gebietsreform in Hessen in die neu gegründete Gemeinde Ebsdorfergrund eingegliedert.[3]

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt die Territorien bzw. Verwaltungseinheiten denen Leidenhofen unterstand im Überblick:[4][1]

Gerichte seit 1821

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Landkreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Leidenhofen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[8] Mit dem Gesetz über die Neugliederung von Untergerichtsbezirken vom 13. Juli 1833[9] wurde Leidenhofen dem Justizamt Treis an der Lumda zugewiesen.

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde durch einen Gebietstausch Treis an das Großherzogtum Hessen abgetreten, Leidenhofen wurde dem Justizamt Marburg zugeschlagen das jetzt zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg wurde. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[10] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[11]

Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die Übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

Belegte Einwohnerzahlen bis 1967 sind:[1]

1467: 24 Hausgesesse
1577: 40 Hausgesesse
1630: 30 Hausgesesse (3 vierspännige, 6 dreispännige, 3 zweispännige, 3 einspännige Ackerleute, 21 Einläuftige).
1681: 31 hausgesessene Mannschaften
1747: 50 Haushalte
1778: 285 Einwohner. Erwewrbspersonen: 3 Schmiede, 2 Wagner, 4 Schneider, 2 Maurer, 8 Leineweber, 1 Bier- und Branntweinwirt, 8 Tagelöhner(-innen)
1838: 414 Einwohner (45 nutzungsberechtigte, 20 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 7 Beisitzer). Familien: 53 Ackerbau, 9 Gewerbe, 10 Tagelöhner.
1861: 476 evangelisch -lutherische, 14 jüdische Einwohner, 4 Mitglieder abweichender Sekten
1961: 555 evangelisch, 61 römisch-katholisch Einwohner. Erwerbspersonen: 149 Land- und Forstwirtschaft, 108 Produzierendes Gewerbe, 29 Handel und Verkehr, 27 Dienstleistungen und Sonstiges.
Leidenhofen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1967
Jahr  Einwohner
1834
  
392
1840
  
444
1846
  
454
1852
  
504
1858
  
502
1864
  
490
1871
  
459
1875
  
470
1885
  
443
1895
  
425
1905
  
453
1910
  
452
1925
  
477
1939
  
490
1946
  
735
1950
  
706
1956
  
638
1961
  
616
1967
  
657
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.

Sehenswürdigkeiten

  • Viele Fachwerkhäuser

Infrastruktur

Im Ort gibt es

  • eine Mehrzweckhalle,
  • die Regenbogenschule, eine Grundschule

Persönlichkeiten

  • Caspar Preis, der Verfasser der Stausebacher Ortschronik, wurde hier geboren

Einzelnachweise

  1. a b c d e Leidenhofen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 19. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Der Ortsteil im Internetauftritt der Gemeinde Ebsdorfergrund, abgerufen im August 2015
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
  4. Verwaltungsgeschichte Land Hessen bei M. Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990
  5. Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 387 (online bei HathiTrust’s digital library).
  6. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 121–123 (online bei Google Books).
  7. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August., (kurhessGS 1821) S. 223-224
  8. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  9. KurhessGesSamml. 1833, S. 129 (online)
  10. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  11. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224)
  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!