Limerick (Gedicht)
Ein Limerick ist ein kurzes, in aller Regel scherzhaftes Gedicht in fünf Zeilen mit dem Reimschema aabba.
In den drei a-Zeilen folgen je drei Amphibracheis auf einander (dadida = leicht - schwer - leicht), in den beiden b-Zeilen je zwei Anapäste (dadadi = leicht - leicht - schwer). Die Regel "Reim dich oder ich fress dich!" gehört zum Spaß und gilt auch für das Versmaß. Dem ersten Fuß der letzten Zeile wird sogar üblicherweise eine leichte Silbe vorangestellt, so dass der Vers scheinbar wie ein Anapäst beginnt, dann aber irgendwo doch zum weiblichen Schluss übergeht.
Rhythmus- und (Reim)-Schema:
- (da)dadida dadida dadida(da) (a)
- (da)dadida dadida dadida(da) (a)
- (da)dadida dadida(da) (b)
- (da)dadida dadida(da) (b)
- (da)dadida dadida dadida(da) (a)
oder
- (da)dadida dadida dadida(da) (a)
- (da)dadida dadida dadida(da) (a)
- (da)dadi dadadi (b)
- (da)dadi dadadi (b)
- (da)dadida dadida dadida(da) (a)
Die Silben in Klammern am Anfang sind optional und die am Ende in Klammern fallen meistens weg.
Die erste Zeile nennt gewöhnlich die handelnde Person und endet meist mit einem Orts- oder Landschafts-Namen, der damit den Reim für die zweite und fünfte Zeile vorgibt. Auf die knappe Darstellung einer Eigenschaft oder Handlungsweise der Person folgt in der letzten Zeile eine überraschend komische Pointe.
Beispiel:
- There was a young lady of Riga,
- who rode with a smile on a tiger.
- They returned from the ride
- with the lady inside
- and the smile on the face of the tiger.
Es gibt auch eine Fassung mit "Niger" anstelle von "Riga". (Das Gedicht wird Cosmo Monkhouse zugeschrieben, 1840–1901, britischer Dichter)
Es gibt "saubere" und "schmutzige" (anzügliche, derbe) Limericks. Egal ob schmutzig oder sauber, ein guter Limerick muss intelligent und witzig sein.
Die meisten Limericks haben keinen Titel. Limericks können auch einen eigenständige Titel haben. Ob diese zulässig seien oder nicht, darüber stritten zum Beispiel Isaac Asimov und John Ciardi in ihrem gemeinsamen Buch: Limericks: Too Gross/or Two Dozen Dirty Dozen Stanzas. Außerdem gibt es zu einigen Limericks auch Illustrationen.
Im alphabetischen Inhaltsverzeichnis werden Limericks oft nach dem letzten Wort des ersten Verses sortiert, das heißt, nach dem wesentlichen Ort bzw. Namen.
Die ersten Limericks tauchten um 1820 in England auf. Bereits früher gab es die Reimform. Den Namen gab (wahrscheinlich) die irische Stadt Limerick oder er ist abgeleitet von dem irischen Soldatenlied "Will you come up to Limerick" (18. Jh.). In Deutschland kamen die Limericks in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts durch die "Blödelbarden" Schobert und Black (die größtenteils die Limericks des Dichterduos Georg Bungter und Günter Frorath aus ihrem Werk „Limerick Teutsch“ vertonten) erneut in Mode, waren aber schon viel früher bekannt.
Bekannte Autoren von Limericks sind u. a. Edward Lear, Ogden Nash und Isaac Asimov.
Edward Lear verwendete meist eine Form, bei der das Reimwort der ersten oder zweiten Zeile in der letzten Zeile wiederholt wurde, vor allem im "Book of Nonsense" (deutsch: "Edward Lears kompletter Nonsens Limericks, Lieder, Balladen und Geschichten. Ins Deutsche geschmuggelt." von Hans Magnus Enzensberger). Später wurde diese Form nur noch selten genutzt. Viele seiner Limericks sind schön illustriert.
Die Möglichkeit, Limericks zu schreiben, ist in verschiedenen Sprachen auf Grund der unterschiedlichen Sprachstrukturen unterschiedlich gut.
Beispiele
- Ein Limerick aus Ole Haldrups Buch der Limericks (Nereus Verlag, Marburg): (korrekter!)
Jener Pkw-Fahrer aus Nizza, Der im Tank seines Wagens nach Sprit sah, Flog kurz drauf mit 'nem Krach Durchs Garagenvordach Einem staunenden Gast in die Pizza.
- Noch ein Beispiel für die absurde Überhöhung vieler Limericks (von Pito):
Es war eine Dame in Monheim, die schrumpfte im Alter gar so ein, daß, ging sie hinaus, sie ritt eine Maus, dirigierte sie mit einem Flohbein.
- Ein sehr schöner englischer Limerick ist dieser:
A limerick packs laughs anatomical Into space that is quite economical. But the good ones I’ve seen So seldom are clean, And the clean ones so seldom are comical.
- Derselbe Limerick in einer Übertragung ins Deutsche:
So ein Limerick bringt – anatomisch – uns zum lachen, ganz knapp, ökonomisch. Doch die guten – Verszauber – sind zumeist nicht sehr sauber und die sauberen meist nicht sehr komisch.
- Noch ein schöner englischer Limerick:
She was peeved and called him "Mister", not because he came and kissed her, but because, just before, when she was out of the door, this same mister kissed her sister.
- Ein schöner Limerick zeigt anschaulich die besondere Skurrilität dieser Gedichtform:
Einem Limerickautor aus Brakel unterläuft eines Tages ein Makel: Jedes Wort eine Zier! Doch der Zeilen nur vier.
- Und auch im Gegenteil läßt der Limerick sich übertreiben:
Es war mal ein Jüngling in Japan, dessen Limericks kamen noch nie an. Fragt man ihn warum, sagt er: 's ist darum, weil ich immer versuche in die letzte Zeile so viele Wörter hineinzustopfen wie mir nur einfallen.
- Noch ein Zerstör-Limerick:
Es sprach mal ein Weiser aus Theben, "nehmen" ist besser denn "geben". Ob Gutes ob Schlimmes Oh gib es nicht, nimm es: ...sprach und nahm sich das Leben.
- Jetzt ein Limerick mit korrekter Zeilenfolge, ungewöhnlich sind aber die männlichen Reime:
Ein Hacker hat boshaft gelacht, und Chaos per Virus entfacht. Der Wurm ist gemein. Und hat obendrein, den Rechner zum Absturz gebracht.
- Ein Limerick, der mathematisch und (jetzt auch) metrisch korrekt ist:
See the integral zee square dee zee
from the one to the third root of three
multiplied by cosine
of just three pi by nine
equals log of the third root of e.
Klapphornverse
Limericks sind unter keinen Umständen mit den verwanden, ähnlich klingenden "Klapphornversen" zu verwechseln. Diese sind abermals kurze, amüsante Gedicht, die aber im Gegensatz zu den Limericks 4 Zeilen haben müssen. Zudem haben sie die Bedingung, dass sie stets mit "zwei Knaben" im ersten Vers beginnen müssen. Das Reimschema lautet aabb, der Rythmus ist simultan zu den Limericks.
Beispiel (unsauberer Reim)
Zwei Knaben fuhren mit dem Dreirad. (a) der eine Knabe war verheirat', (a) der andere Knabe war auch nicht geschieden (b) und beide hatten Hämorieden. (b)
Einige "Klapphornverse"
- Ein klassischer Klapphornvers
Zwei Knaben spielten mit dem Balle, nach Feierabend in der Halle. Der eine Knabe war der Stürmer, der andere Knabe hatte Würmer.
- Ein entfremdeter Klapphornvers (zweite Bedingung nicht erfüllt)
Ein Knabe rief, ich geh aufs Ganze, Ich zäun mich selber auf beim Schwanze. Das Publikum war mäuschenstill, der Knabe rief "April, April !"