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Ermland

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Das Ermland oder Ermeland (lateinisch und polnisch: Warmia) ist eine Region im heutigen Polen zwischen Pomesanien und Samland, an der Ostsee gelegen. Südlich grenzen das Kulmerland sowie die Landschaften Sassen, Galindien und Sudauen an das Ermland. 1772 kam das innerhalb Ostpreußen lokalisierte Fürstbistum zu Ostpreußen. Das heutige Ermland bildet gemeinsam mit dem südlich davon gelegenen Masuren die Woiwodschaft Warmińsko-Mazurskie. Der heute verwendete umgangssprachliche Name Woiwodschaft Warmińsko-Mazurskie, ins deutsche frei übersetzt Woiwodschaft Ermland-Masuren ist mit den deutschen Landschaften Ermland und Masuren nicht deckungsgleich.

Das lateinische Warmia wird der Sage nach auf den Pruzzenhäuptling Warmo zurückgefüht, der Name Ermland auf seine Gattin und Witwe Erma.

Geschichte

Der Deutsche Orden sicherte sich um 1230 Privilegien zur Gründung eines eigenen Staates in Preußen vom Kaiser Friedrich II. und vom Papst. Die Unterwerfung des von heidnischen prußischen Stämmen bewohnten Landes, begonnen vom durch Schenkung des masowischen Herzogs Konrads erworbenen Kulmerland aus, wurde um 1290 abgeschlossen. Der Legat des Papstes, Wilhelm von Modena, teilte im Jahre 1245 Preußen in vier Bistümer: Kulmerland, Pomesanien, Ermland und Samland, die dem Erzbistum Riga unterstellt waren. Jeweils 1/3 eines Bistums wurde als weltliches Herrschaftsgebiet direkt dem Bischof und dem Domkapitel unterstellt. Einzig der Bischof und das Kapitel von Ermland erhielten jedoch ein zusammenhängendes Territorium, das mit Ermland identifiziert wurde, obwohl es dem Namensgebenden Stammesterritorium der Warmen nicht ganz entsprach. Das (Hochstift) Ermland löste sich vom Deutschordensstaat 1466 2. Thorner Frieden und wurde Bestandteil des sog. königlichen Preußen unter der Oberherrschaft der Krone Polens. Es wurde jedoch als autonomes Gebiet bis zur ersten Teilung Polens 1772 vom Bischof und dem Domkapitel regiert. Im 16. Jh. konnte der König von Polen es durchsetzen, daß nur ihm genehme Personen vom Kapitel zum Bischof gewählt werden durften. Mehrere bedeutende Persönlichkeiten aus dem polnischen Hochadel bekleideten seitdem das Bischofsamt, zuletzt der Dichter Ignaz Krasicki ("der polnische Lafontaine")im 18. Jh. Seit 1512 war Ermland direkt dem Papst unterstellt. Im Gegensatz zum umliegenden herzoglichen Preußen wurde das Ermland nicht reformiert und verblieb katholisch. In Folge der ersten Teilung Polens 1772 wurde das Ermland dem Königreich Preußen einverleibt und die weltliche Herrschaft des Bischofs und des Domkapitels aufgehoben. 1945 erfolgte Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung, insbesondere aus dem nördlichen Teil. Ein Großteil der verbliebenen Ermländer verließ das Land als Aussiedler und Spätaussiedler nach 1956 und besonders nach der Unterschreibung der Ostverträge Willy Brandts 1970.

Einige der bekanntesten Persönlichkeiten auf dem ermländischen Bischofstuhl waren Lucas Watzenrode, der Onkel des Astronomen Nikolaus Kopernikus, und Eneo Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II.. Zu erwähnen gilt es auch den Historiker und Gelehrten Martin Cromer, sowie eine der wichtigsten Gestalten und Mitbegründer der europäischen Gegenreformation auf dem Konzil von Trident Kardinal Stanislaus Hosius.


Maximilian Kaller, Bischof von Ermland, wurde bei der Eroberung Ostpreußens durch die sowjetische Rote Armee mit ausdrücklicher Billigung des polnischen Kardinals August Hlond, wie auch der weit überwiegende Teil der Bevölkerung West- und Ostpreußens vertrieben. Maximilian Kaller erhielt Vertriebenenstatus in der Bundesrepublik Deutschland. Im Jahre 1946 wurde er von Papst Pius XII. zum Bischof mit speziellen Vollmachten für die Seelsorge der Heimatvertriebenen ernannt.

Die wichtigsten Städte im Ermland, das von den Flüssen Passarge und Alle durchzogen wird, sind Allenstein, Braunsberg, Frauenburg, Bischofsburg, Rößel und Heilsberg.

Siehe auch: Liste der Bischöfe von Ermland, Liste der katholischen Bistümer

Die Region ist seit 1945 die Heimat der größten ethnischen Minderheit Polens, den Polendeutschen.

Bekannte Ermländer (alphabetisch)